Test: Behringer Spice – Analogsynthesizer

Der Behringer Spice ist ein semi-modularer, polyrhythmischer Analogsynthesizer, der sich unverblümt am Moog Subharmonicon orientiert. Dank seiner kompakten Abmessungen von 321 x 164 x 45 mm und einem Gewicht von nur 1,5 kg fügt er sich nahtlos in die Producer-Serie ein, zu der bereits der Crave, der Grind sowie der Edge gehören. Dabei macht ihn das charakteristische rote Design mit Holzseitenteilen auch optisch klar als Mitglied der Behringer-Familie erkennbar. Und für einen Preis von nur 249 € wirkt er auf den ersten Blick – ganz Behringer-like – wie ein echtes Schnäppchen. Doch was steckt eigentlich drin?

Im Zentrum des Konzepts steht eine Klangerzeugung, die vom Trautonium inspiriert ist und auf Subharmonischen basiert. Diese wird kombiniert mit den polyrhythmischen Sequencing-Ansätzen von Leon Theremin. Durch diese ungewöhnliche Kombination entstehen komplexe rhythmische Strukturen und harmonische Texturen, die weit über herkömmliche 4/4-Takt-Muster hinausgehen.

Technische Ausstattung Behringer Spice

Oszillatoren und Klangerzeugung

Der Spice verfügt über zwei analoge VCOs, die jeweils Sägezahn- und Rechteckwellenformen erzeugen. Dabei wird jeder Hauptoszillator von zwei stimmbaren Suboszillatoren begleitet, sodass insgesamt sechs Klangquellen zur Verfügung stehen. Diese wiederum können gestapelt werden, um so eine sechsstimmige Pseudo-Polyphonie zu erreichen.

Die Besonderheit liegt darin, dass die Suboszillatoren mit Sägezahnwellenformen arbeiten und sowohl in Frequenz als auch in Pegel frei einstellbar sind. Zudem ermöglicht eine integrierte Mixer-Sektion die individuelle Lautstärkeanpassung aller Oszillatoren.

Filter und Modulation

Als Filter fungiert ein resonanzfähiges 24-dB-Tiefpassfilter im Moog-Stil mit charakteristischer Ladder-Schaltung. Das Filter bietet einen weiten Frequenzbereich und die Resonanz reicht bis zur Selbstoszillation. Zwei AD-Hüllkurven stehen für VCA und VCF zur Verfügung, jeweils mit regelbaren Attack- und Decay-Zeiten.

Sequencing und Polyrhythmen

Das Sequencing-System besteht aus zwei vierschrittigen Analog-Sequenzern plus einem Rhythm-Generator. Sequenzer 1 steuert die Tonhöhen von Oszillator 1 und seinen Suboszillatoren, während Sequenzer 2 für Oszillator 2 zuständig ist. Vier einstellbare Clock-Divider ermöglichen die Erstellung komplexer polyrhythmischer Muster.

Variable Quantisierer erlauben eine einfache Intervalleinstellung mit verschiedenen Temperierungen und Intonationen. Die Sequenzierung kann intern oder extern via MIDI und CV/Gate synchronisiert werden.

Patchbay und Anschlüsse

Die integrierte Patchbay bietet 16 Ein- und Ausgänge für Audio-, CV-, Gate-, Trigger- und Clock-Signale. Diese Eurorack-kompatible Matrix erweitert die klanglichen Möglichkeiten erheblich und ermöglicht die Verbindung mit anderen modularen Systemen.

Zu den Anschlüssen gehören:

  • Kombinierter Line-/Kopfhörerausgang (3,5 mm Klinke)
  • MIDI In/Out (5-Pin DIN)
  • USB-B Port für moderne DAW-Integration

Behringer Spice: Klangqualität und Performance

Analoger Signalweg

Der vollständig analoge Signalweg basiert auf authentischen VCO-, VCF- und VCA-Designs. Sie stehen für satte Chords, pulsierende Klangteppiche, massive Basslines und generischen Klänge. Das Ladder-Filter liefert die erwartete „knackige Wärme“ im Moog-Stil.

Klangbeispiele und Vielseitigkeit

Das Ausprobieren zeigt die beeindruckende Vielseitigkeit des Spice: Dabei reicht das Spektrum von Electronica-Akkorden über pulsierende Leads bis hin zu experimentellen Effekten und selbstoszillierenden Sounds. Gerade die Kombination aus rohen Oszillatoren und polyrhythmischen Sequenzen erzeugt ein Gefühl von nostalgischem Techno.

Auch verschiedene Patch-Sammlungen demonstrieren das breite Spektrum – beginnend bei warmen, sauberen Sounds bis hin zu punchigen, dunklen und verzerrten Texturen. Besonders hervorzuheben sind die cineastischen Möglichkeiten, durch die sich der Spice von einem experimentellen Synthesizer zu einer vollwertigen Maschine für melodische Presets verwandelt.

Bedienung und Benutzerfreundlichkeit des Behringer Spice

Der Erfahrungsbericht zeigt, dass der Spice anfangs nicht intuitiv zu bedienen ist. Es hat etwas gedauert, bis ich beim Konzept durchgestiegen bin, allerdings entfaltete der Spice dann sein Können, seine Funktionen und seine Sounds.

Verarbeitungsqualität

Die Verarbeitungsqualität ist absolut positiv. Die Drehregler, Knöpfe und Schalter sind sehr griffig, fühlen sich gut an und lassen sich 1A einstellen. Mit 57 Bedienelementen bietet der Spice direkten Zugriff auf alle wichtigen Parameter.

Vergleich zum Moog Subharmonicon

Konzeptuelle Treue

Der Spice ist eine „Kopie“ des Moog Subharmonicon. Die grundlegende Funktionalität und das Klangkonzept wurden originalgetreu übernommen. Behringer hat das experimentelle Sound-Engine des Originals beibehalten, inklusive der Trautonium-inspirierten Subharmonischen. Eigene Innovationen wurden nicht integriert.

Unterschiede im Detail

Während die Grundfunktionen identisch sind, unterscheiden sich die Geräte jedoch in der Bedienfeld-Anordnung. So befinden sich beim Spice die Patch-Buchsen oberhalb des Bedienfelds, anstatt wie beim Original auf der rechten Seite. Darüber hinaus wurde auch das Layout der einzelnen Klangelemente entsprechend angepasst.

Allerdings bemängeln Kritiker, dass Behringer bei der Gestaltung gewisse Kompromisse eingegangen ist: Alle Bedienelemente haben die gleiche Größe und sind zudem wahllos in gleichmäßigen Reihen angeordnet. Dies wiederum führe zu einem weniger intuitiven Design, vor allem im Vergleich zum durchdachten Layout des Moog-Originals.

Fazit: Behringer Spice

Der Behringer Spice erfüllt sein Versprechen als erschwingliche Alternative zum Moog Subharmonicon. Auch wenn er konzeptionelle Anleihen nimmt, bietet er dennoch eine beeindruckende Klangvielfalt und polyrhythmische Möglichkeiten – und das zu einem unschlagbaren Preis. Zudem überzeugt die Verarbeitungsqualität, selbst wenn das Design weniger elegant ausfällt als beim Original.

Gerade für experimentierfreudige Musiker, die komplexe rhythmische Strukturen und subharmonische Klänge erkunden möchten, stellt der Spice eine attraktive Option dar. Dabei sollte man die lange Einarbeitungszeit einkalkulieren – doch wer diese investiert, wird mit einem vielseitigen Instrument belohnt, das weit über seinen Preis hinaus liefert.

Als drittes Mitglied der Behringer Producer-Serie komplettiert der Spice ein überzeugendes Trio erschwinglicher, semi-modularer Synthesizer. Mit einem Verkaufspreis von 249 Euro bietet er einen außergewöhnlichen Gegenwert – denn das entspricht weniger als einem Drittel des Preises eines Subharmonicon. Nicht ohne Grund beschreiben Nutzer Behringer-Produkte häufig als Geräte aus der „Ach, für den Preis kann man es ja mal mitnehmen“-Kategorie.

Pro

  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Vollständig analoger Signalweg
  • Komplexe polyrhythmische Möglichkeiten
  • Wertige Verarbeitung der Bedienelemente

Contra

  • Nicht intuitiv bedienbar
  • keine eigenständige Innovation
  • Kein durchdachtes Design

Link zur Herstellerseite: Behringer

 

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Behringer Spice Synthesizer

Analoger Synthesizer mit 2 Oszillatoren, 4 Suboszillatoren, 24 dB Lowpass Filter und ein Patchfeld mit 32 Ein- und Ausgängen

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