Als der Quasimidi Technox Mitte der 1990er-Jahre erschien, war er ein Statement: ein Synthesizer, der sich klar zu elektronischer Clubmusik bekannte. Während andere Hersteller mit Workstations auf Vielseitigkeit setzten, wollte Quasimidi einen Spezialisten schaffen – und das ist ihnen mit dem Technox gelungen. Der Synth basiert auf dem Quasar und der populären Rave-O-Lution 309, konzentriert sich jedoch konsequent auf typische Techno-, Trance- und Dance-Sounds. Technisch handelt es sich um einen ROMpler, also einen Sample-basierten Klangerzeuger, der auf digitale Bearbeitung statt auf analoge Oszillatoren setzt. Was ihm an klassischer Wärme fehlt, macht er durch kompromisslosen Druck wett.

Die Marke Quasimidi
Quasimidi war eine deutsche Synthesizer-Schmiede, die in den 1990er Jahren für ihre innovativen und auf den Zeitgeist abgestimmten Produkte bekannt wurde. Gegründet 1987 in Kirchheim unter Teck, hatte Quasimidi schnell einen hervorragenden Ruf unter elektronischen Musikproduzenten. Die Firma verstand es, Instrumente zu entwickeln, die sich gezielt an den Bedürfnissen bestimmter Genres orientierten. Ihre Synthesizer zeichneten sich durch einfache Bedienung, robuste Verarbeitung und einen einzigartigen Klang aus. Modelle wie der Quasimidi Raven, der Sirius und natürlich der Technox sind bis heute bei Retro-Liebhabern sehr geschätzt.
Wie der Technox klingt
Wer den Technox einschaltet, betritt klanglich sofort einen 90er-Jahre-Club. Die Presets sind unverkennbar: satte Bässe, peitschende Kicks, schneidende Leads und flirrende Arpeggios. Quasimidi war nie darauf aus, naturalistische Klänge zu liefern – stattdessen steht hier alles im Zeichen von Energie und Direktheit. Der Klang ist digital, ja, aber mit Charakter. Die Filter klingen bissig, die Hüllkurven reagieren schnell, und das interne Effektsystem verleiht dem Sound zusätzliche Tiefe und Präsenz. Besonders im Layering entfaltet der Technox sein Potenzial: Er ergänzt moderne Setups ideal um diesen typischen, druckvollen 90s-Sound.
Technische Ausstattung im Überblick
Technisch bietet der Technox alles, was man für elektronische Musikproduktionen der damaligen (und heutigen) Art braucht: 32-stimmige Polyphonie, achtfache Multitimbralität, über 500 Sounds und 100 Drumkits – alle fest im ROM verankert. Dazu kommen ein Arpeggiator, MIDI In/Out/Thru und interne Effekte wie Hall, Delay und Chorus. Samples können nicht geladen werden, was für viele heute ein Manko ist, damals aber der gängigen ROMpler-Philosophie entsprach. Dafür bleibt der Technox übersichtlich und unmittelbar.
Zusätzlich bietet der Technox flexible Editiermöglichkeiten für Klänge: Hülllurven, LFOs, Cutoff, Resonanz und Modulationszuweisungen können direkt am Gerät angepasst werden. Auch die Performance-Modi erlauben kreative Layering- und Zonen-Einstellungen. Die robuste Bauweise, das gut ablesbare Display sowie die schnelle Zugriffsmöglichkeit auf Klangparameter machten ihn zu einem idealen Werkzeug für Live- und Studioeinsätze. Der eingebaute Arpeggiator unterstützt verschiedene Rhythmusmuster, was ihn besonders für sequenzbasierte Kompositionen attraktiv macht.
Wofür er damals genutzt wurde
In seiner aktiven Zeit war der Technox vor allem in Studios und auf Bühnen elektronischer Acts präsent. Gerade Techno- und Trance-Produzenten schätzten seinen unverblümten Charakter. Auch im Eurodance und EBM tauchte er auf – überall dort, wo fette Bässe, rhythmische Sequenzen und durchsetzungsstarke Synthlines gefragt waren. Live überzeugte er durch seine Kompaktheit und zuverlässige MIDI-Steuerung, was ihn zu einem bevorzugten Partner für Performer machte.
Besonders hervorzuheben ist auch die Nutzung des Technox in Kombination mit Grooveboxen, Sequenzern und MIDI-Controllern. In vielen Setups war er die klangliche Zentrale für treibende Backing-Tracks und wurde gerne mit analogen Synths oder Drumcomputern gemischt, um einen hybriden Livesound zu erzeugen. In der Clubszene war der Technox für viele ein Geheimtipp, da er trotz seines kompakten Formats eine enorme Soundvielfalt bot und auch unter schwierigen Live-Bedingungen absolut stabil lief.
Was der Quasimidi Technox heute ist
Heute ist der Quasimidi Technox ein echter Geheimtipp unter Vintage-Synthesizern. Während Klassiker wie der Roland JV-1080 oder Korg M1 hoch gehandelt werden, bleibt der Technox vergleichsweise erschwinglich – und bietet dennoch eine Menge Klangkraft. Gerade in Nischen wie Lo-Fi House, Retro-Electro oder Darkwave kann er seine Qualitäten entfalten. Wer sich auf die Eigenheiten einlässt, wird mit Sounds belohnt, die sich hervorragend samplen, resamplen und in moderne Produktionen einbinden lassen. Seine MIDI-Funktionalität ermöglicht den problemlosen Einsatz in aktuellen DAW-Umgebungen, und auch wenn er kein Sounddesign-Monster ist, lassen sich viele überraschend frische Ergebnisse erzielen.
Fazit: Mehr als nur Nostalgie
Der Technox ist kein Synth für jeden – aber einer, der weiß, was er will. Wer auf der Suche nach einem vielseitigen Brot-und-Butter-Gerät ist, wird woanders glücklicher. Wer jedoch einen Sound mit Ecken, Kanten und Club-Charakter sucht, bekommt mit dem Technox ein Stück authentische 90er Jahre auf Knopfdruck. Vor allem als zweite Stimme oder zum Layern mit moderneren Synths entfaltet er seinen besonderen Reiz. In der richtigen Umgebung – etwa mit Effekten wie Bitcrusher, Tape-Simulation oder Granular-Resampling – kann der Technox sogar regelrecht avantgardistisch wirken. Ein unterschätzter Performer, der mehr kann, als man ihm auf den ersten Blick zutraut.
Unsere neuesten Beiträge
The Young Gods – Play Terry Riley In C
„The Young Gods – Play Terry Riley In C“ ist durch eine TV-Ausstrahlung in eine [...]
weiterlesenMai
Park Sounds 2025 – Elektronische Klangkunst im Stadtgarten Essen
Fünf Tage Klangforschung unter freiem Himmel: Park Sounds – wenn Synthesizer auf Natur treffen Wer [...]
weiterlesenMai
Test: Behringer EDGE – Percussion-Synthesizer
Flach wie eine Flunder ist er, der Behringer EDGE Percussion-Synthesizer. Im stabilen pinken Stahlblechgehäuse mit [...]
weiterlesenMai