In der Welt der virtuellen analogen Synthesizer (VA) gibt es einige Geräte, die im Schatten populärer Klassiker stehen, jedoch musikalisch und technisch einiges zu bieten haben. Ein solches Gerät ist die Novation A-Station – ein kompakter, rackfähiger VA-Synthesizer mit einer beeindruckenden Klangpalette, der auch heute noch für elektronische Musikproduzenten ein Geheimtipp ist.
Ein kurzer Blick in die Geschichte
Die Novation A-Station wurde Anfang der 2000er-Jahre als Rackversion der beliebten Novation K-Station veröffentlicht. Novation war zu diesem Zeitpunkt schon für wegweisende Geräte wie die Supernova-Serie bekannt, die mit satten VA-Sounds und einer hervorragenden Bedienbarkeit punkten konnte. Die A-Station übernahm viele dieser klanglichen Tugenden in ein 1-HE-Rackgehäuse und richtete sich sowohl an Studioanwender als auch an Live-Musiker, die eine platzsparende, MIDI-fähige Synth-Lösung suchten.
Interessanterweise wurde die A-Station mit zwei unterschiedlichen Frontpanel-Designs angeboten: einer schlichten silbernen Version und einer auffälligen blauen Variante, die sich optisch stärker an der Supernova-Serie orientiert. Beide Versionen sind technisch identisch, bieten aber je nach persönlichem Geschmack unterschiedliche visuelle Akzente im Studio-Rack.
Technik und Klangarchitektur der Novation A-Station
Im Inneren der Novation A-Station arbeiten drei Oszillatoren pro Stimme, die klassische VA-Wellenformen wie Sägezahn, Rechteck, Dreieck und Sinus bieten. PWM, Sync und Ringmodulation gehören ebenso zum Arsenal wie ein Rauschgenerator. Damit lassen sich sowohl warme Bässe, sägende Leads als auch atmosphärische Pads realisieren – alles mit diesem typisch britischen Novation-Klang, der eine gewisse Cremigkeit und Fülle mitbringt.

Ein Highlight ist der Filter: ein resonanzfähiger 12/24-dB-Tiefpassfilter, der sanft oder aggressiv zupacken kann. Gerade in Kombination mit der Overdrive-Funktion lassen sich wunderbar schmutzige, druckvolle Sounds zaubern. Für Bewegung im Klang sorgen zwei LFOs sowie zwei Hüllkurven (für Amp und Modulation), die vielfältig geroutet werden können.
Ein besonderes Feature ist der integrierte 16-Band-Vocoder, der über das rückseitige Audio-Input-Signal moduliert werden kann – ideal für robotische Vocals oder rhythmische Effekte. Auch eine Effektsektion mit Reverb, Chorus, Delay und Distortion ist eingebaut – nicht übertrieben luxuriös, aber für den Livesound und schnelle Ideen im Studio völlig ausreichend.
Bedienung und Workflow
Obwohl die Novation A-Station im Vergleich zur Tastaturversion auf ein kompaktes Bedienfeld reduziert ist, bleibt sie dank eines klar strukturierten Interface mit ausreichend Drehreglern und einem gut ablesbaren Display sehr gut bedienbar. Die Navigation erfolgt über Menüstrukturen, ist aber logisch aufgebaut und schnell verinnerlicht. Wer tiefer eintauchen möchte, dem stehen Editor-Softwarelösungen zur Verfügung, die eine komfortable Editierung via Computer ermöglichen.
Besonders im Vergleich zu anderen Geräten ihrer Zeit ist die A-Station angenehm intuitiv – Presets lassen sich schnell abwandeln, eigene Sounds unkompliziert speichern, und MIDI-Integration gelingt mühelos. Die 8-stimmige Polyphonie reicht für viele Anwendungen aus, gerade im EDM-, Electro- oder Ambient-Kontext.
Klangliche Stärken und Einsatzbereiche
Die A-Station glänzt vor allem bei klassischen VA-Disziplinen: warme Flächen, knackige Bässe, Leads mit Charakter – all das liefert sie mit Bravour. Der Klang ist rund, dennoch durchsetzungsfähig, und erinnert an analoge Klassiker, ohne auf den modernen Komfort digitaler Technik zu verzichten. Die drei Oszillatoren pro Stimme, ergänzt durch Ringmodulation und Sync-Optionen, bieten ein breites klangliches Spektrum – von butterweichen Pads bis zu aggressiven, sägenden Leads oder erdigem Subbass. Dabei sorgt das resonanzfähige Multimode-Filter für flexible Klangformung mit echtem Biss, besonders bei Automation und Modulationsspielereien.
Der integrierte Vocoder eröffnet zusätzliche kreative Möglichkeiten, besonders für Live-Performer, experimentelle Klangtüftler oder Sounddesigner im Bereich elektronischer Musik. In Kombination mit externem Audioinput lassen sich Stimmen oder Drums auf eindrucksvolle Weise verfremden – ein Feature, das in dieser Geräteklasse und Preiskategorie alles andere als selbstverständlich ist. Besonders im Kontext von Electro, Techno oder Synthpop entfaltet der Vocoder sein volles Potenzial.
Dank der kompakten Bauform ist die A-Station zudem prädestiniert für den Einsatz in Mobil-Racks oder als platzsparende Ergänzung zu DAW-basierten Setups. Sie eignet sich hervorragend als Live-Modul, das schnell Zugriff auf essentielle Sounds liefert, oder als vielseitige Klangerweiterung im Homestudio. Durch ihre intuitive Oberfläche und die direkte Editierbarkeit bleibt sie auch im kreativen Flow stets zugänglich – ein echter Geheimtipp für alle, die klassischen VA-Sound ohne Umwege und Kompromisse suchen.
Fazit – Novation A-Station, ein VA-Geheimtipp mit Charakter
Die Novation A-Station mag äußerlich unscheinbar wirken, doch ihr Inneres ist ein kleines Klanglabor voller Möglichkeiten. Für Liebhaber virtueller Analogtechnik bietet sie einen ausgewogenen Mix aus Flexibilität, Bedienbarkeit und Soundqualität. Inzwischen zu fairen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich, stellt sie eine spannende Alternative zu modernen Plugin-Synths dar – gerade für Musiker, die gerne mit Hardware arbeiten und ein Gespür für eigenständige Klänge haben.
Ob als Hauptklangerzeuger oder Ergänzung zu einem bestehenden Setup: die A-Station ist eine kompakte, leistungsfähige und inspirierende Soundquelle mit Retro-Charme und echtem Klangcharakter. Und mit der Wahl zwischen silbernem oder blauem Frontpanel kann man sich sogar optisch passend zur eigenen Studioästhetik entscheiden.
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