Mit der LM Drum bringt Behringer eine Neuauflage einer Legende auf den Markt: der LinnDrum mit authentischem Sound. Kaum ein Drumcomputer hat den Sound der 80er-Jahre so nachhaltig geprägt wie Roger Linns Klassiker. Ob in Pop, Funk, Electro oder frühen Hip-Hop-Produktionen – der prägnante Punch und die charakteristische Rauheit sind bis heute untrennbar mit Hits von Prince, Madonna, Peter Gabriel oder Michael Jackson verbunden. Behringer versucht nun, diesen Kultsound möglichst authentisch einzufangen und gleichzeitig mit aktuellen Funktionen ins Hier und Jetzt zu transportieren.
Der erste Eindruck überzeugt: Bereits nach wenigen Takten wird klar, dass die LM Drum den Geist des Originals aufgreift und zugleich genügend kreative Freiheiten bietet, um moderne Produktionen zu bereichern.
Klang und Sound Design der Behringer LM Drum
Im Zentrum steht die 8/12-Bit-Soundengine mit 109 Presets. Darunter befinden sich Originalsamples der LM-1, der klassischen LinnDrum und der späteren Linn 9000. Das Ergebnis ist ein unverfälschter, druckvoller Sound, der sich ohne Mühe im Mix behauptet.
Die Bassdrums treten kräftig auf, die Snares liefern das markante Attack, das man aus zahllosen Produktionen kennt, und die HiHats glänzen mit dem typischen „LoFi-Charme“, der durch die Bit-Reduktion entsteht. Schon nach kurzer Zeit fühlt man sich akustisch zurückversetzt in eine Zeit von Neonfarben, VHS-Kassetten und großen Synthpop-Melodien.
Besonderen Charakter erhält der Klang durch die analoge Signalbearbeitung: Ein 3320-VCF-Filter sowie ein 2164-VCA-Verstärker verleihen den digitalen Samples zusätzliche Wärme und Tiefe. Diese hybride Kombination aus digitalem Material und analoger Veredelung macht den Reiz der LM Drum aus und sorgt für Vielseitigkeit in unterschiedlichsten Produktionsumgebungen.
Darüber hinaus lassen sich eigene Samples per Line-Eingang aufnehmen. Damit ist man nicht allein auf die Linn-Klänge beschränkt, sondern kann die Maschine um individuelle Sounds erweitern, die anschließend mit Filtern und dem integrierten Wave Designer weiter bearbeitet werden können. Laut Hersteller erfolgt die Klangformung pro Stimme – in der Praxis berichten Anwender jedoch, dass die Bearbeitung teilweise eher global greift. Eine Einschränkung, die man im Workflow berücksichtigen sollte.
Auch wenn in der Community immer wieder über minimale Unterschiede zum Original diskutiert wird – etwa leicht andere Transienten oder dezente Artefakte –, bleibt der Grundcharakter klar erkennbar im Linn-Universum und überzeugt durch seinen authentischen Vintage-Ton.
Bedienung und Workflow der Behringer LM Drum
Optisch und in der Anordnung orientiert sich Behringer stark an der historischen LinnDrum, hat aber an entscheidenden Punkten nachgebessert. Die 16 anschlagdynamischen Pads reagieren zuverlässig und sind sogar mit Aftertouch ausgestattet – ein deutlicher Mehrwert gegenüber der ursprünglichen Linn.
Das Display sorgt für Übersicht beim Editieren, könnte aber gerne etwas größer ausfallen. Ein Highlight im Alltag sind die 16 Fader für Lautstärke und Panorama, die das Mixen besonders intuitiv machen. Über dedizierte Voice-Select-Buttons lassen sich die Instrumente direkt anwählen, was den Workflow spürbar beschleunigt.
Herzstück des kreativen Arbeitens ist der 64-Step-Sequencer. Mit Features wie Swing, Flam, Random, Probability, Step/Note Repeat sowie Mute und Solo bietet er weit mehr Möglichkeiten, als das Original je hatte. Ganze 128 Patternsowie acht Songspeicherplätze stehen zur Verfügung. Besonders bei Live-Performances spielen die separaten Bedienelemente für Mute und Solo ihre Stärken aus – hier wird die LM Drum zur echten Performance-Maschine.
Die LM Drum bietet vier zentrale Betriebsmodi: Pattern, Song, Step und Pad. Im Pattern-Mode lassen sich eigenständige Grooves erstellen und abspeichern, die als Basis dienen. Der Song-Mode erlaubt es, diese Patterns in Abfolge zu arrangieren – eine klassische Arbeitsweise vieler Drumcomputer, die allerdings recht verschachtelt wirkt. Im Step-Mode programmiert man Beats im Raster, also Schritt für Schritt, was präzise Ergebnisse liefert, aber durch die Menüführung nicht besonders intuitiv ist. Der Pad-Mode schließlich dient zum direkten Einspielen von Drumsounds über die Pads – hier fehlt es jedoch etwas an Dynamik und Spielfreude.
Im Test zeigt sich: Die Bedienung ist nicht unbedingt selbsterklärend, gerade wer moderne Workflow-Konzepte gewohnt ist, wird sich erst einarbeiten müssen. Hinzu kommt, dass die Zahl der integrierten Sounds überschaubar bleibt – und im Vergleich zu Originalmaschinen oder aktuellen Plug-ins wirkt der Klang nicht unbedingt so „nostalgisch“, wie man es erwarten würde. Diese Kritik taucht auch in Nutzer-Reviews auf: Einige feiern den Charme und die Authentizität, andere hätten sich mehr Vielfalt und direktere Zugänglichkeit gewünscht.
Verarbeitung und Anschlüsse
Das Gehäuse wirkt solide und robust, ganz im Sinne des Originals. Die Pads lassen sich angenehm spielen, die Fader laufen gleichmäßig, einzig einige Drehregler könnten etwas mehr Präzision vertragen.
Ein großes Plus ist die umfangreiche Konnektivität: Neben MIDI In/Out/Thru und USB-MIDI stehen Einzelausgänge für jede Stimme sowie analoge Trigger-Outs zur Verfügung. Damit integriert sich die LM Drum problemlos sowohl ins Studio als auch in ein modulares Setup. Besonders Produzenten, die ihre Drumspuren gerne extern weiterbearbeiten, profitieren von dieser Flexibilität.
Fazit:
Die Behringer LM Drum ist ein spannendes Werkzeug für alle, die den charakteristischen 80er-Sound in ihr Studio holen wollen. Der authentische Linn-Charakter trifft hier auf eine flexible Hybrid-Engine, moderne Sequencer-Funktionen und eine großzügige Anschlussvielfalt.
Wer auf der Suche nach klassischen Drums mit Charakter ist, bekommt hier ein Instrument, das nostalgische Klangästhetik mit zeitgemäßer Ausstattung verbindet. Trotz kleiner Schwächen – etwa dem Fehlen integrierter Effekte und einem etwas knappen Display – überzeugt die LM Drum mit Preis, Klang und Flexibilität.
Unterm Strich gelingt Behringer eine gelungene Hommage, die nicht nur Fans der LinnDrum anspricht, sondern auch Produzenten, die nach einem eigenständigen, kraftvollen Drumcomputer suchen.
Pro
- Originalgetreuer LinnDrum-Sound mit 109 Presets
- Möglichkeit zum Sample-Import via Line-In
- Hybrid-Engine: Digitale Samples kombiniert mit analogen Filtern & VCA
- 16-stimmige Polyphonie, sehr gute Anschlussvielfalt
- Umfangreicher Sequencer mit modernen Performance-Funktionen
- Günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
- Klangbearbeitung teilweise eher global als pro Instrument
- Keine eingebauten Effekte (Reverb, Delay)
- Display klein, einige Regler weniger hochwertig
- Klangcharakter nicht in allen Details identisch mit einer Vintage-LinnDrum
Link zur Herstellerseite: www.behringer.com
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