Polychain bei Behringer‑Synthesizern: So machst du aus Mono echte Polyphonie

Behringer Polychain bei Synthesizer Stimmenzahl Voices

Polychain bei Behringer Synthesizer: Du siehst in den Specs deiner Behringer‑Kisten ständig „16‑Voice Poly Chain“ und fragst dich, was das im Alltag eigentlich bringt? In diesem Beitrag schauen wir uns Polychain bei Behringer‑Synthesizern praxisnah an, klären, welche Modelle das können, warum das musikalisch spannend ist – und welche Nachteile du im Studio besser vorher einkalkulierst.


Was bedeutet Polychain bei Behringer‑Synthesizern?

Kurz gesagt: Polychain ist Behringers Lösung, aus mehreren monophonen Synthesizern einen polyphonen zu bauen. Statt einen großen Poly‑Synth zu kaufen, nimmst du zum Beispiel vier kleine Module desselben Typs. Jedes Modul wird zu einer Stimme, und die Poly‑Chain‑Funktion verteilt deine gespielten Noten automatisch auf die angeschlossenen Geräte.

Technisch läuft das so, dass der erste Synth MIDI‑Noten empfängt und immer nur die gerade „freie“ Stimme selbst spielt. Sobald er ausgelastet ist, reicht er weitere Noten an das nächste Gerät in der Kette weiter, bis alle Stimmen vergeben sind. Viele Behringer‑Module werben dabei explizit mit „16‑Voice Poly Chain“ – du kannst also theoretisch bis zu 16 identische Module zu einem Monster‑Synth stapeln.

Wichtig ist der Unterschied zu „Paraphonie“: Einige Behringer‑Synths (z. B. CAT) können von sich aus mehrere Oszillatoren unabhängig anspielen, teilen sich aber Filter und Hüllkurven – das ist paraphon. Bei Polychain dagegen bekommt jede Stimme ihr eigenes komplettes Signal‑Path, inklusive Filter und VCA.


Welche Behringer‑Synths lassen sich poly‑chainen?

Behringer baut eine ganze Reihe kleiner Desktop‑ und Eurorack‑Module, die im Datenblatt ausdrücklich mit einer 16‑Voice‑Poly‑Chain‑Funktion beworben werden. Dazu gehören unter anderem:

  • MODEL D – legendärer Minimoog‑Klon mit 16‑Voice Poly Chain.
  • PRO‑1 – Prophet‑5‑inspiriertes Mono‑Modul mit 16‑Voice Poly Chain.
  • NEUTRON – semi‑modular, offiziell „Poly Chain Ready“, mehrere Neutrons lassen sich zu polyphonen Setups verbinden.
  • CRAVE – Prophet‑Style VCO, Ladder‑Filter und 16‑Voice Poly Chain.
  • CAT – duophoner/paraphoner Synth mit 16‑Voice Poly Chain.
  • K‑2 / K‑2 MKII – MS‑20‑Klon mit Semi‑Modular‑Architektur und 16‑Voice Poly Chain.
  • WASP DELUXE – Hybrid‑Synth mit dualen OSCs und 16‑Voice Poly Chain.
  • MODEL 15 – neuere Semi‑Modular‑Schaltung mit Sequencer, ebenfalls mit 16‑Voice Poly Chain im Datenblatt.

Allen gemeinsam ist, dass sie als monophone oder paraphone Instrumente beworben werden, die sich per Poly Chain zu einem polyphonen System ausbauen lassen. Viele Händlerbeschreibungen heben das sogar explizit hervor, etwa bei Crave, K‑2 MKII oder Wasp Deluxe.

Typischerweise funktioniert Polychain nur zwischen identischen Modellen. Ein Verbund aus z. B. Model D + Neutron im „gemischten“ Poly‑Modus ist offiziell nicht vorgesehen – dazu bräuchtest du eher eine DIY‑Lösung oder eine externe Voice‑Allocation.


Polychain bei Behringer Synthesizer – Wie richtest du Polychain im Behringer‑Setup ein?

Je nach Modell läuft der Weg leicht unterschiedlich, das Grundprinzip ist aber immer ähnlich. Du stellst zunächst bei jedem Synth die richtige MIDI‑Konfiguration und Poly‑Chain‑Adresse ein, verbindest dann die Geräte seriell, meistens über MIDI Out/Thru, und spielst alle Stimmen über eine gemeinsame MIDI‑Quelle.

Beim PRO‑1 legst du die Poly‑Chain‑Konfiguration über DIP‑Schalter bzw. System‑Einstellungen fest. Bis zu 16 PRO‑1 können so zu einem polyphonen Verbund werden, bei dem jedes Gerät eine separate Stimme übernimmt.

Beim MODEL D, Neutron oder Crave stellst du die entsprechenden Optionen entweder direkt am Gerät oder über Behringers SynthTribe‑Software ein. Gerade beim Crave kam Poly‑Chaining über Firmware‑Updates hinzu, die du über SynthTribe einspielen kannst.

In der Praxis sieht ein einfaches Setup so aus:
Keyboard oder DAW → MIDI Out → erster Synth → Poly‑Chain/MIDI Thru → zweiter Synth → … → letzter Synth → alle Audio‑Ausgänge separat ins Interface oder in den Mixer.

Damit verteilt der erste Synth, je nach Einstellung, entweder nacheinander deine Noten (klassische Round‑Robin‑Voice‑Allocation) oder nach bestimmten Prioritäten. Wenn du mehr Noten spielst, als Stimmen im Verbund sind, kommt es zu Note‑Stealing oder fallen gelassenen Noten – das ist normal und Teil des Konzepts.


Was bringt Polychain musikalisch wirklich?

Der eigentliche Reiz von Polychain bei Behringer‑Synthesizern liegt darin, dass du mehrere relativ günstige Mono‑Module zu echter analoger Polyphonie kombinieren kannst, ohne auf die Charakteristik eines bestimmten Klons zu verzichten.

Mit vier Model D kannst du plötzlich vierstimmige Akkorde als „Moog‑Style‑Poly‑Synth“ spielen, jeder mit eigenem Ladder‑Filter und eigener Hüllkurve. Mit mehreren Craves bekommst du polyphone Prophet‑artige Sounds, während ein Verbund aus K‑2‑Modulen eher in Richtung polyphoner MS‑20 geht.

Dazu kommen ein paar Bonus‑Effekte:

  • Mehr Tiefe und Breite: Da jede Stimme ein eigener, leicht anders driftender analoger Signalweg ist, bekommst du automatisch kleine Tuning‑Unterschiede, die den Sound breiter und lebendiger machen.
  • Flexibles Stereo: Wenn du jede Stimme separat ins Panning schickst, kannst du extrem breite Stereo‑Pads oder sich bewegende Akkorde bauen – gerade mit zwei Pro‑800 oder zwei Craves ist auch Layering und Stereo‑Spiel sehr beliebt.
  • Modularer Ausbau: Du startest mit ein oder zwei Modulen und baust dein System einfach auf, sobald Budget oder Platz vorhanden sind.

Für viele Anwender ist Polychain deshalb eine Art „Baukasten‑Poly‑Synth“: Du kombinierst Behringer Polychain‑Synthesizer so, dass sie genau in dein Setup passen, statt dich nur auf ein einziges großes Festival‑Flaggschiff zu verlassen.


Polychain bei Behringer Synthesizer: Nachteile und Grenzen von Polychain

So attraktiv das Konzept klingt, ganz ohne Schattenseite ist Polychain nicht. Ein paar Punkte solltest du vor dem Kauf bedenken.

Zunächst einmal steigt mit jedem zusätzlichen Modul nicht nur die Stimmenzahl, sondern auch der Verwaltungsaufwand. Du musst mehrere Geräte verkabeln, stimmen, kalibrieren und im Blick behalten. Ein dedizierter Poly‑Synth wie der Pro‑800 bringt seine acht Stimmen in einem Gerät unter und lässt sich per Preset‑Speicher wesentlich schneller umkonfigurieren als ein Verbund aus vier oder acht Einzelmodulen.

Ein weiterer Punkt ist die Patch‑Verwaltung. Viele Behringer‑Polychain‑Synthesizer haben keine oder nur sehr rudimentäre Speicherplätze. Wenn du etwa vier PRO‑1 im Polychain‑Verbund nutzt, musst du jedes Gerät von Hand auf denselben Sound einstellen. Sobald du am Filter eines Moduls drehst, driftet die eine Stimme. Das kann musikalisch spannend sein, ist im Live‑Alltag aber fehleranfällig.

Auch die Kostenrechnung solltest du dir nüchtern anschauen. Zwei oder drei Craves sind noch relativ günstig, aber sobald du in Bereiche von 6–8 Modulen kommst, bist du preislich schnell in der Nähe eines vollwertigen Poly‑Synths – nur mit mehr Kabeln und weniger Komfort.

Hinzu kommen typische technische Einschränkungen:

  • Kein globaler FX‑Pfad: Effekte wie Reverb oder Delay liegen meist in deiner DAW oder im Mixer, nicht im Polychain‑Verbund selbst.
  • Kein echtes Global‑Preset‑System: Du änderst Sounds Stimme für Stimme oder gehst mit externen Tools/CC‑Automationen ans Werk.
  • Mögliche Latenz‑ und Timing‑Themen: Normalerweise ist die zusätzliche MIDI‑Latenz minimal, bei sehr langen Ketten kannst du jedoch in extremen Fällen leichte Unterschiede spüren – besonders, wenn du parallel noch Clock‑Signale oder komplexe Modulationen über die gleiche Leitung schickst.

Kurz gesagt: Polychain ist weniger „komfortable Workstation“ und mehr modularer Nerd‑Traum, der deine Sound‑Palette massiv erweitert, aber auch Disziplin beim Routing verlangt.


Praxis‑Tipps für dein erstes Polychain‑Setup

Wenn du mit Polychain bei Behringer‑Synthesizern starten möchtest, lohnt es sich, ein paar einfache Regeln zu beachten. Richte zunächst alle Geräte sauber ein, also gleiche Firmware‑Version, identische Tuning‑Prozedur und sinnvolle Voice‑Nummerierung. Danach nimm dir Zeit für ein Test‑Preset, bei dem alle Modulationswege neutral stehen und nur Oszillator, Filter und VCA aktiv sind. So hörst du schnell, ob alle Stimmen gleich reagieren.

In der DAW ist es oft sinnvoll, jede Stimme auf eigene Audio‑Spuren zu legen, selbst wenn du sie zunächst gemeinsam routest. Dadurch kannst du später einzelne Stimmen nachbearbeiten, z. B. leicht anders pannen, an‑sättigen oder in der Lautstärke anpassen, ohne gleich das gesamte Patch zu verändern.

Wenn du live spielst, hilft ein klarer Plan: Welche Module bilden deine Poly‑Chain, welche bleiben als separate Monosynths für Basslines, Leads oder FX reserviert? Je strukturierter du dein Setup planst, desto eher wird Polychain zur kreativen Spielwiese und nicht zum Kabel‑Chaos.


Polychain bei Behringer Synthesizer – Fazit: Für wen lohnt sich Polychain?

Polychain bei Behringer‑Synthesizern lohnt sich vor allem für dich, wenn du bestimmte analoge Charaktere – etwa Model‑D‑ oder MS‑20‑Style – nicht nur monophon, sondern auch als Akkord‑Flächen, polyphone Leads oder komplexe Chord‑Arps nutzen möchtest. Gerade mit Modellen wie Model D, PRO‑1, Neutron, Crave, CAT, K‑2/K‑2 MKII, WASP Deluxe oder Model 15 bekommst du einen sehr flexiblen Baukasten an Poly‑Stimmen, den du Stück für Stück erweitern kannst.

Wenn du dagegen schnelle Preset‑Wechsel, komfortable Speicherverwaltung und eine möglichst kompakte Lösung suchst, bist du mit einem klassischen Poly‑Synth besser bedient. Im Idealfall kombinierst du beides: ein „Arbeitstier“ wie den Pro‑800 oder ein anderes polyphones Flagschiff plus ein oder zwei Polychain‑Verbünde für spezielle Farben.

Herstellerlink: Behringer | Home

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