Kleiner 1176 ganz weit vorne

Black Lion Audio Bluey 500 – FET-Limiter im Test

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(Bild: Dirk Heilmann)

Überschriften wie »Liebling, ich habe den 1176 geschrumpft« verbieten sich sowohl aus Stilgründen als auch aufgrund des inflationären Gebrauchs – besonders in Hinblick auf Studiogeräte, die von 19″ ins Kompaktformat Series 500 transferiert wurden. Obwohl … Passend wäre eine derartige Überschrift allemal, denn der Black Lion Audio Bluey 500 ist nun mal genau das: ein geschrumpfter 1176. Allerdings ist schon die seit einigen Jahren erhältliche Rack-Version des Blueys nicht einfach der Nachbau eines der Blue-Stripe-1176-Modelle A, AB oder B von 1967 oder 1968, sondern besitzt noch die eine oder andere kleine Besonderheit, die auf die Zusammenarbeit mit Mixing-Engineer Chris Lord-Alge zurückzuführen ist.

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Bluey, ob nun im 19″- oder 500er-Format, ist nicht die einzige Umsetzung des 1176-Prinzips durch Black Lion Audio (BLA). Der Seventeen basiert auf dem 1176 der »Blackface«-Variante Revision E, welche aber unter Zuhilfenahme der Expertise von Tobias Lindell sinnvoll erweitert wurde. Wem hier direkt vor »Bluestripe«, »Blackface« und »Revisions« die Transistoren im Hirn rauchen: Stephan Lembke hat in einem 1176-Artikel alles fein säuberlich und verständlich erklärt. Als Kurzfassung sei gesagt, dass der 1176 das wohl bekannteste und beliebteste Transistor-Dynamikgerät der Welt ist. Beliebt für Vocals, Snare, Gitarren, Bässe und viele weitere Monosignale, wird unter anderem sein bei Bedarf knalliger Charakter genannt, der Signale schön nach vorne bringt. Der beliebte »All-Buttons-Mode« ist eigentlich eine Fehlbedienung, die aber wundervoll pumpende, lebendige Bewegung in Signale bringen kann – vor allem bei Drums.

Das Layout von der riesigen Fläche eines 19″/2HE-Geräts auf die auch bei doppelter Slot-Breite reichlich schmale Gehäusefront zu portieren, ist keine leichte Aufgabe, zumal ja nicht nur die Bedienelemente angeordnet, sondern auch das Innenleben entsprechend gestaltet sein will. BLA ist das beim Bluey 500 aber hervorragend gelungen. Die beim 1176 ursprünglich rechts gelegene Einheit, die die schaltbaren Ratios links und die Meter-Settings (+4 dB, +8 dB oder Gain Reduction) und den Bypass rechts des VU-Meters angeordnet hat, ist im 500er-Modul nach oben gewandert. Natürlich ist alles deutlich kleiner, die kastigen Schalter mussten kleinen, runden weichen, doch die Positionen wurden beibehalten – klasse, wenn man einen »großen« 1176 gewohnt ist. Einzige Ausnahme: Der Schalter rechts unten ist Bypass statt Off, aber das ist mehr als sinnvoll. Ein schönes Detail ist, dass über dem Meter der namensgebende blaue Streifen zu finden ist. Ich finde es prinzipiell sehr löblich, dass man die Detektorwege zweier Bluey 500 für den Stereobetrieb miteinander koppeln kann, aber auch beim Bluey wäre es ratsam, die externe Box UA 1176SA zu verwenden.

Den kompletten Testbericht findest du in der Sound&Recording-Ausgabe 04/2023. Hier versandkostenfrei bestellen oder als PDF kostengünstig herunterladen. 

Hersteller/Vertrieb: Black Lion Audio / Audiowerk

Internet: www.blacklionaudio.com / www.audiowerk.eu

UvP: 929,– Euro

Unsere Meinung

+++ 1176-Klang- und Regeleigenschaften gut umgesetzt
+++ etwas präsentere Ausrichtung unterstützt den typischen 1176-Einsatz bei Drums und Vocals
+++ hochwertige Bauteile, guter Aufbau
++ sehr gut zu bedienen (mit u. g. Einschränkung)
– All-Buttons-Mode umständlich zu aktivieren

Ein geschlossenes Gehäuse
schütz vor Emissionen und
Immissionen. In dieser Seitenansicht
ist die Bauhöhe der
Potikappen gut zu erkennen.

Es ist beileibe nicht so, dass durch die doppelte Slot-Breite wahnsinnig viel Platz im (hier aufgeschraubten)
Gehäuse wäre. Unten rechts (eckig) und mittig (rund) sind die beiden CineMag-Übertrager
zu erkennen.

Der All-Buttons-Mode funktioniert, erfordert aber unnötig viel Koordination. Ein simpler zusätzlicher
Schalter wäre praktischer.

Im Grunde ist alles an gewohnter Stelle. Dass Bypass vom Attack-Linksanschlag
des Originals an die Position des ursprünglichen Off-Schalters
gewandert ist, ist zweifelsohne ein Gewinn.

Attack läuft anders herum – oder richtig, je nach Sichtweise.

Der FET-Limiter ist einkanalig, aber zwei Slots breit.

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