Pioneer DDJ-FLX10 Test: Der Pioneer DDJ-FLX10 stellt den offiziellen Nachfolger des beliebten DDJ-1000 und des DDJ-1000 SRT dar, aber in Personalunion. Look-and-Feel orientieren sich weiterhin an gewohnte CDJ-3000 und DJM-Mixer-Vibes. Was aber hat der Nachfolger an Verbesserungen zu bieten – und was gibt es an Unterschiedlichkeiten zum Vorgänger zu beachten?
Nach wie vor gilt: Ein robustes Gehäuse trifft auf stabile Jogwheels mit On-Jog Displays im Club-Standard, eine hochwertige Verarbeitung und auf ein gewohntes CDJ-2/3000 und DJM-“Touch & Feel“. Es ist kein Geheimnis, dass die meisten DJs sich über ein klassisches Pioneer-DJ-Interface wie Bolle freuen, das dürfen sie auch beim DDJ-FLX10.
Zwei separate Modelle, jeweils für Serrato und Rekordbox, sind aber nun nicht mehr nötig. Das Gerät funktioniert mit beiden Programmen und erkennt diese selbstständig in ihrem Pro-Modus. Ein Gerät also, sie beide zu binden. Support für DJay Pro steht sein Neuestem übrigens auch auf der Produktseite, habe ich aber nicht extra getestet. Bei Virtual DJ (supportet übrigens Neural Mix) gibt es ebenfalls längst internalisierten Support für den FLX10.

Ausstattung des Pioneer DDJ-FLX10
Der FLX10 ist ein 4-Kanal-Mixer mit zusätzlichem MAGVEL-Crossfader, Booth-Out, XLR & Cinch Master-Out. Die beiden äußeren Inputs (3,4) sind wahlweise LINE oder PHONO, sehr gut. Weiterhin sind zwei Mikrofoneingänge on board, einer davon sogar symmetrisch. Komfortabel: Es gibt zwei Kopfhöreranschlüsse, eines in 3,5 mm und das Andere als 6,3 mm Klinke, das löst das ewige „Hast Du zufällig so´n Kopfhöreradapter dabei?“-Dilemma.
Neu ist ein echter DMX-Ausgang zur Lichtsteuerung, der via Rekordbox Lighting angesteuert werden kann. Das wird sich herumsprechen und ist für kleinere Clubräume oder Hochzeits-DJs, die eine Ton- und Licht-Komplettbespassung abwickeln müssen, hochinteressant. Es muss mal gesagt werden: Rekordbox Lightning hat sich schwer weiterentwickelt. Ich empfehle dem geneigten Leser mal auf die Workcase-Szenarios zu diesem Thema auf YouTube zu blicken und bei Bedarf sich das anzutrainieren.
Individuelle Lichtprogramme pro Track sind nun möglich! Rekordbox erstellt dabei selbstständig sinnvolle Lichtautomationen, die für die verschiedenen Parts eines Songs passen und die sich aber auch im Vorhinein oder auch mitten im Eifer eines DJ-Sets ohne zusätzliche externe DMX-Controller anpassen lassen! Das ist schwer cool und womöglich immer noch etwas unterschätzt da draußen.


Pioneer DDJ-FLX10 Test: Weitere Features
Die klassischen Beat-FXs in Pioneer-Qualität sind: LOW CUT ECHO, Echo, Multi-Tap Delay, Spiral, Reverb, Trans, ENIGMA JET, Flanger, Phaser, Stretch, Slip Roll, Roll, MOBIUS (SAW), MOBIUS (TRIANGLE), während die Effektkombination (ColourFX) Space, Dub Echo, Crush, Pitch, Noise und Filter heißen.
Luxuriöser Standard in dieser Preisklasse ist selbstredend ein Dual-Audio-Interface per USB-C das den Anschluss von zwei verschiedenen DJ-Computern (Auch iPads und DVS-Betrieb sind möglich) ermöglicht. Leider wird auch im Jahre 2025 kein Hotpluging empfohlen, also das Auswechseln eines zweiten Audiodevices mit dem eines dritten DJ-Gasts bei voller Fahrt. Meinem Erachten nach sollten die Betriebssysteme und DJ-Programme dies irgendwann in naher Zukunft endlich mal schaffen, denn eine Tanznacht hat immer mehrere Back-2-Back-Kollegen und Kolleginnen!
Der Soundkartentreiber wird beim Anschluss an den Computer direkt auf Aktualität überprüft und bietet im Zweifel das Update auf die neueste Version an. Elegant und funktional.

Wohin passt der Pioneer DDJ-FLX10?
716 mm breit, 400 mm tief und 73,4 mm hoch ist die aktuelle DDJ-Kommandozentrale FLX10 und wiegt dabei immerhin 6,7 Kg. So viel Platz und Gewicht muss sein, denn von der schwarzen Lackierung bis zum Abstand aller Potis, Buttons, Pads und Fadern zueinander fühlt man sich hier direkt wie im Club stehend an einer Kombi von einem DJM-A9 bis DJM-X00 in der Mitte und zwei CDJ-2/3000s links und rechts, recht schnell Zuhause. Diese Größenverhältnisse machen auch durchaus Sinn, denn die beiden farbigen On-Jog-Displays stellen mit der Masse an Informationen, die sie abbilden, außer für die Track-Suche, eine echte Alternative zum Notebookscreen dar.
Die amtlich großen Jogwheel-Bildschirme beherrschen vier Modi: Im „Deck-Info-Modus“ sehe ich meine Gesamtwellenform, BPM, Tonart und Pitchumfang und bei Serato DJ Pro sogar Infos zum virtuellen Deck. Der „Waveform-Modus“ zeigt gezoomte Wellenformen für 2 Decks an, während der „Artwork-Display-Modus“ das Cover und der „DJ-Logo-Anzeige-Modus“ quasi den klassischen Stealthmodus für jene panischen DJs einschaltet, die Angst haben, dass man ihnen die sorgsam recherchierte persönliche Trackauswahl klaut. Diebische DJs greifen aber sowieso heutzutage zu Sha-Zam, damit ist das Abkleben von Labels sowieso schon lange sinnfrei geworden. Niemand hindert Dich aber daran, das peinlichste Profilbild, das es von dir gibt, auf die Label-Schirme deiner FLX10-Jogwheels zu laden.

Pioneer DDJ-FLX10 Test: Performance Pads
Die kleine bunte Tanzfläche da unten am Deck unter den Jogwheels dürfen wir nicht vergessen. Heute haben die hochpreisigen Geräte alle RGB hintergrundbeleuchtete Pads, genauso wie Travolta sich das in den 70ern als Tanzbodenbeleuchtung durchgehend gewünscht hatte. Zwei Reihen à vier Pads für HOT CUES, PAD FX, BEAT JUMP und SAMPLER. Links davon die wichtigsten Knöpfe CUE und PLAY/PAUSE. Hier fühlt sich ebenfalls alles wie im Club an CDJs an. Mitte links finden wir die Mikrofonabteilung für die beiden Mikro-Ins 1 und 2 mit jeweils eigenem Pegelpoti und Talkover. Dass die Mikrofone mit Effekten bearbeitet werden können, gehört schon eine Weile zum guten Ton bei großen Controllern.
Pioneer DDJ-FLX10 als Stand-alone-Mixer
Angelegt ist der FLX-10 als reiner DJ-Controller, der eigentlich zwingend einen Computer auf dem Serrato oder Rekordbox läuft, aber das stimmt so nicht: Auch wenn es einige Tester da Draußen uneindeutig beschreiben: Der FLX-10 ist nicht nur ein Hardwaredongle, der die jeweilige Proversion von Serrato oder Rekordbox frei schaltet, sondern kann auch als Standalone-Mixer fuer 2 x CDJs UND 2 x Phonoquellen genutzt werden – und das ist im DJ-Hardwarehandel da draußen keine Selbstverständlichkeit. EQs, Gains, Colour-FX funktionieren dann ebenfalls, natürlich nicht aber die neuen Stem-Funktionen und deren fest installierten Buttons, da diese Funktionen hier erst durch die DJ-Software bei angeschlossenem Computer realisiert werden.
Pioneer DDJ-FLX10 Test: Wie fühlen sich die Jogwheels an?
Dazu gibt es immer Diskussionen. Die FLX10-Jogwheels sind groß genug zum Pitchen/Antitschen oder auch Scratchen von Tracks und fühlen sich beim Einsatz sehr hochwertig und robust an. Der Crossfader ist extrem sensibel und erlaubt nicht nur das blitzschnelle Wegflitschen von einem Kanal, zum anderen sogar auch sehr genaue und hochsensibel geschmeidig gefahrene Übergänge völlig ohne Ruckelfaktor.
Jemand, der nur die ganz weichen herkömmlichen Jogwheels und nicht die von klassischen Club-CDJs gewohnt ist, hört bei denen Nebengeräusche, die aber wirklich normal sind. Lasst Euch da nicht von REDDIT nervös machen. Der Widerstand der Jogwheels lässt sich übrigens bequem zwischen weich und hart einstellen. Ich fand, er fühlt sich am tightesten in der Mittelstellung an. Außerdem ist die Oberfläche taktil griffiger als beim Einsteigerkollegen FLX4, den ich in einem anderen Artikel hier letztens erst getestet habe, und bei dem ich das Griffgefühl etwas rutschig fand.
Stems? Na sicher!
Der FLX10 bietet natürlich Stem-Support an und Pioneer hat dafür auch eine passende Hardwarebedienung umgesetzt. Wie bekannt lassen sich mit einer Stem-Funktionalität einzelne Tracks mit DSP-gestützten Analysefunktionen in ihre Bestandteile „Drums“, „Vocals“ und „Instruments“ zerlegen und individuell mischen oder bearbeiten. Dafür hat Pioneer in den äußeren oberen Ecken links und rechts drei verschieden farbig beleuchtete Buttons integriert, mit denen sehr fix und intuitiv die drei Stems Drums (BLAU), Vocals (GRÜN) oder Instruments (ROT) jeweils ein- und aus geschaltet werden können.

Cool gelöst ist auch das Stem-Mixing-Handling: Drücke ich zweimal auf CUE eines Kanals, schaltet sich der „Part ISO-Mode“ ein. Nun sind die drei Poti des EQs für die Pegel der einzelnen Stems zuständig: HIGH kontrolliert „Instruments“, MID ist für Vocals und BASS für „Drums“ zuständig. Dass diese praktische Remix-Funktion aber auch den EQ eines Audiokanals abschaltet ist hoffentlich selbsterklärend. Weiterhin kann durch das Drücken mit SHIFT + einen der bunten Stem-Buttons oben / außen der sog. „Part-Instant-Double“ ausgelöst werden: Der entsprechende Stem wird dann automatisch auf das benachbarte Deck kopiert und kann dort individuell bearbeitet, effektiert oder gescratcht werden, was ganze Türen zusätzlicher De- und Remixing-Möglichkeiten eröffnet.
Part-Instand-Double
Ich führe die Funktion „Part-Instand-Double“ auf dem Zieldeck aus, nicht auf dem Masterdeck, das bereits die Stems enthält. Weiterhin wichtig ist der Deck-Select-Button (Links oben vom Joghweel). Die Decks auf dem FLX10 sind paarweise verknüpft. Von oben draufgeschaut sind die vier Fader nummeriert wie folgt: 3,1,2,4. Das linke Deck kann also als Controller für Deck 3 oder 1 benutzt werden. Das rechte Deck kontrolliert wahlweise Deck 2 oder 4. Wenn ich also Vocal-Stems vom linken Deck auf das rechte Deck kopiert habe, steuere ich das mit Kanal 2, kann dieses Zieldeck aber danach auf Kanal 4 umstellen und dorthin die DRUMS von Deck 1 per Klick auf SHIFT+Part-Instant-Double“ drauf kopieren.
Auch können mit „Part FX-Select“ individuelle Stems mit den On-board-DJ-Effekten oder ColourFX bearbeitet werden. Diese Funktion findet sich an diesem bunten, wie ein Warnzeichen für Radioaktivitätlecks aussehende, runde GUI-Element auf dem Pult, welches sich unter den Peakmetern für die Summe befindet. Manche werden sich damit erstmal verzetteln, aber auf Dauer gesehen sind das alles Monsterfeatures für kontrollsüchtige DJs mit bestehender oder angehender Produceraffinität, aber dies hier ist ja auch ein Profi-Controller.
Stem-Philosophie
Hier zum Thema Stems etwas persönlicher Senf: Da ich als lang gewachsener Musikproduzent auch sehr oft Vocals recordet, produziert und damit auch sattsam gehört habe, bin ich da sensibilisiert. Mit gefällt in allen Geräteklassen am Markt die Klangqualität von automatischen Stem-Separationen nicht gut. Und selbst wenn (noch) Serrato da knapp deutlich hörbar etwas besser als Rekordbox klingt: Man kann mit „Instant-Stemanalyse“ kreativ arbeiten, aber spätestens wenn man per Autotune oder ähnlichen Pitching-Tools durchgequälte Vocalparts aktueller EDM-Kommerzproduktionen durch Stem-Algorithmen jagt und am Pult mischt, klingt es unerträglich trötenhaft und auf eine ganz fiese Weise artifiziell.
Das kann nicht die Zukunft sein. Ich persönlich favorisiere daher die mühevolle und zeitraubende Voranalyse und Stem-Erstellung mit externen Stem-Tools von Native Instruments oder gleich mit einem tontechisch relevantem Tool wie SpektraLayers (Steinberg, Magix). Hier hat auch Virtaul DJ mit Neural Mix-Support die Nase vorn. Sensible Ohren werden es Euch danken und dann wegen Eurer geilen Mixe kreischen und nicht wegen des Heulbojengejaules minderwertiger Vocalstems.

Apropos gewiefte Funktionen: Mix-Point
Tja, das werden nicht alle lieben, klingt es doch stark nach „DJ-Pfusch“ und Automatisierung: Denn mit der Mix-Point-Link-Funktion können diverse Tracks über individuell pro Track gesetzte Cue-Hotspots miteinander verknüpft werden – und zwar direkt am Controller. Konkret heißt das, dass eine Playliste automatisiert abgespielt wird. Allzu intuitiv finde ich dieses Feature nicht. Einsteiger wird das auch eher überfordern, aber die sollten sowieso auch erstmal „richtig auflegen“ üben, was das Mischen einer dynamisch und emotional packenden Arrangementstruktur beinhalten sollte.
Im Großen und Ganzen lohnt sich aber die Einarbeitung an dieser Stelle auch für all jene, die ab und zu die Hände für andere Klangmanipulationen freihaben wollen oder ab und an ganz genaue Transitionen immer wieder „genau so“ abfeuern wollen. Das könnte z.B. bei einem Feiereinsatz die Lieblings-Playlist des Geburtstagsgastes oder die berühmte Hochzeit sein.
Klassische Performance Pads & FX
Der FLX10 besitzt direkt unter den Jogwheels je acht hintergrundbeleuchtete RGB-Pads pro Deck welche Hotcues, Sampler, Beat Jump, Pad FX und FX Part Select (einzelne Stem-Parts individuell per FX bearbeiten) auslösen können.
Die mittlerweile überall eingebauten CFX (Colour FX) stellen quasi Kombinationen mehrere Live-Effekte dar und sind auch beim FLX10 an Bord. Die nur für Anfänger gedachte „Smart Fader“-Technologie des FLX4s ist beim FLX10 nicht implementiert, da sich Letzterer an DJ-Auskenner richtet. Dafür kann der „kleine“ FLX4 natürlich nicht wie sein Vater STEMS direkt per Knopfdruck isolieren.
Pioneer DDJ-FLX10 Test – Fazit:
Es häufen sich Fragestellungen im Netz, ob Besitzer des Vorgängers DDJ-1000 auf den FLX10 updaten sollten. Aber wer das fragt, hat mehr als ein Luxusproblem. Hardware-DMX-Support ist schon chique. Wer das nicht braucht, findet vielleicht die neuen STEM-Möglichkeiten cool, da sollte man allerdings beachten, dass Rekordbox durch die Tatsache, dass es nur 3 Stems vorsieht, hier exakt mit der Hardwareoberfläche verzahnt ist, denn Serrato arbeitet mit vier Stems! Daran kann man sich beim Auflegen aber vielleicht gewöhnen. Time will tell, sagt Wilhelm Tell.
Ansonsten ist der Pioneer DDJ-FLX10 ein echt gut verarbeitetes, durchaus luxuriös wirkender professioneller DJ-Controller. Er hat Zukunft unterm Hintern, dass man den nicht gleich morgen wieder austauschen wird. Kreative Performer-DJs und Skiller werden hier ihre schiere Freude haben. Event- und Hochzeitsdienstleister-DJs sind hier ebenfalls sehr gut bedient, dafür sorgen Mix-in-Point und DMX. Die Relevanz des Geräts am Markt ist übrigens bereits so hoch, dass sämtliche relevante DJ-Programme Anpassungen für den FLX10 anbieten, sogar VDJ. Daher folgt von mir eine deutliche Empfehlung für dieses tatsächlich über weite Strecken doch steile Gerät.
Pro
- Robuste Verarbeitung angelehnt an Pioneer DJMs und CDJs
- Hardware-Unlock für rekordbox Pro und Serato DJ Pro
- STEM-Support auf dem Gerät bedienbar
- Ohne Notebook auch als Mixer für 2 x Line und 2 x Phono einsetzbar
Contra
-
STEMS-Qualität bei rekordbox noch verbesserbar
Link zur Herstellerseite: www.pioneerdj.com/de

Unsere neuesten Beiträge
Test: Pioneer DDJ FLX10 – Battlestar statt Battlemixer!
Pioneer DDJ-FLX10 Test: Der Pioneer DDJ-FLX10 stellt den offiziellen Nachfolger des beliebten DDJ-1000 und des [...]
> WEITERLESENDie Oktave unter dem Boden, eine Halloween-Geschichte
Eine Halloween-Geschichte für alle Musiker und Synth-Patcher Es begann mit einem Ton, der nicht da [...]
> WEITERLESENTest: Spectrasonics Omnisphere 3, Software Synthesizer
Omnisphere 3 im Test: Wie gut ist Spectrasonics Softwaresynthesizer-Flaggschiff wirklich? Kurzfazit Spectrasonics Omnisphere 3 Test: [...]
> WEITERLESEN