VINTAGE PARK

Teisco SX-400 (*1981) Synthesizer

Anzeige
5
Teisco SX-400 (*1981) Synthesizer (Bild: Bernhard Lösener)

Teisco ist eine Marke des Traditionskonzerns Kawai, der bereits seit den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts existiert und sich als Klavierbauer einen guten Namen gemacht hatte. Als sich die japanische Firma in den 70ern auch dem Bau elektronischer Musikinstrumente zuwandte, beschloss man, die Instrumente unter einem anderen Namen zu vertreiben, um sich ein moderneres Image zuzulegen.

Zu den ersten Teisco-Produkten gehört der monofone Synth S 100 F (s. Love The Machines, KEYBOARDS 1.2006), der einen ungewöhnlich großen Fußlagenbereich hat und unter anderem auf frühen Depeche-Mode-Aufnahmen eingesetzt wurde. Weitere Modelle sind die PresetSynths S 100 P (der eine integrierte Hallspirale besitzt) und S 60 P sowie der duofone S 110 F, dessen Konzeption ein wenig an den ARP Odyssey erinnert. 1981 kam der vierstimmige SX-400 auf den Markt.

Anzeige

In diesem Marktsegment tummelten sich nur wenige Synthesizer; ein direkter Konkurrent war der ebenfalls vierfach polyfone Jupiter-4 von Roland. Der SX-400 wurde ca. zwei Jahre lang gebaut und kostete stolze 4.400 Mark. Er bietet u. a. einen integrierten Chorus, drei LFOs und eine flexible Stimmenaufteilung. Wirklich erfolgreich war die Teisco-Produktlinie indes nicht, und so kehrte Kawai im Lauf der 80er-Jahre wieder zum Namen des Mutterschiffs zurück. Auch die polyfonen Nachfolger des SX-400, die analogen Synths SX-210 und SX-240, segelten zum Teil wieder unter der Kawai-Flagge.

Äußeres

Der SX-400 mit seinem Holz-/Metall-Gehäuse ist ein ziemliches Schlachtschiff, das man sich nicht mal eben unter den Arm packt. Die 5-Oktaven-Tastatur ist angenehm spielbar und bietet, wie der Vorgänger S 110 F, Aftertouch. Dieser lässt sich auf bis zu vier Modulationsziele (Filter, Intensität der Filtermodulation, Pitchbend, Vibrato) routen. Auf manchen SX-400 klebt ein ARP-Aufkleber (Manufactured under License of ARP), denn der beim ARP Soloist 1971 erstmals vorgestellte Aftertouch war ein Patent der amerikanischen Firma.

Der Bender steuert die gleichen Modulationsziele wie Aftertouch; etwas gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass beide Modulationsquellen nicht unabhängig voneinander arbeiten, sondern die Modulationswerte bei gleichzeitiger Betätigung von Bender und Aftertouch addiert werden. Der SX-400 verfügt über acht Presets und ebenso viele User-Speicher. Auf der Rückseite findet man einen Kopfhörerund einen Stereoausgang, dessen Ausgangs – pegel angepasst werden kann (+4 dB, –10 dB, –20 dB). Es gibt außerdem einen Fußschaltereingang, ein CV/Gate-Interface und vier Potis zur Feinstimmung der vier Oszillatoren.

Klangarchitektur

Der SX-400 ist einer der Synthesizer, an denen man auch in 20 Jahren noch Freude haben wird (wenn man einen guten Servicetechniker kennt), denn er ist größtenteils mit Standardbauteilen aufgebaut, sodass man keine CustomChips horten muss, die im Falle eines Defekts schwer zu beschaffen sind. Einen Schaltplan kann man z. B. hier downloaden: http://safemanuals.com. Die vier spannungsgesteuerten Oszillatoren lassen sich entweder vierfach polyfon, duofon mit zwei Oszillatoren pro Stimme oder unisono betreiben.

Jeder der Oszillatoren ist mit einem Pitch-Regler und einem vierfachen Fußlagenschalter ausgestattet, sodass man z. B. auch vierstimmige Akkorde mit einer Taste spielen kann. Die Oszillatoren erzeugen die Wellenformen Sägezahn, Pulse und Dreieck, zusätzlich lassen sich White Noise, ein Suboszillator oder eine Kombination von beidem aktivieren. Das Lowpass-Filter arbeitet wahlweise mit 12 oder 24 dB Absenkung pro Oktave und verfügt über Keyboard-Tracking sowie eine vierstufige ADSR-Hüllkurve, die sich auch invertieren lässt. Das Filter klingt gut, kann aber nicht ganz in die Selbstoszillation gefahren werden. Außerdem kommt noch ein einfaches Hochpassfilter ohne Resonanz zum Einsatz.

Einer der drei LFOs verbirgt sich in der Spielhilfenabteilung; während LFO 1 mit vier Wellenformen (Sägezahn, Rechteck, Rampe und Triangel) und einer Delay-Funktion ausgestattet ist, müssen sich die anderen mit jeweils einer Wellenform begnügen. Als Modulationsziele stehen VCA, VCO, Filtereckfrequenz, die Pulsweite und die Amplitude zur Verfügung, außerdem kann die Hüllkurve mit LFO 2 getriggert werden. Die Lautstärke-Hüllkurve hat ebenfalls eine klassische ADSR-Charakteristik.

Sound

Der SX-400 bietet einen schön kraftvollen und lebendigen Sound; die klangliche Bandbreite reicht vom durchsetzungsfähigen Lead-Synth über breite Pads bis zu schön konturierten Bässen. Experimentellere Klänge sind (nicht zuletzt dank der drei LFOs) machbar, gehören aber nicht unbedingt zu den Spezialitäten des Boliden. Die Hüllkurven sind im Vergleich zum Jupiter-4 etwas langsamer, aber für die meisten Anwendungen vollkommen ausreichend. Bei höheren Resonanzwerten des Lowpassfilters macht sich ein leichter Pegelverlust im Bassbereich bemerkbar. Trotz dieser kleinen Einschränkungen klingt der oft unterschätzte SX-400 sehr gut und ist seinem Mitbewerber Roland Jupiter-4 in Sachen Klangqualität sicher ebenbürtig.

Das Gerät wurde uns freundlicherweise von Ingo Rippstein (www.synthmaster.de) zur Verfügung gestellt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.