Einstieg und Erfolg

Yamaha − 45 Jahre Synthesizer

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Inzwischen ist es 45 Jahre her, dass Yamaha mit dem SY-1 erstmals ein elektronisches Musikinstrument veröffentlichte, das den Namen Synthesizer trug und sich konzeptionell der Idee eines variablen Klangs verschrieben hatte. Seither hat der Hersteller mit Firmensitz im japanischen Hamamatsu seine Produkte in dieser Sparte ständig fortentwickelt, durch Innovationen zu Erfolgen geführt, dem Zeitgeist angepasst und letztlich immer wieder auch Einfluss auf die klangliche Entwicklung der modernen Musik genommen. Zeit für eine Würdigung eines Unternehmens, das sich in dieser Sparte durch konsequent progressive Ansätze auszeichnet.

Die Erfolgsgeschichte des weltweit größten Herstellers von Musikinstrumenten begann bereits 1887, als Firmengründer Torakusu Yamaha mit der Aufgabe betraut wurde, ein Harmonium für eine Schule zu reparieren. Inspiriert von der Technik war eine Version dieses Instruments seine erste eigene Entwicklung, die 1889 zur Firmengründung der heute weltweit operierenden Aktiengesellschaft führte. Schon um 1900 begann man mit dem Bau akustischer Klaviere und erschloss sich langsam den Markt der Musikinstrumente und weitere Bereiche wie den Hi-Fi-Markt, Musikschulen, Sportgeräte und die bekannten Motoren, die heute als eigenständiges Tochterunternehmenfungieren.

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Yamahas Schlachtschiff GX-1 von 1975

Den Einstand markiert 1935 der Bau der ersten elektromechanischen Orgel aus dem Hause Yamaha. Allerdings vergingen nochmals 40 Jahre, bis der SY-1 1974 im Sortiment auftauchte, ein Instrument, bei dem die elektronisch erzeugte variable Klangfarbe gleichberechtigt neben dem musikalischen Spiel steht. Yamaha war damit nicht der erste Anbieter dieser neuen Form von Musikinstrumenten und übersprang auch die modularen Anfänge dieser Technik. Dennoch hatte der Hersteller einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung des Synthesizers, der die Unterhaltungsmusik in ungeahntem Ausmaß prägen und dabei sogar selbst stilstiftend wirken sollte. Der monofone SY-1 war analog aufgebaut und bot die wesentlichen Merkmale der subtraktiven Klangformung in Form von Oszillatoren, Resonanzfilter, Verstärker und Modulatoren. Presets waren bereits an Bord, jedoch keine Speicherbarkeit oder gar Steuereingänge, dafür aber Anschlagsdynamik.

Tatsächlich aber war der SY-1 nur die ausgekoppelte Solostimme eines deutlich größeren Projektes, dass in Form des GX-1 erst ein Jahr später verfügbar wurde. Ein achtstimmiges System der Superlative, das als Orgel platziert wurde und auf gleich vier Klangerzeugungen zurückgriff (Solo, Upper, Lower, Pedal), bei einem Gewicht von 300 kg. Über einen optional zu erwerbenden Controller ließen sich diese Klänge verändern und sogar über Einschübe speichern.

CS-80 − der erste Meilenstein

Derartige Technikschlachten waren erwartungsgemäß nur für eine Elite finanzierbar. Diese Erkenntnis führte zur Entwicklung der Combo-Synth-Produktreihe, die die polyfon nutzbare Analogtechnik in kompaktere Geräte verpackte, die auf integrierte Schaltkreise setzten. Das Flagg schiff dieser Reihe war der 1977 vorgestellte CS-80, der mit 82 kg immer noch ein beachtliches Schwergewicht war. Immerhin: Der Preis für dieses achtstimmige bitimbrale Instrument mit dynamischer Klaviatur und polyphonem Aftertouch war auf knapp 1/6 des GX-1 gerutscht. Neben Preset-Klängen und einer manuell einstellbaren Klangvariante über die üppig ausgestattete Bedienoberfläche bot der CS-80 ein analoges System zur Speicherbarkeit von vier Klängen, das in Form von miniaturisierten Fadern unter einer Bedienklappe verborgen war. Ebenfalls bemerkenswert war der lange Ribbon-Controller, mit dem der CS-80 auch gleitende Tonhöhenveränderungen ermöglichte. Die CS-Serie umfasste allerdings auch mehrere günstigere monofone Synthesizer, darunter den CS30 mit eingebautem Step-Sequenzer. Im CS-20M von 1979 konnte man bereits zur digitalen Speicherung von Klängen übergehen. Und schließlich dürfte dem CS-01 von 1982 ein Platz als besonders früher Kompaktsynthesizer gebühren.

Yamaha CS-80

FM − die digitale Revolution

Bereits seit Mitte der Siebziger war es für Yamaha klar, dass ein Weg in die Zukunft der elektronischen Klangerzeugung über digitale Techniken führte. So hatte man fest vor Augen, die Electone-Orgeln in dieser Hinsicht auszustatten. In weiser Voraussicht hatte man schon 1973 das Patent zur FM-Synthese von John Chowning von der Stanford Universität zur exklusiven Nutzung erworben. 1981 war dann die zugehörige Halbleitertechnik so weit, dass in Form der F-70-Orgel ein erstes FM-Produkt verfügbar wurde, gefolgt vom bühnentauglichen, ebenfalls kostspieligen GS-1. Hierzu sollte man sich vergegenwärtigen, dass damals vor allem auch eine Imitation realer Instrumente gefragt war, was mit der subtraktiven Synthese nur eingeschränkt gelang. Entsprechend sorgte FM mit seinen glockigen und metallischen Klängen für viel Aufsehen.

Allerdings war es erst der DX7 von 1983, der als Synthesizer die zugrunde liegende Technik der Klangformung in programmierbarer Form an den Anwender weiterreichte. Bekanntermaßen gelang Yamaha mit diesem Gerät ein echter Coup: Der DX7 ist bis heute der meistverkaufte Synthesizer aller Zeiten. Er bot 16 Stimmen, war speicherbar, mit der frisch spezifizierten MIDI-Schnittstelle versehen und erlaubte einen Klangaustausch über Speicher-Cartridges. Vor allem aber lieferte er tonnenweise Klänge, die schlicht neu oder auch unerhört naturverwandt waren. Durch den Einsatz hoch integrierter Schaltkreise und eines neuen Bedienkonzepts, das die dedizierten Regler und Potis früherer Geräte durch Folientaster, einen zentralen Fader zur Dateneingabe und ein LC-Display ersetzte, konnte sogar ein attraktiver Preis realisiert werden. Neben der zeitgleich vorgestellten Luxusvariante DX1 mit Holzklaviatur kamen bis 1989 weitere Modelle hinzu, wie etwa der TX-816, der acht DX-Einheiten im 19″-Format unterbrachte und der FM-Synthese durch Stacksounds zu ungewohnt breiten Klängen verhalf. Auch die DX7II-Modelle boten eine doppelte Klangpolyfonie und waren dank eines breiten Displays einfacher bedienbar.

Yamaha DX7

Sampling − dem Naturklang auf der Spur

Die Achtziger waren für Synthesizer zweifelsfrei die Blütezeit. Dennoch gab es gegen Ende des Jahrzehnts erneut wesentliche technische Neuerungen. So nahm das Heimstudio dank MIDI und Musiksoftware auf der Basis von Atari- und Apple-Rechnern weltweit Fahrt auf und ermöglichte komplette Produktionen, die zuvor professionellen Tonstudios vorbehalten waren. Gleichzeitig war für viele Musiker weiterhin die Nachbildung authentischer Klänge ein hohes Ziel.

FM-Klänge waren bestens etabliert, aber der Markt hungerte nach Neuerungen. Diese lieferte die Samplingtechnik, die mit dem Fairlight CMI Eingang im Hochpreissektor der Musikproduktion gefunden hatte. Den Durchbruch in einer erschwinglicheren Preisklasse hatte dieser Gerätetypus ab Mitte der Achtziger durch Produkte wie dem Sequential Circuits (SCI) Prophet 2000 (1985) oder dem Akai S612. Auch Yamaha veröffentlichte mit dem TX16W 1987 ein entsprechendes Gerät, dem jedoch nicht viel Erfolg beschieden war.

Zeitgleich setzten auch Synthesizer auf digital gespeicherten Wellenformen. Korgs DW6000 (1985) und Rolands D-50 (1987) boten dabei zunächst kurze digitale Wellenformen an, die prägnante Transienten in die Klänge einbrachten − eine Technik, die der Hamburger Hersteller PPG bereits Ende der Achtziger vorwegnahm.

Einen großen Sprung machte die Samplingtechnik kurz danach durch die Bereitstellung eines allgemein nutzbaren Wellenformvorrats in einem statischen ROM-Speicher, der das Ziel »authentische Klänge« nicht nur erreichte, sondern diese Klänge auch direkt umschaltbar zur Verfügung stellte. Im Unterschied dazu waren die Sampler eher technisch orientiert und durch Ladezeiten auch weniger spontan nutzbar. Entsprechend gut schlug 1989 das Workstation-Konzept in Form der Korg M1 und Yamahas SY77 ein. Letzterer bot eine erweiterte FM-Sektion, 16-fache Polyfonie, integrierte Effekte und einen Sequenzer. Vor allem aber war es der 2-MB-Wellenformspeicher, der Klänge lieferte, die vorherige Synthesizer schlicht nicht boten. Gleichzeitig ermöglichten fortschrittlichere Signalprozessoren auch das Berechnen digitaler Filter, womit die Klangerzeugung um subtraktive Elemente komplettiert wurde.

Yamaha VL1

Die wesentliche Neuerung, die dem Synthesizermarkt aus den frühen Neunzigern geblieben ist, ist die Workstation-Idee auf der Basis von Multisamples − bei Yamaha auf den Namen Advanced Wave Memory (AWM) getauft. Angefangen von kleinen Varianten des SY77, etwa dem SY55, hat sich dieses Konzept durchgesetzt, wurde ständig erweitert und ist bis heute ein verlässlicher Anker für die Reproduktion von Natur- oder hybriden Klängen.

Parallel dazu haben sich in den Neunzigern aber auch Syntheseformen entwickelt, die Samples explizit als Bauteil für künstliche Klänge verstanden. In diesem Zusammenhang sei die Dreiecksbeziehung von SCI, Korg und Yamaha genannt. Nachdem SCI 1987 schließen musste, war Firmengründer Dave Smith für Yamaha als Entwickler im Bereich Physical Modeling tätig. Yamaha hielt zu dieser Zeit Firmenanteile von Korg. Und so wechselte Smith wenig später dort in die Entwicklungsabteilung, um mit der Wavestation einen Synthesizer zu schaffen, der die dynamische Mischung von samplebasierten Klanganteilen (Vector-Synthese) seines Prophet VS in erweiterter Form wieder aufgriff. Dies erklärt auch, warum diese Technik in einigen Yamaha-Modellen in Kombination mit FM Einzug hielt, etwa dem TG33.

Modeling − die Genese des Klangs

Beflügelt vom Siegeszug der Synthesizer arbeitete man bei Yamaha an einer grundsätzlich neuen Form der Klangerzeugung. Statt Klänge subtraktiv aus Blöcken zu fräsen, diese additiv mit kleinen Elementen aufzubauen oder in Form von Samples statisch zu fotografieren, sollte die Klangerzeugung von Instrumenten erkannt und formalisiert werden. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollte das Physical Modeling über eine virtuelle Nachbildung dieses Systems wieder Klänge hervorbringen.

Das Produktdebüt war 1994 der duofone VL1. Er simulierte Blasinstrumente, indem er die Parameter von Erreger, Mundstück und Klangkörper nachbildete und sich tatsächlich mit erstaunlichen Ergebnissen musikalisch spielen ließ, insbesondere mit einem Breath-Controller. Die Technik war aber fordernd bezüglich der Rechenleistung, die Yamaha in Form dedizierter Chips lieferte, was die anfänglich hohen Verkaufspreise erklärte. Legendär ist diesem Zusammenhang das rare sündhaft teure Modell VP1 aus dem gleichen Jahr, das sich der Nachbildung schwingender Saiten widmete. Dennoch blieb Physical Modeling bis heute der große Durchbruch verwehrt, weshalb die Geräte im Programm von Yamaha schnell nur noch eine untergeordnete Rolle spielten. Immerhin bliebt zumindest der VL1 als einstimmige Variante über viele Jahre in Form einer PLG-Erweiterung für andere Geräte erhalten.

Yamaha RS7000

Gebrauchsklänge oder Klangforschung

In den folgenden Jahren gab es einerseits eine Rückbesinnung der Musiker auf weniger elektronische Genres. Dabei waren vor allem Standardklänge wie Klavier, E-Pianos und Orgeln gefragt, während die Entwicklung neuer Syntheseverfahren zunächst etwas stagnierte. So wurde der Bedarf an samplebasierten Klängen in Form von günstigeren und technisch verbesserten Modellen immer weiter bedient, etwa in Form der W-, QS- und CS-Serien. Im oberen Preissegment fusionierte Yamaha in der EX-Serie von 1998 Sampletechnik mit ergänzenden Syntheseverfahren wie FDSP (Formulated Digital Sound Processing), VA und Physical Modeling. Ein Alleskönner, der den Musiker möglicherweise überforderte.

Zur gleichen Zeit schlug die House- und Technobewegung immer höhere Wellen. Die Produzenten dieser Genres hatten sich aus klanglichen, preislichen und Gründen des Bedienkomforts zu guten Teilen auf alte analoge Klangerzeuger fokussiert, mit denen sie aus ihren Heimstudios die Clubszene und später die Charts bedienten.

Für eine progressiv ausgerichtete Firma wie Yamaha war der Weg zurück allerdings nie eine Option. Dennoch begann auch für sie 1997 ein neues Kapitel, das man als »Rückbesinnung auf alte Tugenden« betiteln könnte. So ließ sich die Technik der Modellierung auch auf andere Bereiche übertragen. Indem man die Komponenten einer analogen Schaltung in ein digitales Modell überführte, ergab sich als Ergebnis eine glaubhaft imitierte analoge Klangerzeugung, die selbstverständlich die Vorteile moderner digitaler Synthesizer in sich trug, preiswerter zu fertigen war und die mit einer klassischen Bedienoberfläche versehen werden konnte. So wurde der AN1X im Jahre 1997 geboren, zwei Jahren nach dem Nord Lead 1.

Das nachträgliche Würdigen anfassbarer Bedienelemente wirkte sich aber auch auf die samplebasierten Produkte aus, die längst durchweg über eine digitale subtraktive Nachbearbeitung verfügten. So haben wir es dieser Periode zu verdanken, dass bis heute eine gesunde Anzahl von Bedienelementen für Echtzeitzugriffe auf die Klangerzeugung zum guten Ton gehört. Das trifft allerdings noch nicht für den FS1R von 1998 zu. Hier sah sich Yamaha zur Fertigung des bis dahin leistungsfähigsten FM-Synthesizers überhaupt beflügelt, der mit acht Operatoren pro Stimme und einer ergänzenden Formantsynthese ein beachtliche Ausstattung aufbot, aber in einem 19″/1-HE-Gehäuse schlicht im falschen Körper schlummerte.

Auch mit weiteren Produkten hatte Yamaha die Produzenten moderner Clubmusik fest im Blick: Zu nennen wären hier die beiden Generation der A-Serie Sampler (A3000, A4000/5000, 1997/99), die Groovebox RM1X von 1998 und ihr mächtiger Nachfolger RS7000 von 2001, ebenso wie die beiden kleinen Desktop-Grooveboxen AN200 und DX200 (2001), die virtuell-analoge und FM-Klänge mit Drumsamples in einem attraktiv bepreisten Gerät mit Pattern-Sequenzer vereinten.

Dennoch darf man klar feststellen, dass sich bei Yamaha der Fokus langsam, aber sicher in Richtung samplebasierte Synthesizer verschob, wie etwa den CS6X, die aber oft über Erweiterungseinschübe mit den Möglichkeiten von Physical Modeling, Analog Modeling oder FM zu ergänzen waren.

Workstations für das neue Jahrtausend

Die MOTIF-Reihe von 2001 setzte im Bereich der Workstations neue Standards. Yamaha lieferte hier unzählige erstklassige und aufwendig produzierte Sounds, eine flexible Nachbearbeitung und Effektsektion sowie einen integrierten leistungsstarken Sequenzer, der die Komposition komplexer Titel auch ohne Computer ermöglichte. Und auch hier ließen sich andere Syntheseverfahren über Erweiterungen ergänzen. Im Unterschied zu den EX-Modellen adressierte die MOTIF-Reihe klar erkennbar den professionellen, spielfreudigen Musiker.

Längst fand ein ständig wachsender Teil der Musikproduktion im Rechner stattfand. Gleichwohl gab es eine große Kundenklientel, die entsprechende Möglichkeiten im Instrument absolut begrüßte. Yamaha erkannte aber auch die Notwendigkeit, mit dem Computer über MIDI hinaus in Interaktion treten zu können. Live waren die Geräte dabei ebenso geschätzt wie in der Produktion, boten sie doch auch interessante technische Funktionen wie Sampling oder Slicing.

Die MOTIF-Serie blieb über mehr als zehn Jahre bis 2014 in drei weiteren Serien (MOTIF ES, 2003, MOTIF XS, 2007 und MOTIF XF, 2010) das ständig verbesserte Prestigeprodukt bei den Workstations. Dazu stellte man diesen anspruchsvoll gefertigten Flaggschiffen mit den MOX-, MX- und MOXF-Modellen über die Zeit auch günstigere Geschwister für weniger finanzkräftige Interessenten zur Seite.

Abseits des Workstation-Konzepts etablierte Yamaha − mit Blick auf die Klassiker der Siebziger benannte CP-Serie − eine Reihe von Stage Pianos (ab 2009), die MOTIF-Technik nutzten und somit durch aktuelle Samplingtechnik entsprechende Musiker erfolgreich adressierten. Abseits der Multisamples. Sicher ist der Eindruck nicht ganz falsch, dass Yamaha sich in den ersten zehn Jahren des neuen Jahrtausends bei der Entwicklung weiterer virtuell-analoger Synthesizer und neuer Syntheseformen zurückgehalten hat. Dennoch gab es einige erwähnenswerte Produkte. So zeigte man 2008 mit dem Tenori-On (2008) eine einzigartige Kombination aus Step-Sequenzer und Klangerzeuger.

Deutlich relevanter ist Yamahas Engagement im Bereich der rechnerbasierten Produktionswerkzeuge. Zwar findet man den Namen Yamaha bis heute nicht auf dem großen Markt der virtuellen Klangerzeuger, allerdings ist man seit Ende 2004 hundertprozentiger Eigentümer der Firma Steinberg. Mit Cubase, Nuendo, Wavelab und Dorico verfügt man damit nicht nur über mächtige Produktions-, Editier- und Kompositionswerkzeuge, sondern auch über ein ganzes Portfolio von virtuellen Instrumenten und Effekten. Ein Technologietransfer und eine gute Integration der hauseigenen Systeme ist da kaum verwunderlich, ebenso wie der Umstand, dass sich z. B. in den Halion-Produkten auch Klänge des MOTIF wiederfinden.

Und schließlich gibt es einen weiteren Bereich, der hierzulande nur wenig Beachtung findet: In Zusammenarbeit mit der Universität Pompeu Fabra aus Barcelona entwickelte Yamaha bereits 2003 die bis heute erhältliche Win/Mac-Software Vocaloid, die Gesang synthetisiert. Die Technik geht auf Entwicklungen der EX-Serie (FDSP) und des FS1R (Formantsynthese) zurück. Vocaloid bietet etliche Stimmcharaktere, die durch die Eingabe von Tonhöhen, Artikulationen und Text zum Singen gebracht werden können. Auf dieser Basis wurden insbesondere am japanischen Markt erfolgreiche Kunstfiguren wie Hatsune Miku etabliert und mit Stimmen versehen, die nicht nur in den Charts vertreten sind, sondern sogar Konzerte geben.

Yamaha MONTAGE 8

Kleine Performance-Synthesizer und ein neues Flaggschiff

2015 überraschte Yamaha den Markt mit den vier kompakten Reface-Modellen, die die Bereiche virtuell-analog (Reface CS), FM (Reface DX), Stagepiano (Reface CP) und Orgelklänge abdeckten (Reface YC). Mit Miniklaviaturen, möglichem Batteriebetrieb sowie gut ausgestatteten, dedizierten Bedienoberflächen adressiert man hier seither eine neue jüngere Zielgruppe.

2016 brachte schließlich die lang erwarteten neuen Flaggschiffmodelle MONTAGE 6/7/8. Diese lösen die MOTIF-Serie ab, bleiben aber zu den Engines der Vorgängergenerationen kompatibel. Mit MONTAGE adressiert Yamaha wie üblich zuerst den professionellen, anspruchsvollen Anwender. Die Instrumente verfügen über eine duale Klangerzeugung, die einerseits mit 128 Stereostimmen im Samplebereich und mit ebenso vielen Stimmen eine FM-Sektion mit 8-Operator-Strukturen bedient. Yamaha fusioniert hier aber nicht nur Konzepte von MOTIF, SY99 und FS1R, sondern bewegt sich in diversen Punkten ebenfalls vorwärts. So verfügt der MONTAGE als Stammkapital über eine gewaltige Auswahl an weltweit aufwendig neu aufgenommenen Multisamples. Hinzu kommen ein Touchscreen, noch mehr Phrasen, Effekte sowie mehr Bedienelemente. Mit Audioeingängen, die sich zur Modulation der Klangerzeugung nutzen lassen sowie Performance-tauglichen Makrosteuerungen schafft die MONTAGE-Serie den Brückenschlag zwischen opulenter Workstation und den Anforderungen an einen modernen digitalen Synthesizer mit komfortabler Nachbearbeitung und integriertem USB-Audio-Interface.

Die MODX-Serie von 2018 brachte nachfolgend die Klangqualität des MONTAGE in eine signifikant günstigere Preisklasse. Dabei wurden sinnvolle Kürzungen an der Polyfonie, der Gehäusekonstruktion und den Bedienelementen vorgenommen, die weiteren Ausstattungsmerkmale aber beibehalten. Und schließlich hat Yamaha in diesem Jahr auch im Bereich der Stagepianos mit Modellen den CP73/88 (2019) für frischen Wind gesorgt. Neben einer topaktuellen Klangerzeugung auf der Basis von MONTAGE hat Yamaha die geradlinige zugängliche Bedienoberfläche hier konsequent auf die Anforderungen von Livemusikern abgestimmt.

Abschließend bleibt unsere aufrichtige Gratulation an einen Hersteller, der immer seinen Weg ging, neue Impulse zu setzen vermochte und dies auch in den nächsten Jahrzehnten hoffentlich in immer neuer Weise tun wird.

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