Waldorf Pulse (1995/96): Der dreifache DCO-Punch

Waldorf Pulse Synthesizer analoger monophon

Waldorf Pulse (1995/96): Der dreifache DCO-Punch aus Deutschland

Der Waldorf Pulse ist ein monophoner Synthesizer und Analogklassiker mit drei DCOs, brutalem 24-dB-Lowpass, Audio-rate-LFOs, vierfacher Mod-Matrix und echten Stereo-Ausgängen (inkl. Pan-Mod). Der Pulse Plus ergänzt CV/Gate und Audio-In. 99 Speicherplätze (40 User, 59 Werk), Random-Programm, Sync-tauglicher Arp. Letztes OS: 2.01 (EPROM).


Einordnung & Historie

Mitten in der Analog-Renaissance der 90er landete Waldorf mit dem Pulse einen Volltreffer: ein kompakter Rack-Monosynth mit großem, modernen Sound und zuverlässiger DCO-Stimmstabilität – dadurch schnell zur Bass-Geheimwaffe vieler Produzenten avanciert. Prominente Nutzer reichten von Hardfloor über 808 State bis zu NIN, Moby, Sneaker Pimps und Jimmy Edgar. Produktionszeitraum: 1996 (Einführung Ende ’95/Anfang ’96).


Design & Bedienung

Das 2-HE-Gehäuse (Hartmann-Design) setzt auf eine Matrixoberfläche aus Parameter-Sets und sechs Reglern; der zuletzt geänderte Wert erscheint im LED-Display. Ein klassischer „Abholmodus“ fehlt – beim Drehen kann es daher zu Sprüngen kommen (Tipp: externe Controller/Editoren nutzen).
Kein Netzschalter: Der Pulse ist sofort betriebsbereit, sobald das Netzteil steckt.

Stereo-Out & Pan: Hinten sitzen Stereo Out Left/Mono und Stereo Out Right – zusammen mit einer Panning-Parametergruppe im VCA und Pan-Modulation per Mod-Matrix entstehen echte Stereo-Bewegungen. Der Pulse liefert zudem hohen Ausgangspegel.


Klangarchitektur (Subtraktiv, aber mit Extras)

  • 3 DCOs: Sägezahn, Dreieck, Rechteck mit PWM (bei OSC1/2); Hard-Sync und Crossmod (XOR-artige Schärfe mit den Rechteckwellen von OSC2/3). Pink Noise an Bord. Der interne Mischer lässt sich gezielt übersteuern – für Wärme, Dirt und Obertöne.
  • Filter: Analoges 24-dB/Oct-Kaskaden-Tiefpass mit Resonanz bis zur Selbstoszillation – bissig, druckvoll, tonal spielbar.
  • Hüllkurven:ADSR (Env2 mit Delay/Trigger-Varianten) – schnell und perkussiv.
  • LFOs: 2× LFO; LFO1 mit Tri/Sine/Saw/Pulse/S&H, LFO2 mit Tri + Delay. Frequenzbereich: 0,0008 Hz bis 261,6 Hz – also Audio-rate-Modulation möglich; MIDI-Clock-Sync inklusive (bei LFO1).

Mod-Matrix: Vier frei belegbare Routen, bis zu 16 Quellen (u. a. LFOs, Envs, Velocity, Aftertouch, Keytrack, frei zuweisbarer Controller) auf zahlreiche Ziele (Pitch, PW, Level, Cutoff, Resonanz, Volume, Panning, u. v. m.). Für die Preisklasse der 90er war das Luxus.


Arpeggiator & Timing

Der Arpeggiator bietet verschiedene Auflösungen/Oktavumfänge und Pattern und synchronisiert zur MIDI-Clock. Ein praktischer Performance-Baustein – und nebenbei der Taktgeber für Clock-gebundene LFO-Spielereien.


Waldorf Pulse Speicher & Workflow

Der Pulse verfügt über 99 Programme: 1–40 User, 41–99 Werksounds; dazu ein Random-Programm für schnell inspirierendes Rohmaterial. Vergleichen/Speichern direkt per Taster.


Waldorf Pulse Plus: Mehr I/O für Vintage-Setups

Die Pulse-Plus-Variante erweitert um:

  • CV/Gate-Interface (In/Out) – Okt/Volt & Hz/Volt kompatibel.
  • Audio-Eingang zum Durchschicken externer Signale durchs Filter/VCA (Env-getriggert).
  • Zusätzlichen CV-Out (CV2), der direkt aus der Mod-Matrix beschickt werden kann – extrem mächtig für modulare Patches.

Poly-Chain: Mehrere Pulse lassen sich kaskadieren – so wird aus vielen Monos ein „Poly-Pulse“. In der Praxis sind bis zu 12 Einheiten dokumentiert.

Waldorf Pulse Rückseite mit Anschlüsse
Bild: Bernhard Loesener

Praxis-Tipps: So klingt’s „Pulse“

1) Tiefbass-Säge (modern & satt)

  • OSC1/2: Saw, leicht gegeneinander verstimmen (±4–8 Cent), OSC3: Triangle leise dazumischen.
  • Mixer: Je OSC um ~30–40 anfahren, leicht übersteuern.
  • Filter: 24 dB, Cutoff tief, Resonanz wenig–mittel; Env1 → Cutoff mittel+.
  • Env2 (VCA): kurzer Attack, mittlerer Decay, Sustain moderat, kurzer Release.
  • LFO1: Subtil auf PWM (OSC1/2) oder Cutoff für lebendigen Drift.

2) Sync-Screamer (aggressiv, durchsetzungsfähig)

  • OSC1 Master (Saw), OSC2 Slave (Pulse, PWM aktiv), Sync an.
  • LFO1 in Audio-Rate leicht auf OSC2-Pitch für Formant-artige Bisse.
  • Filter offen, Resonanz nach Geschmack; Drive über den Mixer.

3) Breites Lead mit Bewegung

  • Stereo-Patch: Pan-Modulation via Mod-Matrix (z. B. LFO1 → Panning, Amount klein).
  • Arp/Clock an DAW syncen; LFO1 in Clock-Division. Ergebnis: „atmendes“ Stereo-Lead.

4) Metallische/FM-Anmutung

  • Crossmod der Rechteckwellen (OSC2/3) aktivieren, LFO1/2 in oberen Bereichen auf Pitch.
  • Cutoff mittelhoch, Resonanz gering.

Studio-Workflow & Integration

  • Totaler MIDI-Zugriff: Nahezu alle Parameter sind per MIDI steuerbar – ideal zum Automation-Aufnehmen in der DAW. Pan-Mod + Stereo-Out machen den Pulse zum kleinen Stereospezialisten im Mix.
  • Random-Programm als Ideengenerator nutzen und anschließend gezielt verfeinern.

Gebrauchtkauf-Checkliste

  • OS-Version: 2.01 ist das letzte Firmware-Release (per EPROM, nicht via MIDI).
  • Bedienfeld: Auf Parameter-Sprünge achten (normal, da kein Pickup), aber Regler sollten sauber laufen.
  • Ausgänge: Beide Stereo-Buchsen testen; Pan-Mod in der Matrix prüfen.
  • Pulse Plus: CV/Gate & Audio-In testen (Eingang ist Env-getriggert).

Waldorf Pulse Fazit:

Der Waldorf Pulse ist die kompakte Antwort auf „fett & fokussiert“: Drei DCOs, satter 24-dB-Filter, Audio-rate-LFOs und eine Mod-Matrix, die weit über das Übliche hinausgeht. Dank Stereo-Out mit Pan-Mod sitzt er sofort im Mix; die Plus-Variante bindet Vintage-Gear und externe Quellen elegant ein. Wer charakterstarken Analog-Mono für Bass, Leads und experimentelle Mod-Sounds sucht, liegt hier goldrichtig.


Daten & Fakten (Kurzüberblick)

  • Stimme: monophon
  • Oszillatoren: 3× DCO (Saw, Tri, Pulse/PWM), Sync, Crossmod; Noise (Pink)
  • Filter: 24 dB Lowpass, Resonanz bis Selbstoszillation
  • Hüllkurven: 2× ADSR (Env2 mit Delay/Trigger-Modi)
  • LFOs: 2×, bis 261,6 Hz, LFO1 mit 5 Wellenformen + MIDI-Sync
  • Modulation: 4 frei routbare Slots, reichlich Quellen/Ziele inkl. Panning
  • Arp: Clock-/Pattern-tauglich
  • Anschlüsse: Stereo L/R (Left auch Mono), MIDI Trio, externes Netzteil
  • Speicher: 99 Programme (40 User, 59 Presets) + Random
  • Pulse Plus: + CV/Gate I/O, Audio-In, zus. CV-Out (Mod-Matrix-steuerbar)
  • OS: 2.01 (final, EPROM)

Herstellerlink: Waldorf Music – High-quality synthesizers from Germany

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