Ein triumphaler Live-Abschluss und vier verborgene Studio-Perlen
Künstler: Depeche Mode Album: Memento Mori: Mexico City (Live & Bonus Tracks) Veröffentlichung: 05. Dezember 2025 Genre: Synth-Pop / Electronic Rock
Depeche Mode Memento Mori Mexico City Rezension: Es gibt wenige Bands, die nach über vier Jahrzehnten noch eine solche emotionale Wucht entfalten können wie Depeche Mode. Mit der Veröffentlichung von „Memento Mori: Mexico City“ am vergangenen Freitag, den 5. Dezember 2025, setzen Dave Gahan und Martin Gore nicht nur einen Schlussstrich unter ihre monumentale Welttournee. Vielmehr liefern sie ein multimediales Dokument ab, das die besondere Beziehung zwischen der Band und ihren mexikanischen Fans zelebriert. Doch für Audiophile und Synthesizer-Enthusiasten liegt der wahre Schatz dieser Veröffentlichung im Bonus-Material: Vier bisher unveröffentlichte Studio-Tracks, die endlich das Licht der Welt erblicken.
Eine Nacht in Mexiko: Mehr als nur ein Live-Album
Zunächst lohnt sich ein Blick auf das Live-Material. Wer den begleitenden Konzertfilm „Depeche Mode: M“ gesehen hat, weiß um die fast religiöse Verehrung, die der Band in Lateinamerika entgegenschlägt. Akustisch fängt das Album diese Atmosphäre brillant ein. Anders als bei sterilen Live-Mitschnitten spürt man hier den Schweiß, die Tränen und die kollektive Euphorie des Foro Sol Stadions.
Dabei klingen die Synthesizer-Arrangements von Klassikern wie „Enjoy the Silence“ oder „World in My Eyes“ (im Gedenken an Andrew Fletcher) im Jahr 2025 überraschend frisch. Christian Eigner an den Drums und Peter Gordeno an den Keys weben einen dichten Teppich aus analoger Wärme und digitaler Präzision, der Dave Gahans Stimme perfekt trägt. Dennoch ist es nicht allein die Live-Performance, die diese Veröffentlichung zu einem Pflichtkauf macht.
Depeche Mode Memento Mori Mexico City Rezension – Die „Lost Tracks“: B-Seiten oder Essenz?
Die spannendste Frage für Rezensenten und Fans war zweifellos, ob die vier neuen Songs – Überbleibsel der ursprünglichen Memento Mori Sessions – die hohe Qualität des Hauptalbums halten können. Oftmals wirken solche „Lost Tracks“ wie unfertige Skizzen. In diesem Fall jedoch beweisen Depeche Mode das Gegenteil. Die Stücke fügen sich nahtlos in die düstere, aber hoffnungsvolle Klangästhetik der aktuellen Ära ein und erweitern das Klangspektrum um interessante Nuancen.
Hier sind die vier neuen Titel im Detail:
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„Survive“: Ein Opener, der stark an die Ultra-Phase erinnert. Bass-Synths, verzerrte FX und Gitarren-Delays dominieren das Geschehen, während Gahan mit einer Dringlichkeit singt, die unter die Haut geht.
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„Life 2.0“: Nicht der experimentellste Track der Sammlung, relativ „gefällige“ Chord-Progression. Hier spielen Gore und Gahan mit modularen Synthesizer-Sequenzen, die fast schon an Kraftwerk erinnern, gebrochen durch modulierte Vocals. Ein Highlight für Sound-Designer.
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„Give Yourself To Me“: Eine klassische Martin-Gore-Ballade, die jedoch im Refrain in eine hymnenhafte Synth-Wand ausbricht. Die harmonische Struktur ist komplex und zeigt die kompositorische Reife der Band.
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„In The End“: Der atmosphärische-melancholische Abschluss. Ein schleppender Beat, weite Hallräume und eine Melodie, die Melancholie und Akzeptanz vereint – der perfekte Epilog zur Memento Mori Thematik.
Sounddesign und Produktion
Aus technischer Sicht ist die Produktion dieser vier Tracks makellos. Während das Hauptalbum von 2023 oft sehr minimalistisch wirkte, scheinen diese Stücke etwas opulenter produziert zu sein. Besonders auffällig ist der Einsatz von Vintage-Synthesizern, die im Mix sehr weit vorne platziert sind und den Tracks eine physische Greifbarkeit verleihen. Man hört förmlich das Oszillieren der Schaltkreise.
Deshalb wirken diese Songs keinesfalls wie Ausschussware. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass sie lediglich aus dramaturgischen Gründen nicht auf das ursprüngliche Album passten, da sie eine etwas aggressivere oder experimentellere Seite der Band zeigen.
Depeche Mode Memento Mori Mexico City Rezension – Fazit: Ein Muss für die Sammlung
Mit „Memento Mori: Mexico City“ gelingt Depeche Mode ein seltenes Kunststück: Sie befriedigen den Hunger nach Nostalgie mit hervorragenden Live-Versionen und liefern gleichzeitig substanziell neues Material, das die künstlerische Relevanz der Band im Jahr 2025 unterstreicht. Wer glaubte, nach dem Tod von Andy Fletcher würde der kreative Output versiegen, wird hier eines Besseren belehrt. Die vier neuen Songs sind essenziell für jeden, der die Entwicklung elektronischer Popmusik ernst nimmt.
Bewertung: 4,5 von 5 Sternen Anspieltipp: „Life 2.0“ (für Synth-Nerds) und „Survive“ (für Puristen).
Webseite: https://www.depechemode.com
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Leitender Redakteur – keyboards.de
Multiinstrumentalist • Audio Engineer • Kreativer Tüftler • Familienvater • Pen-&-Paper-Enthusiast

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