„Don’t, don’t you want me, babeee…“ – im Sommer 1982 dröhnte dieser Refrain aus jedem Lautsprecher. Human League hatten mit Don’t You Want Me einen der größten Synthpop-Hits der 80er gelandet. Mit dabei im Studio: der Korg Delta. Der polyphone String- und Synthesizer wurde nicht nur auf dem Dare-Album eingesetzt – er spielte auch bei vielen anderen Produktionen eine wichtige Rolle.
Ein kurzer Blick zurück
Der Korg Delta kam Ende der 1970er Jahre auf den Markt. Gebaut wurde er bis 1984. Der Einführungspreis lag bei rund 1.900 DM. Auch wenn er oft unterschätzt wird, fand er viele Fans – nicht nur in den 80ern. Neben Human League nutzten ihn Acts wie Blancmange, Flock of Seagulls, Broadcast, Ladytron und Bitch Cassidy. Der Grund? Sein charakteristischer, kraftvoller Klang und seine erstaunliche Flexibilität.
Design und Anschlüsse
Optisch erinnert der Korg Delta an Korgs legendäre MS-Serie. Das Gehäuse besteht aus robustem Metall mit stabilen Plastikseitenteilen. Das fünfoktavige Keyboard ist zwar nicht anschlagsdynamisch, lässt sich aber angenehm spielen. Die Bedienoberfläche ist übersichtlich gestaltet – mit zwei getrennten Sektionen für Strings und Synth.

Praktisch: Auf der Rückseite bietet der Delta sowohl High- als auch Low-Ausgänge. Zudem sind separate Ausgänge für String- und Synth-Sounds vorhanden. Das ermöglicht stereofone Pads. Dazu kommen Trigger-Eingänge, Filtersteuerung per externem Signal und ein Joystick – typisch Korg!
Korg Delta – Klangarchitektur im Detail
Der Korg Delta arbeitet mit einer Frequenzteiler-Technik. Dabei erzeugen zwölf Masteroszillatoren alle Töne über fünf Oktaven. Die String-Sektion verfügt über zwei Fußlagen (16’ und 8’), die sich per Mischpoti kombinieren lassen. Attack und Release sind regelbar. Auch ein Zwei-Band-Equalizer ist mit an Bord.
Die Synth-Sektion geht deutlich weiter: Hier stehen vier Fußlagen (2’, 4’, 8’, 16’) bereit. Alle lassen sich stufenlos mischen. Es handelt sich um Rechteck-Oszillatoren, die bei geschickter Kombination sogar sägezahnartige Wellenformen erzeugen. Zusätzlich gibt es einen White-Noise-Generator und eine klassische ADSR-Hüllkurve.

Ein Highlight: das Multimode-Filter mit Lowpass- und Bandpass-Option. Das Filter ist resonanzfähig bis zur Eigenschwingung und klingt dabei edler als das oft als „bratzig“ beschriebene MS-20-Filter. Dank internem Trimmer lassen sich Cutoff, Resonanz, Noise-LFO oder VCA-Level feinjustieren – ganz ohne das Gerät zu öffnen.

Modulation und Bedienung
Auch in puncto Modulation hat der Korg Delta einiges zu bieten. Die Filterfrequenz lässt sich per LFO steuern, ebenso die Tonhöhe der Oszillatoren. Die Hüllkurve lässt sich im Trigger-Verhalten (Single/Multiple) einstellen.
Der Joystick dient nicht nur zum Pitch-Bending. Er moduliert auch Tonhöhe und Filter – und das unabhängig voneinander. Zudem kann durch Ziehen nach unten ein Noise-Modulationsmodus aktiviert werden. Das ermöglicht ungewöhnlich lebendige Flächensounds mit Biss.
Klang und Charakter
Die Strings des Delta erinnern klanglich an die 70er – warm und organisch, aber nicht ganz so dicht wie beim Solina, Logan oder Crumar. Ein externer Phaser bringt mehr Breite. Die Synth-Sektion überrascht dagegen mit Vielseitigkeit:
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Sequenzer-Sounds mit Attack
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Kraftwerk-ähnliche Akkorde
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Grime-artige Bässe
Auch Pads gelingen hervorragend – besonders bei gleichzeitiger Nutzung beider Sektionen. Mit externem Step-Sequenzer und Filtermodulation wird der Delta richtig lebendig.

Korg Delta – Ein Fazit für Klangbastler
Der Korg Delta ist kein gewöhnlicher Stringsynth. Dank durchdachter Architektur, flexibler Filtersektion und cleverer Modulationsmöglichkeiten hebt er sich von vielen Mitbewerbern ab. Zwar fehlen PWM und gegeneinander verstimmte Oszillatoren – dennoch lassen sich komplexe und interessante Sounds erzeugen.
Auf dem Gebrauchtmarkt ist der Delta eher selten. Aber genau das macht ihn für Sammler und Klangbastler besonders spannend. Wer einen vielseitigen Vintage-Synth mit eigenem Charakter sucht, wird hier definitiv fündig.
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