Wersi – Kultmarke für Orgel‑ und Keyboardfans

WERSI Orgel und Keyboards

Wersi (eigene Schreibweise: WERSI) ist ein deutscher Hersteller von elektronischen Orgeln, Keyboards und Digitalpianos, der wie kaum eine andere Marke für den typischen deutschsprachigen Entertainer‑Sound steht. Gegründet wurde das Unternehmen 1969 von den Brüdern Wilhelm‑Erich und Reinhard Franz im Hunsrück; der Name ist ein Kunstwort aus den Ortsnamen WERlau und SImmern.

Heute gehört die Marke zur MUSIC STORE professional GmbH mit Sitz in Köln. Dort sitzen Entwicklung und Markenführung, während die großen Orgeln der aktuellen Serien in Deutschland beim Wersi‑Studio Hochrhein in Hohentengen gebaut werden. Im Programm finden sich vor allem hochwertige Entertainer‑Keyboards, zwei- und dreimanualige Heim‑ und Bühnenorgeln sowie einige Digitalpianos und passende Lautsprechersysteme. Mit der aktuellen OAX‑Serie (OpenArt Xtended) positioniert sich Wersi klar im oberen Premiumsegment und wirbt offensiv mit „Made in Germany“.


Vom Bausatz zur Software‑Orgel: Die Geschichte von Wersi

Die Geschichte von Wersi beginnt Ende der 1960er‑Jahre mit einer damals ziemlich radikalen Idee: Orgeln als Bausatz. 1969 gründeten die Franz‑Brüder die Firma WERSI‑electronic in Simmern/Hunsrück und boten Heimorgeln an, die man selbst zusammenschrauben konnte. Modelle wie die W248 waren im deutschsprachigen Raum bald typische Wohnzimmer‑ und Bandorgeln und machten größere E‑Orgeln für viele Hobby‑Musiker überhaupt erst bezahlbar.

In den 1980er‑Jahren wuchs Wersi stark, errichtete große Fertigungsstätten in Halsenbach und brachte eine Reihe von Instrumenten heraus, die bis heute Kultstatus genießen: HELIOS, GALAXIS, DELTA, SPECTRA und ATLANTIS stehen für die großen, häufig dreimanualigen Unterhaltungsorgeln dieser Zeit, die man regelmäßig in Schlager‑Shows und bei Alleinunterhaltern sah. Gleichzeitig geriet die klassische Heimorgel unter Druck, weil japanische Hersteller den Markt mit günstigen Keyboards aufrollten – ein Trend, dem Wersi später mit einem klaren Fokus auf hochentwickelte Digitaltechnik begegnete.

In den 1990ern weitete Wersi das Portfolio aus. Neben der klassischen Orgel kamen das Wersi DIGITAL Piano und das PEGASUS‑Keyboard, das zu den frühen Instrumenten mit Touch‑Display‑Bedienung zählt. Schon hier wird sichtbar, wohin die Reise geht: Bedienlogik und Klangverwaltung wandern immer weiter in Richtung Computeroberfläche.

WERSI ab dem Jahr 2000

Um die Jahrtausendwende folgt mit dem Open‑Architecture‑System (OAS) der nächste große Schritt. Die OAS‑Instrumente sind im Kern Windows‑Computer in einem Orgel‑ oder Keyboardgehäuse, gesteuert über ein Touchscreen‑GUI. Modelle wie Apollo, Abacus, Ikarus, Xenios, Verona, Scala, Louvre, Gigapiano oder der OAS‑Expander kombinieren Sampling, Wavetable‑Synthese, FM‑Klangformen, virtuelle Drawbars (OX7), einen VST‑Host für Software‑Instrumente sowie ein integriertes Digitalmischpult mit EQs und Effekten. Im Prinzip ist das eine komplette DAW mit Tasten – realisiert, bevor der Begriff „Workstation“ das Marketing eroberte.

2010 gerät die ursprüngliche Firma in wirtschaftliche Schieflage und meldet Insolvenz an. Die MUSIC STORE professional GmbH in Köln übernimmt die Marke, Entwicklung und den Vertrieb, parallel steigt der chinesische Hersteller Medeli als Fertigungspartner für bestimmte Keyboard‑Modelle (z. B. Pegasus Wing) ein. Die großen Premium‑Orgeln entstehen weiterhin in Deutschland beim Wersi‑Studio Hochrhein, während die Softwareplattform aus Köln kommt.

Seit Mitte der 2010er konzentriert sich Wersi auf das aktuelle OAX‑System (OpenArt Xtended). Das Portfolio reicht vom OAX1‑Keyboard über die Orgeln OAX500, 600, 700, 800 und 900 bis hin zum dreimanualigen Flaggschiff PERGAMON OAX1000 mit 25‑Tasten‑Pedal. OAX steht für eine komplett softwaregesteuerte Architektur mit regelmäßigen Updates, Remote‑Support und einer klaren Trennung zwischen Gehäusebau in Hochrhein und Software‑Entwicklung in Köln.


Wichtige Produktfamilien im Überblick

Auch wenn heute vor allem die OAX‑Instrumente im Fokus stehen, lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Generationen von Wersi‑Produkten – gerade für Tastenmenschen, die mit dem Gebrauchtmarkt liebäugeln.

Die klassischen Kultorgeln

Zu den „heiligen Kühen“ der Wersi‑Gemeinde gehören die frühen Bausatz‑Modelle wie die W248 ebenso wie die späteren, großen Analog‑ und Früh‑Digitalorgeln HELIOS, GALAXIS, DELTA, SPECTRA und ATLANTIS. Sie stehen für den typischen Entertainer‑Sound der 70er und 80er, oft in Kombination mit einem Leslie‑Kabinett und nicht selten mit einem ordentlichen Schraubenzieher‑Anteil im Wartungsalltag. Für Vintage‑Fans, die diesen Klang und das Spielgefühl suchen, sind das nach wie vor spannende Instrumente.

OAS‑Serie – der Schritt zur „Computerorgel“

Mit der OAS‑Reihe beginnt die Zeit der offenen Computerplattform. Modelle wie der kompaktere Abacus, die großen Standorgeln Scala und Louvre, das Gigapiano mit Piano‑Schwerpunkt sowie Varianten wie Apollo, Ikarus, Xenios, Verona oder der OAS‑Expander decken eine breite Spanne vom Studio‑ bis zum Bühneninstrument ab.

Das eigentliche Herz ist dabei immer das OAS‑System: Klänge, Styles und sogar Drittanbieter‑Software können nachträglich installiert oder erweitert werden, ohne die Hardware anfassen zu müssen. Für viele Keyboarder war das die erste Erfahrung mit einer „offenen“ Entertainer‑Plattform, die eher wie ein Musikspezial‑PC als wie eine fest verdrahtete Orgel wirkt.

OAX‑Serie – aktuelle Flaggschiffe

Die aktuelle Generation hört auf den Namen OAX. Sie umfasst das kompakte OAX1‑Keyboard, die zweimanualigen Orgeln von OAX500 bis OAX900 in unterschiedlichen Gehäusevarianten sowie das dreimanualige Top‑Modell PERGAMON OAX1000 / OAX1000 LS mit drei 76er‑Manualen, 25er‑Pedal, großem Multitouch‑Display und integriertem Lautsprechersystem.

Je nach Modell lassen sich über OAX bis zu 16 Klangfarben auf die Manuale verteilen, es gibt einen Easy‑Mode für den schnellen Einstieg und einen Profi‑Mode für komplexe Layer‑Setups. Hinzu kommen ein umfangreiches „Music Archive“ mit rund 900 vorbereiteten Songs, Real‑Drum‑Styles mit echten Drum‑Aufnahmen, ein integrierter Synthesizer auf OSC‑/Wavetable‑Basis, reichhaltige Effekte, Audiorecorder und die Möglichkeit zur Remote‑Wartung über das Internet.

Portable Keyboards und Digitalpianos

Neben den großen Orgeln ist Wersi auch im portablen Bereich unterwegs. Das PEGASUS und später PEGASUS Wing sind Entertainer‑Keyboards mit großem Touchscreen, vielen Styles und Sounds; gefertigt wurden sie teils in Zusammenarbeit mit Medeli. Ergänzt wird das Programm durch Wersi DIGITAL Pianos in Tisch‑ und Konsolenausführung, die die OAS‑ bzw. OAX‑Technik in ein pianotypisches Gehäuse bringen und sich eher an Pianist*innen mit Entertainment‑Ambitionen richten.


Klang und Bedienung: Was macht Wersi für Tastenmenschen interessant?

Aus Sicht von Keyboarderinnen und Organistinnen stechen bei Wersi vor allem drei Aspekte heraus.

Zum einen ist da die offene Architektur von OAS und OAX. Hier läuft im Hintergrund ein PC‑System, das per Software erweitert werden kann. Neue Soundbibliotheken, zusätzliche Styles oder Funktions‑Updates werden einfach installiert, sodass ein Instrument über Jahre mit den musikalischen Ansprüchen wachsen kann, ohne dass gleich ein Neukauf ansteht.

Ein zweiter Punkt ist die Bedienung über große Touchscreens. Wersi setzte mit Pegasus, Abacus, Scala und später der OAX‑Serie sehr früh auf berührungsempfindliche Displays. Gerade komplexe Aufgaben wie Layering, Style‑Programmierung oder das Verwalten großer Registrations‑Sammlungen werden dadurch deutlich transparenter als in klassischen Menü‑Systemen mit kleinen Displays und wenigen Tasten.

Drittens verfolgen besonders die OAX‑Orgeln konsequent ein All‑in‑One‑Konzept. Sie bündeln realistische Orchester‑ und Pianosounds, Hammond‑artige Drawbar‑Klangfarben, moderne Synth‑Leads, Begleitautomatik, Sequencer und Audio‑Recorder in einem einzigen Instrument, sodass man im Idealfall nur noch Strom und ein Kabel zur PA benötigt. Für Alleinunterhalter, Entertainer‑Keyboarder und Orgelspieler, die lieber spielen als schleppen, ist das durchaus ein Argument.


Wersi und bekannte Künstler

Dass der Name Wersi bis heute so präsent ist, liegt auch an den Musiker*innen, die mit diesen Instrumenten auf Tour oder im Fernsehen zu sehen sind. Häufig mit der Marke verbunden werden etwa Franz Lambert, Klaus Wunderlich, Jimmy Smith, Lalo Schifrin („Mission Impossible“), Claudia Hirschfeld, Robert Bartha oder Brett Wales. Gerade im Bereich der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik hat der typische Wersi‑Sound so einen festen Platz im kollektiven Ohr erobert.


Aktuelle Entwicklungen: Wersi Chord Band und OAX 3.0

Dass Wersi auch 2025 noch neue Ideen hat, zeigt die Einführung der Wersi Chord Band im Rahmen des Software‑Updates OAX Version 3.0. Mit diesem Update bekommen OAX‑Instrumente nicht nur neue Sounds, Styles und Effekte sowie Features wie Wersi Vision und die Lowrey‑Orgel, sondern eben auch eine Funktion, die das Spielgefühl auf modernen Orgeln und Keyboards deutlich verändern kann.

Die Chord Band ist eine Weiterentwicklung der bekannten Wersi Chord‑Funktion. Bisher war das Prinzip: Du spielst auf dem Obermanual eine Melodie und auf dem Untermanual die Harmonie, also das Akkordgerüst. Daraus berechnet die Software einen mehrstimmigen Akkord – je nach gewähltem Chord‑Typ etwa als Duett oder im Big‑Band‑Stil –, der dann aber komplett mit einer Klangfarbe ausgegeben wird.

Genau hier setzt die Wersi Chord Band an. Sie verteilt die einzelnen Stimmen dieses errechneten Akkords nun auf verschiedene Instrumentenklänge: etwa Trompete, Posaune und Saxofon für eine Big‑Band‑Section oder Violinen, Violen, Celli und Kontrabass für ein kleines Streichorchester. Jede Stimme kann mit eigener Lautstärke und eigenem Klang belegt werden. So entsteht aus einer mit einem Finger gespielten Melodie in Verbindung mit der Akkordinformation ein richtiger Ensemble‑ oder Orchesterpart – deutlich näher am tatsächlichen Spielverhalten eines realen Ensembles als die frühere, „monochrome“ Chord‑Funktion.

Spannend ist dabei, dass Wersi die Chord Band nicht nur als Komfortfunktion für Einsteiger versteht, sondern als eigenes musikalisches Konzept. Laut dem ausführlichen Testbericht bei KEYBOARDS soll die Funktion sowohl Anfänger:innen, die „mit einer Taste zum Orchester“ kommen wollen, als auch Profis ansprechen, die komplexe Satzstrukturen schnell und spielerisch erzeugen möchten. Im Kern ist es eine sehr direkte Art, aus einfachen Spielbewegungen Big‑Band‑Voicings oder orchestrale Linien zu formen – ideal, um Livesets dichter zu gestalten oder Soli auf Knopfdruck zu „veredeln“.

Technisch ist die Chord Band als Software‑Erweiterung realisiert: Voraussetzung ist ein OAX‑Instrument mit aktivierter Version 3.0 samt Wersi Vision, die Chord Band selbst wird als kostenpflichtiges Erweiterungspaket freigeschaltet. Neue Hardware muss dafür nicht eingebaut werden – ein weiterer Schritt in Richtung der konsequent software‑basierten, updatefähigen Wersi‑Philosophie.

Dass der Name Wersi bis heute so präsent ist, liegt auch an den Musiker*innen, die mit diesen Instrumenten auf Tour oder im Fernsehen zu sehen sind. Häufig mit der Marke verbunden werden etwa Franz Lambert, Klaus Wunderlich, Jimmy Smith, Lalo Schifrin („Mission Impossible“), Claudia Hirschfeld, Robert Bartha oder Brett Wales. Gerade im Bereich der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik hat der typische Wersi‑Sound so einen festen Platz im kollektiven Ohr erobert.

Fazit: Für wen lohnt sich Wersi?

Wer Orgeln liebt und ein luxuriöses All‑in‑One‑Instrument sucht, kommt an Wersi kaum vorbei. Besonders die OAX‑Orgeln von OAX500 bis hin zum PERGAMON OAX1000 sprechen Spieler*innen an, die ein komplettes Entertainment‑Setup in einem Gehäuse haben möchten.

Keyboarder*innen, die tiefe Arranger‑Funktionen, starke Pianos und flexible Klanggestaltung brauchen, sollten sich sowohl das OAX1‑Keyboard als auch gut gepflegte OAS‑Instrumente wie Abacus oder Scala anschauen – sie sind interessante Alternativen zu Yamaha, Korg oder Roland im oberen Segment.

Und für Vintage‑Liebhaber bleiben die alten Bausatz‑Orgeln und Kultmodelle wie W248, Helios oder Galaxis echte Sammlerstücke. Sie verlangen zwar etwas Liebe in Sachen Wartung, belohnen dafür aber mit einem Klang, den moderne Instrumente nur bedingt imitieren können.

Herstellerlink: WERSI Zentrale – Orgeln und Keyboards

Empfehlung der Redaktion: Aktuelle WERSI-Produkte


Affiliate Link:

Wersi SONIC OAX1 Keyboard Orgel


Affiliate Link:

Wersi SONIC Orgel OAX600 Perlmutt Weiss


Affiliate Link:

Wersi SONIC Orgel OAX900 Perlmutt Weiß inkl- 25-Tastenpedal und Sitzbank

Auch interessant:

Wersi – Kultmarke für Orgel‑ und Keyboardfans

Wersi (eigene Schreibweise: WERSI) ist ein deutscher Hersteller von elektronischen Orgeln, Keyboards und Digitalpianos, der [...]

> WEITERLESEN
Die 5 besten Orgeln für Zuhause und Bühne

Kaufberatung & Empfehlungen: Hammond, Nord, Yamaha & Crumar – authentischer Zugriegel-Sound für Wohnzimmer, Studio und [...]

> WEITERLESEN
Farfisa Compact – Bewusstseinserweiternde Orgel

2014 entstand mit The Endless River erstmals wieder ein Album von Pink Floyd; von der [...]

> WEITERLESEN
WERSI Chord Band: Wie eine Taste zum Orchester wird

Mit der neuen OAX-Version 3.0 bringt WERSI eine Funktion auf den Markt, die das Spielgefühl [...]

> WEITERLESEN
Compton Organs – das andere Tone Wheel-Konzept

Bei der Erwähnung einer Hammond-Orgel ist alles klar. Anders sieht es bei Compton Organs aus, [...]

> WEITERLESEN

Unsere neuesten Beiträge

Wersi – Kultmarke für Orgel‑ und Keyboardfans

Wersi (eigene Schreibweise: WERSI) ist ein deutscher Hersteller von elektronischen Orgeln, Keyboards und Digitalpianos, der [...]

> WEITERLESEN
Casio MT-40: Wie ein Home-Keyboard den Reggae umkrempelte

Was hat David Bowie mit dem legendären Sleng-Teng-Riddim zu tun? Was ist überhaupt Sleng Teng? [...]

> WEITERLESEN
Kopfhörer-Impedanz im Studio: 32, 80 oder 250 Ohm für Recording & Mixing?

Kopfhörer-Impedanz im Studio: Wenn du dich mit Recording und Mixing beschäftigst, stolperst du bei Studiokopfhörern [...]

> WEITERLESEN

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert