CRB Voco-Strings: Vocoder & Stringmachine in einem

Analoger Vintage String Synthesizer mit Vocoder

CRB Voco-Strings Kurz und Knapp:

  • CRB Voco-Strings: Hybrid aus Stringmachine & Vocoder im robusten Metallgehäuse (4 Oktaven, non-velocity).
  • String-Sektion: Cello, Viola, Violin; einfache Hüllkurve (Attack/Sustain), EQ (Bass/Höhen), Motion Control für dezente Detunes.
  • Vocoder-Sektion: interne Trägerquelle (auf dem Stringsynth basierend), 14 Bänder, „Chorus“-Doppellage, Kompressor, externer Carrier möglich.
  • Klang: charaktervoll, leicht „dirty“, gute Verständlichkeit trotz fehlender Hiss/Unvoiced-Schaltung.
  • Einordnung: selten, damals von Roland VP-330 & Korg VC-10 überstrahlt; heutige Alternativen: Waldorf STVC, Behringer VC340.

Die kurze Geschichte von CRB Elettronica

CRB (Costruzioni Radioelettriche Borsini) wurde 1948 von Duilio Borsini in Senigallia gegründet, zog Anfang der 1960er Jahre nach Ancona und startete 1967 mit elektronischen Orgeln (u. a. Coral, Topazio, Rubin). Später folgten Konzertverstärker (Diamond-Serie) und der Space Sound mit Leslie-Effekt aus eigener Entwicklung. 1977 präsentierte CRB den Uranus, gefolgt vom Uranus 2 (zwei polyfone Preset-Sektionen + monofone Solo-Sektion); Nutzer waren u. a. Banco und Stevie Wonder. Neben Orgeln bot CRB Stringmachines, Drumcomputer und den monofonen Oberon an.
1979 erschien der Voco-Strings – eine ungewöhnliche Kombination aus Stringsynth und Vocoder, zeitweise auch über Solton vertrieben. 1982 endete die CRB-Geschichte; aus der Asche entstand Ketron.


CRB Voco-Strings: Bauweise & Bedienoberfläche

  • Gehäuse/Keyboard: massives Metall, vier Oktaven, nicht anschlagdynamisch.
  • Layout: links die String-Sektion (Cello, Viola, Violin) mit Attack/Sustain, globales Tuning und Motion Control (feine Gegeneinander-Verstimmung/Detune), plus EQ (Bass/Höhen).
  • Mute-Schalter für Strings: erlaubt reines Vocoder-Monitoring oder Layering nach Bedarf.

Motion Control – was passiert hier?

„Motion Control“ detuned die Stringsynth-Oszillatoren gegeneinander. Das sorgt für Schwebungen und verleiht dem Vocoder-Klang als internem Carrier mehr Lebendigkeit und Biss – besonders nützlich für „sprechende“ Texturen und böse, atonale Roboter-Vocals.


Vocoder-Sektion: Verwandtschaft zum Electro-Harmonix EH 0300

Laut Restaurator Ingo Rippstein ist die Voco-Strings-Vocodersektion technisch eng verwandt mit dem Electro-Harmonix EH 0300 (Ende der 1970er, von Dave Cockerell mitbetreut).
Kernpunkte:

  • 14 Frequenzbänder (zentral etwa im Abstand einer großen Terz).
  • Interner Carrier auf Basis des String-Synths: Plug-and-play mit Mikrofon, keine externe Quelle nötig.
  • „Chorus“-Schalter = Zweifachlage des Vocoders (kein Effektchorus); Level-Regler für die Vocoder-Lautstärke.
  • Kompressor für das Formantsignal.
  • Externer Carrier via Rückseite möglich – erweitert das Klangspektrum massiv.

Praxis:
Die interne Klangerzeugung liefert schnelle Ergebnisse mit brauchbarer Sprachverständlichkeit, obwohl eine Hiss/Unvoiced-Detektion fehlt. Der Sound ist nicht klinisch, sondern griffig-charaktervoll – ideal für Electro, Italo-Anleihen, Synth-Pop oder dreckige Funk-Hooks. Ein wenig Übersteuerung am Mic-Eingang (Sensitivity) kann musikalisch sein; bei externen Carriern (z. B. Säge/Rechteck mit stabilem Sustain) lohnt Feintuning für klare Formanten.


String-Sektion: vollpolyfone Frequenzteiler-DNA

Der Stringsynth arbeitet klassisch vollpolyfon (Frequenzteiler). Der Klang ist durchsetzungsfähig, mit lebendiger Präsenz und in hohen Lagen dezent silbrig. Einordnung: zwischen Elka Rhapsody und Logan String Melody. In Schichten mit dem Vocoder ergibt sich ein cineastischer bis spacey Klangteppich – perfekt für Pads, Chöre und Textur-Drones.


CRB Voco-Strings – Sound in der Praxis: Tipps

  • Carrier-Grundlage: interne Strings mit Motion Control leicht aufdrehen → mehr Formant-Definition.
  • EQ-Feinschliff: Bass reduzieren für Verständlichkeit, Höhen moderat anheben.
  • Chorus-Doppellage: vorsichtig dosieren – mehr Breite, aber zu viel macht es matschig.
  • Kompressor: hilft, Sprechdynamik einzufangen; danach Pegel checken.
  • Externe Carrier: stabile Wellenformen (Säge/Rechteck), Filter offen, gleichmäßiges Sustain; bei polyphonen Carriern Akkorde sparsam.

Konkurrenz & Alternativen – damals & heute

Historisch hatte es der Voco-Strings schwer gegen Roland VP-330 (ebenfalls String+Vocoder) und Korg VC-10 – er blieb rar.
Heutige Geräte mit ähnlichem Konzept:

  • Waldorf STVC – moderner String-Vocoder mit umfangreicher Bedienung.
  • Behringer VC340 – Hommage an den VP-330, String+Vocoder im Vintage-Stil.

CRB Voco-Strings – Pro & Contra

Plus

  • Charaktervoller, griffiger Vocoder-Sound
  • Interner Carrier + externer Carrier-Eingang
  • Motion Control für lebendige Schwebungen
  • Schneller Workflow: wenige, sinnvolle Regler

Minus

  • Keine Hiss/Unvoiced-Detektion
  • „Chorus“-Bezeichnung irreführend (eigentlich Doppellage)
  • Selten und entsprechend schwer zu warten/beschaffen

FAQ

Wie viele Bänder hat der Vocoder?
Vierzehn – mit Bandzentren ungefähr im Abstand einer großen Terz.

Brauche ich einen externen Synth als Carrier?
Nein. Der interne Carrier basiert auf der String-Engine. Ein externer Carrier ist optional und erweitert die Palette.

Wofür ist „Motion Control“?
Gedacht Für eine gegenseitige Verstimmung (Detune) der String-Oszillatoren – mehr Bewegung und Durchsetzung im Vocoder.

Für wen eignet sich der Voco-Strings?
Produzenten, die Vintage-Vocoder-Charakter suchen, schnell zu Ergebnissen kommen wollen und Eigenständigkeit schätzen.

Empfehlung der Redaktion: Aktuelle Alternativen


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