Die Firma Alesis machte sich Mitte der 80er-Jahre schnell einen Namen. Grund dafür waren erschwingliche Geräte, die professionelle Qualität zum Low-Budget-Preis boten. Ein frühes Beispiel war das Alesis Microverb, dessen Hallprogramme auch heute noch beliebt sind.
Als Sampler noch für Normalmusiker unbezahlbar waren, brachte Alesis 1988 die Alesis HR-16 Drum Machine heraus. Mit stolzen 16-Bit Samples in CD-Qualität war sie ihrer Zeit voraus. Der Preis von DM 898,- war für das Gebotene sensationell günstig. Kein Wunder also, dass die HR-16 zu einer der meistverbreiteten Rhythmusmaschinen der späten 80er und frühen 90er wurde. Bis heute findet sie sich in vielen Studios wieder.
Design und Bedienung
Auf den ersten Blick wirkt die HR-16 mit ihrem grauen Kunststoffgehäuse eher unscheinbar – fast wie ein Bürogerät. Doch die inneren Werte überzeugen. An der Vorderseite finden sich 16 anschlagdynamische Pads aus weißem Kunststoff. Sie erfüllen zuverlässig ihren Zweck, fühlen sich jedoch etwas klapprig an und bieten kein perfektes Spielgefühl. Darüber hinaus besitzt die Maschine ein orangefarbenes, beleuchtetes Display mit 32 Zeichen, das alle wichtigen Informationen gut lesbar darstellt.
Links neben dem Display befinden sich zwölf Funktionstasten. Damit lassen sich Einstellungen wie Quantisierung, Patternlänge, Swing, Kopieren, Löschen, Einfügen oder der Songmodus bequem aufrufen. Eine kleine LED zeigt an, ob man sich gerade im Pattern- oder Songmodus befindet. Direkt darunter liegen die Transporttasten Play, Record und Stop/Continue, ebenfalls mit eigenen Status-LEDs. Für die Eingabe von Werten gibt es einen Zahlenblock sowie Plus- und Minus-Tasten. Alternativ kann man dafür den Select-Fader auf der rechten Seite verwenden, neben dem außerdem fünf Menütasten für MIDI-, Tempo-, Mix-, Tune- und Voice-Parameter zu finden sind. Ergänzt wird das Ganze durch einen separaten Lautstärkefader. Besonders praktisch: Unter einer Klappe im oberen Gehäuseabschnitt verbirgt sich eine Kurzbedienungsanleitung – perfekt für den schnellen Zugriff im Studio oder live auf der Bühne.
Die Rückseite ist funktional ausgestattet, aber übersichtlich gehalten. Dort findet man zwei Stereoausgangs-Paare, einen Fußschalteranschluss für Start und Stop, MIDI-In sowie MIDI-Out, das auch als MIDI-Thru genutzt werden kann, außerdem Tape-In und Tape-Out, den Netzschalter sowie den Anschluss für das externe Netzgerät. Ein Kopfhörerausgang fehlt leider.
Sequencer und Funktionen
Die HR-16 ist mit einem leistungsfähigen 16-Spur-Sequencer ausgestattet. Sie erlaubt bis zu 100 Pattern, die jeweils eine Maximallänge von 682 Vierteln erreichen können. Diese Pattern lassen sich im Songmodus zu ganzen Songs verketten, wobei im Song-Edit-Menü komfortable Bearbeitungen wie Kopieren, Einfügen oder Ersetzen möglich sind. Aufgenommen wird wahlweise in Echtzeit oder im Stepmodus. Die Auflösung beträgt beeindruckende 1/384, sodass selbst komplexe Rhythmen präzise programmiert werden können.
Darüber hinaus bietet die Maschine zahlreiche kreative Hilfen. Die Quantisierung reicht von Vierteln bis zu 64stel-Noten. Eine Swing-Funktion sorgt für lebendigere Grooves, während die Offset-Funktion erlaubt, einzelne Sounds minimal zu verschieben, etwa um einen bewusst „versetzten“ Snare-Schlag zu erzeugen. Besonders beliebt ist die Fill-In-Funktion: Drückt man gleichzeitig die Fill-Taste und ein Pad, wird der entsprechende Sound im Quantisierungsraster wiederholt, solange die Taste gehalten wird – eine schnelle Möglichkeit, Drumbreaks einzubauen.
Die Sounds der Alesis HR-16
Klanglich liefert die HR-16 insgesamt 49 Drumsounds plus Metronom. Sie sind überwiegend auf realistische, natürliche Drums ausgelegt und klingen klar und durchsetzungsfähig. Die großen Dancefloor-Klassiker wie TR-808- oder TR-909-Samples fehlen allerdings. Während die Snares und Percussion-Sounds zu überzeugen wissen, sind die Bassdrums vergleichsweise dünn und brauchen Nachbearbeitung durch Equalizer oder Kompressor.
Dennoch sind die Sounds nicht veraltet. Mit Effekten bearbeitet lassen sie sich problemlos in moderne Produktionen einfügen – wie es Künstler wie Carl Craig oder die Produzenten der „Hamburg Loops“-Sample-CD eindrucksvoll gezeigt haben. Auch an Details hat Alesis gedacht: Der Crash-Sound nutzt zwei Stimmen, damit Beckenklänge nicht abgeschnitten werden, und die HiHat-Samples (Closed, Mid, Open) teilen sich eine Stimme für realistischere Programmierungen.
In der Bearbeitung sind die Möglichkeiten zwar eingeschränkt, aber effektiv. Neben der Lautstärke lässt sich die Tonhöhe jedes Sounds um bis zu 15 Halbtöne nach oben oder 16 Halbtöne nach unten verändern. Damit lassen sich durch extremes Verstimmen interessante und ungewöhnliche Klänge erzeugen.
Anschlüsse und MIDI
Besonders clever ist die Ausstattung mit zwei Stereoausgängen, die sich dank einstellbarer Panorama-Parameter auch als vier Monokanäle nutzen lassen. Damit können Drums im Mix besser verteilt oder einzeln weiterbearbeitet werden.

Die MIDI-Funktionalität deckt alle wichtigen Punkte ab. Die HR-16 empfängt und sendet MIDI-Clock, gibt ihre Pattern über MIDI-Out aus und erlaubt Program-Changes zum Ansteuern einzelner Patterns. Senden und Empfangen lassen sich bei Bedarf deaktivieren. Ein komfortabler MIDI-Dump ermöglicht das Speichern aller Daten. Alternativ kann das Tape-Backup über Kassette genutzt werden – eine typische Lösung der späten 80er.
Schwächen und Altersprobleme
Die größte Schwachstelle der HR-16 sind die Gummitaster. Mit zunehmendem Alter reagieren sie oft träge oder erst nach starkem Druck. In diesem Fall hilft meist nur der Austausch gegen einen kompletten neuen Satz Taster, der von Alesis erhältlich ist und etwa 30 Dollar kostet. Von Reinigungsversuchen mit Alkohol, Kontaktspray oder Lösungsmitteln sollte man unbedingt absehen, da diese die Platine zerstören können. Eine sanftere Alternative ist die Reinigung mit einem Radiergummi oder das Überziehen der Kontakte mit Silberpapier – allerdings erfordert das etwas Geduld und Fingerspitzengefühl.
Die letzte Software-Version war übrigens die Nummer 1.09. Mit ihr wurden die SysEx-Fähigkeiten der Maschine erheblich erweitert.
Fazit: Für wen lohnt sich die Alesis HR-16?
Die Alesis HR-16 ist eine klassische „Brot-und-Butter“-Drummachine. Sie überzeugt mit einer einfachen Bedienung, einem stabilen Sequencer und sinnvollen Funktionen wie MIDI-Dump, MIDI-Clock, Fill-In-Generator und mehreren Ausgängen. Auch wenn die Klangbearbeitung eingeschränkt ist, bleibt die HR-16 ein zuverlässiges Werkzeug für Studio und Bühne. Auf dem Gebrauchtmarkt ist sie heute meist zwischen 150 und 200 Euro zu finden.
Varianten: HR-16B und MMT-8
Neben der ursprünglichen HR-16 brachte Alesis noch zwei Varianten heraus. Die HR-16B erschien als Nachfolger mit aggressiveren Sounds und schwarzem Gehäuse. Der Alesis MMT-8 war ein eigenständiger 8-Spur-MIDI-Sequencer, der sich vor allem durch seine praktischen Mute-Tasten auszeichnete und schnell zum Geheimtipp für Live-Performer wurde.
Alternativen? Alesis SR-16 und SR-18



Kult-Drummaschine dürfte etwas übertrieben sein. Zwar wurde das Ding tausendfach verkauft, allerdings war der Einsatz im Studio auf Grund weniger Einzelausgänge gelinde gesagt etwas mühsam. Für einen einigermassen professionellen Mix, musste man schon gewisse Einzelinstrumente auf Band auslagern, um sie im Mix dann auch einzeln bearbeiten zu können. Zum Glück war die Maschine über MIDI-Clock wenigstens stabil.
Im Live Einsatz oder Im Probekeller allerdings waren Einzelausgänge nicht nötig, so dass gerade in diesem Bereich viele HR16 zu sehen waren. Also: am DJ Pult ideal (so man den Sound mag), in der Produktion würd ich da eher auf HR16 Samples zurückgreifen und diese im Drumsampler der DAW direkt verwenden.