Roland D-50 Synthesizer von 1987 im Review

Roland D-50 Vintage Synthesizer

Der Digital-Synth-Klassiker für Flächen und Fantasie

Was haben der Drum’n’Bass-Pionier LTJ Bukem und die Klangzauberin Enya gemeinsam? Beide vertrauten bei ihren Produktionen auf einen der bekanntesten digitalen Synthesizer der späten 1980er: den Roland D-50. Enya machte das berühmte „Pizzagogo“-Preset mit ihrem Hit Orinoco Flow unsterblich. LTJ Bukem wiederum setzte den D-50 in den 90ern ein, um seine jazzig-elegischen Soundscapes über schnelle Breakbeats zu legen – und damit den Sound von Drum’n’Bass nachhaltig zu prägen.

Entwicklung und Markterfolg des Roland D-50

Mit dem durchschlagenden Erfolg des Yamaha DX7 im Jahr 1985 war klar: Roland musste nachziehen. Das Ergebnis war der D-50, ein innovativer Digital-Synthesizer mit neu entwickelter L.A.-Synthese (Linear Arithmetic), einem großzügigen Effektprozessor, attraktiver Optik und praktischen Features wie Joystick und großem hintergrundbeleuchtetem Display.

Der D-50 erschien 1987 für 4.000,- DM und wurde bis 1990 produziert. Er wurde rasch zum Verkaufserfolg und zählt heute zu den legendärsten Synths seiner Zeit.

Prominente Nutzer

Kaum ein anderer Synthesizer ist stilistisch so breit aufgestellt: Rick Wakeman, Jean-Michel Jarre, Vince Clarke, Gary Numan, Duran Duran, aber auch 808 State, Apollo 440 und Eat Static nutzten die charakteristischen Sounds des D-50. Besonders Jean-Michel Jarre setzte ihn auf seinem Album Revolutions intensiv ein.

Gehäuse und Bedienung

Das stabile Gehäuse des Roland D-50 misst 974 x 94 x 332 mm und bringt rund 10,5 kg auf die Waage. Die anschlagdynamische Tastatur verfügt über Aftertouch und spielt sich angenehm direkt. Beim Gebrauchtkauf lohnt sich jedoch eine genaue Prüfung, denn mit der Zeit neigen einzelne Tasten zu Kontaktproblemen.

Zur Bedienung steht ein großes, zweizeiliges Display zur Verfügung, das mit Funktionstasten kombiniert ist. Der direkt daneben platzierte Joystick dient sowohl zur Modulation als auch zur Dateneingabe. Ergänzt wird das Bedienfeld durch Plus/Minus-Taster, ein numerisches Tastenfeld sowie einen Roland-typischen Pitch-Stick, der sich hervorragend für Pitchbending eignet – meiner Meinung nach besser als klassische Pitchräder.

Ein besonderer Luxus ist der separat erhältliche PG-1000 Programmer, der mit 56 Fadern einen schnellen Zugriff auf alle wichtigen Parameter bietet. Alternativ kann der D-50 auch via Computer editiert werden; entsprechende Editoren und Tools sind online verfügbar.

Anschlüsse und Speicher

Auf der Rückseite bietet der D-50 alles, was man für den Studioeinsatz braucht: Neben dem Stereoausgang und einem Kopfhöreranschluss gibt es ein vollständiges MIDI-Trio (In, Out, Thru), Buchsen für Fußschalter, Expression-Pedal und programmierbaren Schweller sowie den Anschluss für das proprietäre zweipolige Roland-Netzkabel.

Rückseite Roland D-50
Rückseite Roland D-50

Der integrierte Kartensteckplatz nimmt flache Soundkarten auf, mit denen sich der interne Speicher von 64 Sounds verdoppeln lässt. Die originalen M-256D Speicherkarten kosteten damals rund 250,- DM.

Wer auf Rackgeräte setzt, findet mit dem D-550 eine kompakte Expanderversion im 19-Zoll-Gehäuse mit zwei Höheneinheiten.

Expander des Roland D-50
Roland D-550

Roland D-50: Klangerzeugung mit L.A.-Synthese

Die von Roland entwickelte L.A.-Synthese kombiniert kurze, speicherplatzsparende 8-Bit-Samples – vor allem Attackphasen – mit klassischen Wellenformen wie Sägezahn oder Pulswelle. Diese Mischung ermöglicht komplexe, organisch klingende Sounds bei gleichzeitig minimalem ROM-Verbrauch: Das Sample-ROM des D-50 umfasst lediglich ein halbes Megabyte.

Ein Klang (Patch) setzt sich aus bis zu vier Tones zusammen, die jeweils wiederum zwei Partials enthalten. Diese lassen sich vielfältig verschalten oder ringmodulieren. Jeder Partial basiert entweder auf einer PCM-Wellenform oder auf einer synthetischen Schwingungsform und wird durch ein digitales Filter mit Resonanz geführt. Auch wenn die PCM-Samples nicht durch das Filter laufen, erzeugen die kombinierten Klangkomponenten einen charakteristischen Sound. Spätere Roland-Synths korrigierten diesen kleinen Nachteil.

Dazu kommen modulare Hüllkurven, drei LFOs mit verschiedenen Wellenformen (Dreieck, Rechteck, Sägezahn und Random) und gezielte Modulationsroutings. Eine Besonderheit stellt das „Chase-Play“ dar: ein programmierbares Echo, das Noten wiederholt und interessante rhythmische Effekte erzeugen kann – allerdings auf Kosten der Stimmenanzahl.

Effekte und Klangverarbeitung

Zur klanglichen Veredelung besitzt der D-50 eine integrierte Effektsektion mit Reverb, Chorus, Delay und einem einfachen Equalizer. Zwar ist die Effektqualität aus heutiger Sicht nur durchschnittlich, doch gerade bei Pads, Leads und atmosphärischen Sounds sind sie unverzichtbar, um Tiefe und Breite zu erzeugen. Ohne Effekte klingen viele der internen Sounds eher dünn.

Polyphonie und weitere Modelle

Der D-50 ist 16-stimmig polyfon. Werden zwei Sounds kombiniert oder gesplittet, halbiert sich die Stimmenanzahl auf acht. Die L.A.-Synthese kam auch bei den Nachfolgemodellen D-10, D-20 und dem größeren D-70 zum Einsatz. Diese boten erweiterte Funktionen und zum Teil integrierte Drum-Sounds.

Klangcharakter

Der D-50 glänzt besonders bei flächenhaften Sounds, sphärischen Leads und experimentellen Klangtexturen. Viele Patches röcheln, hauchen und glitzern – typisch für die Ästhetik der späten 80er. Überraschend ist, wie warm und lebendig der Klang trotz digitaler Architektur wirkt. Das liegt auch an den hörbaren Aliasing-Artefakten der 20-Bit-Wandler, die dem Synth Charakter verleihen.

Das digitale Filter liefert überzeugende Sweeps, die Pulswellenmodulation klingt außergewöhnlich plastisch. Weniger überzeugend sind dagegen akustische Klavier- und Bass-Sounds. Die E-Pianos sind ebenfalls nur Mittelmaß. Dafür liefert der D-50 durchaus brauchbare Orgelsounds – insbesondere mit der „Keith Emerson“-Soundcard.

Software-Emulationen des Roland D-50:

Eine Software-Emulation des D-50 wird für die Roland Cloud angeboten, auch kann der Roland V-Synth mit der VC-1-Erweiterungskarte den D-50 vollständig emulieren. In der Rackversion V-Synth XT ist diese Emulation bereits integriert.


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Roland D-50 License Code VST Lizenz

Auf dem Roland D-50 basierender Software-Synthesizer mit zusätzlichen Wellenformen Presets und einem virtuellen PG-1000 Controller

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