Die Roland Drum Machine TR-8S ist weit mehr als nur ein Update der bekannten AIRA-Serie. Sie kombiniert die Emulation legendärer Roland-Drumcomputer mit modernen Produktionsfunktionen, Sample-Import und einer Vielzahl an Effekten. Damit richtet sie sich gleichermaßen an Produzenten, Live-Performer und Hybrid-Nutzer, die ihre DAW in Kombination mit Hardware einsetzen wollen. Während andere Drum Machines oft einen klaren Schwerpunkt setzen – etwa auf klassische Sounds oder auf Sample-Flexibilität – vereint die TR-8S beides. Ihre Stärke liegt darin, dass sie unmittelbar spielbar ist und gleichzeitig tiefergehende Editiermöglichkeiten bietet.
Funktionsumfang & Bedienung – Roland TR-8S Drum Machine
Mit 409 × 263 × 58 mm und einem Gewicht von ca. 2,1 kg ist die TR-8S kompakt genug für den Transport und gleichzeitig robust genug für die Bühne. Das Gehäuse macht einen soliden Eindruck, alle Bedienelemente sind stabil und übersichtlich angeordnet. Herzstück sind die originalgetreuen ACB-Modelle (Analog Circuit Behavior) von Klassikern wie TR-808, TR-909, TR-606, TR-707 oder CR-78. Dazu kommen über 150 Factory-Samples sowie die Option, eigene WAV- oder AIFF-Samples über SD-Karte einzubinden. Das erlaubt die Mischung aus vertrauten Vintage-Sounds und individuellem Material. Insgesamt lassen sich bis zu 128 Kits speichern, die jeweils mehrere Variationen enthalten können. Die Bedienoberfläche ist bewusst auf Performance ausgerichtet: 16 hintergrundbeleuchtete Step-Pads, Fader für die wichtigsten Parameter und zahlreiche Direktzugriffe. Pattern können bis zu 11 Instrument-Spuren enthalten, ergänzt durch einen Trigger-Out für externe Geräte. Acht Variationen pro Pattern, drei Fill-Typen und Parameter-Automation (Motion Recording) sorgen für Flexibilität in Echtzeit. Das Gerät wirkt durchdacht: Viele Funktionen sind per Tastenkombination oder Fader direkt zugänglich, sodass sich auch komplexe Setups schnell umsetzen lassen. Dennoch gilt: Wer die Tiefe der TR-8S ausschöpfen will, sollte etwas Einarbeitungszeit mitbringen.
Klang & Sound-Design
Klanglich deckt die TR-8S ein breites Spektrum ab. Die ACB-Modelle sind extrem nah an den Originalmaschinen und vermitteln sofort das typische Roland-Feeling – druckvolle 808-Kicks, knackige 909-Snares oder metallische Hi-Hats aus der 606. Ergänzend liefern die Werks-Samples moderne Sounds, die von akustischen Percussion-Elementen bis hin zu experimentellen Hits reichen. Ein Highlight ist die Möglichkeit, eigene Samples nicht nur zu laden, sondern sie mit den internen Engines zu kombinieren. Layering von klassischer 909-Kick mit einem eigenen Sub-Sample? Kein Problem. So entsteht ein individuelles Sound-Set, das weit über den reinen Vintage-Charakter hinausgeht. Die Effekte spielen dabei eine zentrale Rolle. Ob Reverb, Delay, Overdrive, Bitcrusher oder Filter – fast jeder Klang lässt sich direkt am Gerät verbiegen. Besonders live wirkt das extrem kraftvoll: Ein kurzer Highpass-Sweep oder ein Dub-Delay auf der Snare können ein Set sofort verändern. Kritisch angemerkt wird manchmal, dass das tiefe Low-End – gerade bei den Kicks – im Mix nicht so massiv wirkt, wie man es von reinen Analogmaschinen kennt. Mit externem EQ oder Layering lässt sich das aber gut ausgleichen.
Schnittstellen & Konnektivität
In Sachen Anschlüsse bietet die TR-8S deutlich mehr als viele Konkurrenten. Acht analoge Ausgänge ermöglichen es, einzelne Instrumente separat ins Mischpult oder in die DAW zu schicken. So können Bassdrum, Snare, Hats und Percussion jeweils mit eigenen Effekten bearbeitet werden – ein echtes Plus im Studio wie live. Über USB fungiert die Maschine gleichzeitig als Audio- und MIDI-Interface. Das bedeutet: Mehrspur-Audioaufnahme direkt in die DAW, ohne zusätzliche Hardware. Dazu kommen klassische MIDI-In/Out-Ports sowie ein Audioeingang, über den externe Signale mit in den Mix aufgenommen werden können. Damit positioniert sich die TR-8S klar als Schaltzentrale im Hybrid-Setup: Sie ist nicht nur Drumcomputer, sondern auch Controller und Interface.

Praxis: Workflow im Studio und Live
Im Alltag zeigt sich, dass die TR-8S in beide Welten passt. Im Studio wird sie häufig als Groove-Gerüst genutzt – Beats und Pattern entstehen schnell, Variationen lassen sich spontan aufnehmen. Dank Motion Recording sind automatisierte Parameterfahrten möglich, wodurch Loops sofort lebendiger wirken. Auf der Bühne entfaltet sie ihr volles Potenzial: Mit den Fadern können Lautstärken blitzschnell angepasst werden, Fills und Patternwechsel sind direkt verfügbar. Besonders beliebt ist die Möglichkeit, unterschiedliche Patternlängen pro Spur zu definieren – so entstehen Polyrhythmen und komplexe Strukturen, die weit über den 4/4-Standard hinausgehen. Ein echter „Song Mode“ fehlt allerdings. Wer längere Arrangements plant, muss entweder live performen oder die DAW einbeziehen. Für spontane Jams ist das kein Problem, für durchkomponierte Sets kann es jedoch eine Einschränkung sein.
Nutzererfahrungen & Workflow-Eindrücke
- Hybrid-Setup: Viele Produzenten nutzen die TR-8S parallel mit Ableton Live. Über USB lassen sich einzelne Spuren direkt aufnehmen und weiterbearbeiten.
- Live-Feeling: Echtzeitsteuerung über Fader, Muting und Effektparameter sorgt für organische Performance.
- Soundcharakter: Vintage-Emulationen überzeugen, Sample-Layering erweitert die Flexibilität. Lediglich im Bassbereich braucht es oft Nachbearbeitung.
- Kreative Tools: Probability-Einstellungen und Motion-Sequenzen bringen Abwechslung in Loops.

Test: Roland TR-8S – Drum Machine
Die Roland Drum Machine TR-8S ist ein vielseitiges Werkzeug, das gleichermaßen Klassiker-Fans wie moderne Produzenten anspricht. Sie überzeugt durch ihre Mischung aus authentischen Roland-Sounds, flexiblen Sample-Funktionen und starken Live-Features. Besonders die Kombination aus Hardware-Feeling und Hybrid-Integration macht sie zu einer der leistungsfähigsten Groove-Maschinen ihrer Klasse. Wer eine Drum Machine sucht, die sofort inspiriert, live performtauglich ist und im Studio nahtlos mit der DAW zusammenarbeitet, findet in der TR-8S eine sehr überzeugende Lösung. Kleine Schwächen im Low-End oder beim fehlenden Song Mode sind vorhanden, trüben aber den Gesamteindruck kaum.
Pro
- Vielseitige Soundbibliothek: Klassiker + Samples
- Umfangreiche Effekte und Parameter-Automation
- Performance-orientiertes Layout mit direkter Steuerung
- Flexibler Pattern-Aufbau mit Variationen & Polyrhythmen
Contra
- Kein echter Song Mode
- Low-End im Standalone-Betrieb teils schwach
- Keine Solo-Taste, Kanäle müssen stummgeschaltet werden
- Einarbeitungszeit nötig für komplexe Features
Link zur Herstellerseite: Roland
Vergleich TR-8S vs. TR-1000 – und warum die TR-8S noch lange relevant bleibt
Roland hat mit der TR-1000 Rhythm Creator eine neue High-End-Drum Machine vorgestellt, die mit echten analogen Klangschaltungen ausgestattet ist. Der Preis liegt bei etwa €2.699. Damit positioniert sich die TR-1000 im Premiumsegment. Im Vergleich dazu liegt der Straßenpreis einer TR-8S heute deutlich niedriger (oft unter einem Drittel dieses Betrags), was sie preislich attraktiv macht.
Die TR-1000 punktet mit echten analogen Stimmen kombiniert mit modernen digitalen Engines, fortschrittlichem Sampling und direkteren Steuerungsmöglichkeiten. Dennoch bleibt die TR-8S attraktiv, und das aus mehreren Gründen:
- Bewährte Funktionalität: Die TR-8S bietet bereits einen riesigen Funktionsumfang – ACB-Modelling, Sample-Import, Performance-Fader, Effekte, flexibel editierbare Patterns – und Funktionen, die sich in vielen Live- und Studio-Setups bewährt haben.
- Preis/Leistung: Für viele Nutzer rechnet sich die TR-8S mehr, da sie praktisch dieselben Workflow-Fähigkeiten bietet, ohne das hohe Investitionsniveau der TR-1000.
- Erprobte Stabilität & Community: Seit Jahren ist die TR-8S etabliert. Firmware, Presets, Nutzer-Know-how und Erfahrung sind vorhanden, was den Einstieg und Betrieb deutlich vereinfacht.
- Live-Einsatz optimiert: In der Performance überzeugt die TR-8S durch intuitive Bedienung, Fadersteuerung, sofortige Patternwechsel und verzögerungsarme Reaktion – Aspekte, denen viele neuere Geräte erst noch beweisen müssen, dass sie sie ebenso gut handhaben.
Fazit: Die TR-1000 mag mit ihrer analogen Technik und erweiterten Features überzeugen und ist eine spannende Neuentwicklung. Doch für viele Nutzer bleibt die TR-8S auch künftig eine exzellente Wahl – insbesondere, wenn man Funktionalität, Kosten und praxisbewährtes Arbeiten ins Verhältnis setzt.


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