ViVi-Tone Clavier – das erste E-Piano

ViVi-Tone Clavier

Das ViVi-Tone Clavier war das erste Tasteninstrument, das seine Klänge mit Stimmzungen erzeugte und elektrisch verstärkt wurde. Trotzdem ist dieses Instrument heute kaum bekannt. Eines der letzten verbliebenen Exemplare wurde von einer Technikerin restauriert. Sie hat die Restauration dokumentiert und als Bonus ein Sample-Pack des raren Instruments aufgenommen.

ViVi-Tone Clavier – das erste E-Piano

Die Firma ViVi-Tone wurde Mitte der 1930er Jahren von Lloyd Allayre Loar und zwei Freunden gegründet, die zuvor bei Gibson gearbeitet hatten. Sie produzierten verschiedene Saiteninstrumente, die teilweise bereits mit Tonabnehmern ausgestattet waren. Zu dieser Zeit entwickelte Loar bereits verschiedene Tasteninstrumente und erhielt unter anderem Patente für Tastenmechaniken, Verstärkersysteme sowie Saitenzupf- und Anschlagsysteme.

Eines dieser Tastaturinstrumente war das „Clavier“, bei dem statt Saiten Stimmzungen und Klangstäbe (Chimes) verwendet wurden. Der Klang war damals etwas völlig Neues. Jede der Zungen war individuell gestimmt und wurde von kleinen, mit Filz überzogenen Schlägeln angeschlagen, die über eine herkömmliche Tastaturmechanik betätigt wurden.

Die Stimmzungen wurden über von Loar entwickelte, Spulen-basierte elektrische Tonabnehmer abgenommen, die an einen Verstärker angeschlossen waren. Allerdings verursachte die damalige Verstärkertechnik Brummen und Rauschen, sodass der resultierende Klang nur unzureichend wiedergegeben wurde.

Auf dem YouTube-Kanal „Emma Repairs“ (s.u.) wird das ViVi-Tone Clavier aus der Sammlung des „National Music Museum“ in South Dakota gezeigt.

Das ViVi-Tone Clavier stieß zwar auf ein gewisses Interesse und wurde von Musikern und Schulen ausprobiert, jedoch kam es kaum zu Verkäufen. Neben der mittelprächtigen Klangqualität wurde auch die Tastaturmechanik kritisiert. Loar musste häufig zu den Besitzern reisen, um Reparaturen durchzuführen.

Obwohl es das erste E-Piano war, geriet das Clavier im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Es war seinerzeit (während der großen Depression) einfach zu teuer und deswegen wurden nur etwa 40 Stück gefertigt. Heute existieren nur noch sehr wenige Exemplare, vermutlich gibt es nur drei funktionstüchtige Instrumente. Dennoch kann man sagen, dass Loar mit seiner Entwicklung der Konkurrenz weit voraus und wegweisend war.

Restauration durch „Emma Pepairs“

„Emma“ ist eine Technikerin und Musikerin, die im Raum Chicago einen Tuning & Repair-Service betreibt. Ihre Leidenschaft gilt insbesondere Vintage-E-Pianos und -Keyboards. Auf ihrem YouTube-Kanal präsentiert sie einige ihrer Arbeiten.

Im Video zum ViVi-Tone Clavier berichtet sie von dem erstaunlichen Fund des Instrumentes, bei dem es sich um ein frühes Exemplar in einem relativ guten Zustand handelt. Emma zeigt, wie sie Schritt für Schritt die mechanischen und elektrischen Komponenten des Claviers instandsetzt.
Tipp: Schaltet beim Anschauen des Videos lieber die automatische Audioübersetzung ab.

ViVi-Tone Clavier als Sample-Pack

Im Zuge der Restaurierung wurde auch ein Sample-Pack aufgenommen und kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Töne wurden chromatisch über einen Bereich von sechs Oktaven abgesampelt (ca. 100 MB). Leider nur mit einer Anschlagsstärke. Das Set wurde für den kostenlosen Software-Sampler TX16Wx aufbereitet. Wer mit einem anderen Sampler arbeitet, kann die WAV-Samples eventuell per Auto-Mapping für sich nutzbar machen.
Das Clavier Sample-Set könnt ihr über diesen Link herunterladen, den Sampler TX16Wx findet ihr hier.

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