Mini, analog und kultverdächtig: Der Yamaha CS-01
Wer glaubt, dass kompakte Analogsynthesizer erst in den letzten Jahren populär wurden, irrt gewaltig. Schon 1981 präsentierte Yamaha mit dem CS-01 einen vollanalogen Minisynthesizer, der trotz seiner kleinen Maße ein echter Klangriese ist. Der CS-01 ist nicht nur ein entfernter Verwandter des legendären Yamaha CS-80, sondern auch ein stilistischer Vorfahre der heutigen Reface CS-Serie.
Teil eines Homerecording-Traums
Anfang der 1980er-Jahre entwickelte Yamaha ein modulares Personal-Studio-System für die wachsende DIY-Musikszene. Der CS-01 (veröffentlicht 1982) war Teil dieser Reihe und wurde von Komponenten wie dem MM-30 Mixer, MT-44 Vier-Spur-Tape-Recorder, PB-44 Patchbay, der analogen Drum Machine MR-10 und einem Kopfhörerverstärker ergänzt. Besonders der CS-01 und die MR-10 genießen heute Kultstatus – als letzte analoge Klangerzeuger aus dem Hause Yamaha.
Große Namen, kleiner Synth
Trotz seines Spielzeug-Looks hat der CS-01 viele berühmte Fans. Er wurde u.a. von Chick Corea (live auf der Bühne!), John Medeski, OMD, Underworld, den Dust Brothers und Richard Barbieri (Japan, Porcupine Tree) eingesetzt – ein klarer Beweis für seine klanglichen Qualitäten.
Äußeres Erscheinungsbild: Unscheinbar charmant
Das superflache Kunststoffgehäuse (nur 3,5 cm hoch!) erinnert eher an ein Homekeyboard als an einen Synthesizer. Der CS-01 verfügt über 13 Fader, drei versenkte Potis und zwei Schalter – alle dezent ins Gehäuse integriert. Hinzu kommen ein Modulationsrad und ein Pitchrad (letzteres pitcht nur nach oben).

Besonders selten: Farbvarianten wie Schwarz oder Blau – allerdings nur in Japan erschienen.
Besonderes Feature: Breath Control!
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist der serienmäßige Anschluss für Yamahas Breath Controller BC-1. Dieser erlaubt es, Filter (VCF) und Verstärker (VCA) expressiv per Atemdruck zu steuern – inklusive eigener Potis zur Wirkintensität. Diese Funktion, heute fast vergessen, macht den CS-01 zu einem einzigartigen Performance-Synthesizer.
Fun Fact: Mit optionalem Gurt und Batteriebetrieb lässt sich der CS-01 sogar als Umhängekeyboard nutzen – in Kombination mit dem Breath Controller ein echter Hingucker!
Die Yamaha CS-01 Klangarchitektur: Analog pur
Der monophone Oszillator des CS-01 liefert:
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Vier Fußlagen
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Wellenformen: Dreieck, Sägezahn, Rechteck, Puls, PWM
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White Noise Generator
Das 12dB Lowpass-Filter hat zwei Resonanzstufen (Low/High), lässt aber keine Selbstoszillation zu. VCF und VCA teilen sich eine ADSR-Hüllkurve, gesteuert durch einen simplen LFO. Besonders erwähnenswert: die PWM besitzt einen eigenen LFO, was den CS-01 in puncto organischer Modulation herausragend macht.
Statt Portamento setzt Yamaha auf einen Glissando-Effekt, der interessante Übergänge ermöglicht.
Yamaha CS-01 MK II: Die Weiterentwicklung
1984 erschien der CS-01 II mit schwarzem Gehäuse und grünem Layout. Neu:
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4-Pol-Filter
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Stufenlos regelbare Resonanz
Damit wurde der Klangcharakter nochmals erweitert – und der Synth interessanter für Modulationsexperimente.
Modding-Potenzial: Noch mehr raus holen
Beliebte Modifikationen sind:
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Einbau eines stufenlosen Resonanzreglers (häufig unter Verwendung eines bestehenden Breath-Potis)
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CV/Gate-Interface für externe Ansteuerung (Yamaha-typisch Hz/V)
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Triggern über die Breath-Control-Buchse
Leider sind viele der früher erhältlichen Kits heute nur noch schwer zu bekommen – aber DIY-Enthusiasten finden Wege.
Klang & Charakter: Mehr als nur Retro
Trotz seiner simplen Optik überzeugt der CS-01 mit einem warmen, durchsetzungsfähigen Klang – ideal für Basslines, Leads und bleepige FX. Sein größter Trumpf ist die Pulsweitenmodulation: lebendig, kraftvoll, organisch – und damit vielen modernen Synths weit voraus.
Die Yamaha CS-01Tradition: Vom Giganten zum Mini
Der Yamaha CS-01 ist Teil einer legendären Synth-Familie:
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CS-80 (1976): Polyphoner Luxus-Synth mit 8 Stimmen, Ringmodulator und Aftertouch – bekannt durch Vangelis‘ Blade Runner-Soundtrack
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CS-30 & CS-10: Monophone Analogsynths mit Kultstatus
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Reface CS (2015): Virtuell-analoge Neuinterpretation mit Batteriebetrieb und Mini-Tastatur
Die Abkürzung „CS“ steht übrigens für „Control Synthesizer“ – und der CS-01 zeigt, wie viel Kontrolle auch ein kleines Gerät bieten kann.

Fazit: Kult-Synth für Puristen und Entdecker
Der Yamaha CS-01 ist ein unterschätzter Klassiker. Wer einen authentischen, analogen Sound in einem kompakten Format sucht – oder einfach ein Stück Synth-Geschichte erleben will – kommt an diesem kleinen Powerpaket kaum vorbei.
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