In einem Eurorack-Modularsystem wirkt nichts unscheinbarer als ein Multiple – außer vielleicht Blindplatten. Aber auch hier gilt wieder einmal, dass die einfachsten Module unverzichtbar sind. Ohne geht es im System einfach nicht.
Multiple – aus Eins mach Viele
Jeder hat Mehrfachverteiler-Steckdosen bei sich zu Hause, im Büro und im Studio. Damit lassen sich an einer Wandsteckdose mehrere Geräte parallel anschließen und mit Strom versorgen. Im Prinzip übernimmt ein Multiple in einem Modularsystem die gleiche Funktion. Man speist ein Signal ein, das dann an mehreren Abgriffen bzw. Ausgangsbuchsen anliegt und an verschiedene Ziele verteilt werden kann.
Dem Multiple ist es dabei egal, was man einspeist: CV (Steuerspannung), Gate, Trigger, Audio und sogar Clock sind mögliche Kandidaten. Und doch gibt es einen wichtigen Unterschied.
Passives Multiple
Ein passives Multiple benötigt wie die Mehrfachverteiler-Steckdose keine Stromversorgung, denn sie verteilt ihn ja nur. Daher muss sich nicht an den Systembus angeschlossen werden. Man schließt einfach ein Signal, zum Beispiel ein LFO, an und greift es an den anderen Buchsen mehrfach ab.
Bedingt durch die Eurorack-Bauhöhe von 3 HE haben sich acht untereinander liegende Buchsen etabliert. Man speist als ein Signal ein und hat dann sieben Abgriffe. Es ist übrigens egal, an welche Buchse man das Signal einspeist: oben, unten, in der Mitte – es macht keinen Unterschied. Nur für eine bessere Übersichtlichkeit sollte man sich eine Variante angewöhnen.
Da eine 1-auf-7-Verteilung nur selten gebraucht wird, bieten mache Multiple-Module die Möglichkeit, auf 2×4 umgestellt zu werden oder sind von vornherein auf zwei, vier oder mehr separate Sektionen ausgelegt.
WICHTIG: ein Multiple kann nicht als Mixer oder Summierer verwendet werden. Es darf immer nur eine Signalquelle angeschlossen werden!
Die passive Technik hat allerdings auch einen Nachteil. Es kommt mit steigender Anzahl der Abgriffe zu leichten Signalverlusten. Diese mögen gering sein, haben aber bei kritischen Anwendungen wahrnehmbare Auswirkungen. Insbesondere bei der Verteilung von Key-CV (zur Steuerung der Tonhöhe) eines Keyboards oder Sequenzers auf mehrere Oszillatoren ist ein passives Multiple ungeeignet, da die Spannungsverluste sofort hörbar sind.
Auch bei der Verteilung von Triggern und Clock-Signalen an empfindliche Eingänge können die Signalverluste unter ungünstigen Umständen Schwankungen und sogar Aussetzer verursachen.

Buffered Multiple
Bei einem Buffered Multiple sind die Ausgänge gepuffert, um einen Spannungsabfall zu verhindern. Daher ist im Gegensatz zum passiven Multiple die Eingangsbuchse festgelegt. Außerdem braucht das Modul Strom und muss daher an den Systembus angeschlossen werden.
Bei allen Anwendungen, bei denen stabile Signale nach der Verteilung benötigt werden, ist unbedingt zu einem Buffered Multiple zu raten. Die wichtigste Anwendung ist dabei die Ansteuerung von mehreren VCOs.
Häufige Anwendungen
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, sodass man fast immer mehr als ein Multiple im System benötigt. Die Beispiele zeigen ein paar grundlegende Anwendungen, es gibt aber noch viele mehr.
Key-CV: in der Regel hat man mehrere VCOs in einem Patch. Damit diese gemeinsam in der Tonhöhe angesteuert werden können, muss das Signal einer Sequenzer-Reihe auf die VCOs verteilt werden.
LFO: für die Steuerung eines gemeinsamen Vibratos an mehreren VCOs muss die LFO-Wellenform vervielfacht werden. Ähnlich, wenn mehrere Filter oder andere Funktionen parallel moduliert werden sollen. Generell lassen sich alle Modulationsquellen (Hüllkurve, Theremin-Antenne, Sequenzer etc.) auf mehrere Ziele gleichzeitig zuweisen. Unterschiedliche Modulationstiefen werden dann an den CV-Eingängen der Module eingestellt. Hierfür genügt ein passives Multiple.
Gate: häufig sind mindestens zwei Hüllkurven an einem Patch beteiligt: für VCF und VCA, die jedoch mit der gleichen Note bzw. Gate-Signal gestartet werden.
Audio: einen VCO oder Noise kann man parallel in zwei oder drei Filter oder andere Module zur unterschiedlichen Bearbeitung schicken. Mit einem passiven Multiple lassen sich mehrere Ziele ansprechen.
Clock: eine Master-Clock, z.B. aus einem MIDI-Interface muss ggf. mehrere Sequenzer synchronisieren und Clock-Divider ansteuern. Sicherheitshalber sollte man hier ein Buffered Multiple einsetzen
Unter diesem Link findet ihr eine Auswahl an Multiple-Modulen beim MUSIC STORE professional.
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