Den ersten Synthesizern wurde mit Skepsis und sogar Ablehnung begegnet, denn die neuartigen Klänge passten weder zum bisherigen Kompositionsverständnis noch zu den Hörgewohnheiten. Der französische Musiker und Komponist Jean-Jacques Perrey (1929–2016) trat an, um den neuen Instrumenten, und damit auch der elektronischen Musik, einem breiten Publikum nahezubringen.
Jean-Jacques Perrey – Mr. Ondioline
Perrey ist heutzutage fast nur noch Insidern bekannt, obwohl er zahlreiche Alben und einzelne Stücke aufnahm und in vielen TV-Programmen auftrat. Dabei spannte er seinen musikalischen Bogen sehr weit. Von Musique Concrète, über seichte Unterhaltungsmusik und Cartoon-artigen Stücke bis zu experimenteller Elektronik, Soundeffekten und einer frühen Form von Ambient finden sich extreme Sprünge in seinem Schaffen. Unter anderem spielte er auch mit der berühmten Chanson-Sängerin Édith Piaf, bevor er 1960 nach New York übersiedelte.
Der Autodidakt entdeckt in den 50er Jahren die Ondioline, einem auf Röhren basierenden, frühen Synthesizer. Das monophone Instrument konnte verschiedene Klänge imitieren, was Perrey z.B. in amerikanischen TV-Shows demonstrierte.
In Amerika lernte er Gershon Kingsley kennen, der später durch seinen Song „Popcorn“ weltberühmt wurde. Perry und Kingsley nahmen zusammen drei Alben auf. Das erste Werk „The Inside from Way Out“ hatte noch recht naive Züge, aber Perrey war sowieso für einen etwas schrägen Humor bekannt.
Perrey on the Moog
Nachdem „Switched on Bach“ erschien, drängte Perrey auf die Anschaffung eines Moog-Synthesizers. So erwarben die Beiden den zweiten oder dritten Moog, der kommerziell verkauft wurde. Doch der Umgang damit erwies sich schwieriger als gedacht. Während man an der Ondioline nur die Filter für unterschiedliche Klänge einzustellen brauchte, musste am Moog jedes Patch von Grund auf erstellt werden. Hier kamen dann auch Perreys Erfahrungen mit Tonbändern zugute, die er während sein Musique Concète-Phase erlernt hatte. Es gab nun mehrere Synth-Spuren und die Sounds wurden abwechslungsreicher. Allein das Intro von „The Savers“ klingt wie ein Techno-Track, aber danach kommt Perrey Verspieltheit wieder durch.
Gegen das Vergessen
Obwohl Jean-Jacques Perrey noch bis ins hohe Alter aktiv war, Vorträge hielt und auftrat, geriet sein Schaffen langer Zeit aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Interessanterweise wurden ab den 90er Jahren HipHop-Musiker auf seine Platten aufmerksam, die dort ungewöhnliche Samples fanden. Allein der Somg „E.V.A.“ vom Album „Moog Indigo“ wurde über 100 Mal verwendet. Die bekanntesten Tracks dürften der E.V.A.-Remix von Fatboy Slim und „Just to get a Rep“ von Gang Starr sein.
Inzwischen kann man die Musik von Jean-Jacques Perrey auf einem thematischen YouTube-Kanal sowie auf Spotify und Apple Music hören. Außerdem gibt es die sehr empfehlenswerte Webseite jeanjacquesperrey.com mit weitreichenden Informationen, viele nostalgischen Fotos, Videos und Audiobeispielen. Die Webseite gehört zu dem Projekt Forgotten Futures von Wally de Backer, für die Perreys Tochter, die seinen Nachlass verwaltet, viel Material zur Verfügung gestellt hat. Es lohnt sich, hier ausgiebig zu stöbern.

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