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Bandmaster Powerhouse: Der meister der Bänder

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(Bild: Dieter Stork)

Wer Drumcomputer mit einem gewissen Skurril-Faktor mag, wird den Bandmaster Powerhouse lieben, denn er besitzt eine außergewöhnliche, Tape-basierte Klangerzeugung.

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Das obskure Gerät wurde von einer schottischen Firma 1977 herausgebracht, und es gibt sogar einige bekannte Acts wie z. B. Vangelis, die sie in ihren Produktionen einsetzten. Im Grunde ist die Powerhouse-Maschine gar kein Drumcomputer, denn das Gerät arbeitet wie eine Loop-Abspiel-Station auf der Basis von 8-Track-Kassetten.

Die 8-Track Cartridge ist eigentlich ein originäres US-amerikanisches Kulturgut. Viele aufrechte Amerikaner, die wissen, dass früher alles besser war, und die in den 60er- und 70er-Jahren jung waren, liebten diesen Tonträger, und beäugten die von Philips eingeführte Stereokassette misstrauisch. Eingeführt wurde das 8-Track-System von William P. Lear, dem Mann, der auch den Lear Jet kreiert hat und schon in den 40er-Jahren vergeblich versuchte, eine Wire-Loop-Cartridge zu entwickeln. Die 1965 auf den Markt gekommene Achtspur-Kassette war der Nachfolger der nur im Broadcast gebräuchlichen NAB-Kassette mit vier Spuren. Wie der Vorgänger handelt es sich bei der 8-Track-Cartrige auch um eine Mehrspurkassette mit einem Endlosband. Sie verfügt über acht Monospuren, die auch als vier Stereospuren genutzt werden können. Das Band läuft als Endlosloop in dem Gehäuse und kann nicht zurückgespult werden. Da das einseitig bespielte Band zwischen aufgerolltem Tape und der Spule herausgezogen wird, muss seine Rückseite (die häufig mit Graphit beschichtet wurde) sehr glatt sein.

Viele Alben der Siebziger kamen auch in einer 8-Track-Version heraus; nicht immer passten aber die Songs zweier LP-Seiten zeitlich auf die vier Stereo-Spuren der Cartridge. Daher musste man bei den 8-Track-Releases die Songs oft anders anordnen oder manchmal sogar mit Extra-Material verlängern: So gibt es auf Lou Reeds Berlin ein zusätzliches Pianosolo, auf Pink Floyds Animals ein Gitarrensolo, und Some Girls von den Rolling Stones wurde mit Bonus-Strophen verlängert.

Die 8-Track-Geräte gehörten zur Ausstattung vieler amerikanischer Fahrzeuge und waren vor allem bei Truckern sehr beliebt. Ende der Siebziger verbreitete sich zunehmend die Compact-Kassette und löste das 8-Track-System ab.

Das Bedienpanel des Bandmaster Powerhouse (Bild: Dieter Stork)

Der Bandmaster Powerhouse wurde von der schottischen Firma G.R. International, die in Perth ansässig war, entwickelt und hergestellt. Die Firma stellte vor allem Kassettendecks für die heimische Stereo anlage her und gehörte den Brüdern Tobin und Tony Twine, die beide auch als Musiker aktiv waren und in der örtlichen »Tayside Big Band« spielten. Anscheinend waren sie entweder unzufrieden mit der Zuverlässigkeit oder dem Timing ihres Drummers, oder landestypische Spartugenden motivierten sie, ein außergewöhnliches Rhythmusgerät zu konzipieren, das seinesgleichen sucht.

Auf der Powerhouse Rückseite findet man einen Fußschalteranschluss zum Muten des Signals und Stereo-Cinch-Anschlüsse für die Basic- und die Comp-Spur. (Bild: Dieter Stork)

Auf der Basis eines günstigen 8-Track-Laufwerks aus Japan, das auch in 8-Track Geräten von BSR seinen Dienst tat, bauten sie ein Rhythmusgerät, das ultralange Drumloops, die von einem lokalen Studiodrummer aufgenommen worden waren, abspielen kann. Der Clou dabei ist die Möglichkeit, die Geschwindigkeit des Motors stufenlos zu steuern und so eine flexible Tempogestaltung zu ermöglichen. Dabei wird der Sound naturgemäß höher oder tiefer gepitcht. Ein weiteres, interessantes Feature: Man kann zwei parallel laufende Loops, »Basic« und »Comp«, die sich ergänzen, in Realtime stufenlos überblenden, was die Gestaltungsmöglichkeiten erheblich erweitert.

Der Bandmaster Powerhouse haust in einem mit Vinyl verkleideten, rechteckigen Holz-Case, dessen rechte Seite ein Fach zur Aufbewahrung von bis zu acht Tapes besitzt. Auf dem Bedienpanel links im Case findet man ein Lautstärke-Poti, einen Temporegler (zum Pitchen des Tapes) und einen Balance-Regler zur Einstellung des Lautstärke-Verhältnisses der Basic- und Comp-Spuren. Mit dem Mode-Schalter lassen sich vier unterschiedliche Loop-Pärchen anwählen.

Hier geht’s zur Paaarty: die geschmackvoll gestalteten
Cover der 8-Track-Bandmaster-Cartridges

Werbung aus Zeiten, in denen Politcal Correctness
sich noch nicht flächendeckend durch –
gesetzt hatte: Eine Anzeige für den 8-Track-
Player mit Tipps für die Partnersuche.

Die Klangqualität ist, nicht zuletzt auch wegen des Abriebs des Bandes der 8-Track-Cartridges und der Gleichlaufschwankungen des Gerätes, eher Lo-Fi, der Sound hat aber einen schönen Rare-Groove-Charme. Die Loops sind jeweils eine Minute lang und wurden von einem Schlagzeuger in einem Glasgower Studio aufgenommen.

Stilistisch geht es bei den Bandmaster-Cartridges ab in den Partykeller mit einem 70er-Jahre-Rundumschlag von allem, was diese Dekade zu bieten hatte: Quickstep, Shuffle, Twist, Waltz, Foxtrot, Tango, Pasodoble, Bolero, Samba, Mambo, Meringue, Calypso, March, Polka, Jig, Rhumba, Cha-Cha, Bossa Nova, Beguine, Cuban und natürlich Rock, Funk, Glitter Rock und Motown Slowbeat. Auf den Basic-Spuren ist der Drummer zu hören, während die Comp-Tracks für mitunter bis zu drei Perkussionisten reserviert sind. Die Loops wurden Timing-fest eingespielt, manchmal hätte man sich aber eine etwas minimalistischere Ausführung mit weniger Fills gewünscht.

Das Guyatone Band-Echo kam 1978 heraus
und ist mit einem Line- und einem Mikrofon-
Eingang ausgestattet.

Das Innere einer 8-Track-Cartridge (Foto aus einem
YouTube-Video von Techmoan): Man sieht deutlich,
wie das Band von der Spule herausgezogen wird.

Zum Lieferumfang des Bandmaster gehörten acht Cartridges; später wurden noch vier Tapes mit Disco/Hustle-Grooves und zwei weitere mit Country-Rhythmen angeboten.

Trotz des schrägen Konzepts gibt es eine Reihe von Bandmaster-Powerhouse-Usern. Neben Vangelis und dem Warp-Act Mount Kimbie gehört auch der Synthpop-Act Arctic Sunrise dazu. Bandmitglied und Produzent Steve Baltes kommentiert: »Der Track mit dem Bandmaster Powerhouse ist Heart Of Glas (kein Blondie-Cover). Er entstand auf Basis eines Beats der Motown-Kartusche und ist am Anfang sehr prominent zu hören. Den habe ich in Cubase mit einem AKG Spring Reverb-Plug-in von UAD ›verbreitert‹ und noch ein wenig mit dem UAD Pultec bearbeitet. Zusätzlich habe ich den Loop kopiert und durch Distortion, Filter und ein Soundtoys-Delay gejagt, der liegt da ab und zu noch mal als Fill drüber. Zu dem Zeitpunkt war das Powerhouse-Gerät noch nicht restauriert und rauschte und britzelte recht signifikant, daher musste ich ziemlich viele Höhen rausdrehen, was aber dann letztendlich gut zum Song passte.«

Als Plug-in hat Audio Animals das Gerät auch für die VST- und AU-Schnittstelle herausgebracht. Es enthält 64 Presets mit allen Loops der Cartridges 1 bis 8.

Delay FX: Außer dem Bandmaster Powerhouse gibt es noch andere Musikmaschinen, die mit der 8-Track-Technik arbeiten. Dazu gehört z. B. das Band-Echo EM-66 von Guyatone, das 1978 auf den Markt kam und wunderbar organische Delay-Effekte produziert. Die japanische Firma Guyatone ist vor allem für ihre Gitarren bekannt, die von Musikern wie Jimi Hendrix und Rory Gallagher gespielt wurden. Andere, zum Teil obskure Firmen, die Tape-Echos mit 8-Track-Cartridges herstellten, sind z. B. Aria, Kastam oder Hi-Max.

Der Bandmaster Powerhouse wurde uns freundlicherweise von Steve Baltes zur Verfügung gestellt.

Das Bandmaster-Powerhouse-Plug-in von Audio Animals kostet 19,99 britische Pfund. (www.audioanimals.co.uk).

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