Außerirdisch

iCon Pro Audio Cocoon & Martian – Großmembran-Kondensatormikrofone im Test

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(Bild: Dirk Heilmann)

Gibt es außerirdisches Leben, und wenn ja, wie mögen ihre Mikrofone aussehen? Dieser Fragestellung hat sich das Unternehmen iCon Pro Audio aus Hongkong angenommen. In Kooperation mit Spezialisten aus Lettland entstanden erste spekulative Designs, die wir im Folgenden unter die Lupe nehmen möchten.

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Die Marke iCon Pro Audio ist hierzulande primär für DAW-Controller und MIDI-Peripherie bekannt. Zum Portfolio gehören aber auch Monitorlautsprecher und seit Kurzem Mikrofone. Cocoon und Martian sind Teil der Space Series, die schon äußerlich durch abgefahrenes Design auf sich aufmerksam macht. Bei einem Unternehmen mit Sitz in Hongkong wäre es naheliegend, die Mikros in China fertigen zu lassen, wo die halbe Welt ihre Ware in Auftrag gibt. Dem ist aber nicht so. Cocoon und Martian werden in Lettland hergestellt!

Offenbar in den Fertigungsstätten von JZ und Violet Microphones. Beide Marken wurden Anfang der 2000er von Juris Zarins (1952 – 2017) gegründet, der zuvor für Blue Microphones tätig war. Teil seiner Handschrift war die Liebe zu ungewöhnlichen Designs, fernab der etablierten Klassiker. Aber auch auf technischem Gebiet ging Zarins eigene Wege. Eine seiner Innovationen war die Golden-Drop-Technologie, bei der das Schwingungsverhalten der Membran durch einen unterschiedlich dicken Goldbelag beeinflusst werden soll. Diese Technologie soll auch bei den iCon-Mikros zum Einsatz kommen.

Das iCon Cocoon hat die Form einer übergroßen Glühbirne im Kerzenformat.

Das iCon Martian gleicht einem knuffigen Marsmenschen.
Der kugelrunde Kopf ist drehbar gelagert.
Zwei Ringe deuten die Augen an.

Beide Mikros kommen mit einer aufwendig designten Spinnenhalterung, an der sich ein passend
gestalteter Popschirm anbringen lässt.

Das Cocoon arbeitet mit einer 1-Zoll-Großmembrankapsel
mit einer »Golden Drop«-Beschichtung,
ähnlich der Kapseln in JZ/Violet-Mikrofonen.

Die Cocoon-Kapsel ist eine Fixniere; auf der Rückseite
gibt es statt einer zweiten Membran nur Schalleinlässe.

Das Cocoon arbeitet mit einer vergleichsweise simplen
Elektronik, die dennoch hohe Rauscharmut garantiert.

Das Martian verwendet die gleiche Audioschaltung.

Zusätzlich gibt es beim Martian eine zweite Platine mit einem Spannungswandler
zur Bereitstellung einer erhöhten Kapselvorspannung.

Das Martian arbeitet weitgehend linear bis auf einen Einbruch in den Hochmitten, der zwischen
5 und 6 kHz bis zu 10 dB beträgt – hier wirkt sich der kugelrunde Einsprechkorb negativ aus.

Das Cocoon arbeitet bis 3 kHz weitgehend linear; die oberen Frequenzen werden durch eine Präsenzanhebung
und einen kräftigen Höhen-Boost betont. Der Popschirm dämpft die oberen Frequenzen
nur wenig.

Inspektion

Die Produktnamen sind von SciFi-Movies inspiriert. Cocoon ist ein Film von Ron Howard aus dem Jahr 1985, wo Außerirdische einen Swimming Pool zum Jungbrunnen machen. In The Martian (dt. Der Marsianer – Rettet Mark Watney) von 2014 steckt Matt Damon auf dem roten Planeten fest, und es wird (wie schon bei Saving Private Ryan) kein Aufwand gescheut, ihn zurückzuholen.

Das Cocoon sieht ein bisschen aus wie eine übergroße Glühbirne im Kerzenformat mit einem Durchmesser von 70 mm und einer Gesamtlänge von 150 mm. Etwa zwei Drittel des Gehäuses macht der große Mikrofonkorb aus, der aus zwei Lagen Metallgeflecht besteht und eine elastisch aufgehängte 1-Zoll-Großmembrankapsel beheimatet. Im unteren Drittel mit einem goldenen iCon-Logo auf der Vorderseite befindet sich die Elektronik. Der XLR-Ausgang befindet sich in einem zylindrischen Fortsatz am unteren Ende.

Das Martian hat einen kugelrunden Einsprechkorb von 80 mm Durchmsser, in dessen Mitte ebenfalls eine 1-Zoll-Großmembrankapsel aufgehängt ist. Auf der Vorderseite sind zwei Kreise aufgebracht, die die Glubschaugen des Marsianers andeuten. Und damit ist nicht Matt Damon gemeint, sondern das sprichwörtliche grüne Männchen vom roten Planeten. Interessant: Der kugelförmige Kopf ist schwenkbar, wobei kleine Bolzen am Korb und am Mikrofonbody eine Mehrfachrotation verhindern, denn die unsichtbar durch die Gabelaufhängung verlegten Drähte würden durch ungebremstes Verdrillen irgendwann reißen.

Den kompletten Testbericht findest du in der Sound&Recording-Ausgabe 2/2022. Hier versandkostenfrei bestellen oder als PDF kostengünstig herunterladen. 

 

Hersteller: iCon Pro Audio

UvP:
Cocoon: 579,– Euro
Martian: 759,– Euro

Internet: www.iconproaudio.com; www.sound-service.eu

Unsere Meinung
+++ cooles Design
+++ hochwertige Großmembrankapseln
+++ sehr rauscharm
++ saubere Verarbeitung
– – Martian: schmalbandige Senke in den Hochmitten

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