Pioneer DJ DDJ-FLX4 Test – alles Smart?

Pioneer DDJ-FLX4 Testbericht DJ Controller

Der Pioneer DJ DDJ-FLX4, gesprochen „DDJ-Flex Four“, ist die offizielle Reinkarnation des mehrere Jahre lang sehr gut etablierten und beliebten Einsteiger-Controllers DDJ-400 vom selben Hersteller. Sein Nachfolger FLX4 hat sich nun bereits über ein Jahr am Markt und in der Szene integrieren können, nicht zuletzt weil er ein paar technische Tricks mehr auf Lager hat als sein Vorgänger.

Zweikanalige Einsteiger-Controller mit integrierter Soundkarte gibt es einen ganzen Haufen am Markt. Doch wenn es um die kleine Preisschallmauer knapp unter 300,- EUR geht, gewinnt seit Jahren irgendwie oft Pioneer die Kaufentscheidung. Dank Pioneer DJ-typisch aufgeräumtem symmetrischen Interface, welches sehr viele DJs schlichtweg präferieren, hatte der DDJ-400 bisher ein leichtes Spiel. Er bot Einsteigern, aber auch beginnenden DJ-Skillern eine gut strukturierte und schnell bedienbare Benutzeroberfläche, die ein Profi durch simples ‚Draufstarren‘ sofort versteht. So ist das auch beim FLX4: 2 Kanalfader samt Gain, Hi, Mid, Low und CFX-Poti und ein gut gängiger Crossfader finden sich in der Mitte. Zahlreiche Einzelfunktionen und Features werden mit insgesamt 17 sinnvoll parametrisierten Drehreglern und weiteren zwei Fader für den Pitch des jeweiligen Trackdecks, vereint. Pads gibt es insgesamt 16 Stück, das ist für ein Einsteiger-Controller zwar Heute quasi Standard, aber immer noch als „üppig“ anzusehen. Da gab es früher durchaus magerere Zeiten.

Pioneer DDJ-FLX4 Top DJ-Controller

Übersichtlich, symmetrisch und Pioneer-typische griffige Verarbeitung. Fass mich an!

Noch ein paar Zahlen gefällig?

Mit 482 mm Breite und einer Höhe von 59 mm und einer Tiefe von 272 mm bei einem Gewicht von gerade mal 2,1 KG haben wir einen Kompaktcontroller vor uns, den man tatsächlich überall mit hin nehmen kann. Natürlich bietet so ein Controller kein integriertes Audiomischpult, USB-Stick-Ports oder Phono-Eingänge an, die sind aber in dieser Preisklasse auch nicht zu erwarten. Allerdings haben wir einen pegelbaren Mikrofoneingang der als unsymmetrische Klinke realisiert ist, somit eignet sich der FLX4 auch bedingt für Podcaster / Radio-DJs die damit Programm und Moderation auf einmal fahren wollen. Ungewöhnlich sind die beiden USB-C-Anschlüsse: Den Test haben wir mit dem als „Laptop-Anschluss“ beschrifteten USB-Anschluss gefahren, der zweite ist eine Art Spannungsverstärkung, falls ein angeschlossener Computer oder ein Tablet schlicht nicht genug Leistung liefert, verstärkt man so mit einem herkömmlichen USB-C-Ladegerät den Controller.

Pioneer DDJ-FLX4 DJ-Controller Anschlüsse
Alles was man minimal zum Auflegen braucht ist hinten und vorne da. Der unsymmetrische Mikrofoneingang ist als Klinke ausgeführt, hat aber einen Pegel-Poti.

Von Haus aus versteht sich der Kleine sofort mit Rekordbox DJ Hardware und Serato DJ Lite. Aber auch andere professionelle DJ-Programme haben Support nachgezogen. So gibt es u.a. mittlerweile auch nativen Support für Virtual DJ-Freunde, von denen es mehr gibt, als gemeinhin angenommen wird. VDJ-User brauchen dann nur eine Pro Infinity-, Subscriber- oder PLUS-Lizenz, um loszulegen, während Traktor 3 oder 4-User über spezielle Mapping-Files die sich downloaden lassen, allerdings auch nicht außen vor bleiben.

Apropos nativer Support

Beim Test ist mir schnell aufgefallen, dass der FLX4 in seiner Funktion als „Hardware-Dongle“ praktischerweise Rekordbox Pro freischaltet, was dem zweiten Partner Serato DJ Lite ein bisschen alt aussehen lässt, denn um dort an „Pro“ zu kommen muss ich erst eine Paywall von 249,- Dollar für den Erwerb der kompletten Software oder einen Abopreis von 9,99 hinter mich lassen. Sowohl Smart-Fade und CFX-Effekte funktionieren allerdings in beiden ab Werk nativ kompatiblen Programmen. Rekordbox Pro bietet allerdings 16 Sampler-Slots und 8 Hot-Cues, deutlich mehr als Serato DJ Lite mit je nur 4 Slots für Sampler und Hot-Cues.
Weiterhin bietet Rekordbox Pro gleich eine größere Anzahl an Pad-Modi: Darunter Hot Cue, Pad FX, Beat Jump, Sampler, Keyboard-Mode, Beat Loop und Key Shift. Im Vergleich dazu stehen bei Serato Lite nur die Pad-Modi Hot Cue, Pad FX, Beat Jump, Sampler, Roll und Auto Loop zur Auswahl.

Streaming-Support

Wem das etwas bedeutet: Im Bereich Streaming unterstützt Rekordbox viele Dienste wie Tidal, Beatport, Beatsource und SoundCloud Go+, was – stabiles Internet vorausgesetzt – auch online eine wirklich sehr große Musikauswahl offen legt. Anständige Digital-DJs haben aber meines Erachtens auch 2025 ihre Musik mindestens auf der Festplatte oder auf dem Speicherstick, wenn schon nicht in einer richtigen Plattenkiste. Der nächste datenfunkfreie Bunkerkeller kommt bestimmt.
Löblich: Ebenfalls existiert Rekordbox auch in einer Version für iOS- und Android-Mobilgeräte (per Bluetooth oder USB), was im Jahre 2025 eigentlich ein Standard sein sollte. Ganze DJ-Sets lassen sich selbstverständlich direkt im Programm aufzeichnen („Recording“ über USB), was bei Serato Dj Lite leider nicht für DJ-Einsteiger implementiert wurde. Ich persönlich finde so etwas ein echtes No Go, aber mir gehört Serato als Firma andererseits auch nicht. Wäre das mein Laden hätte ich lieber Streamingdienste außen vor gelassen, aber für die eigene Mixing-Analyse nicht mal eben die Aufnahmefunktion geopfert. Denn mal ganz ernsthaft: Wie soll man als Einsteiger seine eigenen Mixingskills überprüfen, wenn nicht mit der Recording-Funktion?
Im Großen und Ganzen ist Rekordbox also eindeutig näher dran an die Features und Möglichkeiten des FLX4 angepasst – was meiner Meinung nach auch einem Einsteiger leicht dazu verführt, dann auch gleich bei Rekordbox zu bleiben. Sorry, Serato – das könnt Ihr sicher besser.

Rekordbox Pro und Mobile
Für das ganz kleine DJ-Handgepäck gibt’s auch Rekordbox Mobile.

Hands On!

Jeder der beiden Decksektionen besitzt oben links die klassischen IN / OUT und EXIT-Buttons für das schnelle Setzen / Verlassen von bis zu viertaktigen Loops. Dort findet der moderne Digital-DJ auch den gerne genutzten Beat-SYNC-Button, der per Inklusion des SHIFT-Buttons (Links unter den Jogwheels gut zu finden) seinen Tempo-Regelbereich von Plus/Minus 8%, 16% oder auf satte 50% umstellen kann. Ebenfalls in der selben Reihe findet man die üblichen Knöpfe zum Halbieren oder Verdoppeln des eingestellten Loops.

Direkt darunter thronen zwei präzise regelnde Jogwheels klassischer Bauart, zum Scratchen oder kurzem Abbremsen, Antippen oder Re-Winden eines Stücks Musik. Obwohl ich kein maximal geschickter Scratching-Skiller bin, hat mir das etwas rutschige Oberflächen-Finnish auf den Jogwheels nicht zugesagt. Vor allem im Vergleich zum Vorgänger DDJ-400 oder zu allen anderen Jogwheels die ich bisher anfassen durfte, ist diese schlichtweg zu rutschig ausgefallen – und das egal ob man gerade verschwitzte oder trockene Finger hat. Wen das – wie mich – eher stört klebt sich aber einfach 2 x CD-Rohlinge oder CDs auf das Jogwheel – oder lässt sich das eigene Logo auf einem Pioneer-DJ Jogwheel Skin drucken oder sucht gleich beim innovtiven Skindesigner Styleflip nach runden Stickerskins. Das Problem lässt sich also sehr einfach beseitigen, daher würde ich persönlich das nicht groß in die Kaufentscheidung einfließen lassen. Pioneer hat übrigens eine eigene Webseite für sog. „Dj Jogwheel Skins“, einfach im Web danach suchen. It´s a thing today.

Performance DJ-Controller

So nennt sich der Pioneer DJ DDJ-FLX4 mit Nachnamen und das nicht von ungefähr: Neben den klassischen CUE und PLAY/PAUSE-Tastern und einer klassischen 6 cm langen Regelstrecke für den stabilen Pitch-Fader findet der DJ-Pilot noch acht orangene hintergrundbeleuchtete Performance-Pads für die Themenbereiche HOT CUE [KEYBOARD], PAD FX1 [PAD FX2], BEAT JUMP [BEAT LOOP] und SAMPLER [KEY SHIFT]. Die Subfunktionen werden jeweils per SHIFT ausgewählt – also kinderleicht. Mit all diesen Funktionen und ein bisschen Übung können relativ spektakuläre Techniken in einen Mix eingewoben werden: Z.B. das tonal gepitchte Auslösen (Spielen) von Samples oder eben HOT CUES im Takt angesteuert und abgefeuert werden, sowie ausgewählte BPM-synchrone Glitch- und Stutter-Effekte oder eine Flangermodulation auf einzelne Momente gelegt werden. Das macht Einsteigern, wie Profis echt Spaß. Die Tatsache das hier keine RGB-Lichter leuchten ist mir persönlich echt völlig egal. Das braucht man hier an dieser Stelle nicht wirklich.

Die Neuigkeiten CFX und Smart-Fader

Ob man die neuen Implementationen CFX oder Smart-Fader am DDJ-FLX4 braucht, ist dagegen ein Philosophikum, aber jede neue Technik kann eine Erleichterung oder eben Erweiterung des eigenen Skillsets sein – oder schlicht Zeit sparen die man beim Mixing für andere Funktionen einsetzen kann – denn „Viel hilft viel“. Der CFX-Button – direkt links neben den EQ-Potis der zwei Kanäle – schaltet diese neue Funktion ein oder aus. Sobald diese aktiviert ist, kann ich mit dem untersten Kanal-Poti den sog. Colour-FX-Effekt rein oder raus drehen. CFX steht dabei für eine Art Effektkombination, denkt einfach mal an Filter und BPM-synchrone Dub-Delays die gleichzeitig auf ein Mal auf den laufenden Track hinzu gemischt werden können. Im Prinzip ist die CFX-Funktion also eine Art Effekt-Makro, das eine gesamte Effektkette ersetzt. Wichtig dabei: Wer nach links dreht, fügt den CFX-Effekt in Kombination mit einem HighPass-Filter hinzu, nach rechts ist der CFX-Effekt mit einem LowPass-Filter gekoppelt – in der Mitte ist Zero, also „Kein Effekt“. Der entsprechende CFX-Makro der auf dem Poti „montiert“ ist, kann dabei in der Software komfortabel gewechselt werden. Das geht bei Serato DJ Pro schnell über FX-Panel-Symbol das widerum einen Karteireiter öffnet der mit den auswählbaren Effekten Phantom Echo, Reflect Echo, Möbius Echo, Vaporize, Noise Chopper, Cyberjet, Cyber Pitch oder Twister jeweils bestückt werden kann. Pioneer-typisch klingen diese Makros, ähnlich wie der klassische Pioneer-Phaser an DJM-Pulten, den kaum je Jemand früher loslassen wollte, „produktionsfertig“ und oft recht gewinnbringend um ein bisschen dichtes Drama (Das Salz in der Suppe eines DJ-Mixes) in das Ende oder den Anfang einer hinzu gemischten Trackpassage einzufügen.

Smart-Fader? Wat iss dat dann?

Zugegeben, das war schlechtes Kölsch. Der ‚Smart-Fader‘ ist aber auch auf Hochdeutsch schnell erklärt: Wenn ich den Button Smart-Fader aktiviere (Rechts von den Kanal-EQs), dann kann ich z.B. einen auf dem linken Deck laufenden Track – quasi nur mit dem Crossfader – sanft hinüber zum Nachfolgetrack schieben, Wobei die BPM-Zahl völlig automatisch an die des Zieltracks heran geführt wird. Die Einen nennen das „Schummeln“, die Anderen nennen das „Magie“ – die Zukunft wird aber entscheiden ob das ein neuer Standard wird. Man kann aus allem etwas machen. Jeder Mixing-Einsteiger wird an dieser Funktion jedenfalls seinen initialen Spaß haben.

 

Fazit: DJ-Controller Pioneer DJ DDJ-FLX4 Test

Der DDJ-FLX hat eine spürbar gute Verarbeitung, aber das ist bei Pioneer DJ fast schon ein Selbstverständnis. Dass der offizielle – und ehrlich gesagt gut gereifte – Nachfolger des DDj-400 Serato den Rekordbox Pro „Performance Mode“ frei schaltet ist m.E. löblich. Ich persönlich favorisiere wegen der üppigen Controllerkompatibilität den Grossraumdissen-Standard VDJ und Rekordbox über andere DJ-Software, aber Geschmäcker sind nun mal verschieden. Rekordbox-Interessierte finden mit dem FLX4 als Hardware-Dongle jedenfalls definitiv einen sehr passenden und bezahlbaren und damit mehr als semi-professionellen Einstieg. Serato-Djs müssen dagegen ein bisschen Reichtum mitbringen und erst eine Paywall frei schalten um an die ganz hotten Funktionen zu kommen.

Pro

  • Gute Verarbeitung
  • Performance-Mode bei Serato Rekordbox Pro
  • üppige Controllerkompatiblität

Contra

  • USB-C in Live-Situationen unsicher

Link zur Herstellerseite: Pioneer DJ


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Pioneer DJ DDJ-FLX4 DJ Controller

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