The King Of Keys

Interview Jordan Rudess

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Jordan Rudess wird von vielen zu besten Keyboard-Spielern der Welt gezählt. Der 1956 in New York geborene Musiker entschied sich schon früh, und trotz Ausbildung zum klassischen Pianisten, für die elektronische Variante des Tastenspiels.  Jordan-Poster-02_Preview

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In erster Linie ist Jordan als festes Mitglied der Progressive Metal Band „Dream Theater“ bekannt. Nach dem 1999 erschienenen Album „Metropolis Pt.2 Scences from a Memory“ folgten sieben weitere Studioalben. Währenddessen war der Künstler in zahlreiche Kollaborationen und Solo-Projekte involviert. Seine Alben „Explorations“ und „All That Is Now“ wurden sogar für eine Grammy Nominierung in Betracht gezogen.

Neben seiner Arbeit als Musiker startete Jordan des weiteren eine eigene Online-Schule für Keyboarder und eine Firma namens “Wizdom Music”, die sich auf die Entwicklung von Musik-Apps spezialisiert. Die  Begeisterung für Technologie verschaffte ihm auch die Stelle „Director of Music Experience“ bei der britischen Firma Roli Labs.

KEYBOARDS traf den viel beschäftigten Mann auf der diesjährigen Musikmesse um uns zwischen Live-Showcases und Produktpräsentationen ein paar Fragen zu beantworten.

Jordan, du bist nach wie vor mit Dream Theater unterwegs. Gib uns doch bitte einen Überblick deines aktuellen Stage-Geräteparks.

Das Zentrum meines Bühnen-Setups heute bildet in erster Linie der Korg Kronos. Anstatt  nach alter Schule, viele verschiedene Keyboards zu benutzen, programmiere ich lieber dort die Instrumente und benutze die ausgefeilten Technologie eines starken Gerätes. Ich verwende viele Splits, Layers und Sound-FX. Bei Dream Theater habe ich viele Jobs und bin nicht nur der Keyboard-Spieler, sondern auch das Orchester und der Effektemacher.

Des Weiteren verwende ich noch das Rack-Modul des Roland V-Synth. Der kommt oft bei Lead-Sounds zum Einsatz, besonders wenn ich am Continuum stehe oder meine speziell angefertigte Keytar „Zen Riffer“ benutze.

Auf der letzten Tour hatte ich ein Roli Seaboard dabei, das ich demnächst noch öfter verwenden werde, da es ein sehr weit entwickeltes Instrument ist. Natürlich zählt auch das iPad mit meinen Sound-Apps zu meinen Setup.

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Verwendest du eigentlich noch analoges Equipment?

Auf der Bühne nicht, aber im Studio.

Als ich vom klassischen Piano zum Synthesizer wechselte, war das erste Instrument der Minimoog und ich schätze ihn so sehr, dass ich ihn selbst beim letzten Album von Dream Theater noch mit ins Studio brachte.

Ok, und wie gehst du vor, um analoge Studio-Sounds dann auf die Bühne zu bringen?

Wenn ich im Studio etwas entwickele, das ich nicht sonst mit dem Kronos wiedergeben kann, sample ich die Sounds. Das klappt natürlich gut mit Sound-Effekten, die über eine Taste getriggert werden. Falls es komplexere Sounds, etwa Pads, sind, verwende ich Multi-Sampling um Sie über den Kronos zu spielen.

Ein Beispiel wäre der Beginn von „Enigma Machine“. Der Sound stammt eigentlich aus einem Access Virus aus meinem Studio. Für die Bühne habe ich also eineinhalb Oktaven auf meinen Kronos übertragen und das klappt!

Aber um ehrlich zu sein, mache ich diesen Prozess nicht sehr oft, da ich zumindest bei Dream Theater nicht sehr viele verrückte Patches benötige. Ich brauche Pads, starke Synth-, Orchester-Sounds und nichts ist so esoterisch, das ich es nicht anderweitig finden würde.

Welche Software benutzt du für Sequencing,  Sound-Design oder Song-Writing?

Vor Jahren habe ich mit MOTU Digital Performer angefangen, aber heute verwende ich Apple Logic. Das eignet sich toll für das Songwriting und bietet allgemein viel Freiraum für Kreativität. Unser Engineer stattdessen, verwendet wie viele andere hauptsächlich Pro Tools. Da er eher für das Recording zuständig ist, hat er sich schon alle möglichen schlimmen Schimpfwörter für Logic ausgedacht, hilft mir aber immer beim Exportieren der Stems nachdem die Demos fertig sind.

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Inzwischen läuft also fast alles digital. Vielleicht kannst du noch etwas mehr über deine Apps aus dem Hause „Wizdom Music“ erzählen.

Gerne! Ich habe Wizdom Music in Leben gerufen, da ich schon länger ein großes Potenzial hinsichtlich der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten auf Multitouch-Geräten erkannte. Die erste App war „MorphWiz“, welche auf einem Raster basiert. Von links nach rechts kontrolliert man die Tonhöhe, auf der vertikalen Achse hingegen andere Parameter. Jede gespielte Note hat ein gewisses Eigenleben und lässt sich individuell und beliebig mit Pitch-Bending variieren.

Neben diesen Kontrollmöglichkeiten wollte ich noch den visuellen Aspekt bedienen. Wir haben Bilder gesucht und den verschiedenen Wellenformen zugewiesen. So wird das Sound-Morphing auf ziemlich coole Weise auch für das Auge verständlich. Der Klangerzeuger ist direkt in der App integriert und somit ist kein MIDI erforderlich.


Keyboards 01,16 CoverKeyboards 01/16 – Live On Stage

In der neuen Keyboards-Ausgabe widmen wir uns zunächst dem Live-Spielen auf elektronischen Instrumenten, stellen danach Yamahas neuen Montage vor und machen dann noch einen Ausfallschritt zu Arranger Workstations und stellen zwei Topmodelle führender Hersteller vorstellen. Quasi als Gegenpol zu den großen Geräten, werfen wir außerdem noch einen Blick auf die kleinen Tasten von rucksack-tauglichen Synthies, die nicht nur Spaß machen sondern auch als klangliche (und optische) Ergänzung zur Keyboardburg fungieren. Zuletzt hat sich Wolfgang Wierzyk Sweet Lucy von Raul de Soulza & Gerorge Duke vorgenommen und säuberlich transkribiert.

 

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Eine weitere App nennt sich „SampleWiz“, ein kleiner Sampler für die Hosentasche, der sich konzeptionell zuerst etwas am Casio SK-1 orientierte. Erst später erkannte ich, dass sich durch den Multitouch noch weitere Möglichkeiten eröffneten. Ich habe meinen Entwickler angerufen und ihm gesagt, dass es doch großartig wäre, wenn man den Finger direkt auf der horizontalen Wellenform positionieren könnte, um nur diesen kleinen Teil wiederzugeben, während sich die horizontale Achse um die Tonhöhe kümmert – im Grunde ähnlich, wie bei einem Granularsynthesizer. Es gibt noch einen weiteren Modus, der im Gegensatz zu anderen Samplern, die Länge des Samples beibehält und je nach Tonhöhe die Formanten verändert.

Du präsentierst Produkte für verschiedene Hersteller wie CME, Roli oder Korg. Nun mal Shows und Sponsoring beiseite – welche Features sind dir auf dem aktuellen Markt am wichtigsten und welche würdest du gerne in der Zukunft sehen?

Wir könnten eine Liste meiner Wunsch-Features machen, aber dann müsste ich dir das in Rechnung stellen (lacht). Auf der Bühne ist es mir heute gutes visuelles Feedback wichtig. Wenn das Licht ausgeht, will ich immer noch sehen, was meine Controller tun und wo die Bedienelemente sind.

Ich würde mir besonders von den größeren Firmen wie Korg, Yamaha oder Roland wünschen, mehr auf Multitouch-Geräte zu schauen, mit denen wir alle herumlaufen und die Lücken zu schließen.


Internet:

www.jordanrudess.com

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