Wer in den 90ern unterwegs war, kennt den Roland JD-800 Synthesizer, denn er ist ein digitaler Roland-Synthesizer mit vielen Reglern – gebaut für alle, die Sounds mit den Händen formen wollen. Technisch steckt dahinter eine samplebasierte, subtraktive Engine mit 108 PCM-Wellenformen, vier Tones pro Patch sowie der legendären Effektsektion; praktisch bedeutete das folglich: schillernde Pads, bissige Leads und „Rave Strings“ bis zum Abwinken. Genau diese Mischung aus Digital-Glanz und Hands-On-Feeling machte ihn deshalb zum Studioliebling – von Elektronik bis Pop.
Dass der JD-800 bis heute referenziert wird, liegt nicht nur an seinem Sound, sondern auch an den Produktionen, die ihn in den 90ern groß gemacht haben – von UK-Rave über IDM bis Prince. Roland hat seine Rolle darüber hinaus jüngst in einem ausführlichen Hörerleitfaden eingeordnet.
Die 10 Essentials – Songs mit prägnantem Roland JD-800
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A Guy Called Gerald – „Anything“ (1993)
Schwebende Strings und reich geschichtete Pads – Gerald Simpson nennt den JD-800 explizit als Quelle für die dynamischen Streicher und Gitarren-Textures dieses Tracks. -
Mouse on Mars – „Future Dub“ (1994)
Jan St. Werner bestätigt: „Wir haben den JD-800 ziemlich extensiv benutzt“, inklusive Zusatz-Waveformkarten. Hört man – futuristische Glitzerflächen, weit und organisch. -
Sasha – „Magnetic North“ (2002)
Sasha schwärmt, sie hätten den JD-800 „auf absolut allem“ verwendet – „Airdrawndagger“ klingt stellenweise wie eine Liebeserklärung an LA-Synthesis. -
The Prodigy – „Voodoo People“ (1994)
Der markante, gitarrige Bass ist kein 303 – sondern JD-800. Ein Paradebeispiel, wie präsent und aggressiv der JD in dichten Mixes schneiden kann. -
Stylophonic – „If Everybody In The World Loved Everybody In The World (King Britt Scuba Mix)“ (2002)
King Britt sagt selbst: „Mein ganzes Scuba-Zeug war JD-800 – der war zehn Jahre lang mein Go-to-Keyboard.“ -
Jeanette Lindström – „Leaf (King Britt Scuba Ambient Mix)“ (2007)
Kontrastprogramm: tief pulsierende, ineinander verwobene JD-Texturen – Ambient zum Abtauchen. -
Prince – „Rave Un2 the Joy Fantastic“ (1999)
Prince nutzte den JD ausgiebig auf dem Album – Leads, Brass-Ornamente, digitale Schillerflächen. (Archivquellen und der Roland-Leitfaden verorten den JD klar im „Rave Un2…“-Kosmos.) -
Air Liquide – „Liquid Men with Liquid Hearts“ (1992)
303 untenrum, JD-800 oben – die sphärischen Pads stammen aus dem JD und geben dem Track seine Weite. -
Aspects – „My Genre“ (2001)
Hier dient der JD-800 als Carrier für Vocoder-Refrains – rau, robotisch, herrlich 2001. -
Jean-Michel Jarre – „Chronologie Part 4“ (1993)
In den Credits des Albums Chronologie ist der JD-800 genannt; „Part 4“ zeigt exemplarisch die glasigen, breiten Layer, für die Jarre in dieser Ära stand.
Spotify-Playlist: „Der Sound des Roland JD-800“
Warum gerade der JD-800?
Der JD vereint samplebasierte Schwingungen und subtraktive Formung mit einer Frontplatte voller Fader, denn er setzt bewusst auf direkte Eingriffe; damit knüpft er an einen Workflow an, der in der Ära der Presets fast verloren gegangen war. Das Ergebnis sind schnell „spielbare“ Sounds, die von gläsernen Digital-Chören bis zu aggressiven, pseudo-analogen Leads reichen, wobei Feinheiten sofort unter den Fingern liegen. Dass Produzenten ihn „auf allem“ einsetzten, ist daher kein Zufall – der JD ließ sich im Mix präzise platzieren und zugleich durchsetzen, ohne dabei an Größe zu verlieren.
Alternativen & moderne Optionen
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Roland JD-08 (Boutique) – kompakte Re-Interpretation des JD-800 mit den originalen Wellenformen, erweiterter Polyphonie, Step-Sequencer und zeitgemäßen Features im Desktop-Format. Ideal, wenn du den JD-Sound und die Slider-Philosophie in aktueller Hardware willst.
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Roland JD-800 VSTi (Roland Cloud) – offizielle Software-Emulation auf Basis der Original-Waveforms plus modernem Modelling. Läuft als VST3/AU/AAX und bildet Klang und Verhalten des JD sehr detailliert nach – perfekt für DAW-Workflows.
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