Behringer Pro-1 im Test, der Klon einer Synthesizer-Legende

Behringer Pro-1 Test Clone des Sequential Pro One Synthesizer

Behringer Pro-1 Test: Es gibt Namen in der Synthesizer-Welt, die sofort ehrfürchtiges Nicken hervorrufen. Sequential Circuits Pro-One ist einer davon. Dieser monophone Synth aus den frühen 80ern ist berühmt für seinen rauen, aggressiven und unglaublich durchsetzungsfähigen Klang – man denke an Künstler wie The Prodigy oder Depeche Mode. Doch Originale sind heute selten und teuer. Genau hier setzt Behringer mit dem Pro-1 an: einer Hommage im kompakten Desktop- und Eurorack-Format.

Wir haben uns den Pro-1 im Studio angesehen (und gehört), um herauszufinden, ob dieser Klon nur eine Kopie ist oder den Geist des Originals wirklich einfangen kann.

Haptik und Aufbau: Mehr als nur Desktop

Beim Auspacken fällt sofort das robuste Metallgehäuse auf, das von den klassischen Holz-Seitenteilen eingerahmt wird. Der Pro-1 fühlt sich wertig an und steht stabil auf dem Tisch. Im Gegensatz zum Original von Sequential, das eine Tastatur besaß, ist der Pro-1 als reines Soundmodul konzipiert.

Dies hat einen entscheidenden Vorteil: Er passt perfekt ins Eurorack. Behringer hat ihn dafür mit einer Fülle von CV/Gate-Anschlüssen auf der Frontplatte ausgestattet, was die Integration in ein bestehendes Modular-Setup zum Kinderspiel macht.

Die Bedienoberfläche ist zweifellos kompakt. Während alle Knöpfe einen soliden Widerstand bieten und sich präzise anfühlen, kann das Layout bei intensiven Schraub-Sessions etwas gedrängt wirken. Das ist jedoch ein kleiner Preis für die kompakte Stellfläche.

Behringer Pro 1 Rückseite Synthesizer mit Anschlüsse
Behringer Pro 1 Rückseite

Sound-Architektur: So entsteht der „Biss“

Der Pro-1 ist ein rein analoger Monosynth, und sein Signalweg ist der Schlüssel zu seinem Sound. Im Kern arbeiten zwei spannungsgesteuerte Oszillatoren (VCOs).

  • VCO A bietet Sägezahn und einen variablen Puls (inklusive Pulsbreitenmodulation).

  • VCO B legt mit Sägezahn, Dreieck und ebenfalls Puls/PWM nach.

Der wahre Spaß beginnt, wenn man die Oszillatoren gegeneinander arbeiten lässt. Der Pro-1 verfügt über eine „Sync“-Funktion, die VCO A zwingt, sich nach VCO B zu richten, was zu den klassischen, metallisch-reißenden Leadsounds führt. Zudem kann VCO B vom Keyboard-Tracking entkoppelt und als zweiter, komplexer LFO genutzt werden.

Vom Mixer geht das Signal direkt in das berühmte 24dB-Tiefpassfilter. Dieses Filter ist der Hauptgrund für den legendären „Growl“ des Originals. Es kann sanft und warm klingen, aber bei hoher Resonanz schreit es förmlich und verleiht Bässen und Leads eine enorme Präsenz. Gesteuert wird das Filter (und der VCA) von zwei dedizierten und extrem schnellen ADSR-Hüllkurven. Diese „snappy“ Envelopes sind perfekt für aggressive Bässe und perkussive Klänge.

Die Bedienung: Das Herzstück ist die Mod-Matrix

Was den Pro-1 (und seinen Vorfahren) so flexibel macht, ist nicht nur der Grundklang, sondern seine Modulationsmöglichkeiten. Statt durch Menüs zu tauchen, geschieht hier alles direkt über Schalter.

Links auf dem Panel befindet sich die geniale Modulations-Matrix. Hier legt man fest, woher eine Modulation kommt (z.B. LFO, Filter-Hüllkurve oder VCO B) und wohin sie gehen soll (z.B. Oszillator-Frequenz, Pulsbreite oder Filter-Cutoff).

Der Clou sind die beiden „Route“-Schalter:

  1. Direct: Die Modulation wirkt sofort und konstant.

  2. Wheel: Die Modulation wird erst aktiv, wenn man das Mod-Wheel eines externen MIDI-Keyboards bewegt.

Diese einfache Matrix erlaubt extrem komplexe und ausdrucksstarke Sounds, die sich während des Spielens dynamisch verändern lassen – eine Flexibilität, die man in dieser Preisklasse selten findet. Ergänzt wird das Ganze durch einen einfachen, aber effektiven Arpeggiator und einen kleinen Step-Sequenzer für schnelle Riffs.

Sound-Demo: Nur der Pro-1

Worte können den rohen Charakter dieses Synthesizers nur schwer beschreiben. Um ein echtes Gefühl für seine klangliche Bandbreite zu bekommen – von wabernden Sci-Fi-Effekten über fette Bässe bis hin zu schneidenden Leads – empfehlen wir, sich ein kurzes „No Talking“ Sound-Demo auf YouTube anzusehen. Es gibt diverse Videos, die ausschließlich Sounds des Behringer Pro-1 präsentieren und seine Vielseitigkeit eindrucksvoll unter Beweis stellen.


Behringer Pro-1 Test: Technische Daten (Übersicht)

  • Synthesizer-Typ: Monophoner Analogsynthesizer
  • Format: Desktop-Modul, Eurorack-kompatibel
  • Oszillatoren: 2 VCOs (VCO A: Saw, Pulse; VCO B: Saw, Triangle, Pulse)
  • Filter: 24dB Lowpass Resonanzfilter
  • Hüllkurven: 2x ADSR (Filter & VCA)
  • Modulation: Dedizierter LFO, Mod-Matrix (3 Quellen, 4 Ziele)
  • Extras: Oszillator-Sync, Noise Generator, Glide, Arpeggiator, Step-Sequenzer (64 Noten)
  • Anschlüsse: MIDI In/Thru, USB-MIDI, CV/Gate I/O, Audio Out (Klinke & Kopfhörer)

Behringer Pro-1 Test – Fazit

Behringer ist mit dem Pro-1 mehr als nur eine Hommage gelungen. Sie haben den rauen, ungeschliffenen und „unfreundlichen“ (im besten Sinne des Wortes) Charakter des Sequential Pro-One eingefangen und ihn in ein modernes, flexibles Format gebracht.

Der Sound ist authentisch: aggressiv, fett und mit einer Präsenz, die sich in jedem Mix durchsetzt. Die Mod-Matrix ist ein Geniestreich an Einfachheit und Tiefe.

Sicher, das Layout ist kompakt und einige Anwender berichten, dass sie die Oszillatoren nach dem Kauf einmalig kalibrieren mussten (eine Prozedur, die über interne Trimmer möglich ist), um eine perfekte Stimmung zu erreichen. Doch das sind kleine Kritikpunkte angesichts des Sounds und der Möglichkeiten.

Für Musiker, die den legendären Pro-One-Sound suchen, ohne ein Vermögen auszugeben, oder die einen extrem fähigen Mono-Synth für ihr Eurorack-System benötigen, ist der Behringer Pro-1 fast schon ein Pflichtkauf.

Pro

  • Viel Sound für wenig Geld
  • Eurorack-Kompatibel
  • Guter Clone des Sequential Pro One

Contra

  • keine

Link zur Herstellerseite: Behringer | Home


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