Virtuelle Klavierlehrer

Online Klavierschulen im Vergleich

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Virtuelle Klavierlehrer
(Bild: Archiv)

Seit einiger Zeit etablieren sich Online-Klavierschulen auf dem Markt. Papier contra Bildschirm sowie (interaktive) Online-Verlinkung contra herkömmlichen Unterricht − das sind zwei Aspekte, wenn es um die Bewertung der Online-Klavierschulen geht. Zeit für uns, der Sache auf den Grund zu gehen.

Die Stärken von Online-Klavier- & Keyboard-Kursen scheinen auf der Hand zu liegen. Durch gleichzeitiges Hören und Sehen sowie ein variabel steuerbares Lerntempo lässt sich die eigene Unterrichtssituation flexibel und ortsunabhängig terminieren. Dazu werden schnell verfügbare Lerninhalte geboten, die dazu noch fortlaufend aktualisiert und verbessert werden. Laut aktuell kursierender Zahlen lässt sich mit Online-Unterricht zudem bis zu 70% der ansonsten anfallenden Kosten für einen herkömmlichen Unterricht einsparen. Dazu werden die Online-Methoden weitgehend altersunabhängig angeboten. Ein Anbieter empfiehlt als untere Anwendergrenze jedoch ein Alter von mindestens 12 Jahren.

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Doch wie gestaltet sich das Ganze in der Praxis? Wir haben uns die drei größten Anbieter der in dieser interaktiven Form recht neuen Schulform einmal genauer angeschaut.

Skoove wurde von Stephan Schulz und Dr. Florian Plenge gegründet, die über umfangreiche Erfahrung in der Branche verfügen. Das Lehrprogramm wird von Dominik Schirmer, einem ehemaligen Dozenten am Liverpool Institute of Performing Arts, erstellt und ständig weiterentwickelt.

Skoove versteht wahlweise deutsch oder englisch, ein netter Zeichentrick-Teaser führt in das Programm ein. Auf der Startseite finden sich drei Menüpunkte: Unter »FAQ« werden z. B. Fragen zur Zielgruppe, zu Instrumenten-Empfehlungen und den Programm-Einstellungen beschrieben − alles knapp und deutlich auf den Punkt gebracht. Als weitere Menüpunkte gibt es eine »Kurs-Übersicht«, und das obligatorische »Zahnrad« führt zu den Einstellungen. Je nachdem, mit welchem Online-Browser man unterwegs ist, wird ggf. ein kleines MIDI-Plug-in installiert; in Chrome kann es ohne zusätzliche Installation direkt losgehen.

Wahlweise korrespondiert das Programm nun mit einem angeschlossenen MIDI/USB-E-Piano/Keyboard oder aber via Mikrofon auch mit einem akustischen Klavier. Eine iPad-Version von Skoove soll im Dezember auf den Markt kommen, die Android-Version ist für 2017 geplant.

Nach der kostenlosen Registrierung lassen sich einige Lektionen kostenfrei nutzen. Wer nach dieser Testphase tiefer einsteigen möchte, kann wahlweise ein Monats-Abo (19,95 Euro), ein Vierteljahres-Abo (12,95 Euro pro Monat) oder ein Jahres-Abo (9,95 Euro pro Monat) abschließen − außerdem gibt’s eine »20 Tage Geld-zurück-Garantie«. Im Lieferumfang ist auch die Möglichkeit enthalten, mit den beiden Klavierlehrern per Chat-Button, Skype oder Telefon Kontakt aufzunehmen, um Support zu erhalten. Die Fragen werden dabei möglichst zeitnah beantwortet.

Florian Plenge betont, dass es ihm um den einfachen Zugang zum Klavierspielen mithilfe eines schlanken Programms geht. Der hauptsächliche Fokus liegt auf der Kontrolle des Gespielten durch das Gehör. Theoretische Erklärungen, wie z. B. zum Haltebogen, erscheinen mittels aufklappbarer Textfelder in den Lektionen, in denen ein Anwendungsbezug zum Song besteht − so wird anfänglicher Theoriejunk vermieden.

Virtuelle Klavierlehrer
Skoove befindet sich gerade im Wartemodus für die rechte Hand − erst nach einer richtig gespielten Taste springt der Positionsmarker auf die neue Note. Nützliche Kommentare werden kurz eingeblendet. Mit der »Weiter«-Taste oder durch Anklicken der oberen grünen Felder gelangt man zur nächsten Lektion.

In den drei Grund- und drei Fortgeschrittenenkursen mit insgesamt 105 Lektionen geht es gleich zur Sache und somit zum ersten Klavierstück. Weitere »Spezial-Kurse« Pop-Piano (mit Improvisation), Piano für Produzenten, Klassik (mit Schwerpunkt Ausdruck), Boogie-Woogie und ein Kurs zu Weihnachtsliedern sind vorhanden oder in Arbeit.

Das Programm wirkt sehr aufgeräumt und übersichtlich. Jede Lektion umfasst bis zu acht Schritte, die durch Anklicken der grünen Felder über den Noten oder durch Weiterschalten mithilfe der L/R-Cursortasten, der Maus oder per Tastatur-Fernbedienung (zweite schwarze Taste von links) bequem durchgesteppt werden können. Die Notenwiedergabe (mit Positionsanzeiger) und das Tastenvideo mit den grau unterlegten, aktuell zu spielenden Tasten sind die beiden Darstellungsebenen.

Eine methodische Besonderheit ist der »Wartemodus«: Die Wiedergabe bleibt so lange auf der aktuellen Note, bis die richtige Note per MIDI oder Mikrofon gespielt wurde − so hat man die Kontrolle, dass der richtige Ton gespielt worden ist. Wenn man in diesem Modus einigermaßen flüssig spielt, erhält man durch die nicht unterbrochene Wiedergabe den Hinweis, dass der Rhythmus grundsätzlich stimmt.

Die Lernschritte sind beispielsweise so organisiert: Anhören des Songs bzw. der Übung, Üben der rechten Hand im Wartemodus, Üben der rechten Hand im vorgegebenen Tempo, dann Üben der linken Hand in gleicher Weise, zuletzt Üben der beiden Hände, und last but not least wird man nach erfolgreichem Durchlaufen der Lektion belobigt.

Die Auswahl der Songs und der Lerninhalte basiert auf einer bunten Mischung von Mozart bis Madness, von James Bond bis Monty Python, von Game Of Thrones bis Back To Black (Amy Winehouse).

Die Bedienung ist dabei kinderleicht. Es lassen sich Lektionen abzukürzen und an das eigene Lerntempo anpassen. Bei einigen Songs sind sogar zusätzliche Band-Arrangements vorhanden. Leider fehlt ein optional durchgehendes Metronom. Dieses Feature ist allerdings zusammen mit einer optionalen Tempoanpassung in Arbeit.

Flowkey wurde 2014 von Jonas Gößling, Alexander Heesing und Ahmed Hassan gegründet, alle drei ehemalige Studenten an der TU Berlin. Bei Flowkey geht es schnell zur Sache: Ein MIDI-Plug wird geladen, um die Lektionen mit einem angeschlossenen MIDI/USB-Keyboard zu absolvieren, alternativ kann ebenfalls das interne Computer-Mikro freigeschaltet werden, um das Spiel eines akustischen Pianos zu analysieren. Das Einstiegsfenster erinnert ein wenig an Spotify: Hier stehen Platten-Cover mit einer großen und sehr aktuellen Auswahl von Songs quer durch den musikalischen Garten zur Auswahl, von Pop bis Klassik mit vielen aktuellen Songs. Eine Sortierfunktion filtert nach Bedarf die Inhalte.

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Der Online-Lehrgang kann sowohl auf PC (Win 10), Mac, unter Android (ab 4.4.) und iPad (iOS 6) eingesetzt werden.

Voll im Jukebox-Feeling klicke ich auf den Song Clocks von Coldplay, und ein kleines Video zeigt mir schnell die verschiedenen Übungs-Modi: Individuelle Abschnitte (Loops) lassen sich festlegen, außerdem kann für die linke, die rechte Hand und für beide Hände der Wartemodus genutzt werden, bei dem das Programm bei der Wiedergabe wartet, bis die richtige Note gespielt wurde − und zu guter Letzt stehen zwei langsame Mitspieltempi zur Verfügung, bei denen der Ton leicht flattert, was sich aber verschmerzen lässt. Die gespielten Tasten werden auf dem Video farbig unterlegt und mit den Notennamen gekennzeichnet, wobei sich das letzte Feature auch abschalten lässt − so soll es sein. Das Vorspulen geschieht mithilfe der L/R-Cursortasten, Start und Pause werden mit der Leertaste wie bei eigentlich allen gängigen Musikprogrammen eingegeben.

Wie sieht es mit dem pädagogischen Angebot aus? Auf der linken Seite des Hauptfensters gibt es vier Einträge: »Entdecken« (das eben beschriebene Jukebox-Fenster), »Suche nach Songs« (Eingeben eines Suchbegriffs), »Meine Songs« (bereits gespielte Songs) und Kurse mit den Unterkapiteln: Einstieg ins Klavierspiel (zehn Kurse) und Akkorde&Pop-Piano (neun Kurse). Der Einstieg ins Klavierspiel erfolgt zunächst mit der rechten Hand mit Beethovens An die Freude. Meine Freude verfliegt allerdings ein wenig, weil starre Vorgaben wie »Höre dir den Song an« und »Spielen im Wartemodus« erfüllt werden müssen (dreimal, manchmal sogar fünfmal), um weiterzukommen. Abkürzen kann man das Procedere nur, wenn man das Fenster verlässt, um dort auf eine weiterführende Stufe zu klicken. Individuelle Abschnitte zu setzen und das Mitspielen zum Video in den drei Tempi ist in diesen Kursen nicht möglich.

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In den Spielstücken von Flowkey werden die zu spielenden Tasten und (bei Bedarf) die Notennamen angezeigt. Mithilfe der Hand – symbole können wahlweise die linke und rechte Hand oder beide im Wartemodus gespielt werden. Die Tonkontrolle erfolgt hier durch das Computer-Mikro − siehe das Symbol mit dem grünen Häkchen oben rechts. Durch Anklicken des grau unterlegten Vor- und Zurück- Pfeils kann ein Loop definiert werden.

Diese Vorgehensweise mag für manche Anfänger richtig sein, allerdings würde ich mir bei einer alters- übergreifenden Methode mehr Flexibilität wünschen. Dieser Kritikpunkt ist auch bei Flowkey angekommen, eine Skip-Version zum schnellen Weiterschalten ist in Planung.

Die Stärke des Programms liegt vor allem in den vielen (auch aktuellen) Songs, die dazu noch ausgesprochen musikalisch ansprechend eingespielt sind. Zu den Kosten: Flowkey gibt es monatlich für 19,99 Euro, vierteljährig für 38,97 Euro (12,99 Euro mtl.) oder ganzjährig für 119,88 Euro (9,99 Euro mtl.). Für echte Sparfüchse gibt es zudem den Lifetime-Tarif für 299,99 Euro, der sich nach ca. zweieinhalb Jahren rechnet − gute Gesundheit vorausgesetzt. Wer nicht gleich abschließen möchte, kann sich mit acht frei verfügbaren Lektionen beschäftigen, um danach eine Entscheidung zu treffen.

music2me ist eine 2010 gegründete Online-Plattform von Andreas Kraus und Yacine Khorchi für Gitarre und Klavier; bisher stehen ca. 150 Videos für Klavier zur Verfügung. Das »Dashboard« ist die Startseite, von der sich auch die in sieben Modulen organisierten Videos abrufen lassen: Erste Schritte am Klavier (33), Spielen mit Noten (27), Weiterführender Kurs (26), Gehobener Schwierigkeitsgrad (21), Anspruchsvolle Stücke aus Klassik und Jazz (2), Film& Popmusik (23), 7 Weihnachtslieder (15). Im Schwierigkeitsgrad wird nach »Einsteiger«, »schwer« und »talentiert« unterschieden.

Innerhalb der Lektionen kann man im Video und in den Noten durch Ziehen der Positionsmarke mit der Maus oder durch Anfassen des Scrollbalkens schnell navigieren, auch die L/R-Cursortasten funktionieren. Man kann sogar eine Slowmotion erzeugen und sich von Ton zu Ton hangeln. Durch Anklicken des Videofensters, des Startbuttons oder mithilfe der Leertaste wird gestartet und gestoppt.

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Anders als bei den Mitbewerbern wird die Tonlänge durch abwärts laufende Balken animiert, deren Länge die Rhythmuswerte anzeigt. Zuerst hat mich das irritiert − wenn man sich allerdings darauf einlässt, ist es eine durchaus brauchbare Zusatzoption, die sich aber leider nicht abschalten lässt und die auch nicht in allen Lektionen zur Verfügung steht.

Der praktische Einstieg ins Tastenspiel erfolgt über die Zweier- und Dreier-Gruppierung der schwarzen Tasten. Allerdings enthält dieses Einstiegsmodul (33 Videos) nur 7 Spielstücke, stattdessen wird viel Wert auf Theorie-Videos gelegt mit Themen wie Sitzhaltung, Fingersätze, Tempoangaben oder Tonleitern. Auch die m. E. unnötigen Übungen mit den schwarzen Tasten über die gesamte Tastatur verzögern das eigentliche Klavierspielen.

Das erste Spielstück fordert gleich das Haltepedal und das Spiel mit beiden Händen. Mit drei Kamera-Perspektiven (von oben, von der Seite, Pedal) und zusätzlichen Noten wird alles dokumentiert. Tipp: Da man in dem Programm sehr schnell zwischen den Lektionen wechseln kann, sollte man von der Möglichkeit Gebrauch machen und Theorie-Lektionen abkürzen oder zurückstellen.

Viele Lektionen werden zuerst langsam geübt, bevor es im eigentlichen Spieltempo weitergeht, in vielen Lektionen besteht zudem die Möglichkeit, das Tempo mit einem Schieberegler zu variieren, wobei ein Flattern des Tones entsteht. Unten auf der Seite gibt es einen Zugang zum PDF-Download der geübten Songs. Das ist eine sehr gute Idee, weil diese dann auch ohne Bildschirm gespielt werden können − das ist gegenüber den anderen beiden Mitbewerbern ein dicker Pluspunkt.

In music2me gibt es keinen Wartemodus, Loops können aber eingestellt und auch gespeichert werden. Man geht im Video in einen Bereich, wo unten der Notenstrahl durchläuft. Dann kann man rechts an der Seite auf das Icon „Übungsmodus“ klicken. Nun öffnet sich ein grüner Bereich im Notenstrahl, den man von der Länge und Positionierung an den Seiten frei bewegen kann. Dieser grüne Teil wird dann geloopt. Wie schon gesagt kann man sich diese selbst gemachten Loops auch abspeichern. Beispielsweise wenn man ein Intro zu einem Stück übt, oder besonders viele Loops in einem Stück hat.

Viele Songs werden durch Playbacks begleitet. Ein Highlight des Online-Portals sind m. E. die Songs des Moduls Film& Popmusik wie z. B. Die zauberhafte Welt der Amelie, River Flows in You oder Una Mattina sowie die Filmmusik zu Ziemlich beste Freunde (Ludovico Einaudi). Besonders bei Una Mattina gibt es eine wirklich gute Erklärung und eine optisch gut aufbereitete Analyse der Songstruktur.

Zu den Kosten: Ein 30-Tage-Pass kostet 15,− Euro im Monat, für einen 6-Monats-Pass löhnt man 12,− Euro je Monat und für den Jahres-Pass blättert man 10,− Euro pro Monat hin. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, innerhalb der ersten 30 Tage ohne Angabe von Gründen den gesamten Mitgliedschaftsbeitrag zurückzuverlangen, egal ob Monats- oder Jahresbeitrag. Als Schnupper-Angebot kann man als Gast Ausschnitte aus den Lernvideos sehen.

Virtuelle Klavierlehrer
Music2me ist kann die Länge der Töne anzeigen, selbst die kleinen Vorschläge werden berücksichtigt. Über den Button »Videosteuerung« gelangt man zu den Tempoeinstellungen. Die Noten der Spielstücke können als PDF downgeloadet werden.

Fazit und Bewertung. Als Musik- und Klavierlehrer bin ich natürlich nicht wirklich neutral und war berufsbedingt eher skeptisch. Ob die optischen Effekte und Hilfsmittel immer hilfreich sind? Je mehr Infos gleichzeitig auf einen hereinprasseln, desto schwieriger kann es werden, sich auf die Musik zu konzentrieren. Von daher ist es sinnvoll, wenn sich die User der Online-Schulen darüber klarwerden, ob sie Lerninhalte eher auditiv, per Video (mit den markierten Tasten) oder durch die Noten aufnehmen möchten.

Insgesamt sind die drei Programme gut strukturiert, sodass die Orientierung leichtfällt. Was Online-Schulen bisher nicht leisten: Timing und Dynamik werden nicht wirklich überprüft, der musikalische Ausdruck wird nicht bewertet, Handhaltung und Fingersatz werden nicht kontrolliert und nicht an die individuellen Bedürfnisse angepasst. Manche Notenlängen und Pausen werden in den Video-Einspielungen nur halbherzig umgesetzt. Ein vergleichbares Feedback wie beim herkömmlichen Unterricht inklusive persönlicher Ratschläge wie »Lass das Stück mal liegen« oder »Spiele besser erst einmal diese Übung oder diesen Song« etc. darf man (noch) nicht erwarten.

Natürlich gibt es auch keine Antworten zu den Fragen: Warum mache ich Fehler? Wie kann ich an der Stelle Fehler vermeiden? Der methodische Ansatz, die komplexeren Parts mit dem separaten Üben beider Hände und ggf. langsamer zu Leibe zu rücken, ist eindimensional, hier gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, die sich in der Unterrichtssituation ergeben.

Momentan erschöpft sich das methodische Credo ein wenig in der kombinierten Video/Audio/Noten-Demo und im Warte-Kontrollmodus. Das ist allerdings durchaus eine gute Möglichkeit, stressfrei und zeitlich flexibel Abschnitte zu trainieren. Diese Darbietung ist einer Lernsituation mit einem Lehrer sogar überlegen, wenn die Parts im Tempo flexibel sind und Übungs-Abschnitte (Loops) definiert werden können. Hier kann man die unendliche Geduld des virtuellen Spielers schamlos ausnutzen, und man kann seine persönliche Klavierstunde dann nehmen, wenn’s einen danach verlangt, z. B. am Sonntagabend nach dem Tatort.

Die stetig wachsende Bibliothek von aufbereiteten Songs, die z. T. sogar mit Playback-Arrangements aufwarten, sind ebenfalls gute Gründe, die Online-Klavierlehrgänge zu durchforsten. Die Qualität der Arrangements in Abhängigkeit vom Schwierigkeitsgrad ist insgesamt durchweg gut. Bei allen drei Anbietern sind hochkarätige Pianisten am Werk, hier gibt es kaum Grund zur Klage.

Skoove hat den m. E. besten stringenten pädagogischen Aufbau inkl. Wartemodus, Music2Me punktet mit der Möglichkeit, PDFs downzuloaden, bietet verschiedene Kamera-Perspektiven sowie eine optische Aufbereitung der Notenlängen. Flowkey hat die größte und aktuellste Auswahl an Spielstücken mit der Möglichkeit, zu loopen sowie Tempo-Variationen und einen Wartemodus zu nutzen.

Durch die verschiedenen Zahlungsmodi (monatlich, viertel-, halb- oder ganzjährig), durch flexible Kündigungsfristen und durch die Möglichkeiten von frei zugänglichen Lektionen kann sich jeder, der mit dem Klavierspielen liebäugelt, eine individuelle Testphase gönnen. Und es spricht ja auch nichts dagegen, einzelne Stunden bei einem Klavierlehrer zu nehmen, um die Lektionen zu vertiefen und auszubauen. Und ein Pädagoge sollte eigentlich froh darüber sein, wenn ein vorbereiteter Schüler die Noten/Töne bereits kennt und sich beide auf die Musik und weniger auf das Ratespiel »Was ist wo« konzentrieren können. Aber auch ohne Lehrer stellen die Online-Schulen für Klavier-Novizen eine gute und flexible Möglichkeit dar, sich mit den Tasten vertraut zu machen.

Mit einem neugierigen Blick in die Zukunft würde ich mir noch weitere fortgeschrittene Anwendungen wie eine Aufnahmemöglichkeit des eigenen Spiels sowie die Bewertung durch einen virtuellen oder verlinkten Lehrer wünschen. Schön wäre auch eine Transponier-Funktion frei nach dem Motto: Wie klingt das Ganze in Eb-Dur? Wie klingt das Stück in Moll? Wie klingt die Melodie mit anderen Begleitmustern? Auch eine Eingriffsmöglichkeit in die Noten würde die Unterrichtssituation noch wesentlich freier gestalten. Solch fortgeschrittene Lernfunktionen müssten nicht mehr zwingend lückenlos mit Videos dokumentiert werden − ein Video-Demo, wie das Prinzip funktioniert, würde da durchaus reichen. Insgesamt ist also noch ausreichend Luft nach oben, und ich bin wirklich gespannt, was sich die Anbieter zukünftig noch einfallen lassen.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. bei flowkey fehlt mir eine offline-Übungsmöglichkeit sowie die Möglichkeit Noten auszudrucken

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  2. music2me habe ich zu Beginn der Pandemie getestet, als der Aufschrei der Musiklehrer Thomann in den Sozialen Medien einen Shitstorm ausgelöst hat. Was bekommt man für 1€? Das Angebot an Stücken ist sehr gut. Begeistert haben mich die Erklärungen zu Beginn einer Lektion. Vor allem die Stücke auf dem Niveau für Klavierstudenten haben mich erstaunt. So weit geht ein Kurs sonst selten. Also habe ich mir ein Stück von Chopin geschnappt, das ich selbst in der Examensvorbereitung gespielt habe. Gute Erklärungen zu Fingersatz und Rhythmik. Dann die Lektion: Der Dozent hält sich weder an die Fingersätze noch an die in den Noten stehende Rhythmik. Pausen und korrekte Tonlängen sind ein Fremdwort und in den abgeschriebenen Noten Fehler enthalten. Es klingt nicht nach Chopin, sondern MIDI-File. Nach meiner öffentlichen Kritik wurde ich vom Geschäftsführer privat angerufen und geradezu am Telefon belästigt. Was er nicht verstanden hat, ist, dass die Kritik nicht unliebsame Konkurrenz aus dem Weg räumen sollte (auch wenn die Vorwürfe der Musiklehrerschaft nicht von der Hand zu weisen sind), sondern das 1€ Angebot Musiklehrer in ihrer Umstellung auf den erzwungenen Online-Unterricht hätte unterstützen können. So aber war das nicht möglich und den „Online-Tutor“ als Musiklehrer zu bezeichnen, geht mir dann doch etwas zu weit. Ich habe als Motivation schon öfter einige der Demo-Angebote einiger Apps für das iPad mit Schülern genutzt. Manchmal war das eine Initialzündung, wenn es offline mal etwas durch fehlende Motivation gehakt hat. Das ist ok. Aber komplett mit Music2Me oder anderen zu lernen ist, zumindest beim Klavier, gefährlich. Eine einmal falsch erlernte Technik ist nur mit viel Frust wieder zu korrigieren oder blockiert ein Leben lang. Deshalb habe ich während der Corona-Auszeit auch keinen Anfangsunterricht online erteilt, da das kaum per Kamera zu beurteilen ist.

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  3. Bei Flowkey funktioniert die Midi Verbindung mit dem i Pad Pro 3. Generation
    sehr schlecht. Am 1. Tag hat es sehr lange gedauert bis es sich verbunden hat, einen Tag später war die Verbindung wieder weg und es ging nicht mehr.
    Das funktioniert bei Skoove sehr leicht und ohne Probleme.
    Mein Probeabo habe ich dann gleich wieder gekündigt und probiere jetzt Skoove aus

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  4. Ich habe zur Zeit seit gut einem halben Jahr music2me.
    Bin eigentlich sehr zufrieden.
    Gerade als Senior (bin 73) kann ich in unterschiedlichen Tempi üben.
    Sollte es mir trotz Lerngeschwindigkeitsreduzierung noch zu schnell sein, kann ich die Noten ausdrucken und individuell üben, vielleicht sogar mal im Urlaub, falls dort ein kleines Piano steht.
    Mein Vertrag läuft in 1 Woche aus. Nun ist die Frage, ob ich verlängere oder mal einen anderen Anbieter alternativ ausprobiere und was dann für mich anders wäre. Bin halt nicht mehr der Allerjüngste.

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