Roland TR-707 – Die Drum Machine der 80er

Roland TR-707 Top

Die Roland TR-707 ist eine Drum Machine, die oft im Schatten ihrer legendären Vorgänger TR-808 und TR-909 steht. Doch trotz (oder gerade wegen) ihrer Eigenheiten hat sie sich einen Platz in der Musikgeschichte gesichert. Wer auf der Suche nach einem digitalen Klassiker mit eigenem Charakter ist, sollte die TR-707 nicht unterschätzen.

Herkunft und Historie

Die TR-707 kam 1984 auf den Markt und kostete damals 1.590 DM. Die Buchstaben „TR“ stehen übrigens für „Transistor Rhythmus“ – ein Hinweis auf ihre analoge Herkunft, auch wenn die 707 bereits digital arbeitet.

Optisch erinnert sie stark an die TR-909. Allerdings besteht ihr Gehäuse nicht aus stabilem Metall, sondern aus Kunststoff. Dafür ist sie deutlich leichter (nur 1,5 kg) und kompakter (380 × 250 × 73 mm).

Der Zwilling der TR-707 ist die TR-727. Diese bringt Latin-Sounds mit und ist ansonsten nahezu identisch aufgebaut.

Design und Bedienoberfläche

Was sofort ins Auge fällt: das große LCD-Display – ein klarer Vorteil gegenüber der TR-909 mit ihrem kleinen Ziffernfeld. Auch die Fader-Sektion für 10 Instrumente, Accent und Gesamtlautstärke ersetzt die Potis der Vorgänger auf elegante Weise.

Roland TR-707 Display
Foto: Bernhard Loesener

Links neben dem Display sitzt der Cartridge-Schacht für die M-64C-Speichererweiterung. Darunter finden sich Funktionstasten für MIDI- und Sync-Einstellungen sowie zum Ansteuern von Pattern und Songs. Die 16 Steptasten ermöglichen eine einfache und intuitive Lauflichtprogrammierung, die auch heute noch Maßstäbe setzt.

Anschlüsse und Rückseite

Roland TR-707 Anschlüsse
Foto: Bernahrd Loesener

Die Rückseite der TR-707 ist überraschend üppig ausgestattet:

  • Stereo-Out + Kopfhörerbuchse

  • 10 Einzelausgänge (z. B. Kick, Snare, Toms, Hi-Hats usw.)

  • Start/Stop-Fußschaltereingang

  • MIDI In/Out (kein Thru)

  • DIN Sync In/Out

  • Tape-Sync (Miniklinke)

  • Trigger-Out (+5V, 20 ms)

  • Anschluss für das externe Netzteil

Die Einzelausgänge teilen sich manche Instrumente (z. B. Rimshot + Cowbell oder Clap + Tambourine), lassen sich aber hervorragend für externe Effektbearbeitung nutzen.

Programmierung und Workflow

Die Bedienung ist einfach, sobald man das Prinzip verstanden hat. Die TR-707 bietet zwei Programmiermodi:

  • Tap Write: Echtzeiteingabe via Instrumententasten

  • Step Write: Klassische 16-Step-Sequenzierung über die Lauflichttasten

Das Display zeigt alle 9 Drum-Spuren und Akzente übersichtlich in einer Gittermatrix. Instrumente, die sich eine Spur teilen, werden durch blinkende Punkte gekennzeichnet. Besonders hilfreich ist der „Last Step“-Parameter für ungerade Takte sowie die Möglichkeit, Pattern mit unterschiedlichen Quantisierungen zu verketten.

Erweiterte Features der Roland TR-707

  • Swing-Funktion mit vier Stufen

  • Flam-Funktion für Snare- und Tom-Sounds

  • Kopierfunktionen im Pattern- und Songmodus

  • Speicher für 64 Patterns und 4 Songs (max. 998 Takte)

  • Erweiterung per Cartridge oder MIDI-Dump

Der kleine interne Songspeicher ist ein klarer Nachteil, lässt sich jedoch mit der M-64C-Cartridge oder MIDI-Backup umgehen.

Synchronisation und Integration

Die TR-707 ist äußerst synchronfreudig:

  • MIDI-Sync (Master/Slave)

  • DIN Sync (nur als Master)

  • Tape-Sync zu Bandmaschinen

Einziger Wermutstropfen: Im MIDI-Slave-Modus gibt es kein weitergeleitetes DIN Sync-Signal. Ein Einsatz als MIDI–DIN-Sync-Konverter ist daher nicht möglich, sofern die 707 nicht als Master fungiert.

Klangcharakter und Einsatzgebiete

Die TR-707 nutzt 12-Bit-Digital-Samples. Das Ziel war ursprünglich ein möglichst realistischer Drumsound – heute wirkt das eher charmant retro als echt akustisch. Die Sounds haben einen gewissen 80er-Charme: knackig, aber teils etwas statisch.

Einige Schwächen:

  • Bassdrums klingen dünn

  • Snares wirken pappig

  • Keine Klangveränderung möglich (nur Lautstärke)

Mit etwas EQing und Effektbearbeitung lässt sich aber viel herausholen. Dank der Einzelausgänge sind kreative Bearbeitungen problemlos möglich.

Prominente Nutzer und Kultstatus

Trotz – oder wegen – ihrer Limitierungen war die TR-707 in vielen Produktionen vertreten. Sie wurde von Künstlern wie Aphex Twin, Marshall Jefferson oder Bam Bam eingesetzt und war ein fester Bestandteil der frühen Housemusik aus Chicago.

Wer auf intuitive Programmierung, einfache Synchronisation und einen zeitlosen 80er-Sound steht, wird mit der TR-707 viel Freude haben. Besonders als Trigger-Master für externe Drummodule ist sie heute noch hochinteressant.

Roland TR-707: Gebrauchtpreise und Verfügbarkeit

Auf dem Gebrauchtmarkt ist die TR-707 ab etwa 500 Euro zu haben. Eine gute Investition für Retro-Fans, Klangtüftler und Musiker mit Faible für Hardware-Grooves.

Empfehlung der Redaktion:


Affiliate Link:

Roland TR-707 License Code VST Lizenz

Auch interessant:

10 legendäre Songs mit Linn Electronics LinnDrum

Die Linn Electronics LinnDrum (LM-2) gilt als eine der einflussreichsten Drum-Machines der 1980er-Jahre. Sie prägte [...]

> WEITERLESEN
Dynacord Percuter – Das Drumbrain der 80er

Mitte der Achtziger wollte Dynacord den Drummern eine neue Freiheit geben: Mit dem digitalen, quasi [...]

> WEITERLESEN
10 legendäre Tracks mit der Roland TB-303

10 legendäre Tracks mit der Roland TB-303 – Der Sound, der Acid prägte Kaum ein [...]

> WEITERLESEN
Roland TB-303: Vom Bass-Ersatz zur Acid-Ikone

Roland TB-303: Ein unscheinbarer Start Als die Roland TB-303 Bass Line 1981 auf den Markt [...]

> WEITERLESEN
Happy 808-Day! – Ein Tribut an die legendäre Roland TR-808

Happy 808-Day! 08.08.2025 – Heute ist der Tag, an dem Musiker, Produzenten und Beatmaker weltweit [...]

> WEITERLESEN
10 berühmte Songs mit dem Roland D-50 Synthesizer

Der Roland D-50 ist einer der bekanntesten digitalen Synthesizer der späten 1980er-Jahre und wurde für [...]

> WEITERLESEN
Roland TR-707 – Die Drum Machine der 80er

Die Roland TR-707 ist eine Drum Machine, die oft im Schatten ihrer legendären Vorgänger TR-808 [...]

> WEITERLESEN
Roland D-50 Synthesizer von 1987 im Review

Der Digital-Synth-Klassiker für Flächen und Fantasie Was haben der Drum’n’Bass-Pionier LTJ Bukem und die Klangzauberin [...]

> WEITERLESEN
Casio RZ-1 – Kult-Drummachine

Casio RZ-1 – Eine Drummachine mit Kultstatus Als Casio 1986 die RZ-1 veröffentlichte, konnte niemand [...]

> WEITERLESEN
Roland SH-5 – Der Gigant der SH-Serie

Der Roland SH-5 gilt heute als einer der interessantesten analogen Synthesizer der legendären SH-Serie. Besonders [...]

> WEITERLESEN
Test: Roland SP-404MKII – Creative Sampler & Effector

Der erste Spross der Sampler-Familie, der SP-404, wurde von Roland bereits 2005 vorgestellt. Roland hat [...]

> WEITERLESEN
Behringer RD-9 – Der Beat lebt weiter – Test

Behringer RD-9 Test: Eine Ode an die Groove-Maschine Wenn wir an ikonische Drumcomputer denken, dann [...]

> WEITERLESEN
Test: Roland V-Stage 88 – All-in-one-Stagekeyboard

Das Roland V-Stage 88 folgt einem bei dem japanischen Hersteller in der Stagepiano-Oberklasse so zuvor [...]

> WEITERLESEN
Ensoniq ASR-X: Die unterschätzte Sampling-Groove-Waffe?

Things That Go Boom… Sample-Drumcomputer-Geheimtipp ASR-X Der Ensoniq ASR-X genießt unter Produzenten und Musikern einen [...]

> WEITERLESEN
Roland TR-808 – Drummachine-Klassiker

Rolands  TR-808 ist die Über-Maschine im Drumcomputer-Universum. Dies wissen wir heute, nachdem sie mit ihren [...]

> WEITERLESEN
Test: Behringer RD-8 – analoger Drumcomputer

Der Behringer RD-8 ist ein analoger Drumcomputer, der die legendären Klänge der Roland TR-808 in [...]

> WEITERLESEN
Yamaha RX 8 (1989) Drumcomputer

Yamaha RX 8 – Der unterschätzte Drumcomputer der 80er In den späten 80er-Jahren tobte ein [...]

> WEITERLESEN
10 Jahre Pocket Operator

Als Teenage Engineering 2015 die ersten drei Pocket Operator namens Sub, Factory und Rhythm vorstellte, [...]

> WEITERLESEN
News: Behringer RD-78 – Analog Drum Machine

Die analoge Drum-Maschine Behringer RD-78 kommt nach rund fünfjähriger Ankündigung in den Handel. Es handelt [...]

> WEITERLESEN
Korg Minipops 7 – (k)ein Klassiker?

Für die analoge Drum-Maschine Korg Minipops 7 würde sich heute wohl kaum mehr jemand interessieren, [...]

> WEITERLESEN
Statement von Roger Linn zu LM Drum & IconDrum

Roger Linn, der Ingenieur, der die LinnDrum-Maschinen erfand, die ursprüngliche Akai MPC-Serie an den Start [...]

> WEITERLESEN
Double Heart Audio 80017a Voice Module

Der polyphone Analogsynthesizer Juno-106 von Roland hat eine treue Fangemeinde. Obwohl es für den Klassiker [...]

> WEITERLESEN
Tone Explorer – so will Roland KI einsetzen

Mit Tone Explorer gibt das Roland Future Design Lab den ersten konkreten Ausblick darauf, wie [...]

> WEITERLESEN
Test: Roland Juno-D6 – Synthesizer unter 1.000 Euro

Die Golf-Klasse der Allzweck-Synthesizer unter 1.000,- Euro ist hart umkämpft. Nun kommen mit den drei [...]

> WEITERLESEN
Test: Roland P-6 Creative Sampler

Der Roland P-6 greift auf die lange Geschichte der Sampler des japanischen Herstellers zurück bis [...]

> WEITERLESEN
Roland Alpha Juno-2 (1986) – Ein unterschätzter Synthesizer-Klassiker

Der legendäre Hoover-Sound Wer erinnert sich nicht an die frühen 90er-Jahre, als Techno-Hymnen mit dem [...]

> WEITERLESEN
News: Roland Juno-D Serie, Synthesizer

Die drei neuen Modelle des Roland Juno-D kombinieren die moderne Zen-Core-Synthese mit einer Fülle an [...]

> WEITERLESEN
Roland Future Design Lab

Mit dem Roland Future Design Lab hat der japanische Hersteller eine Forschungs- und Entwicklungsgruppe gegründet, [...]

> WEITERLESEN
Roland Promo Clips aus den 90ern

Die Neuzeit der elektronischen Musikinstrumente begann Mitte der 90er Jahre. Nach einer Zeit der technologischen [...]

> WEITERLESEN
MFB 501 – Review

Fricke MFB-501 – Die legendäre deutsche Rhythmus-Maschine Minimalistisches Design mit Kultstatus In einer Welt, die [...]

> WEITERLESEN
Interview mit Produzent George FitzGerald

Der britische Produzent George FitzGerald brachte mit All That Must Be nun sein zweites Album [...]

> WEITERLESEN

Unsere neuesten Beiträge

10 legendäre Songs mit Linn Electronics LinnDrum

Die Linn Electronics LinnDrum (LM-2) gilt als eine der einflussreichsten Drum-Machines der 1980er-Jahre. Sie prägte [...]

> WEITERLESEN
Die 10 besten Songs mit der legendären Korg M1

Die 10 besten Songs mit dem legendären Korg M1 – Sound-Ikonen der Musikgeschichte Der Korg [...]

> WEITERLESEN
Was ist Mastering?

Was ist Mastering? Die Kunst der letzten Veredelung im Musikprozess Wenn ein Song komponiert, arrangiert [...]

> WEITERLESEN

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert