Nu’ ma’ piano!

Studiologic Numa Piano – Digitalpiano im Test

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Begonnen hat man mit exzellenten Masterkeyboards, nun gibt es die Fatar-Tastaturen auch mit Tonerzeugung, logischerweise als Orgel (Numa Organ) und Klavier – das Studiologic Numa Piano im Test.

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Endgültig vorbei scheinen die Zeiten zu sein, in denen ein Digitalpiano für die Bühne unbedingt schwarz zu sein hatte. Das Studiologic Numa Piano erstrahlt in einem matten Cremeweiß, die Bedienelemente sind auf schwarzem Hintergrund abgesetzt und haben rote Markierungen. Dies alles passt farblich zu den schwarzen und weißen Tasten der Klaviatur und dem schmalen roten Filzstreifen darüber. Doch ein durchdachtes Farbkonzept ist ja noch nicht alles. Wie sieht es mit der Schnittstelle Mensch/Maschine, vulgo: Klaviatur, aus?

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Studiologic Numa Piano: Herangetastet

Die Tastatur des Numa Piano gehört mit zu den besten und gleichzeitig leichtesten auf dem Markt. Studiologic baut dem Numa Piano die neuste Entwicklung aus dem Hause Fatar ein: Eine gewichtete Hammerklaviatur mit erstaunlich geringem Gesamtgewicht. Stumm gespielt fühlt sie sich hervorragend an, auch für Menschen wie mich, die beruflich die Tasten von „echten“ Klavieren und Flügeln drücken. Bei mehreren Gelegenheiten fand ich beim Stöbern im Internet die Kritik, die Tastatur des Numa Piano sei zu laut. Dem möchte ich ausdrücklich widersprechen. Natürlich hört man Geräusche, wenn man die Tasten betätigt. Und natürlich nervt man „die beste Ehefrau aller Zeiten“ (nach E. Kishon), wenn sie stundenlang nur die Tastengeräusche und nicht den zugehörenden Wohlklang hört. Aber wenn ich dasselbe Klavierstück auf der Platte meines Schreibtischs „spiele“, ist die Geräuschentwicklung nicht wesentlich geringer (nun gut, die Feinheiten des Anschlags gehen dabei etwas verloren …). Sprich: Mit jedem Tastenanschlag beschleunigt man Gewicht, das anschließend wieder abgebremst wird. Das geht eben nicht ohne Geräusch.

Studiologic Numa Piano: Hingehört

Die zwölf Sounds des Numa Piano gehören vielleicht nicht in den High-End-Bereich, sind aber – mit wenigen Abstrichen – von vernünftiger Qualität. Wenden wir uns dem eigentlichen Sinn und Zweck des Numa Piano zu, dem Erzeugen von möglichst authentischen Klängen der unterschiedlichsten Pianos. Die insgesamt zwölf Klänge bestehen zunächst aus zwei Klavieren/Flügelklängen, drei E-Pianos und einem Clavinet; die restlichen sechs Speicherplätze teilen sich zwei Flächensounds (Pads), zwei Orgeln und zwei unterschiedliche Bässe. Beginnen wir mit den – ich nenne sie einmal: – „Zugabe-Sounds“. PAD1 klingt nach einer sphärischen Vokal-Fläche, während PAD2 bei den Streichern einzuordnen wäre.

Sie bilden einen guten Hintergrund für perkussive Melodielinien. ORGAN1 ist das, was man allerorten als „JazzOrgel“ findet, also die ersten vier Drawbars gezogen mit 22/3′ Percussion. Der (mäßige) Rotary-Effekt lässt sich über das Modulationsrad umschalten. ORGAN2 ist eine klein registrierte „Kirchenorgel“, vorzugsweise mit viel Hall zu spielen. Sie geht bei schnellem ROTARY-Effekt auch gut als Gospel-Orgel durch. BASS1 ist ein gezupfter Kontrabass, während schließlich BASS2 einen E-Bass darstellt, der klanglich Richtung „fretless“ geht. Gut gefallen hat mir, dass der gezupfte Bass bei härterem Anschlag hörbar mit den Saiten schnarrt.

Numa Piano_02

Bei den ersten sechs Sounds findet man unter GRAND PIANO erwartungsgemäß den großen, voluminösen Flügel und unter BRIGHT PIANO einen helleren und damit im Bandkontext durchsetzungsfähigeren Klaviersound. Diese beiden Sounds klingen grundsätzlich gut, „knallen“ aber für meinen Geschmack in den hohen und höchsten Lagen nicht genug, um strahlende Akzente setzen zu können, beispielsweise wenn man sich gegen eine Bigband zur Wehr setzen soll. Für den Kopfhörer-Betrieb daheim – für Übungszwecke etwa – macht das Ganze wiederum eine gute Figur.

Die drei E.PIANO-Sounds haben ihre Vorbilder in den Lagern Rhodes, Wurlitzer und FM. Beim E.PIANO 1 ist absolutes Vintage-Feeling angesagt, ein Rhodes-Sound, der sogar etwas zerrt, wenn man richtig reinlangt – wie ich finde ein wenig zu viel des Guten, aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Das CLAVI eignet sich klassischerweise für funky Sounds, wofür ich mir noch einen Wah-Effekt gewünscht hätte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die zwölf Sounds der Numa Pianos eine solide Auswahl an Klängen bieten, die man auch über längere Zeit spielen und hören kann, ohne dass sie unangenehm wirken.

Speicher des Studiologic Numa Pianos

Insgesamt stehen 50 Speicherplätze für eigene Sound-Zusammenstellungen zur Verfügung. Die Sounds des Numa Piano lassen sich sowohl im Split- als auch im Layer-Modus spielen. Dabei notwendige Korrekturen der Oktavlage lassen sich für UPPER- und LOWER-Sound separat einstellen, ebenso die mögliche Einwirkung eines Hold- oder Expression-Pedals und die Effekt-Zuordnung. Sounds, Kombinationen und Effekt-Zuweisungen lassen sich in insgesamt 50 PRESETS abspeichern, wobei die ersten 24 ab Werk bereits belegt sind, aber auch sie können mit Eigenkreationen überschrieben werden.

Effekte und Output

Die Effekt-Abteilung des Numa Piano bietet vier Modulationseffekte plus ein REVERB mit drei Typen. Die Intensität der Modulations Effekte lässt sich über ein Poti stufenlos regeln, während man ihre Geschwindigkeit mit dem Modulationsrad einstellt.

Numa Piano_03

Die Qualität dieser Effekte ist ausreichend gut, lediglich der ROTARY-Effekt ist nur mäßig. Die REVERB-Abteilung geht ebenfalls in Ordnung, auch hier übernimmt ein Poti die stufenlose Regelung des Wet-/Dry-Mix. In der Abteilung OUTPUT lässt sich nicht nur die Ausgangslautstärke regeln, sondern auch das Verhältnis der Split- und Layer-Sounds. Weiterhin ist hier eine 2-Band-Klangregelung verfügbar, die kräftig (±12 dB) in das Klanggeschehen eingreifen kann.

Nicht zu verachten sind die Fähigkeiten des Numa Piano als MIDI-Controller. Über einen Taster und ein Poti hat man Zugriff auf die MIDI-Parameter Bank (MSB und LSB), Program und Channel sowie Oktavlage und Lautstärke des angeschlossenen Gerätes.

Fazit

Das Studiologic Numa Piano hat sich im Test als ein Digitalpiano mit vernünftigem Sound und hervorragender Tastatur erwiesen, das sich flexibel als Masterkeyboard einsetzen lässt. Die Bedienung erfolgt intuitiv über wenige beleuchtete Taster und eine Reihe von Drehreglern, sodass das Spar-Display des Instruments nicht weiter behindert. Das geringe Gewicht des Instruments wird alle freuen, die das Numa Piano mehr als einmal transportieren müssen. Das Instrument zählt sicherlich nicht zu den preisgünstigsten Vertretern seines Marktsegments, kann sich hier aber mit geringem Gewicht und der hervorragender Tastatur behaupten.

 

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