Kopfhörer-Impedanz im Studio: Wenn du dich mit Recording und Mixing beschäftigst, stolperst du bei Studiokopfhörern sehr schnell über verschiedene Ohm-Angaben: 32 Ohm, 80 Ohm, 250 Ohm oder sogar noch mehr. Spätestens dann tauchen die typischen Fragen auf: Was bedeutet diese Ohm-Zahl eigentlich genau? Ist ein Kopfhörer mit niedriger Impedanz „besser“ als einer mit hoher? Und welches Modell passt am besten zu Smartphone, Audiointerface oder Kopfhörerverstärker – sowohl in Sachen Lautstärke als auch im Klang?
In diesem Beitrag schauen wir uns die Kopfhörer-Impedanz Schritt für Schritt an und ordnen sie praxisnah für Recording und Mixing ein.
Kopfhörer Impedanz: Was bedeutet die Ohm-Angabe bei Kopfhörern?
Die Zahl in Ohm (Ω) beschreibt bei Kopfhörern die Impedanz. Man kann sich diese Impedanz vereinfacht als eine Art „Wechselstrom-Widerstand“ vorstellen, den der Kopfhörer deinem Abspielgerät entgegensetzt. Technisch hängt dieser Wert vor allem von der Spule im Treiber ab: Drahtdicke, Wicklungen und das gesamte Design des Wandlers.
Wichtig ist:
Die Impedanz sagt nichts über „gut“ oder „schlecht“ aus, sondern darüber, wie leicht oder schwer ein Kopfhörer anzutreiben ist.
- Ein Kopfhörer mit niedriger Impedanz (z. B. 16–32 Ohm) lässt sich sehr leicht von schwachen Quellen wie Smartphones oder Laptops treiben.
- Ein Kopfhörer mit hoher Impedanz (z. B. 80–250 Ohm und mehr) benötigt mehr Spannung, um die gleiche Lautstärke zu erreichen, belohnt dich dafür aber oft mit einem kontrollierteren Verhalten an geeigneten Verstärkern.
Neben der Impedanz spielt auch die Empfindlichkeit (z. B. dB SPL pro mW oder pro Volt) eine große Rolle. Zwei Kopfhörer mit 80 Ohm können unterschiedlich laut sein, wenn ihre Empfindlichkeiten abweichen. In der Praxis lässt sich trotzdem ein grober Trend beobachten: Je höher die Impedanz, desto mehr Reserven muss der Kopfhörerausgang mitbringen.
Niedrige oder hohe Impedanz – was ist besser im Studio?
Ob ein niedriger oder hoher Ohm-Wert „besser“ ist, hängt stark von deinem Setup und deinem Workflow ab. Statt nach einer allgemeingültigen Antwort zu suchen, lohnt sich ein Blick auf die Vor- und Nachteile.
Kopfhörer mit niedriger Impedanz (z. B. 32–40 Ohm)
Solche Modelle sind dafür gemacht, auch an eher schwachen Ausgängen ausreichend laut zu werden. Sie sind ideal, wenn du viel mit:
- Smartphone oder Tablet,
- Laptops ohne dedizierten Kopfhörerverstärker
- kleineren USB-Interfaces mit eher schwachen Kopfhörerausgängen
arbeitest.
Sie funktionieren quasi überall, weshalb sie für viele Musiker, die zwischen Homestudio, Proberaum und unterwegs pendeln, sehr praktisch sind.
Kopfhörer mit mittlerer bis hoher Impedanz (z. B. 80–250 Ohm)
Diese Bauweisen sind klassisch im Studio zu Hause, vor allem dann, wenn du:
- ein gutes Audiointerface mit kräftigem Kopfhörerausgang,
- einen separaten Kopfhörerverstärker oder
- ein Mischpult mit hochwertigen Phones-Outs
einsetzt.
Hier profitierst du oft von:
- etwas geringerem Grundrauschen,
- höherer Belastbarkeit,
- sowie einem kontrollierteren Verhalten in Dynamikspitzen.
Gerade beim Mixing im Studio greifen viele Engineer gern zu höherohmigen Varianten ihrer Lieblingskopfhörer, weil diese in Verbindung mit einem guten Verstärker sehr definiert und entspannt klingen.
Welche Ohm-Zahl passt zu Smartphone, Interface und Kopfhörerverstärker?
Damit du die Ohm-Angabe schneller einordnen kannst, hilft es, nach Gerätetyp zu unterscheiden. Dabei geht es immer um zwei Fragen: Wird es laut genug? Und klingt es dabei noch entspannt und sauber?
Kopfhörer an Smartphone oder Tablet
Smartphones und Tablets haben in der Regel relativ schwache Kopfhörerausgänge. Deshalb fühlen sich hier vor allem Kopfhörer mit niedriger Impedanz wohl:
- Empfehlung: bis ca. 32–40 Ohm
- 80-Ohm-Kopfhörer können teilweise noch funktionieren, sind aber oft deutlich leiser.
- 250 Ohm an einem Handy führen meist zu zu geringer Lautstärke und einem etwas flachen Eindruck.
Wenn du also viel Referenzhörungen unterwegs machst oder auf dem Sofa noch schnell eine Mix-Idee checken willst, bist du mit einem 32-Ohm-Studiokopfhörer auf der sicheren Seite.
Kopfhörer an Audiointerface oder USB-Mixer
Aktuelle Audiointerfaces haben oft deutlich kräftigere Kopfhörerausgänge als Mobilgeräte, allerdings sind die Unterschiede hier groß. Für die Praxis bedeutet das:
- 32–80 Ohm funktionieren fast immer gut und werden in der Regel sehr laut.
- 250 Ohm können gut funktionieren, wenn das Interface ausreichend Spannung liefert. In manchen Fällen musst du den Phones-Regler jedoch fast voll aufdrehen.
Für Recording-Sessions mit Sänger:innen oder Drummer:innen im Studioalltag greifen viele zu 80-Ohm-Kopfhörern, weil sie ein guter Kompromiss aus Lautstärke, Klang und Belastbarkeit sind. Beim reinen Mixing am Interface kann ein 250-Ohm-Modell sehr angenehm sein, wenn der Kopfhörerausgang kräftig genug ist.
Kopfhörer am separaten Kopfhörerverstärker oder Studio-Mischpult
Sobald ein dedizierter Kopfhörerverstärker oder ein hochwertiges Mischpult im Spiel ist, hast du deutlich mehr Freiheit. Diese Geräte sind dafür gemacht, auch mehrere Kopfhörer parallel und höhere Impedanzen sicher zu treiben.
Hier kannst du ohne Bedenken zu 80–250 Ohm greifen. Für Monitoring-Verteiler im Aufnahmeraum sind höhere Impedanzen sogar im Vorteil, weil die Gesamtauslastung der Verstärkerstufe geringer bleibt, wenn mehrere Kopfhörer angeschlossen sind.
Kopfhörer Impedanz: Klangunterschiede zwischen 32, 80 und 250 Ohm
Die spannende Frage ist nun: Klingt ein 250-Ohm-Kopfhörer automatisch besser als die 32-Ohm-Version?
Die kurze Antwort lautet: Nein, nicht automatisch – es kommt auf das ganze Design an.
Allerdings gibt es einige typische Tendenzen, die man immer wieder beobachtet, wenn der Kopfhörer an einem passenden Verstärker hängt:
- Höhere Impedanz kann sauberer in der Dynamik wirken.
Viele höherohmige Studiokopfhörer verhalten sich in Transienten etwas entspannter und kontrollierter. Das kann bei lauten Snares, scharfen Vocals oder stark komprimierten Mixes sehr angenehm sein. - Der Bass kann definierter wirken.
Durch das Zusammenspiel von Kopfhörerimpedanz und Ausgangsimpedanz des Verstärkers entsteht ein bestimmter „Dämpfungsfaktor“. Ein guter Dämpfungsfaktor sorgt für straffere, weniger schwammige Bässe. Höherohmige Modelle reagieren hier oft souveräner – vorausgesetzt, der Kopfhörerausgang ist entsprechend ausgelegt. - Höhere Impedanz reduziert manchmal hörbares Rauschen.
Weil höherohmige Kopfhörer weniger Strom ziehen, kann das Grundrauschen des Verstärkers weniger auffallen. Das ist besonders bei leisen Passagen oder beim Feintuning im Mix angenehm.
Gleichzeitig gilt:
Ein schlecht angetriebener 250-Ohm-Kopfhörer (zu wenig Pegel, zu wenig Spannung) klingt immer schlechter als ein 32-Ohm-Modell, das optimal versorgt wird. Er wirkt dann leise, schlapp und ohne Punch.
Darum ist es sinnvoll, die Ohm-Zahl immer im Zusammenhang mit deinem Endgerät zu betrachten.
Praktische Empfehlungen für Recording & Mixing
Um dir die Entscheidung im Musikeralltag zu erleichtern, lassen sich einige praxisnahe Empfehlungen ableiten, ohne in eine starre Regel zu verfallen:
Wenn du vor allem mobil arbeitest, häufig am Smartphone, Tablet oder Laptop ohne dedizierten Verstärker hörst und deinen Studiokopfhörer auch unterwegs nutzt, ist ein 32-Ohm- oder 40-Ohm-Modell meist die erste Wahl. Du bekommst genug Lautstärke, ohne einen zusätzlichen Amp mitschleppen zu müssen.
Arbeitest du überwiegend im Homestudio mit Audiointerface, kommt es auf die Leistung des Kopfhörerausgangs an. In vielen Fällen ist ein 80-Ohm-Kopfhörer ideal, weil er sowohl am Interface als auch an einem späteren Kopfhörerverstärker gut funktioniert. Für detailverliebtes Mixing kann ein 250-Ohm-Modell zusätzlich spannend sein – vor allem, wenn du ohnehin meist am gleichen Platz und mit einem kräftigen Phones-Out arbeitest.
Sobald du mit Kopfhörerverstärker, Studio-Mischpult oder Recording-Setups mit mehreren Kopfhörern arbeitest, kannst du getrost auf 80–250 Ohm setzen. In solchen Umgebungen spielen höhere Impedanzen ihre Stärken aus, während die Verstärker genügend Reserven mitbringen.
Kopfhörer Impedanz/Ohm – Fazit: Welche Ohm-Zahl ist „die richtige“?
Die Ohm-Angabe bei Kopfhörern ist kein Geheimcode für Profis, sondern ein praktischer Hinweis darauf, wie gut ein Kopfhörer mit deiner Hardware harmoniert.
- Niedrige Impedanz ist flexibel, unkompliziert und perfekt für mobile Geräte.
- Mittlere bis hohe Impedanz spielt ihre Stärken in Studio-Setups mit kräftigen Kopfhörerausgängen aus und kann dort beim Recording und Mixing für ein besonders kontrolliertes und entspanntes Hören sorgen.
Statt pauschal zu sagen, dass 80 Ohm „besser“ sind als 250 Ohm – oder umgekehrt – solltest du dir deshalb immer zuerst deine Signalquelle ansehen und danach entscheiden.

Leitender Redakteur – keyboards.de
Multiinstrumentalist • Audio Engineer • Kreativer Tüftler • Familienvater • Pen-&-Paper-Enthusiast

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