GForce Bass Station Test – Hardware-Legende zum Synthesizer-Plugin

GForce BassStation Software Synthesizer

GForce Bass Station Testbericht – Evolution eines analogen Klassikers im Plugin-Zeitalter

Hinweis: Eine umfassende Review der ursprünglichen Novation Bass Station ist bereits auf unserem Blog erschienen – siehe hier.


Einleitung: Warum dieser Test wichtig ist

Die GForce Bass Station ist nicht einfach nur ein weiteres virtuelles Instrument, sondern eine detailgetreue, gleichzeitig modernisierte Software-Version eines Synthesizer-Klassikers, der die 1990er-Jahre prägte: der originalen Novation Bass Station. Dieser Testbericht zeigt, wie es GForce Software gelungen ist, den analogen Soundcharakter des Originals zu bewahren und mit zeitgemäßen Features zu erweitern. Dabei werden wir sowohl auf die klanglichen Qualitäten als auch auf den Workflow und die neuen kreativen Möglichkeiten eingehen.


Geschichte & Hintergrund – vom Original zur Software-Neuinterpretation

Als die Novation Bass Station 1993 auf den Markt kam, eroberte sie schnell die Studios von Techno-, House- und Drum’n’Bass-Produzenten. Das Geheimnis ihres Erfolgs lag in zwei digital gesteuerten Oszillatoren (DCOs), einem durchsetzungsstarken analogen Tiefpassfilter wahlweise mit 12 oder 24 dB Flankensteilheit, einem LFO für Modulationen, flexiblen Hüllkurven und einer Portamento-Funktion für gleitende Übergänge zwischen den Tönen. Die Bass Station bot damit eine Mischung aus klassischem Analogsound und digitaler Stabilität, die perfekt für fette Basslines, knackige Leads und experimentelle Klangflächen geeignet war.

Nun, drei Jahrzehnte später, hat GForce Software – in enger Zusammenarbeit mit Novation – diesen Klassiker als Plugin neu aufgelegt. Ziel war es, den typischen Klangcharakter der Hardware authentisch nachzubilden, gleichzeitig aber die Möglichkeiten der digitalen Welt zu nutzen, um den Funktionsumfang zu erweitern.


Technische Highlights der GForce Bass Station

Die wohl auffälligste Neuerung gegenüber der monofonen Original-Hardware ist die Polyphonie. Während das Urmodell nur einen Ton gleichzeitig spielen konnte, bietet die Software bis zu 16 Stimmen, wodurch nun nicht nur monophone Bassläufe, sondern auch komplexe Akkorde und mehrstimmige Pads möglich sind. Ergänzend stehen ein Unison-Modus, Legato-Optionen, ein automatisches Glide-Verhalten und ein flexibler Poly-Modus zur Verfügung.

Auch die Oszillator-Architektur wurde erweitert. Neben den beiden klassischen DCOs gibt es nun einen Sub-Oszillator für noch mehr Fundament im Bassbereich, eine FM-Sektion, Rauschgeneratoren und zusätzliche Wellenformen. Funktionen wie LFO-Synchronisation, Retrigger und Key-Tracking für den 24 dB-Filter eröffnen weitere Möglichkeiten im Sounddesign.

Besonders spannend sind die sogenannten X-Modifier, bestehend aus X-LFO und X-ADSR. Diese Erweiterungen erlauben Modulationen fast jedes Parameters, ohne dass der Nutzer erst eine komplexe Modulationsmatrix einrichten muss. Stattdessen können Modulationsquellen schnell und intuitiv zugewiesen werden, was das kreative Arbeiten erheblich beschleunigt.

Auch der Sequencer und Arpeggiator der GForce Bass Station sind alles andere als Beiwerk. Der Step-Sequencer erlaubt die Steuerung von Notenlänge, Velocity, Swing, Skalen, Wahrscheinlichkeiten für Step-Wiederholungen und sogar Makro-Automationen. Ein Randomizer sorgt dafür, dass aus einer simplen Sequenz schnell eine überraschende Variation entsteht. Der Arpeggiator ergänzt dies mit einem Akkordmodus, der einzelne Noten automatisch in rhythmischen Mustern aufbricht.

Die Effektsektion, in der originalen Bass Station nicht enthalten, wurde kräftig ausgebaut. Neben einem Hochpassfilter stehen Distortion, Chorus, Delay und Reverb bereit. Diese Effekte sind nicht nur als schmückendes Beiwerk gedacht, sondern integraler Bestandteil des Klangs. So kann eine simple Bassline durch Chorus breiter, durch Delay rhythmischer und durch Reverb atmosphärischer wirken.

Auch in Sachen Bedienung hat GForce mitgedacht: Das Interface lässt sich stufenlos skalieren und passt sich somit jeder Bildschirmauflösung an. Der Preset-Browser enthält über 300 fertige Sounds, die nach Kategorien, Favoriten und Tags sortiert werden können. Eine Key-Audition-Funktion erlaubt es, Patches sofort in der passenden Tonhöhe anzuhören, während Makros den schnellen Zugriff auf die wichtigsten Parameter ermöglichen.

Die GForce Bass Station ist als VST, VST3, AU, AAX sowie in einer Standalone-Version erhältlich. Sie läuft auf macOS (Intel und Apple Silicon, ab Version 10.13) und Windows (ab Version 7) und unterstützt moderne Features wie MPE, polyphonen Aftertouch und erweiterte Pitchbend-Funktionen. Der reguläre Preis liegt bei etwa 99 €, oft gibt es das Plugin jedoch zur Einführung für rund 50 €. Besitzer bestimmter Novation-Hardware, wie des Launchkey MK4, FLkey oder SL Mk III, erhalten die Software sogar kostenlos.


Klang & Sounddesign – Nostalgie trifft Moderne

Klanglich bleibt die GForce Bass Station dem Original treu. Sie liefert warme, durchsetzungsfähige und dennoch definierte Bässe, deren analoger Charakter in modernen Produktionen sofort auffällt. Der 24 dB-Filter klingt weich und rund, kann bei höheren Resonanzwerten aber auch aggressiv zupacken. Filterfahrten klingen organisch und authentisch, ohne künstlich oder digital zu wirken. Hier und da vermisse ich allerdings etwas von dem „nasalen“ Klang, der für mich zur originalen Bass Station dazu gehörte.

Die zusätzlichen Klangquellen erweitern das Spektrum erheblich. Mit dem Sub-Oszillator lassen sich tiefste Frequenzbereiche abdecken, FM ermöglicht metallische und experimentelle Texturen, und Noise sorgt für Percussion-artige Attackphasen oder rauschige Klangflächen. Damit ist die GForce Bass Station längst nicht mehr nur ein Basssynthesizer – sie kann ebenso gut als Lead-Instrument, für atmosphärische Pads oder für komplexe Klangexperimente eingesetzt werden.

Viele der mitgelieferten Presets demonstrieren eindrucksvoll, wozu die Software fähig ist. Polyphone Flächen wie „PolyWaveplex“ zeigen die Stärke der erweiterten Stimmenanzahl, während aggressive, monophone Sequenzen an die Acid- und Rave-Ära der 90er erinnern.

Die integrierten Effekte spielen dabei eine große Rolle. Distortion fügt harmonische Obertöne hinzu und macht den Klang bissiger, Chorus sorgt für Breite, Delay kann rhythmische Strukturen verstärken, und Reverb bettet den Sound in eine räumliche Umgebung ein. Ohne diese Effekte klingt die Bass Station bereits sehr gut, doch mit ihnen wirkt sie noch lebendiger und fertiger für den Mix.


Hörbeispiel & Video-Demo auf unserem YouTube-Kanal

Um den Klangcharakter der GForce Bass Station nicht nur theoretisch zu beschreiben, haben wir auf unserem YouTube-Kanal von keyboards.de ein kurzes Video veröffentlicht. Darin präsentieren wir einen kompakten Beispieltrack, der ausschließlich mit Presets aus der GForce Bass Station erstellt wurde – ohne externe Bearbeitung.

So kannst du dir selbst ein Bild davon machen, wie vielseitig die Presets klingen: Von satten, tiefen Basslines über sanfte Leads bis hin zu atmosphärischen Pads zeigt der Track die ganze Bandbreite des Plugins. Das Video ist nicht nur ein Klangbeispiel, sondern auch eine kleine Performance, die verdeutlicht, wie inspirierend die Arbeit mit der GForce Bass Station sein kann.


Workflow, Benutzerfreundlichkeit & Kreativitäts-Boost

Die Bedienung der GForce Bass Station ist intuitiv. Alle wichtigen Parameter liegen übersichtlich vor dem Nutzer, was gerade für schnelle Soundanpassungen im Studioalltag wichtig ist. Wer tiefer einsteigen möchte, kann über die X-Modifier und den Step-Sequencer extrem detailreiche Modulationen und rhythmische Strukturen erstellen.

Der Sequencer macht die Software zu einem Instrument, das nicht nur gespielt, sondern auch komponiert werden kann. Durch die Probability-Funktion entstehen bei jedem Durchlauf leicht veränderte Sequenzen, was für mehr Lebendigkeit sorgt. Der Randomizer inspiriert zu neuen Ideen, selbst wenn man eigentlich nur einen Testlauf plant.

Dank des Makro-Systems lassen sich mehrere Parameter gleichzeitig steuern, was vor allem im Live-Betrieb interessant ist. So kann mit einem Regler der Klangcharakter dramatisch verändert werden, ohne dass man mehrere Drehknöpfe gleichzeitig bedienen muss.

Der Preset-Browser ist klar strukturiert und sorgt dafür, dass man schnell den richtigen Sound findet – egal, ob man gezielt nach einem Bass sucht oder einfach Inspiration braucht.


Vergleich mit Alternativen

Vergleicht man die GForce Bass Station mit anderen Software-Synthesizern ähnlicher Art, fällt auf, dass sie einen sehr klaren Fokus hat. Im Gegensatz zu Emulationen wie der Roland SH-101 oder der TAL BassLine-101 bietet sie mehr Modulationsmöglichkeiten, einen integrierten Sequencer und eine größere Effektsektion. Gegenüber der Hardware-Bass Station II fehlt natürlich die physische Haptik, dafür punktet die Software mit Polyphonie, X-Modifiers und einer umfassenden Preset-Bibliothek.

Wer hingegen einen extrem vielseitigen, modularen Allzweck-Synth sucht, ist vielleicht mit größeren Softsynths wie Arturia Pigments besser beraten. Die GForce Bass Station hingegen überzeugt durch ihren klaren, druckvollen Sound und die unmittelbare Bedienbarkeit, die nicht mit endlosen Optionen überfrachtet wird.


Fazit: GForce Bass Station Test – Für wen sich die GForce Bass Station lohnt

Die GForce Bass Station ist ein Instrument für Produzenten, die den warmen, analogen Sound der 90er lieben, ihn aber mit modernen Möglichkeiten kombinieren wollen. Sie ist ideal für elektronische Musikrichtungen wie House, Techno, Synthwave oder Drum’n’Bass, eignet sich aber ebenso für Pop-Produktionen, Soundtracks oder experimentelle Klangkunst.

Wer Wert auf einen schnellen Workflow, inspirierende Presets und den direkten Zugriff auf alle relevanten Parameter legt, wird hier fündig. Für Puristen, die ausschließlich Hardware bevorzugen, oder für Sounddesigner, die endlose Modulationsmöglichkeiten brauchen, ist sie dagegen weniger geeignet.

Am Ende überzeugt die GForce Bass Station vor allem durch ihre Fokussierung: Sie liefert den charaktervollen Sound eines Klassikers, angereichert mit genau den Funktionen, die in modernen Produktionen den Unterschied machen.

Pro

  • Guter VA-Synthesizer
  • Klanglich flexibel
  • Viele neuen Features gegenüber dem Original

Contra

  • Typischer BS-Klang könnte deutlicher sein

Link zur Herstellerseite: GForce Software


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GForce Novation Bass Station License Code

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