Analoge Kickdrum – So baust du deinen eigenen fetten Kick

Fette Kicks aus analogen Synths

Einleitung: Fette Kick – Warum selbst bauen?

Wer sagt, dass man für fette Kicks auf fertige Samples angewiesen ist? Mit einem analogen Monosynth – etwa einem Behringer MS-1, Korg Monologue, Model D oder SH-101 – lassen sich druckvolle, individuelle und fette Kickdrums direkt aus dem Synthesizer erzeugen. Das Prinzip ist einfach: ein einzelner Oszillator, eine kurze Pitch-Hüllkurve und ein Filter zur Formung des Klangkörpers. So entsteht ein kraftvoller analoger Punch ganz ohne Sample-Bibliothek.


Oszillatorwahl: Die Basis des Kicks

Der erste Schritt besteht in der Wahl der passenden Wellenform. Ideal ist eine Sägezahn- oder Rechteckwelle mit sattem Tiefgang. Wer einen Suboszillator hat, kann diesen ebenfalls aktivieren. Eine Sinuswelle wäre perfekt für den typischen „Thump“, doch viele Synthesizer bieten diese nicht direkt. Hier hilft ein Trick: Man kann mit einem Lowpass-Filter eine scharfe Saw- oder Pulse-Welle weichfiltern, bis sie sinusähnlich klingt.


Pitch-Hüllkurve: Der Punch entsteht

Der eigentliche Punch einer fetten Kick entsteht durch die Modulation der Tonhöhe. Dafür wird eine sehr kurze Hüllkurve (meist mit Decay-only oder klassischem ADSR) auf den Pitch des Oszillators gelegt. Der Ton startet deutlich über der Ziel-Frequenz – oft mehrere Oktaven höher – und fällt innerhalb von 10 bis 40 Millisekunden auf die gewünschte Grundfrequenz (typischerweise zwischen 40 und 60 Hz). Dieser schnelle Pitch-Abfall erzeugt das knackige Attack, das den Kick so präsent macht.


Filterformung: Klangkörper modellieren

Anschließend wird der Klang mit dem Filter geformt. Ein Lowpass-Filter mit 24 dB Flankensteilheit eignet sich hervorragend, um hohe Anteile zu dämpfen und den Klang rund und fokussiert zu machen. Der Cutoff liegt relativ tief, Resonanz kann je nach Geschmack dezent erhöht werden. Manche Setups erlauben es auch, die Filterhüllkurve für zusätzlichen Punch auf das Filter zu legen – mit einer kurzen Decay-Zeit lässt sich so das Transient zusätzlich hervorheben.


Lautstärkeverlauf: Die VCA-Hüllkurve

Auch die Lautstärke-Hüllkurve (VCA) sollte entsprechend eingestellt sein: Die Attack-Zeit liegt bei null, das Decay irgendwo zwischen 80 und 150 Millisekunden, Sustain auf null und Release ebenfalls möglichst kurz. Die Decay-Zeit entscheidet letztlich, wie lang die Kick klingt – von kurz und knackig bis lang und subby.


Modulation & Cleanup

Wichtig ist außerdem, dass Glide oder Portamento ausgeschaltet sind, damit die Hüllkurven präzise wirken. LFOs sind für diesen Anwendungsfall nicht nötig – eine gute fette Kick braucht Klarheit und Direktheit, nicht Modulation.


Feinschliff für eine fette Kick mit EQ & Layering

Zum Abschluss lohnt sich oft ein externer Feinschliff, etwa durch EQ oder Sättigung. Ein Boost bei etwa 60 Hz gibt mehr Tiefgang, während ein kleiner Cut um 200 Hz störende Mitten reduziert. Wer möchte, kann den erzeugten Klang auch mehrfach aufnehmen und in der DAW layern – etwa mit einem kurzen Sample für den Punch und einer langen Version für den Sub-Bereich.


Stilabhängige Einstellungen

Je nach Stilrichtung lassen sich die Parameter feinjustieren:

  • House-Kicks klingen rund und weich mit längerer Decay-Zeit,

  • Techno-Kicks sind knackig und hart mit starkem Pitch-Impact,

  • Electro-Kicks kurz und aggressiv.
    Selbst 808-artige Sub-Kicks sind möglich, wenn die Pitch- und Amp-Decay-Zeiten verlängert werden.


✅ Fazit: Analoger Sound mit Charakter

Eine selbstgebaute analoge Kickdrum macht nicht nur Spaß, sondern vermittelt auch ein tiefes Verständnis für Klangformung. Außerdem klingt sie einzigartig – eben nicht wie das x-te Sample aus einer bekannten Library. Das Prinzip lässt sich übrigens auch auf andere Drums übertragen: mit etwas Übung lassen sich auch Snares, Claps oder Toms direkt aus dem Synth erzeugen – und das ganz ohne zusätzliche Geräte.

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