Was ist ein Lowcut-Filter?

Wozu benötigt man am Mischpult einen Highpass Filter

Was ist ein Lowcut-Filter? Warum er in jedem Mischpult steckt – und du ihn nutzen solltest

Wer sich intensiver mit Tontechnik, Recording oder Livemischung beschäftigt, begegnet ihm früher oder später: dem Lowcut-Filter – manchmal auch als Hochpassfilter bezeichnet. Fast jedes Mischpult, sei es analog oder digital, ist mit ihm ausgestattet. Doch viele Musiker:innen und Tontechniker:innen nutzen ihn entweder nicht oder wissen gar nicht genau, warum er eigentlich so nützlich ist. In diesem Beitrag erfährst du, was ein Lowcut-Filter ist, wie er funktioniert, wofür du ihn brauchst – und warum er ein unverzichtbares Werkzeug für klare, aufgeräumte Mixes ist.


Was ist ein Lowcut-Filter?

Ein Lowcut-Filter, technisch korrekt als Hochpassfilter bezeichnet, ist ein Equalizer-Typ, der tieffrequente Anteile eines Audiosignals abschwächt oder vollständig entfernt. Das bedeutet: Alles unterhalb einer bestimmten Frequenzgrenze – zum Beispiel 80 Hz oder 100 Hz – wird zunehmend ausgeblendet, während höhere Frequenzen unbeeinträchtigt durchgelassen werden. Daher der Name „Hochpass“ – er lässt die hohen Frequenzen passieren.

In der Praxis kommt der Lowcut oft als einfacher Schalter am Mischpult daher. Meist ist er fest bei etwa 80 oder 100 Hz eingestellt. Bei digitalen Pulten oder parametrischen Equalizern lässt sich die Grenzfrequenz hingegen frei wählen. Ebenso kann man die Steilheit (also wie stark der Filter eingreift) in dB pro Oktave bestimmen – je steiler, desto „härter“ wird das Signal beschnitten.


Wozu braucht man einen Lowcut-Filter?

Die Antwort ist einfach: Um deinen Mix sauberer und transparenter zu machen. In fast jedem Audiosignal – ob Mikrofon, Instrument oder Effekt – befinden sich tieffrequente Bestandteile, die musikalisch gar nicht gebraucht werden. Diese können aus Trittschall, Raumresonanzen, tieffrequentem Rumpeln oder elektrischen Störungen stammen. Auch Signale wie Vocals, Gitarren oder Becken enthalten häufig ungewollte Bassanteile, die man nicht bewusst wahrnimmt, die aber trotzdem den Mix „verstopfen“.

Genau hier kommt der Lowcut ins Spiel. Indem du unbrauchbare Tiefenanteile gezielt entfernst, schaffst du Platz im Mix – insbesondere für den Bass und die Kickdrum, die in diesem Frequenzbereich dominieren sollen. Dadurch wird dein Gesamtsound druckvoller, transparenter und kontrollierter.

Ein praktisches Beispiel: Wenn du eine Gesangsspur mit einem Mikrofon aufnimmst, enthält sie oft tieffrequente Störungen – etwa vom Mikrofonständer, Bewegungen oder vom Raum selbst. Diese Frequenzen tragen nichts zur Stimme bei, können aber den Mix zum Dröhnen bringen. Ein Lowcut bei etwa 80 Hz entfernt diese Problemstellen, ohne der Stimme hörbar zu schaden.


Warum ist der Lowcut in jedem Mischpult verbaut?

Die Antwort liegt in seiner universellen Anwendbarkeit und seiner praktischen Relevanz im Live- und Studioalltag. Fast jeder Kanal eines Mischpults – ob für Sprache, Instrument oder Effektgerät – profitiert davon, im Bassbereich aufgeräumt zu werden. Gerade im Livebereich ist das wichtig, weil dort viele Störquellen auftreten: Trittschall von der Bühne, Windgeräusche bei Außenveranstaltungen, tieffrequente Rückkopplungen oder mechanische Erschütterungen.

Da es mühsam (und oft unnötig komplex) wäre, jede Quelle manuell mit einem parametrischen EQ zu bearbeiten, bieten Mischpulte den Lowcut als einfachen Schalter direkt pro Kanalzug an. So lässt sich auf Knopfdruck der tiefste Bereich entschärfen – effizient, schnell und ohne unnötige Klangverluste.

In modernen Digitalpulten ist der Lowcut oft noch vielseitiger einsetzbar: Dort kannst du nicht nur die Grenzfrequenz und Steilheit anpassen, sondern auch Kombinationen aus Lowcut und Shelving-EQs erstellen, um einen Kanal klanglich exakt zu formen.


Wann und wie setzt man den Lowcut-Filter richtig ein?

Grundsätzlich gilt: Je weniger tieffrequente Anteile ein Signal benötigt, desto früher kannst du den Lowcut ansetzen. Eine weibliche Gesangsstimme oder eine Akustikgitarre braucht keine Frequenzen unter 80 Hz – also kann hier problemlos gefiltert werden. Ein Hi-Hat-Mikrofon benötigt häufig nicht einmal Frequenzen unter 150 Hz. Du kannst also mutig filtern, solange du dich langsam hocharbeitest und auf den Klang achtest.

Bei Kickdrum, Bassgitarre oder Sub-Synths hingegen ist Vorsicht geboten – hier steckt der musikalische Inhalt in den tiefen Frequenzen. Das bedeutet aber nicht, dass du keinen Lowcut setzen darfst. Auch diese Quellen profitieren oft von einem sanften Filter bei 30 oder 40 Hz, um Infraschall oder Subgeräusche zu entfernen, die nur den Headroom klauen.

Ein häufiger Fehler ist es, den Lowcut gar nicht zu verwenden – aus Angst, das Signal zu „beschneiden“. In Wahrheit schaffst du aber Raum und Klarheit für den Rest des Mixes. Die Kunst besteht darin, dosiert und bewusst zu filtern, anstatt pauschal alles „wegzusägen“.


Welche Vorteile bringt der Lowcut im Mix?

Ein gezielter Lowcut-Filter hat gleich mehrere positive Effekte:

Er sorgt für mehr Klarheit und Definition, da unnötige Frequenzen entfernt werden. Dadurch wirken Stimmen präsenter, Instrumente transparenter und der Mix weniger „matschig“. Außerdem schaffst du Platz im Tieftonbereich, sodass Kick und Bass nicht mit anderen Signalen konkurrieren. Das Ergebnis ist ein sauberer, druckvoller Sound, der sich auch auf kleineren Lautsprechern besser durchsetzt.

Zudem erhöht ein Lowcut den technischen Headroom, da unnütze tiefe Frequenzen den Mixbus nicht mehr belasten. Dadurch lassen sich Signale besser komprimieren und der gesamte Mix klingt kontrollierter.

Ein weiterer Aspekt: Monitoring im Studio oder auf der Bühne wird durch Lowcuts deutlich angenehmer. Tieffrequente Störungen sorgen oft für unnötige Energie in den Monitoren, was zu Rückkopplungen führen kann oder das Gehör ermüdet. Mit konsequentem Lowcut arbeitest du effizienter – und oft auch leiser.


Fazit: Was ist ein Lowcut-Filter – Der Lowcut ist dein guter Freund im Mix

Ob Studio oder Bühne, Sprache oder Musik: Der Lowcut-Filter ist eines der wirkungsvollsten, aber auch am meisten unterschätzten Werkzeuge in der Tontechnik. Er hilft dir, deinen Mix von störendem Ballast zu befreien, Klarheit zu schaffen und den Tiefbass dort zu belassen, wo er hingehört – bei Kick und Bass. Wer weiß, wie und wo man ihn einsetzt, wird schnell feststellen: Saubere Signale sind die Basis für einen professionellen Sound.

Deshalb ist es kein Zufall, dass fast jedes Mischpult – vom kleinen Kompaktmixer bis zum großen FOH-Desk – mit einem Lowcut-Filter ausgestattet ist. Wenn du ihn richtig einsetzt, wird er auch für dich zu einem unverzichtbaren Werkzeug bei jeder Aufnahme oder Live-Mischung.

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