Test: Arturia MicroFreak – ein kreativer Grenzgänger

Allein optisch ist der Arturia MicroFreak schon ein echter Hingucker. Wirft man einen näheren Blick auf das, was in seinem kompakten Format alles drin steckt, potenzieren sich, durch seine riesige Soundvielfalt und flexible Studio-Einbindung, die Einsatzmöglichkeiten. Seit dem Firmware-Update ist er zudem mit einer Vocoder-Funktion ausgestattet, die das kreative Potenzial noch einmal deutlich erweitert.

Arturia MicroFreak Test: Erster Eindruck

Der Arturia MicroFreak präsentiert sich mit einem ungewöhnlichen Design: Das Gehäuse ist kompakt (ca. 31 x 23 cm), wiegt nur rund 1 kg und besteht aus recht wertigem Kunststoff. Die Oberfläche ist mit farblich abgesetzten Potis (weiß, orange, schwarz, Cutoff mit roter Markierung) und einem klaren OLED-Display ausgestattet, das Parameter und Presets übersichtlich anzeigt. Gerade für Einsteiger erleichtert dies die Nutzung. Die flache Touch-Tastatur mit 25 Tasten und auffälligen grafischen Markierungen unterstreicht den experimentellen Charakter des Geräts. Für einen UVP von 349 € also eigentlich ein Super-Deal.

Schnelles Setup

Ähnlich wie seine Arturia-Kollegen hat der MicroFreak durch sein geringes Gewicht eine hohe Portabilität. Das Gehäuse ist gewohnt hochwertig in Haptik und Optik, trotz seiner Kompaktheit. Das generelle SetUp ist super einfach. Er lässt sich per plug-and-play in Betrieb nehmen und mit Audio und ggf. MIDI oder USB verbinden, und loslegen. Die kompakte Bauweise macht ihn ideal für kleine Studiotische oder mobile Setups, sowie für Kreative, die viel auf Reisen sind. Dank der kleinen Reisegröße, passt der MicroFreak wohl so gut wie in jedes Gepäckstück und ist bereit für spontane Sessions in der Bahn. Dank MIDI, USB und CV/Gate lässt sich der MicroFreak auch nahtlos mit DAWs, Modularsystemen oder anderen Hardware-Synths verbinden und sich als Controller nutzen. Möchte man die neu dazu gekommene Vocoder-Funktion über das ansteckbare Mikrofon nutzen, sieht es mit dem schnellen und einfachen Set-Up jedoch anders aus.

Hierzu ist wohl nach Recherche erst der Download des Arturia Software Centers (ASC) und ein Firmware-Update auf die neueste Version notwendig, um die in der „Vocoder-Edition“ inkludierten neuen Pre-Sets freizuschalten. Die Vocoder-Funktion am Ende des Type-Menus funktioniert in limitierter Form, ohne Pre-Sets, nach langer Tüftelei, auch ohne Update. Jedoch hat das mitgelieferte Schwanenhalsmikrofon einen sehr kleinen Sweet-Spot und bietet durch die inkonsistente Verbindung keine wirklich komfortable Nutzung. Das erste Testen und Anschließen war eher ein kleiner Kreativitäts-Downer. Wie es generell mit dem neuesten Modell, der weißen „Vocoder-Edition“ aussieht, bleibt offen. Eigentlich soll es hier aber keine funktionalen Unterschiede geben. Da das ansteckbare Mikrofon auch für die anderen MikroFreak Editionen verfügbar ist, wäre ein schnelles Set-Up und Nutzung hier wünschenswert. 

Klang und Klangerzeugung:

Der Arturia MicroFreak bietet eine große Sample-Library mit einer großen Bandbreite an individuellen und einzigartigen Sounds. Die Klangerzeugung erfolgt digital, wobei eine Vielzahl an Syntheseformen zur Verfügung steht: subtraktive Synthese, Wavetable, FM, Karplus Strong, Formant- und Modalsynthese u.v.m.

Der Oszillator basiert teilweise auf Open-Source-Code von Mutable Instruments Plaits, was für Fans experimenteller Sounds besonders spannend ist. Das analoge State-Variable-Filter (12 dB/Oktave, einstellbar als Tief-, Band- oder Hochpass) sorgt dafür, dass digitale Klänge analoge Wärme bekommen, ohne dabei zu sehr zu färben. Allerdings wünscht man sich manchmal noch weitere Filteroptionen. 

Innovative Bedienung und umfassende Modulationsmöglichkeiten

  • 25-Tasten Touch-Keyboard mit Poly-Aftertouch und MPE-Kompatibilität
  • Modulationsmatrix: 5 Quellen, 7 Ziele für komplexe Modulationen
  • Step-Sequenzer mit 64 Steps & Arpeggiator
  • Bis zu vier Automationsspuren pro Preset, Chord-Mode und praktische Echtzeit-Performance-Features
  • Perfekte Integration ins Studio dank MIDI, USB sowie CV/Gate-Anschlüssen
  • Vocoder Funktion & MicroFreak Vocoder Edition

Arturia MicroFreak Test: Spielgefühl und Bedienung: 

Das berührungsempfindliche 25-Tasten-Keyboard ist mutig anders: Es fühlt sich etwas futuristisch an, unterstützt Poly-Aftertouch und lädt zu ungewöhnlichen Spielweisen ein. Die Tastatur ist sehr anschlagssensitiv und bietet dadurch sehr viel Bandbreite. Je nach Anschlagsitensität lassen sich die Parameter entsprechend steuern. So gut spielbar und haptisch ansprechend die Tastatur ist, so benötigt sie jedoch eine Eingewöhnung. Liebhaber der klassischen Tastatur müssen sich darauf einlassen. Es lassen sich bis zu vier Automationen aufzeichnen. Ein weitere Besonderheit ist der sogenannte Icon-Strip oberhalb der Tastatur. Die Modulationsmatrix (5 Quellen, 7 Ziele), Arpeggiator und Stepsequenzer bieten umfangreiche Möglichkeiten, Klangparameter zu automatisieren.

Der digitale Oszillator

Physical Modelling, Wavetable-Synthese, virtuell-analoge Synthses, Sample-Wiedergabe: Die große Bandbreite an Oszillator-Modi und die flexible Modulationsmatrix laden zum Experimentieren ein. Der MicroFreak verfügt über 17 vielseitige Oszillator-Engines: Sieben stammen aus eigener Entwicklung von Arturia, sieben wurden von Mutable Instruments übernommen, und drei wurden in Zusammenarbeit mit Noise Engineering realisiert.

Mit den vier Reglern Type, Wave, Timbre und Shape können modellspezifisch weitere Parameter eines jeden Oszillatormodells verändert werden, unter anderem auch dynamisch über die Modulationsmatrix. Der Oszillator beinhaltet einen Basic Wave Oszillator, einen SuperWave OSC, einen Wavetable OSC und einen Harmonic OSC.
Vor allem als Einsteiger braucht es etwas Geduld, bis man mit der Modulationsmatrix warm geworden ist und sich bei den vielen Möglichkeiten zurecht findet. Das OLED-Dislay unterstützt hierbei sehr, da die vorgenommene Modulation visuell sichtbar wird.  

Vocoder-Funktion

Die Vocoder-Funktion wurde per Firmware-Update (ab Version 2.1) eingeführt und in der MicroFreak Vocoder Edition als weiße Sonderedition mit Schwanenhalsmikrofon weiterentwickelt. Die Hardware ist sonst identisch.

Es handelt sich um einen 16-Band-Vocoder mit drei Wellenformen (Sägezahn, PWM, Rauschen). Die Klangcharakteristik kann über die Timbre- und Shape-Regler angepasst werden. Die Sprachverständlichkeit ist für einen günstigen Hardware-Vocoder solide, mit dem speziellen „Hiss-Mode“ können S-Laute besser hervorgehoben werden. Für besonders klare Ergebnisse sollte man das Mikrofon-Gain und das Noise-Gate im Utility-Menü entsprechend einstellen.

Das abnehmbare Schwanenhalsmikrofon lässt sich leicht anschließen; hatte jedoch beim Testen einen Wackelkontakt. Das ansteckbare Schwanenhals-Mikrofon wirkt im Vergleich zum Rest weniger hochwertig. Alternativ kann der Audioeingang auch für andere Geräte (z. B. Drumcomputer) genutzt werden.

Studio-Workflow Integration und kreative Möglichkeiten

Der MicroFreak lässt sich auf verschiedene Arten in den Studio-Workflow einbinden. Als Standalone direkt als Soundquelle, als Midi-Controller über MIDI/USB oder die Anbindung an Modularsysteme oder analoge Sequenzer via CV/Gate. Seine Flexibilität macht ihn zum idealen Partner für kreative Klangexperimente, als Ergänzung zu klassischen Synths oder als eigenständiges Performance-Instrument.

Arturia MicroFreak Test-Fazit:

Insgesamt ist der MicroFreak einer der vielseitigsten und spannendsten Budget-Synthesizer der vergangenen Jahre. Neben seinem überraschend günstigen Preis (UVP 349€) bietet der MicroFreak auch einzigartige Features wie polyphonen Aftertouch, MPE-Kompatibilität und eine ausgeklügelte Modulationsmatrix. Der MicroFreak ist kein klassischer „Bread-and-Butter-Synth“, sondern eine Einladung zur kreativen Klangentdeckung. Durch durchgängige Firmware-Updates bleibt er auch technisch aktuell.
Er richtet sich an Klangforscher und Musiker, die Lust auf neue Wege der Soundverwirklichung haben und bereit sind sich auf eine charakterstarke neue Haptik einzulassen.Für das, was in diesem kompakten und visuell ansprechenden Gerät steckt ein unschlagbarer Preis – und ein must-have für jedes (Home-)Studio.

Anna-Lena Bucher
Test: GUT
Anna-Lena Bucher / Keyboards

Pro

  • Vielfältige Sound-Library / Presets
  • 25-Tasten Touch-Keyboard mit Poly-Aftertouch als Besonderheit
  • Flexible Modulationsmatrix mit vielen Möglichkeiten
  • OLED Display als visuelle Unterstützung

Contra

  • Hohe Komplexität für Einsteiger
  • 25-Tasten Touch-Keyboard mit Poly-Aftertouch
  • Modulationsmatrix komplex
  • Vocoder Add-On: mühsame In-Betriebnahme

Link zur Herstellerseite: www.arturia.com

 


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Arturia MicroFreak Synthesizer

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