Unser Gebraucht-Tipp

Korg Kronos – Music Workstation für Live- und Studio-Einsatz

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Korg_Kronos_Teil_2_Beitragsbild

Viele legendäre Synthesizer wurden nach Planeten und antiken Göttern benannt. Eine Tradition, der auch Korg mit ihrem neuen Workstation-Flaggschiff Kronos folgt. Der Arranger stellt dabei nicht weniger als neun Klangerzeugungsverfahren bereit – ein harter Brocken für die Mitbewerber.

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Dabei ist vieles am Kronos nicht wirklich neu. Die meisten seiner Möglichkeiten und Klangerzeugungsverfahren gab es bereits in Korgs Workstation-Oberflaggschiff OASYS, das inzwischen nicht mehr hergestellt wird und mit einem Preis von ca. 8.000 Euro für den durchschnittlichen Keyboarder unerschwinglich blieb (Test in KB 9.2001, S. 60). Nun aber hat es Korg geschafft, diese Leistung in ein Instrument zu verpacken, das in einer Preisliga mit den Top-Workstations von Yamaha und Roland mitspielt. Als wäre das nicht schon genug, hat Korg die Klangerzeugung des Kronos noch weiter aufgebohrt. Es wird eng für die Konkurrenz, auf deren Reaktion man gespannt sein darf. Sampling, Analog-Modeling, Physical Modeling, Wave-Sequencing, Vector-Synthese – um den unzähligen Möglichkeiten des Kronos gerecht zu werden, reicht ein Testbericht kaum aus, denn jeden der hier vertretenen Synthesetypen darf man als ein in sich abgeschlossenes Instrument betrachten, das – jedes für sich – unglaublich viele Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten bieten kann. Man kann an dieser Stelle schon mal festhalten, dass es Korg gelungen ist, all diese Eigenschaften und Möglichkeiten in einem gut zu handhabenden System zu vereinen. Fürs Erste befassen wir uns aber mit der Bread & Butter-Seite des Kronos.

Übersicht der Hardware

Wer bereits mit Workstations von Korg gearbeitet hat, wird sich auch beim Kronos sofort zurecht finden. Die Anzahl, Anordnung und Funktion der weiß illuminierten Taster und Schieberegler ist weitgehend mit der OASYS identisch. Der Regelbereich der Schieberegler ist mit 30 mm immer noch so knapp bemessen wie bei der M3. Dafür lassen sich die Regler alternativ auch im „Catch-Modus“ betreiben, um Parametersprünge zu verhindern. Ein zusätzlicher Joystick kann zum Steuern der Vector- Synthese oder sonstiger Parameter verwendet werden.
Als Nächstes springt dem Betrachter der sehr große Touchscreen ins Auge, der mit einer Bildschirmdiagonale von 20,5 cm und einer gestochen scharfen 800 x 600 Pixel großen Oberfläche ein äußerst komfortables Eingabeinstrument darstellt. Die Anwahl und Bedienung der z. T. sehr kleinen Elemente kann aber kaum noch mit der Fingerspitze erfolgen.

Hier sollte man auf ein Hilfsmittel zurückgreifen, wofür sich der Radiergummi am Ende eines Bleistiftes eignet. Auf jeden Fall muss der Screen unbedingt kalibriert werden, bevor man damit zu arbeiten beginnt. Kronos gibt es typischer Weise in drei Tastaturversionen. Die kleinste bietet 61 leichtgewichtete Synthesizertasten. Neu ist, dass nicht nur die Variante mit 88, sondern auch die mit 73 Tasten über eine gewichtete Tastatur mit Hammermechanik verfügt. Hier wird der Tatsache Rechnung getragen, dass sich die hervorragenden Klavier- und E-Piano-Sounds des Kronos nur über gewichtete Klaviaturen entsprechend spielen lassen – und gerade in diesen Genres hat das Instrument extrem viel Gutes zu bieten. Die RH3-Tastatur ist bereits vom OASYS, M3 und SV-1 bekannt. Sie spielt sich präzise und griffig und vermittelt dank unterschiedlich starker Gewichtung von Bass und Diskant ein ausgewogenes Spielgefühl. Sämtliche Versionen bieten außerdem Aftertouch.


№2/3 2017

  • Editorial
  • Facts & Storys
  • Modular Kolumne
  • Mit Mark Forster auf Tour
  • MANDO DIAO IM INTERVIEW
  • Amy Lives: Xanthoné Blacq
  • Ströme− Eurorack Clubbing
  • MARIO HAMMER & THE LONELY ROBOT
  • Peter Pichler: Bewahrer des Trautoniums
  • NONLINEAR LABS C15
  • AKAI MPC LIVE
  • GIPFELSTÜRMER: NOVATION PEAK
  • Auf Lichtung gesichtet: Bigfoot
  • Gute Vibes im Museum
  • DIE HOHNER-STORY
  • Transkription − Chuck Leavell: Song For Amy
  • Impressum
  • Inserenten, Händler
  • Das Letzte − Kolumne

High Definition & Streaming

Da wir die verschiedenen Klangsynthesen des Instruments noch gesondert vorstellen werden, konzentrieren wir uns hier auf die Basis – und dies ist der samplebasierte HD-1 High Definition Synthesizer, welcher der OASYS- und der M3-Klangerzeugung ähnelt. Er kann anstatt vier jedoch bis zu acht Multisamples ansprechen und somit z. B. wesentlich detailliertere Velocity-Switches generieren. Der HD-1 greift zunächst auf einen ROM-Speicher von 316 MB PCM-Daten zurück (mit 1.505 Multi- sowie 1.388 Drum-Samples) und beherrscht auch Wave-Sequencing und Vector-Synthese der legendären Korg Wavestation.

Besonderheit und einmalig unter den Top- Workstations ist die Möglichkeit, Sample-Instrumente von mehreren Gigabyte Größe zu spielen: Die „Virtual Memory Technology“ (VMT) macht’s möglich. Die Samples der EXs-Instrumente werden in Echtzeit von der HD „gestreamt“. Anstelle einer herkömmlichen Festplatte wird hier ein 30 GB großes Solid-State-Drive verwendet, das im Vergleich zu Harddisks nicht nur robuster ist und völlig verschleißfrei arbeitet, sondern gerade beim Zugriff auf eine große Anzahl von Sampledaten einen immensen Geschwindigkeitsvorteil bringt. Ein Akustikflügel beispielsweise ist daher ohne Ladezeiten sofort spielbar und bietet eine Fülle von Klangdetails, wie sie derzeit keine andere Hardware-Workstation bieten kann. Quälend langsames Uploaden von Samples in ein Flash-ROM? Nicht beim Kronos.

Sounds bis zum Abwinken

Serienmäßig bringt das SSD des Kronos ein 10 GB umfassende Sound-Library mit. Die EXs-Sample-Erweiterungen enthalten vielfältiges Klangmaterial. EXs 1 und 5 sind ROM Expansions mit 284 und 507 MB, welche die ROM-Samples um zusätzliche Dynamikstufen, Varianten, Sprach- und Effekt-Samples bereichern. EXs 2 Concert Grand Piano bietet mit 465 MB einen umfangreich digitalisierten Flügel in vier Dynamikstufen. EXs 3 Brass & Woodwinds ist mit 702 MB eine umfassende Sammlung von Holz- und Blechbläserklängen jeglicher Couleur mit vielfältigen natürlichen Artikulationen, die Bestandteil der Samples sind und auf Abruf bereitstehen. Sie begeisterten zuletzt als Update des OASYS (Test in KB 2.2008, S. 69). Vintage Keyboards heißt die EXs 4 und ergänzt 180 MB zusätzlicher Akustik- und E-Piano-Samples – darunter weitere Rhodes-, Wurlitzer- und Clavinet-Varianten sowie zwei historische Steinway-Flügel. EXs 6 SGX-1 German D Piano und EXs 7 SGX-1 Japanese C Piano beherbergen mit 3,6 und 3,9 GB (!) das Klangmaterial des weiter unten beschriebenen „SGX-1 Premium Pianos“. Die beiden letzten Erweiterungen EXs 8 Rock

Ambience Drums (226 MB) und EXs 9 Jazz Ambience Drums (663 MB) stellen hochwertige Schlagzeugklänge bereit. Das Tolle dieser beiden Sammlungen sind die zahlreichen Variationen der einzelnen Instrumente. Außerdem wurden sie nicht nur trocken, sondern zusätzlich in verschiedenen Räumen aufgenommen. Das sorgt für ein insgesamt natürlich sehr wirkendes Klangverhalten. Alle weiteren Syntheseverfahren sind sogenannte EXi (Expansion-Instrumente), von denen es Acht zur Auswahl gibt. Das erstmals im Kronos vorgestellte SGX-1 Premium Piano arbeitet ebenfalls mit Streaming-Technologie. Es basiert auf den Samples zweier Flügel, deren gigantisches Klangmaterial in den EXs 6 und 7 schlummert. Das Fantastische an ihnen ist, dass Samples jeder einzelnen Klaviertaste in acht Anschlagstärken und in voller Länge ohne Loops vorliegen! Das macht die vielen GB an Material verständlich. Es ist herrlich, beim Spielen dem natürlichen Ausklingverhalten der Klaviernoten zu folgen. Daneben werden weitere Samples der Saitenresonanzen sowie charakteristischer Geräusche von Tasten und Fußpedal in die Sounds integriert. Das Zusammenwirken der Klangdetails kann man zudem fein justieren – den Flügeldeckel etwas schließen, mehr Saitenresonanzen, größerer Dynamikbereich im Pianissimo, und schon hat man aus dem Konzertflügel einen ganz intimen Sound gebaut. Ganz großes Kino!

Das EP-1 MDS Electric Piano dient der stufenlos dynamischen Reproduktion klassischer E-Piano-Sounds. Zwar sind auch hier zahlreiche Samples Grundlage der Klangerzeugung, die einzelnen Anschlagstärken werden aber dank ausgefuchster Verfahren übergangsfrei und ohne wahrnehmbare Loop-Phase wiedergegeben. Zudem können das Verhalten der Klangstäbe (Tines/Rhodes) und Zungen (Reeds/Wurlitzer) fast wie bei einem Physical-Modeling-Instrument dezidiert verändert und der Klang um charakteristische Geräusche ergänzt werden. Daneben stehen passende Imitationen von Vintage-Effekten und Verstärkern klangformend bereit. Diese Kombination konnte bereits beim SV-1 begeistern und trug nicht unerheblich zum authentischen Gesamtsound bei. Man muss bei diesem Vergleich aber festhalten, dass die reinen E-Piano-Sounds des Kronos die des SV-1 in puncto Detailtreue, Klangverhalten und Dynamikauflösung noch überragen. Die weiteren sechs vielseitigen Klangerzeuger, die im Kronos bereitstehen, machten bereits OASYS zum fantastischen Multiinstrument. Darunter finden sich der AL-1 Analog Synthesizer, die CX-3 Tonewheel Organ und

der universelle STR-1 Plucked Strings Synthesizer. Die beiden Synthesizer MS-20EX und PolysixEX und der MOD-7 Waveshaping VPM Synthesizer ergeben eine umfassende Auswahl der State-of-the-Art-Syntheseformen. Damit befassen wir uns eingehend im nächsten Heft. Wichtig zu wissen für den Live-Einsatz ist aber, wie man die die maximale Polyfonie der EXi-Instrumente einschätzen darf.

Die Anforderungen an die Prozessorkapazität variiert mitunter. Das System verteilt die Ressourcen dabei eigenständig auf die einzelnen Komponenten. Wer auf Nummer sicher gehen will: Man kann stets die Auslastung der Ressourcen grafisch anzeigen lassen – hilfreich beispielsweise bei der Kombination der verschiedenen EXi-Instrumente in einem PROGRAM oder in COMBINATIONS.

Die Dreh- und Schieberegler bieten unmittelbaren Zugriff auf zahlreiche Parameter des Kronos. Der Vector-Joystick ersetzt den von der M3 bekannten X/Y-Mode, bei dem das Display als Touchpad Verwendung fand. Die fehlenden Pads dagegen können auf dem Display simuliert werden. (Bild: Dieter Stork)

Sampling

Selbstverständlich kann man Sounds über die Audioeingänge sowie die interne Performance sampeln oder User-Samples importieren. Letzteres ist in den Formaten AKAI S1000/3000, Sound-Font 2.0, AIFF und WAVE möglich. Beachten muss man hier lediglich, dass User-Samples nicht von der Streaming-Technik profitieren können und daher komplett in den RAM-Speicher geladen werden müssen. Wer viel eigenen Sample-Content nutzt und dabei möglichst viele EXS-Instrumente im Zugriff haben will, wird sich mehr RAM wünschen. Um das zu erklären, müssen wir uns die Speicherarchitektur genauer anschauen: Die Kronos-Instrumente sind alle serienmäßig mit 2 GB RAM ausgestattet, von welchem sich das Betriebssystem bereits ca. 1 GB krallt. Das verbleibende Gigabyte teilen sich dann die EXs-Libraries und die User-Samples. Wird die Datei „Preload.KSC“ für die Verwendung der Werksprogrammierung geladen, stehen dem Sampler noch 148 MB Speicherplatz zur Verfügung. Im Global-Menü kann man aber darauf Einfluss nehmen, welche Instrumente tatsächlich genutzt werden sollen und wie viel RAM für eigene Samples zur Verfügung stehen soll.

Sequenzer
Der interne Sequenzer bietet neben 16 MIDI-Spuren auch Harddisk-Recording mit bis zu 16 separaten Audiospuren! Aufgezeichnet wird mit wahlweise 16 oder 24 Bit bei 48 kHz, und die Daten können auf der internen Festplatte gespeichert werden. Man benötigt also nun im Gegensatz zur M3 selbst bei aufwendigen Projekten mit viel Audiodaten nicht zwangsläufig einen Computer. Fertig gemasterte Projekte können auf einem über USB angeschlossenen CD-Brenner direkt als Audio-CD gebrannt werden. Die Effektabteilung ist mit insgesamt 16 Prozessoren ähnlich umfangreich und flexibel. Es können bis zu 12 Insert-, zwei Master sowie zwei Total-Effekte gleichzeitig verwendet werden. Damit lassen sich nun fast alle der bis zu 16 Programs einer Combi auf einen eigenen, klangformenden Insert-Effekt routen. Die Master-Effekte sind prinzipbedingt eher für Raumklangeffekte wie Reverb und Chorus gedacht, während die Total-Effekte insbesondere beim Mastering zur Anwendung kommen. Dennoch bieten sämtliche Effektprozessoren jeweils die gleichen 185 Algorithmen mit verschiedensten z. T. sehr komplexen Effekten und Effektkombinationen. Für jeden Algorithmus sind dabei bereits ab Werk hilfreiche Presets vorhanden, unter denen schnell passende ausgewählt sind. Es lassen sich auch eigene Presets anlegen und speichern. Die Effekte von Korg klangen schon immer sehr edel und klar, wofür bereits in der M3 das Resonant Structure and Electronic Circuit Modeling System verantwortlich war. Es simuliert hierbei nicht nur Oberflächenmaterialien, sondern auch technische Bauteile wie Lautsprecher und Mikrofone oder gar einzelne Transistoren und Röhren. Die Modulationsmöglichkeiten zahlreicher Effektparameter sowie Side-Chain-Wege lassen viel Raum zum Experimentieren.

Der Klang des Giganten

Wer die M3 mag, wird den Kronos lieben. Und bei so viel Flexibilität bei in den Klangerzeugungsverfahren und gigantischem Vorrat an Wellenformen verwundert es nicht, wenn man beim Kronos nicht mehr von einem typischen, gerätespezifischen Klangbild sprechen kann. Selbstverständlich liegen über allen Sounds die edlen Effekte, welche erheblich für den Korg-typischen Sound verantwortlich sind. Hinzu kommen die neuartigen Klänge, welche von den EXi-Instrumenten erzeugt werden und die teilweise ihre eigenen Effekte mitbringen. Letzteren ist darüber hinaus gemeinsam, dass sie wesentlich dynamischere Sounds produzieren können, als es eine herkömmliche Klangerzeugung allein auf Samplebasis vermag. Zudem sind feinere Eingriffsmöglichkeiten in die Klangformung möglich. Umfangreiches Samplematerial – hier vermisst

man nichts. Das Instrument bringt ab Werk über 1.536 Programs, 480 Combinations und 78 DRUMKITS mit. Weitere befinden sich ladebereit auf der Festplatte. Für die Wiedergabe von General-MIDI-Daten stehen zudem 256 weitere GM-Programs und 9 GM-Drumkits bereit. Die Programs umfassen alle erdenklichen Instrumentengattungen und bieten meist zahlreiche Varianten und Alternativen mit unterschiedlichen Effekt- und EQ-Einstellungen. Hier kann man bei der Soundauswahl für Eigenkompositionen und Live-Anwendungen aus dem Vollen schöpfen. Zahlreiche Sounds wurden in Zusammenarbeit mit namhaften Keyboardern wie George Duke, Herbie Hancock,

Jeff Lorbeer, Jordan Rudess, Tom Coster und Frank McComs speziell für Kronos programmiert. Dabei handelt es sich insbesondere um fein justierte Klavier-, E-Piano- und Orgelsounds, die von den oben erwähnten Syntheseverfahren und Sample-Erweiterungen munter Gebrauch machen. Druckvolle Synthesizersounds sind dank der virtuellen Klangerzeuger in großer Zahl und Vielfalt vorhanden. Aber auch die samplebasierten Orchesterinstrumente überzeugen in vollem Umfang – nicht zuletzt die exquisiten Holz- und Blechbläser. Und sollte doch mal etwas fehlen, können andere Samples importiert und in die Kronos-Klangerzeugung integriert werden. Sicher werden auch Drittanbieter zukünftig weitere Soundsets für den Kronos anbieten – sein Konzept schreit geradezu danach. Der Soundhersteller Karo-Sounds hat bereits die Anpassung seiner OASYS-Soundsets angekündigt.

Kronos im Live-Einsatz

Der neue Set-List-Modus ist eine tolle Sache für Live-Keyboarder. Hier lassen sich die benötigten Sounds – egal ob Einzelklänge, Klangkombinationen und Songs – innerhalb einer Bank hintereinander speichern lassen. Man braucht also nicht zwischen den Modi des Instruments umschalten. Eine von 128 möglichen Set-Listen verfügt über 128 Speicherplätze, die sich bequem über das Display umschalten lassen. Die Felder der Speicherplätze sind selbstverständlich durchnummeriert und zeigen Art, Namen sowie Speicherplatz des verwendeten Sounds. Zusätzlich kann jeder Speicherplatz auch editiert mit einer Bezeichnung und einem Text von maximal 512 Zeichen Länge versehen werden. Ein weiterer Clou ist Korgs „Smooth Sound Transitions“-Technologie, die dafür sorgt, dass Klänge beim Umschalten nicht abreißen, sondern gehalten und dann langsam ausgeblendet werden. Dabei ist es völlig egal, um welche Art Sound es sich handelt. Es ist also beim Live-Einsatz vorstellbar, nicht nur zwischen Einstellungen für verschiedene Stücke umzuschalten, sondern sogar während des Spielens spezielle Register für einzelne Song-Parts wie Intro, Strophe, Refrain und Solo zu verwenden. Da die Noten beim Umschalten nicht abreißen, kann z. B. der letzte Orgel-Akkord in der linken Hand noch gehalten werden, während die rechte Hand umschaltet und den neu gewählten Solosynth spielt. Dieses Feature ist jedoch von der Prozessorkapazität des Kronos abhängig und kann beim Umschalten allzu aufwendiger Combi-Layer-Sounds unter Einsatz ressourcenhungriger Syntheseformen und zahlreicher Insert-Effekte ggf. nicht umgesetzt werden.
Die Presets bieten bereits viele brauchbare Sounds für den Live-Einsatz. Gerade die vielen Variationen machen es einfach, in jeder Kategorie etwas Passendes zu finden, um damit dann eine für den Live-Einsatz optimierten Bank anzulegen. In manchen Fällen sollte man die Effekt-Gestaltung etwas entschärfen – vor allem die der Reverbs, aber das kennt man ja auch von anderen Instrumenten nicht anders.

(Bild: Dieter Stork)

Kronos im Studio

Sounddesigner finden im Kronos ihr Eldorado. So umfangreiches Klangfutter und völlig verschiedene Syntheseverfahren gab es bisher noch nie in einem Instrument. An jedem Sound kann bei Bedarf bis ins kleinste Detail geschraubt und der Klang optimiert werden. Dabei hat jede Klangerzeugung ihre Vorzüge und speziellen Einsatzgebiete. Sie bieten darüber hinaus ein großes Feld an Experimentiermöglichkeiten – insbesondere in ihrer Verknüpfung. Auch die Effekte können in ihrer Vielfältigkeit ins Sounddesign mit einbezogen werden, da auch sie zahlreiche in Echtzeit steuerbare Parameter bieten. Die möglichen Modulationsverbindungen sind fast grenzenlos. Die Prozessorleistung des Kronos sorgt glücklicherweise dafür, dass das System selbst dann nicht in die Knie geht, wenn man die ganze Vielfalt nutzt. Es sind stets ausreichend Ressourcen zum Umsetzen leistungshungriger Effekte und Klangerzeuger vorhanden.
Die hier gebotene Vielfalt will auch beherrscht werden, so sollte man sich schon ein wenig Zeit für die ersten Schritte nehmen. Wer aber schon mit anderen Workstations von Korg und deren samplebasierter Klangerzeugung gearbeitet hat, wird sich auch im Kronos schnell grundlegend zurechtfinden. Eine große Unterstützung ist in diesem Zusammenhang die implementierte Online-Hilfe des Instruments. Betätigt man den HELP-Taster, der sich direkt neben den Modus-Wahltastern befindet, erscheint ein umfangreicher Hilfetext auf dem LCD, wie man es von Computersoftware schon lange gewohnt ist. Hier sind weite Teile der englischen Bedienungsanleitung mit thematischen Verknüpfungen samt Index hinterlegt. Je nachdem in welchem Modus und auf welcher Displayseite man sich gerade befindet, wird der entsprechende Abschnitt eingeblendet. Weiterführende Links versorgen bei Bedarf mit zusätzlichen Infos. Ein tolles Feature, das Schule machen sollte! Bei Live-Anwendungen kaum zu bemerken, im Studio aber umso auffälliger ist das Laufgeräusch des internen Lüfters. Es ist wirklich nicht laut und schon gar nicht störend, aber man sollte dies bedenken, wenn man Mikrofonaufnahmen in unmittelbarer Nähe des Geräts macht.

Kronos ist ein Klanggigant, der seinesgleichen sucht. Er hat nicht nur die vollständige OASYS-Klangerzeugung implementiert, sondern übertrifft das ehemalige Workstation-Flaggschiff von Korg in vielen Bereichen noch um Längen. Neun verschiedene Synthesevarianten inklusive virtueller Synthesizer, Zugriegelorgel, Physical-Modeling und hochwertigster Samplewiedergabe, die mittels Streaming-Technologie auf über 10 GB Samples zurückgreift, weisen die Mitbewerber in die Schranken. Die exzellente Klangqualität und die vielfältigen Sounds heben sowohl das Set jedes Livekeyboarders als auch die Möglichkeiten von Studiomusikern und Soundtüftlern auf ein unerhörtes Niveau. Erstere bekommen mit dem neuen Set-List-Modus endlich auch ein Organisationswerkzeug ihrer Sounds an die Hand, das den Praxisanforderungen entspricht.


 

+ umfangreiche Soundvielfalt
+ neun verschiedene Klangsynthesen
+ über 10 GB Samplematerial
+ Live-orientierter Set-List-Modus
+ Sequenzer mit 16 Audiospuren

Hersteller / Vertrieb: Korg Inc. / Korg & More
Internet: www.korg.de

Derzeitiger Gebraucht-Preis: Ab ca. 2000 Euro.

UvP / Straßenpreis:

Kronos mit 61 Tasten:
€ 3.569 / ca. € 3.000
Kronos mit 73 Tasten:
€ 4.045 / ca. € 3.400
Kronos mit 88 Tasten:
€ 4.402 / ca. € 3.700

Kommentare zu diesem Artikel

  1. hat ein wahnsinn Sound einarbeitung hat bei mir 2 Wochen gedauert aber es hat sich gelohnt .Habe noch einen Tyros 1 der Klang ist nicht zu vergleichen ,wueder den Korg Kronos 2/ 2015 jederzeit wieder kaufen bin begeistert

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  2. Bin ein zufriedener M3 Besitzer und habe mir bereits mehrere Nachfolger von Korg angesehen. Die mögen ja alle noch so viel besser klingen, aber:
    – Das Display kann nicht mehr geneigt werden
    – Die Schrift ist so klein, dass man selbst mit Brille kaum was erkennt
    – Das modulare Design, wie beim M3 hat Korg über den Haufen geworfen

    für mich ist Korg momentan keine Option mehr. Leider gibt’s auch aktuell kaum andere Hersteller, die vernünftig lesbare, große Touch-Displays verbauen und das im Zeitalter wo diese Technologie kaum noch Kosten verursacht.

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  3. ich bin Life-Musiker und habe den KronosX seit 3Monaten . Absolut überzeugend sind die Epiano , Strings ,Brass und Choir Sounds . Die Pianosounds sind etwas weniger Durchsetzngsfähig als beim Yamaha CP4 aber trotzdem gut , die Orgelsounds (mit Leslie) stehen etwas hinter gutem Soundmaterial +Neo Minivent – Leslie . Auch hier Kritik auf absolutem Spitzenlevel .
    Verzerrte E-Gitarre ist auch auf höchstem Level .
    Für mich ein super tolles Instrument , praktisch ein Alleskönner .

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