Oszillatoren-Power

Easy Synth – Synthesizer-Tutorial Teil 2

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Willkommen zur zweiten Folge unseres Synthesizer-Workshops speziell für Einsteiger. Wer von seinen Presets gefrustet ist und nicht weiß, wie sich diese „eben mal schnell“ ändern lassen, ist hier genau richtig. Und es ist auch gar nicht so schwierig: Ein Synthesizer erzeugt einen Ton, der meist durch ein Filter bearbeitet wird und dann in seinem Lautstärkeverlauf verändert werden kann. Das war’s eigentlich schon.

TAL Noise Maker

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Am Ende des letzten Workshops hatte ich euch ermuntert, einfach mal mit ein paar Bedienelementen herumzuspielen. Eines davon war die Schaltfläche unten im blauen Feld, das mit „OSC 1“ überschrieben ist. Hier steht in unserem Arbeits-Preset (das du dir von unserer Website herunteraden und über das Schaltfeld „LOAD PRESET“ rechts unten im Noise Maker in den Synth laden kannst) „Saw“, die Abkürzung für Sawtooth („Sägezahn“). Sie hat diesen lustigen Namen von ihrer Darstellung auf einem Oszilloskop.

>> Easy Synth – Synthesizer-Tutorial Teil 1 <<

Die Wellenformen

Unter diesem Feld stehen klein gedruckt alle Wellenformen, die dieser erste Oszillator erzeugen kann: Saw, Pulse und Noise. Nach einem Klick auf das Namensfeld kannst du eine der beiden anderen auswählen.

Wenn du ein paar Töne mit „Saw“ spielst, wird dir der Sound in gewisser Weise harmonisch oder bekannt vorkommen – ein bisschen erinnert er an Blechbläser. Das liegt daran, dass die Obertonreihe von Saw der von Blechbläsern oder auch Streichern recht ähnlich ist.

Wählst du hier „Pulse“ an, wird der Klang gleich ein wenig aggressiver, aber auch hohler. Die Pulse-Obertonreihe ist nämlich der von Holzbläsern, speziell einer Klarinette, recht ähnlich, vor allem, wenn man den Filter-Cutoff-Regler ein wenig zudreht. Aber keine Bange, damit lässt sich nicht nur Flötengedudel nachahmen, sondern Pulse kann auch wesentlich schärfere Sounds. Eigentlich ist Pulse nämlich nur eine modifizierbare Rechteck-Wellenform (engl: Rectangular). Eine Rechteck-Wellenform sieht im Oszilloskop eben aus wie ein Rechteck mit gleich langen Seiten. Bei Pulse kann man dieses Seitenverhältnis aber ändern, die Oberkante kürzer und gleichzeitig die Unterkante länger machen, wodurch sich die Obertöne ändern. Das geht beim Noise Maker mithilfe des Reglers „Phase“ – das ist der Regler unten links im Feld OSC 1. Wähl doch einmal „Pulse“ aus, und dreh beim Spielen am Phase-Regler, und sofort wird klar, was Pulse alles kann.

Die dritte Wellenform von Oszillator 1 ist Noise, und das ist gar keine Wellenform, sondern ein Mix aus allen Frequenzen von 20 bis 20.0000 Hertz. Drückt man eine Taste, rauscht es, und zwar heftig. Kleiner Nebenausflug: Drück eine Taste und dreh den Cutoff-Regler am Filter langsam auf und zu – es entsteht herrliches Meeresrauschen. Drehst du jetzt noch den Regler „Reso“ (= Resonance) neben Cutoff auf, wandelt sich das Meeresrauschen in spektakuläre Windgeräusche.

Wave-Mix

Interessant wird es, wenn man mehrere Oszillatoren gleichzeitig benutzt. Einerseits kann man den Sound dann mit unterschiedlichen Oberton-Mischungen gestalten, andererseits kann man sie etwas gegeneinander verstimmen und Schwebungen erzeugen.

Der Noise Maker besitzt zwei Oszillatoren, die sich sehr umfangreich verstellen lassen, und einen dritten Oszillator, der hier „SUB“ heißt. Dies steht für „Sub-Oszillator“; das bedeutet bei so ziemlich allen Synths, dass es eine Wellenform gibt, die dem Gesamtsignal zugemischt werden kann – allerdings passiert dies stets eine oder zwei Oktaven tiefer, und die SUB-Wellenform kann auch nicht geändert werden, sie bereichert einfach den Sound.

Der Sub-Oszillator des Noise Maker erzeugt eine Rechteck-Wellenform (das ist bei den meisten Synthesizern so) und ist als Standard zwei Oktaven unter der normalen Tonhöhe angesiedelt. Sobald du ihn im grünen Feld MASTER aufdrehst, erklingt er aber nur eine Oktave tiefer als Oszillator 1. Wie kommt’s? Nun, in unserem Workshop-Preset habe ich die beiden Oszillatoren 1 und 2 direkt eine Oktave tiefer gedreht, und zwar mit den jeweiligen „Tune“-Reglern. Mit diesen kann man nämlich die Grundtonhöhe der Oszillatoren in Halbtonschritten um ±2 Oktaven verstellen.

Wenn du nun also beispielsweise OSC 1 so stehen lässt, wie in unserem Preset voreingestellt, anschließend den Tune-Regler von OSC 2 auf „0“ stellst und dann die drei Oszillatoren im MASTER-Feld alle auf 12 Uhr drehst (das ist um die –15 dB herum), erklingen auf einen Schlag drei Oktaven gleichzeitig.

Stehen dabei die Wellenformen von OSC 1 und 2 auf Pulse, klingt das Ganze ähnlich einer Orgel-Registratur. Du könntest also schonmal einige Orgel-Register imitieren, auch hier am besten bei leicht zugedrehtem Cutoff. Aber das willst du nicht wirklich, oder? Denn viel schicker klingen die Sounds, wenn man die Oszillatoren leicht gegeneinander verstimmt.

>> Das Filter macht’s! Easy Synth – Synthesizer-Workshop Teil 3 <<

Let’s Float

Das geschieht mithilfe der FINE-Regler von OSC 1 und 2. Stell zunächst ihre Tonhöhe mit TUNE wieder zurück auf –12, und dreh erst mal den SUB ganz zu. Wähl bei beiden zudem die Wellenform „Saw“ aus. Nun stellst du bei OSC 1 mit FINE den Wert –0.0320 ein und bei OSC 2 (+)0.0320. Drück nun das tiefste C auf deiner Tastatur, und halte die Taste gedrückt. Jetzt kannst du die schön langsam drehende Schwebung prima hören.

Je weiter du nun die Oszillatoren gegeneinander verstimmst, desto schneller wird die Schwebung – bis es nicht mehr schön, sondern einfach nur noch verstimmt klingt. Natürlich wird die Schwebung auch schneller, wenn man höhere Noten spielt, und dabei wird auch der Effekt deutlich, dass stärkere Schwebungen bei hohen Tönen eher verstimmt klingen als bei tiefen. Probier jetzt einfach mal, den SUB wieder dazuzumischen, und hör auch, was passiert, wenn du verschiedene Wellenformen mixt und/oder die Lautstärkeverhältnisse der Oszillatoren änderst. Viel Spaß beim Schrauben!

>> Klangformung mit der Hüllkurve – Easy Synth – Synthesizer-Tutorial Teil 4 <<

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo liebes Keyboards-Team, lieber Thomas Adam, liebe Keyboarder,

    ein sehr guter, weil leichtverständlicher Einstieg in die Welt der Synthese !
    Macht auch als “alter Hase” Spass zu lesen und die Anregungen auszuprobieren.
    Überhaupt muss man der Redaktion der Keyboards einen hohen Sachverstand und Kompetenz attestieren, was heutzutage
    im Allgemeinen Dschungel der schnell produzierten “Weg-les-Artikel” leider nicht mehr allzuoft vorkommt.
    Als Leser quasi der ersten Stunden (seit 1988) macht es immer wieder Freude
    mal ein altes Heft hervor zu kramen und zu schmöckern.

    Lustigerweise hat Eure Artikelserie im Titel den Namen
    meiner allerersten Synthesizer Kreationen von 2004 (easy-synth 01 usw)
    was mich beim lesen der Kopfzeile des Newsletters “aufhorchen” lies :=)
    (Zu finden, neben vielen weiteren unter: http://www.easytoolz.de )

    Weiterhin erfolgreiches Schrauben und feine Sounds wünscht
    N. Kegel

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    1. Ein solches Kompliment nehmen wir doch gerne entgegen. Vielen lieben Dank Norbert. 🙂

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  2. Toller Beitrag, weitermachen!
    Was ich bräuchte wäre ein keyboard-Bausatz bestehend aus Klaviatur, Netzteil, Mikrokontroller mit usb 2.0-Anschluss, Gehäuse und natürlich der Software für windows. Wo gibt es so etwas?

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  3. Hi Rudi,

    ich fürchte einen Bausatz wie du ihn gerne hättest, gibt es zur Zeit in dieser Form nicht. Dafür gibt es aber von Herstellern wie Arturia und Native Instruments ausgesprochen hochwertige Controller-Keyboards inklusive umfangreicher Software-Pakete zu einem sehr anständigen Kurs. Folgender Überblick bezieht sich zwar speziell auf die 88-Tasten-Modelle, funktional sind diese aber zum größten Teil mit den 25er, 49er und 61er Varianten identisch:
    https://www.keyboards.de/equipment/3-masterkeyboards-mit-denen-der-audiorechner-zum-konzertfluegel-wird/

    Ich hoffe ich konnte dir damit ein wenig weiterhelfen! 🙂

    Lieben Gruß,
    Markus

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