Die Firma ESI, bekannt für professionelle Audiotechnik wie Audio- und MIDI-Interfaces, erweitert seine Xkey Geräteserie um ein neues, potentes Instrument. Der ESI Xsynth kombiniert die Tastatureigenschaften der Xkeys mit einer virtuell-analogen Klangerzeugung und fügt dem Paket auch noch ein Audio-Interface mit einer Auflösung von 96 kHz bei 24 Bit hinzu.
Das Ganze kommt in einem unglaublich flachen Gehäuse unter, welches an der dicksten Stelle gerade einmal 15 mm misst. Dessen markant geschwungene 4 mm starke Alufront gibt dem Xsynth Stabilität und verleiht genug Gewicht (insgesamt 634 Gramm), um verkabelt sicher auf dem Tisch zu bleiben.
Die spezielle Tastatur ist im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig, vermittelt aber nach kurzer Zeit ein besseres Spielgefühl als manches klapprige Mini-Keyboard. Die Tasten reagieren angenehm auf Velocity und Pressure, was das Einspielen lebendiger Arpeggios zur Freude macht.

Die Syntheseform: virtuell-analog
Der Vorrat an Grundklängen des Xsynth ist enorm vielfältig und besteht aus einer Wavetable-Auswahl, zu der weit mehr gehört, als die üblich zu erwartenden Wellenformen. Hier findet man auch eine Sammlung von Soundscapes wie Rain, Street oder Train. Zudem 6 Drum-Sets, sowie verschiedene Keyboard und Gitarren-Emulationen. Insgesamt kommt man auf knapp 60 Klänge, derer sich die drei Oszillatoren bedienen können.

Ein richtig gutes Filter
Die Filterabteilung bietet 12- und 24-dB Versionen, jeweils als Tief-, Band- und Hochpass. Resonanz ist reichlich vorhanden, bis zum selbstoszillierenden Zwitschern. Richtig zur Sache geht es, wenn wir den Drive aufdrehen. Damit kann sich das Filter, ziemlich ungewöhnlich für VA-Synthese, in ein röhrendes und kreischendes Biest verwandeln. Es möchte scheinbar aus der digitalen Domäne ausbrechen. Hier sind brachiale Sounds in Fülle zu finden. Man muss jedoch auf extreme Pegel gefasst sein.

Software als Bonus
ESI macht es dem Einsteiger leicht und legt gleich drei Programme bei: Bitwig Studio 8-Track, Cubasis LE und Wavelab Cast. Damit ist der Xsynth DAW-mässig aus der Box heraus am Start. Das wichtigste Stück Software ist aber der Editor!
Den Editor sollte man unbedingt nutzen, denn derzeit gewährt nur er einen Zugang zu einigen Parametern, die es noch nicht auf eine Menü-Seite im Xsynth geschafft haben. Da haben wir beispielsweise die Arpeggiator-Patterns. Im Editor kann man hier immerhin aus 128 Patterns wählen.
Bedienung und kleine Schwächen
Der Lautstärkeregler links schaltet den Xsynth ein. Bereits nach einer Sekunde ist dann die VA-Engine gebootet und spielbereit! Der ganz rechts gelegene Drehgeber wählt die Programme an. Vier weitere Drehgeber steuern jeweils die Parameter, welche im OLED-Display angezeigt werden. Die Drehgeber verhalten sich ballistisch, überstreichen also große Wertebereiche, wenn man mit Schwung dreht. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, will man nicht übers Ziel hinausschießen.
Über acht, bei Anwahl hell-orange beleuchtete Taster werden die Funktionsgruppen OSC, ENV, LFO, MAKRO, FILT, MIX, FX, oder MOD angewählt. Über erneutes Drücken oder die PAGE-Taster gelangt man in weitere Untermenüs. Leider bleiben die nicht angewählten Funktionsgruppen ganz im Dunkeln, was die Orientierung am Anfang behindert. Hier würde ich mir eine permanente halb-dunkle Hintergrundbeleuchtung aller Taster wünschen. Das Filter hat eine etwas ungünstige Parameterbelegung, bei der ausgerechnet der Envelope einsam auf der zweiten Parameter-Seite gelandet ist. In einem Software-Update könnte er mit dem Keytracking tauschen, das man in der Regel nur einmal einstellen wird.

Die Spielhilfen des ESI Xsynth
Bisher unerwähnt blieben die Taster links unter dem Lautstärkeregler. Von oben nach unten sind das ARP, GLIDE, – OCTAVE +, HOLD. Während diese auf entsprechende Menüseiten führen, haben die untersten beiden Tastflächen eine Sonderfunktion. Der MODULATION-Softbutton dient als „Modulationsrad“. Mit ein klein wenig Übung funktioniert das erstaunlich gut, wenn man den Finger von links über die Tastfläche rollt. Beim darunterliegenden PITCH-Pad, empfiehlt es sich eher der Druck auf die linke oder rechte Kante des Softpads.
Modulation und Makros
Wer sich nicht durch die 12 Pages am Gerät hangeln möchte, nutzt den leuchtend orange Editor, wenn es darum geht, die Modulations-Matrix zu verwalten. Alle 16 Slots und deren Verknüpfungen untereinander (über „to Node1-16“ als Ziel) im Blick zu haben, hilft, wenn es darum geht, komplexe Patches zu erstellen.

Ähnliches gilt für das Editieren von Makros. Hier können für jeden der vier Makro-Regler auf der MAKRO-Page, bis zu 3 Parameter zugeordnet und in ihrem Wirkbereich eingestellt werden. Sehr praktisch, um live in das Klanggeschehen einzugreifen.

Effekte, EQ und Arpeggiator
Drei Effekt-Slots, im Editor unter dem AUX-Reiter zu finden, konzentrieren sich auf spezifische Aufgaben. FX 1 bietet Distortion., Kompression, Lofi und ähnliches, FX 2 widmet sich der Hall-Erzeugung. Mehrere Hall-, Room- und Stage-Varianten samt einer Hallplatten-Emulation stehen zur Wahl. Bei FX 3 finden wir alle Arten von zeitbasierten Effekten, wie Chorus, Flanger, Delay sowie einige exotische Kreuzungen (Chorus-Cheleste). Ebenfalls hier zu finden, ein zweifach parametrischer EQ, um das Klangbild abzurunden.
Im ESI Xsynth ist der Arpeggiator im Moment, mit nur einer Editier-Seite noch etwas unterrepräsentiert. Der Arpeggiator verfügt mit zwei Bänken á 128 Varianten über einen erstaunlichen Pattern-Vorrat, der allerdings derzeit nicht am Gerät angewählt werden kann. Hier hilft wieder der Editor.

Fazit:
Insgesamt hat ESI hier ein innovatives Konzept vorgelegt, das als portabler Minisynth mit außergewöhnlichen Klang- und Modulationsmöglichkeiten und der Verwendung als MIDI- und Audio-Interface sowie Keyboard mit polyphonem Aftertouch punktet. Den ESI Xsynth kann man immer dabei haben und mit einer Powerbank und Boombox ist man überall editier- und spielbereit.
Die Hardware ist solide und gut durchdacht. Nur bei der Firmware des Xsynth scheint noch Luft nach oben zu sein. Wünschen wir uns zum nächsten Update mal, dass noch ein paar mehr Parameterseiten entstehen und die Button-LEDs uns gedimmt den Weg weisen.
Pro
- sehr vielfältige Klangmöglichkeiten
- viele Modulationsquellen und – ziele
- kompakt und robust gebaut
Contra
- Taster-LEDs leuchten nur, wenn ausgewählt
- einige Parameter derzeit nur per Editor erreichbar
Link zur Herstellerseite: ESI
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