Wärme, Klangfülle, polyfone Synths

Polyphatt – Die Königsklasse der Synthesizer

Anzeige

In Sachen Wärme, Klangfülle und -tiefe sind polyfone Synths nicht zu übertreffen. Besonders deutlich wird hier der Unterschied, ob man einen digitalen oder einen analogen Polysynth nutzt. 

Polyfone Synth6

Anzeige

Eines sollte aber von vornherein klar sein. Auch heute noch sind polyfone Synthesizer die teureren Geräte, wobei man einen DSI Prophet ’08 im Vergleich zu einem Vintage-Synthesizer als ausgesprochen preiswert bezeichnen darf. Ein Prophet-5 kostete seinerzeit weit über 10.000,− Mark, ebenso die Schlachtschiffe von Roland, Yamaha und Oberheim. Was aber macht gerade analoge polyfone Synthesizer so besonders? Es sollte sich doch eigentlich um nicht mehr handeln als um ein mehrstimmig spiel – bares System, das mehrere monofone SynthesizerStimmen miteinander kombiniert. Richtig, genau darin liegt ihre Besonderheit! Man findet zwar ein Bedienfeld vor, über das alle Stimmen gleich eingestellt werden, aber jede einzelne Stimme führt dennoch in einem gewissen Toleranzbereich ihr Eigenleben.

Damit kommt das Klangverhalten eines polyfonen Synthesizers dem eines Streichorchesters oder Gesangschores schon recht nahe − die Schwebungen der einzelnen Stimmen sind nie exakt gleich, was eine bemerkenswerte Phatness erzeugen kann. Ebenso können auch die Wellenformen und Filter-Settings von einer Stimme zur anderen variieren. Digitale Systeme müssen neben der Klang-Emulation also auch das leicht chaotische Klangverhalten nachahmen, was in vielen Fällen nicht die subtilen Variationen erzeugt, wie es analoge System tun − von der Wärme und dem Druck echter analoger Filter einmal ganz abgesehen. Daran können moderne Synthesizer wie z. B. ein Access Virus TI trotz aller digitaler Raffinessen nicht ticken. Aber virtuell analoge Synthesizer haben ebenfalls ihre ganz speziellen Vorteile.

DSI Prophet ’08

Es gibt wohl kaum Leute in der Branche, die mehr Erfahrung im Synthesizer-Bau haben als Sequential Circuits-Gründer Dave Smith. Mit dem Prophet ’08 knüpfte er wieder an alte Erfolge an und erschuf einen modernen, achtstimmigen Analogklassiker, der u. a. vom britischen Dubstep-Star James Blake gerne live und im Studio eingesetzt wird. Wer die polyfonen Sounds und Synth-Pianos des Briten mag, findet im Prophet ’08 den richtigen Synth, der aber auch ansonsten mit allen Wassern gewaschen ist.

Die Filter des Analogboliden arbeiten wie die meisten SCI-Klassiker auf der Basis von Curtis-Chips. Trotzdem wurde hier kein Prophet-5 nachgebaut, denn der Prophet ’08 hat einen sehr eigenständigen und modernen Analogsound. Der Synth bietet eine 5-OktavenTastatur, eine flexible Modulations-Matrix, zwei stimmstabile Oszillatoren pro Stimme (die trotzdem die gewünschten analogen Unreinheiten mit sich bringen), einen Arpeggiator, vier LFOs, drei Hüllkurven und vieles mehr. Die aktuelle PE-Version ist mit den klassischen SCI-Vintage-Potikappen ausgestattet.

Klangeigenschaften: sehr gut; nicht wirklich retro, er hat einen klar konturierten, druckvollen und crispen Klangcharakter. Bühnentauglichkeit: sehr gut Soundforschungspotenzial: gut Inspirationsfaktor: sehr gut Parameterzugriff: Auf alle wichtigen Parameter kann direkt zugegriffen werden, Anwählen der Patches ist umständlich. Bedienfreundlichkeit: gut Preis: ca. 2.100,− Euro Nahe Verwandte: Etwas günstiger, vor allem platzsparend, gibt’s den Prophet-Sound als Prophet ’08 Module. Nicht wirklich empfehlen kann man den Prophet 12, der zwar zwölf Stimmen bietet, aber mit dem noblen Grundklang des Prophet ’08 nicht mithalten kann. Wer wird glücklich mit dem Synth? Live-Keyboarder, Studio-Musiker, Elektronik-Produzenten

Vermona PERfourMER II

Einer der wenigen polyfonen Analog-Synthesizer, bei dem jede Stimme, wie etwa beim Oberheim Four Voice, individuell geformt werden kann. Der ungewöhnliche Synth-Expander wird nun schon seit ca. 10 Jahren von Vermona hergestellt und erfreut sich auch in Version II wachsender Beliebtheit − sein Konzept ist aber auch einzigartig und bietet ebenso besondere Möglichkeiten, Klänge in Echtzeit zu formen und zu spielen. Jede der vier Stimmen, die polyfon, duofon oder monofon gespielt werden können, ist mit VCO, 4-Pol -Tiefpass-Filter, VCA, LFO (etwas langsam, reicht nichtin den Audiobereich) und ADSR-Hüllkurve ausgestattet. Ungewöhnliche Klangergebnisse sind aber da durch möglich , dass man die vier VCOs gegenseitig mit FM und Hardsync modulieren kann . Die Version II bietet neben optischen und haptischen Verbesserungen im Vergleich zur silbernschimmernden Alu-Bedienoberfläche eine zusätzliche Sinus-VCO-Wellenform .

Klangeigenschaften: Das Kaskaden-Filter greift beherzt ins Klanggeschehen ein. Die Stärken des PERfourMER II liegen vor allem im monofonen Spiel-Modus, in dem sich ungewöhnliche VCO-Modulationen und geräuschhafte, metallische Sounds realisieren lassen. Bühnentauglichkeit: begrenzt, keine Speicherplätze, nur für Experimental-Musiker Soundforschungspotenzial: groß Inspirationsfaktor: sehr groß Parameterzugriff: optimal Bedienfreundlichkeit: gut Besonderheit: vier individuell programmierbare Stimmen Preis: ca. 1.300,− Euro Nahe Verwandte: Der monofone, handliche Desktop-Synth Vermona Mono Lancet (ca. 430,− Euro) bietet einen kraftvollen Klang auf Basis zweier VCOs und eines 4-Pol-Tiefpassfilters. Er ist auch als Modul im Eurorack-Format verfügbar. Wer wird glücklich mit dem Synth?Musiker, die das Besondere wollen, Elektronik-Produzenten, Synthfreaks, Synth-Schrauber.

Elektron Analog Keys

Die schwedische Firma Elektron hat die Zeichen der Zeit erkannt und ihre Sequenzer-Boliden noch mehr in Richtung Analog-Synth designt. Der Analog Four, wie immer bei Elektron im ultra slicken Design verpackt, bietet das Beste beider Welten: Einerseits ist er ein ausgekochter Mehrspur-Step-Sequenzer mit vielen tollen Features – wie Lauflichtprogrammierung, Mute-Taster pro Track, variable Sequenzlänge pro Track etc. –, andererseits ist er ein ausgewachsener vierstimmiger Synthesizer mit analoger Klangerzeugung, der polyfon, multitimbral und unisono gespielt werden kann und mit zwei Filtern (4-Pol und 2-Pol-Multimode) pro Stimme arbeitet. Die edle Hardware verfügt über ein gutes, halbgewichtetes Keyboard und einen Joystick, mit dem man bis zu 15 Parameter gleichzeitig steuern kann. Auch die Parameter der internen Effektsektion können in den Step-Sequenzer eingebunden werden. Vor allem Elektronik-Live-Performer kommen mit dem Analog Keys auf ihre Kosten. Bandmusiker oder Keyboarder, die einen konventionellen Synthesizer erwarten, sollten sich lieber woanders umgucken, die Bedienphilosophie des Instruments erfordert eine gewisse Einarbeitung.

Klangeigenschaften: solider, druckvoller Synthesizer Bühnentauglichkeit: gut, aber zu kleines Display für den Funktionsumfang Soundforschungspotenzial: groß, viele Modulationsmöglichkeiten Inspirationsfaktor: gut Parameterzugriff: Auf acht verschiedene Parameter der Klangerzeugung kann gleichzeitig zugegriffen werden. Bedienfreundlichkeit: gut, wenn man eingearbeitet ist Besonderheit: flexibler Mehrspur-Step-Sequenzer Preis: 1.750,− Euro Nahe Verwandte: Den Analog Four kann man für 1.290,− Euro auch als handlichen Expander erwerben. Wer wird glücklich mit dem Synth? Live-Electronik-Musiker, Techno-/Electro-Produzenten.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.