Früher oder später möchte man mit seinem Eurorack-Modularsystem nicht nur solo arbeiten, sondern es auch von externer Seite ansteuern und so in die Studioumgebung einbinden. Um das System mit einem MIDI-Keyboard oder einer DAW spielen zu können, ist ein MIDI/CV-Interface notwendig, das digitale Informationen in analoge Signale wandelt.
Was macht ein MIDI/CV-Interface?
In erster Linie geht es um Noten. Diese bestehen zumindest aus zwei Informationen: Tonhöhe (Pitch) und Länge. Die Tonhöhe wird bei MIDI mit einer Notennummer definiert. Zusätzlich wird die Tonhöhe auch über Controller wie z.B. das Pitch Wheel eines Keyboard stufenlos moduliert. Diese Pitch-Werte (Nummer + Controller) übersetzt das Interface, der mitunter auch als Wandler bzw. Konverter bezeichnet wird, in eine normierte CV-Spannung. Diese Norm ist mit 1 Volt pro Oktave festgelegt und stellt sicher, dass Interfaces und Oszillatoren unterschiedlicher Hersteller zueinander kompatibel sind.
Für die Notenlänge wird ein Gate-Signal generiert. Solange eine Taste am Keyboard gedrückt wird oder wie im DAW-Editor eine Note eingezeichnet ist, so dauert auch das Gate-Signal an. Mit diesem Signal wird eine Hüllkurve angesteuert, die wiederum einen VCA „öffnet“, wodurch der Oszillator für die Länge der Note zu hören ist. Auch dieses Signal ist normiert und beträgt im „On“-Zustand 5 Volt. Es gibt allerdings auch einige Sonderfälle, die ein Gate-Signal mit einer Spannung von 8 oder 10 Volt benötigen.

MIDI/CV-Interfaces mit Extras
Einfache MIDI/CV-Interfaces brauchen im Grund nur diese zwei Ausgänge. Da Modularsysteme in der Regel einstimmig gespielt werden, braucht auch das Interface nur eine einstimmige Wandlung von Noten.
Tipp: Pitch-CV und Gate können auch über die Busplatine im System übertragen werden. Das spart frontseitige Patch-Kabel für diese Funktionen ein. Aber nicht alle MIDI/CV-Interfaces auf der sendenden Seite und ebenso Oszillatoren und Hüllkurven auf der empfangenden Seite unterstützen dieses praktische Feature. Wenn man das nutzen möchte, sollte man sich also vor dem Kauf informieren, ob die entsprechenden Module geeignet sind.
Aber es ist natürlich sinnvoll, noch weitere Funktionen von MIDI in analoge CV-Signale zu übersetzen. Da fast jedes Keyboard Velocity und Aftertouch erzeugt, über ein Mod-Wheel verfügt und ggf. noch Regler für MIDI-CCs besitzt, sollte es weitere CV-Ausgänge geben, die mit diesen MIDI-Funktionen angesprochen werden können. Tatsächlich sind viele MIDI/CV-Interfaces mit wenigstens zwei weiteren CV-Ausgängen ausgestattet.
Eine andere Zusatzfunktion ist die Ausgabe eines Clock-Signals und von Start/Stop-Befehlen. Diese werden zur Ansteuerung und Synchronisation von analogen Sequenzern benötigt.
MIDI/CV-Interface – DIN, USB oder TRS?
MIDI wird klassisch über 5-Pin DIN-Kabel übertragen und die meisten Keyboards und Interfaces sind auch mit den passenden Buchsen ausgestattet. Seit einigen Jahren gibt es auch MIDI/CV-Interfaces mit USB, wobei man hier die Art des USB-Ports beachten muss. Besonders für schmale Interface-Module (2 TE) hat sich die 3,5 mm TRS-Buchse etabliert, die auch an neueren Mini-Keyboards zu finden ist.

Eurorack-Modul oder externe Box?
Die Entscheidung für eine MIDI/CV-Interface als Modul oder als externes Gerät zu nutzen, hängt nur von der praktischen Seite ab. Die Funktionalität ist bei beiden Formen gleich. Einige Hersteller bieten das gleiche Interface in zwei Bauformen an. Beispielsweise entspricht das Doepfer-Interface Dark Link dem Modul A-190-3.
Ist man mit seinem System öfter unterwegs, ist ein Modul sinnvoll, das in das System integriert ist. Hat man ein kleineres System, das aber überwiegend stationär genutzt wird, lässt sich der Platz im System sparen und genauso gut ein separates MIDI/CV-Interface verwenden.
Tipp: Einige MIDI-Controller und Keyboard-Synthesizer sind in der jüngeren Zeit mit CV/Gate-Ausgängen ausgestattet. Somit können sie die Funktion eines extra MIDI/CV-Interfaces unter Umständen übernehmen.
Polyphones MIDI/CV-Interface
Polyphonie ist in einem Modularsystem nur mit einem hohen Aufwand zu realisieren, aber es gibt verschiedene Lösungen dafür. Über Mehrfach-Module, z.B. Quad-Hüllkurven, -VCAs etc. lassen sich polyphone Patches erstellen. Dementsprechend werden auch Quad-Interfaces angeboten, aber die Auswahl ist hier eher gering.

Der umgekehrte Weg: CV-to-MIDI
Möchte man analoge Sequenzen, spezielle Modulationen oder Multitrigger-Hüllkurven für seine digitalen Synthesizer oder Plug-ins nutzen, kann auch die Wandlung von CV und Gate in MIDI sinnvoll sein. Auch hierfür gibt es nur eine Handvoll Lösungen. Diese funktionieren zwar, haben jedoch einige Einschränkungen. So lassen sich etwa sehr schnelle Modulationen nicht 1:1 in MIDI-CCs übersetzen. Hier hat die analoge Technik noch immer die Nase vorn.
Unter diesem Link findet ihr eine Auswahl an MIDI/CV-Interfaces bei MUSIC STORE professional.
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