FutureRetro 777 ist zurück: Kickstarter-Revival der Acid-Ikone
Der FutureRetro 777 gehört zu den begehrtesten Acid-Synths überhaupt – ein monophoner Analogsynth mit eigenem Sequencer, der Ende der 1990er weit über „nur 303-Klon“ hinausging. Jetzt soll er mithilfe einer Kickstarter-Kampagne in zeitgemäßer Form zurückkommen. Dieser Artikel fasst die Geschichte, den Klang, die Besonderheiten und die Pläne für die Neuauflage zusammen – inklusive praktischer Einordnung für Produzent:innen, Live-Performer und Sammler.
Kurzer Überblick
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Monophon, analog, mit Digital-Sequencer – berühmt für 303-Style-Lines, aber mit weit größerem Klangspektrum (u. a. dank 2 VCOs, Sub-OSC, Noise).
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Erster 303-Nachbau mit integriertem Sequencer (1997) – und Live-Bearbeitung während des Abspielens, was die Performance-Qualitäten prägte.
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Markante Technik: umschaltbarer 3-/7-Pol-Tiefpass, Filter-/Osc-FM, Overdrive-Stufen; spätere Serien mit „gezähmter“ Overdrive-Schaltung und stabilerer Abstimmung.
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Reissue-Plan: FutureRetro arbeitet seit dem Neustart an einer Wiederauflage des 777; die Firma bestätigte die Rückkehr und kommunizierte 2025 fortlaufende Entwicklungsarbeiten.
Die Story hinter dem FutureRetro 777 – und warum er Kult wurde
Als der 777 1997 erschien, gab es zwar schon einige 303-„Clones“, doch meist ohne Sequencer. Entwickler Jered Flickinger kombinierte die Acid-DNA mit einem live-tauglichen Step-Sequencer, dessen Workflow eher von der TR-606 inspiriert war – inklusive Echtzeit-Editieren während des Playbacks. Das machte den 777 zur Performance-Maschine und zum kreativen Zentrum für Basslines, Leads und sogar analoge Drumsounds.
In den späten 1990ern und 2000ern landete der 777 in vielen Studios und auf Bühnen prominenter Acts – genannt werden u. a. Nine Inch Nails, The Chemical Brothers, The Crystal Method, BT, Plastikman und andere. Damit festigte sich sein Ruf als ernsthafte Alternative zu Original-303 plus externem Sequencer.
Seltene Farben, kleine Stückzahlen – Sammlerträume
Aus der ursprünglichen Produktion sind einige besondere Farbvarianten dokumentiert. Laut Kickstarter-Story wurden die ersten ~30 Geräte in Lila, etwa 25 in Blau gebaut; es gab 7 handgebürstete Silber-Frontplatten (nur 3 davon gingen in den Verkauf), ein einziges weißes Exemplar, und der Großteil waren später schwarz-weiße Modelle. Insgesamt endete die Produktion 2003 – insgesamt 678 Einheiten, die ersten 200+ Stück baute Jered eigenhändig (jeweils ca. 8 Stunden Montage). (Quelle: Text aus der Kampagne.) Ergänzend bestätigen unabhängige Quellen die Gesamtzahl und den hohen Anteil Handarbeit.
Klang & Architektur: mehr als „Acid“
Der 777 ist kein simples 303-Nachbau – er bietet zwei Oszillatoren, Sub-Oszillatoren, Noise, Filter-/Osc-FM, einen umschaltbaren 3-/7-Pol-Tiefpass und High-Pass. Diese Architektur ermöglicht von „klassisch-nass“ bis „brutal-aggressiv“ alles – inklusive perkussiver Klicks, Quietscher und formantähnlicher Sweeps.
Ein prägendes Merkmal waren die Overdrive-Stufen: sehr frühe Geräte klangen extrem bissig, später wurde die Schaltung überarbeitet, um Pegelsprünge zu vermeiden und insgesamt sauberer/stabiler zu werden. Genau diese Evolution wird vom Entwickler selbst beschrieben – und erklärt, warum frühe und spätere Serien charakterlich leicht differieren.
Der Sequencer: Live-Maschine mit Tiefgang
Der interne Sequencer gilt bis heute als Kern des 777-Feelings: bis zu 256 Patterns, 16 Songs, Echtzeit-Edit, Loop-Punkte, Transponieren, CV/Gate- und MIDI-Anbindung – damit steuert der 777 interne Sounds wie auch andere Analoge oder DAW-Setups. In Summe ergibt das einen performancestarken Workflow, der Acid-Lines atmen lässt, aber auch abseits der 303-Ästhetik glänzt.
Was bringt die Kickstarter-Neuauflage?
Die Kampagne zielt darauf, Prozessor & Codebasis zu aktualisieren – mit dem Ziel, moderne Features zu integrieren, ohne den Kernsound anzutasten. Explizit genannt werden das Remix-Feature aus Revolution/Orb (zufallsbasierte Pattern-Variationen) sowie Time-Signatures & Swing à la SWYNX. Was das praktisch bedeutet: extrem viele Variationsebenen pro Pattern/Song (Orb: bis zu 256 Remixes) und flexible Taktmaße/Shuffle im Sync-Verbund – ein satter Modernisierungsschub für Live-Performer. (Feature-Beispiele aus den Originalprodukten)

Kontext 2025: FutureRetro kommunizierte zuletzt Lieferketten- und Zollthemen, die die Re-Fertigung erschweren. Der Kickstarter-Ansatz soll helfen, die Entwicklung „so, wie man es sich wünscht“, weiterzuführen – inklusive lang erprobter Prototypenarbeit am Analog-Board, um den Klang des Referenzgeräts zu treffen.
Für wen ist der FutureRetro 777 (wieder) spannend?
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Acid-Heads & 303-Liebhaber:innen: Wer die typische Slide/Accent-Magie will, aber gleichzeitig mehr Modulation, Filter-Charakter und Overdrive-Klangfarben sucht.
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Live-Performer:innen: Der 777-Sequencer ist auf Bühne/Session-Jams ausgelegt; CV/Gate & MIDI machen ihn zur Schaltzentrale im Hybrid-Setup.
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Sound-Designer:innen: Filter-/Osc-FM und 3/7-Pol-Filter liefern Texturen, die über „Acid“ hinausgehen – von perkussiv bis flächig-weird.
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Sammler:innen: Kleine Stückzahlen, seltene Farbwege, historische Relevanz – der 777 bleibt begehrt.
Herstellerwebseite: FutureRetro
Kickstarter-Projekt: FutureRetro 777 auf Kickstarter
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