Welcome to the Coma Reactor

Animal Factory Amplifications Racketier Coma Reactor – Effekt fürs Eurorack im Test

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Aus der Stadt Mumbai im Land der heiligen Kühe kommt mit dem Coma Reactor ein Effekt, von dem man vor dem Einschrauben ins heimische Rack noch gar nicht wusste, wie sehr man ihn bisher vermisst hat.

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Dieser Delay-Effekt ist alles, aber nicht gewöhnlich. Um es anders auszudrücken: Wer nach einem konventionellen Delay-Effekt sucht, könnte mit diesem Modul eine unerwartet positive Enttäuschung (falls es sowas gibt) oder wahlweise sein privates blaues Wunder erleben.

Konstruktionselementare Betrachtung

Das Modul von Animal Factory Amplifications wurde um den berühmten und leistungsfähigen PT2399 Delay-Chip von Princeton Technology herum entwickelt und vermittelt zunächst einmal, abgesehen von der wohl coolsten Frontplattengestaltung, die ich seit Jahren gesehen habe, einen eher zahmen und simplen Aufbau. Neben der Möglichkeit, externe Effekte mittels klassischem Send/Return in die Schaltung einzubinden und einem MODCV-Input zur Steuerung der Echodelay-Zeit findet sich dann auch nur noch jeweils ein Ein- und Ausgang (ergänzt um einen uneffektierten, das Eingangssignal spiegelnden Thru-Ausgang auf Unity-Level-Niveau), wie man es von unzähligen Bodentretern gewohnt ist. Der letztliche Mix zwischen Dry und Wet mit jeweils eigenem Regler ist in diesem Zusammenhang ebenfalls eine obligatorisch notwendige Komponente.

“BETRACHTET MAN DAS 10 TE MESSENDE MODUL PRIMÄR ALS EINE ART TEXTUR UND KLANGRÄUME SCHAFFENDES WUNDER-WERKZEUG MIT ÜBERRASCHUNGSEFFEKT, LÄSST SICH MIT DIESEM PRIMA »ARBEITEN«, ODER BESSER GESAGT: KLANGFORSCHUNG BETREIBEN.”

Selbst ist die Oszillation! Jetzt wird es heiß! Über den FeedbackRegler des Coma Reactor wird nicht nur die Signalrückführung an den Delay-Prozessor geregelt, sondern im Hart-Rechts-Anschlag auch ganz ohne externes Signal eine Selbstoszillation von zuweilen epischen Ausmaßen generiert. Verzichtet man dazu noch auf die Verkabelung der Send- und Return-Buchsen, wird das Delay-Signal zusätzlich über einen schrägen Bandpassfilter gejagt, welcher sich mittels rückseitigem Trimpoti stimmen lässt.

Ist ein entsprechender Jumper gesetzt, kann man über den CV-Eingang darüber hinaus auch noch ein Cutoff des Filters zur Kreation Wah-Wah-artiger Effekte aktivieren. Der CV-Eingang hört außerdem auch auf Audiosignale, was zu wirklich unvorhersehbar klanglichen Eruptionen führen kann. Zusammen mit anderen aleatorischen Spielzeugen wie einem Wogglebug kann man mit sehr wenig Hardware so schon einen wirklich interessanten Abend haben. Überhaupt scheint die zugrundeliegende im Bereich von 30 bis 2.000 ms einstellbare Delay-Fähigkeit nicht zu den Haupttalenten des kleinen Reaktoren zu zählen. Betrachtet man das 10 TE messende Modul allerdings primär als eine Art Textur und Klangräume schaffendes Wunder-Werkzeug mit Überraschungseffekt, lässt sich mit diesem prima »arbeiten«, oder besser gesagt: Klangforschung betreiben.

Meow!

In der Bedienungsanleitung wird in diesem Zusammenhang netterweise (unmittelbar unter der Anweisung, das Gerät nicht zu essen!) darauf hingewiesen, dass der Coma Reactor in der Lage ist, Katzen merklich zu verärgern, diese »Nebenwirkungen« aber natürlich völlig normal seien. Menschen ohne Katze sind aber keineswegs fein raus, sondern werden ermutigt, schnellstmöglich eine zu adoptieren – sofern eine Allergie dem nicht im Wege steht.

Future proof!

Zurück zur Regelkraft des Signalpfads: Der namensgebende Coma-Regler ist im Übrigen nur dafür da, die Einspeiselautsärke des Eingangssignals in Richtung Reaktor zu beschneiden – wobei »nur« eine schamlose Untertreibung ist, wenn man erst einmal am eigenen Leib erfahren hat, welch aberwitzige Klänge dem RACKeTIER gerade bei lächerlich niedrigen Pegeln zu entlocken sind. Lust auf mehr macht außerdem eine auf der Rückseite befindliche sechspolige Steckleiste, welche exklusiv zukünftigen Erweiterungen vorbehalten ist. Da geht also noch was!

Auch das Experimentieren mit den beiden implementierten Schaltern, einmal zum Switch der Modulationstiefe und einmal zum Delay-Zeit-Rahmen (30 – 300 ms oder 30–2.000 ms) haben vor allem in letzterem Fall durch unterschiedliche Schmutzgrade einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Gesamtsound.

Conclusion

Dieses schlanke und unaufgeregt wirkende Modul kann einem regelrecht ans Herz wachsen. Fügt es doch dem modularen Gesamtverband eine unverkennbar persönliche Note hinzu, welche nicht so einfach mit anderen FX-Modulen zu realisieren ist. Lässt sich das RACKeTIER gut zähmen? Zum Glück: nein! Kudos to Bombay!


Hersteller/Vertrieb: Animal Factory Amplifications / Alex4
Internet: www.animalfactoryamps.com
Preis: ca. 180,– Euro

Unsere Meinung
+ Klanggewalt
+ kein klassisches Delay
+ KEIN klassisches Delay!
– Katzen könnten ein wenig übersensibel reagieren

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