Einführung: Teisco SX-400 – Der elektronische Arm von Kawai
Teisco war eine Marke des renommierten japanischen Klavierbauers Kawai, der bereits seit den 1920er-Jahren existiert. In den 1970er-Jahren entschloss man sich, unter dem Namen Teisco elektronische Musikinstrumente zu vermarkten – mit dem Ziel, ein modernes Image zu etablieren.
Frühe Modelle wie der monophone S-100F, der unter anderem auf Depeche-Mode-Aufnahmen zu hören ist, oder die Preset-Synthesizer S-100P (mit integrierter Hallspirale) und S-60P waren erste Schritte in den Markt. Auch der duophone S-110F fand Beachtung. 1981 brachte Teisco mit dem SX-400 schließlich seinen ersten echten polyphonen Analogsynthesizer auf den Markt – ein Vierstimmer mit großen Ambitionen.
Teisco SX-400 im Vergleich: Konkurrenz zum Roland Jupiter-4
Mit seinen vier Stimmen trat der SX-400 in direkte Konkurrenz zum Roland Jupiter-4. Gebaut wurde das Modell rund zwei Jahre lang und kostete damals ca. 4.400 DM. Trotz technischer Highlights wie integriertem Chorus, drei LFOs und flexibler Stimmenzuweisung blieb der kommerzielle Erfolg begrenzt. In den 1980er-Jahren kehrte Kawai wieder zur Verwendung des eigenen Markennamens zurück. Die Nachfolger SX-210 und SX-240 erschienen bereits wieder unter dem Kawai-Label.
Design und Ausstattung
Der SX-400 überzeugt mit seinem robusten Gehäuse aus Holz und Metall – ein echtes Schwergewicht. Die 5-Oktaven-Tastatur ist anschlagdynamisch und bietet Aftertouch, der auf bis zu vier Modulationsziele geroutet werden kann (Filter, Filtermodulation, Pitchbend, Vibrato).
Ein interessanter Fakt: Manche Geräte tragen den Aufkleber „manufactured under license of ARP“, da das Aftertouch-Patent ursprünglich von ARP stammt. Der Bender steuert dieselben Ziele wie der Aftertouch – allerdings addieren sich die Modulationen bei gleichzeitiger Nutzung.
Weitere Ausstattung:
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8 Presets + 8 User-Speicherplätze
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Stereo-Ausgang mit umschaltbarem Pegel (+4 dB, -10 dB, -20 dB)
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Kopfhörerausgang, CV/Gate-Interface, Fußschaltereingang
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4 Trimmer zur Oszillator-Feinabstimmung

Klangarchitektur: Analoger Charme ohne Custom-Chips
Der SX-400 ist erfreulich wartungsfreundlich: Er basiert weitgehend auf Standardbauteilen, sodass kein Bedarf an schwer beschaffbaren Custom-Chips besteht. Einen Schaltplan gibt es online z. B. bei safemanuals.com.
Die vier VCOs können polyphon, duophon oder unisono betrieben werden. Jeder Oszillator verfügt über:
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Einen eigenen Pitch-Regler
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Vier Fußlagen
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Wellenformen: Sägezahn, Rechteck, Dreieck
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Zuschaltbar: White Noise, Suboszillator oder Kombination
Das Lowpass-Filter (umschaltbar 12/24 dB) bietet Keyboard-Tracking und eine invertierbare ADSR-Hüllkurve. Selbstresonanz ist nicht möglich. Zusätzlich gibt es ein einfaches Hochpassfilter ohne Resonanz.
Die drei LFOs ermöglichen vielfältige Modulationen (VCO, VCF, VCA, Pulsweite, Amplitude). LFO 1 ist mit mehreren Wellenformen und Delay ausgestattet. Die Lautstärkehüllkurve ist klassisch ADSR.
Sound: Kraftvoll, lebendig, unterschätzt
Der SX-400 klingt druckvoll und warm, mit klar definierten Bässen, schwebenden Pads und durchsetzungsstarken Leadsounds. Auch experimentelle Klänge sind möglich – wenn auch nicht seine Paradedisziplin.
Einige Besonderheiten:
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Etwas langsamere Hüllkurven im Vergleich zum Jupiter-4
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Kein vollständiger Selbstoszillationsmodus
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Leichter Bassverlust bei hoher Filterresonanz
Trotzdem: Klanglich ist der SX-400 ein Geheimtipp und steht dem Jupiter-4 in nichts nach – nur mit einem eigenständigen, raueren Charakter.

Fazit: Teisco SX-400 – Selten, stark, sammelwürdig
Der Teisco SX-400 ist heute ein gesuchter Vintage-Synthesizer mit eigenem Klangcharakter, robuster Bauweise und flexibler Stimmenarchitektur. Wer einen seltenen, ehrlichen Polysynth aus den frühen 80ern sucht, sollte zugreifen – sofern ein Exemplar verfügbar ist.
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