Modular Gothic

Surachai

Anzeige

Der aus Chicago stammende Künstler Surachai ist ein Grenzgänger zwischen den musikalischen Welten. Ausflüge ins Black Metal Lager sind dabei ebenso Teil des Konzepts wie positiv verstörende Avantgarde Modular Synthesizer Performances mit düsterem Gothic Charme.

Anzeige

Surachai---BL_K-Noise-(Photo-by-Dean-Paul-de-Leon)

Mit seinem aktuellen Album Instinct and Memory bewegt sich der Ausnahmekünstler Surachai im Spannungsfeld zwischen analogem Krach, melodischen Miniaturen und dunkler musikalischer Impulsivität. Mystische Rhythmen ziehen den Hörer hinein in ein beschwörendes Ritual voller energetischer Hingabe und beängstigender Euphorie. Der soeben beim vor Kurzem mit Moe Espinosa selbst gegründeten Label erschienene Longplayer kommt abgesehen von der digitalen Vermarktung zudem im stimmig schicken Deluxe-Paket mit farbigem Vinyl.

Wir sprachen mit Surachai über Modular Systeme und seine Arbeit sowohl im Studio als auf der Bühne.

Wann und warum hat es dich in die Modulare Welt verschlagen?

Das war bereits vor etwa 11 Jahren zu einer Zeit, in der es quasi nur zwei Eurorack-Anbieter und sehr wenig erhältliche Informationen zu dem Thema gab. Antonio von Analogue Haven half mir damals ein vorkonfiguriertes Doepfer-System so zu modifizieren, dass es einen deutlich stärkeren Fokus in Richtung Effektgerät und Sounddesign erhielt.

Naiver Weise dachte ich in dieser Phase, ich würde damit die aktuelle Modulare Synthese auf bedeutende Art und Weise vorwärts bringen. Ich wusste wirklich nicht besonders viel über das Eurorack System, welches sich wie du siehst über die Jahre doch deutlich über die ursprünglichen 6U Platz hinaus entwickelt hat.

Richtig hineingezogen hat es mich dann, als mein Freund und Mitbegründer von TRASH_AUDIO Moe sich seinen ersten Cweijman S1 MKII zulegte und mir ein paar Tracks vorspielte bei denen dieser eine entscheidende Rolle spielte. So was aggressives hatte ich bis dato noch nie gehört, dynamisch gesprochen klang es wie ein ausgesprochen bissiger Kompressor über Synth-Hits – etwas für das der Cwejman berühmt ist.

Jede Hardware die ich bis dato nutzte war irgendwie auf angeschlossene Tasten oder zumindest Richtung “Zwölftonmusik” getrimmt und dieses Erlebnis war der willkommene Ausbruch aus dieser Praxis. Ich begann wie ein Verrückter zu sparen und studierte parallel das Angebot bei Analogue Haven, was dazu führte, dass ich immer öfter den Bestell-Button drückte. Ich besitze immer noch den Großteil dieses damals neu zusammengestellten Systems!

Surachai-Studio-1

Welche Menschen haben dich auf deinem Weg beeinflusst?

Bis zu diesem Punkt stand ich im Großen und Ganzen unter dem Einfluss allgemeiner Richtungen der Elektronischen Musik wie Standard 90er/2000er Warp, Ninja Tune, Planet Mu, Rephlex, Digital Hardcore, Schematic oder Kranky. Als ich mit dem Modular Synthesizer anfing, änderte sich dies schlagartig. Ich konzentrierte mich auf die wenigen Künstler der Modular-Szene die dabei waren mit ihren Systemen ihre eigene Stimme und Sprache zu finden. Die unterschiedlichen Weisen auf welche Kollegen, zu denen ich mittlerweile täglichen Kontakt pflege, ihre Systeme nutzen macht mich auch heute noch regelmäßig sprachlos.

Surachai-(Photo-by-by-Kraw)

Woraus ziehst du Inspiration für deine Arbeit?

Tatsächlich zu großen Teilen aus dem Equipment das ich nutze! Dazu kommt meine natürliche auditive Ästhetik die immer wieder dazu führt, dass meine Arbeit deutlich in Richtung Distortion, Kompression und Feedback tendiert. Diese Tendenz würde ich genauer betrachtet mittlerweile sogar als Gear-unabhängig bezeichnen.

Surachai-B_W

Was bedeutet es für dich deine Musik live zu performen?

In erster Linie bin ich eigentlich Musikfan! Auf diese Weise möchte ich auch selber meine Live-Shows erleben: als Fan! Auch wenn Musikalität und Talent bei Live-Künstlern absolut zu begrüßen sind, bin ich nicht der Typ dem bei einem Gitarrensolo oder einem speziellen Modular Patch einer abgeht.

Ich bin doch auf einem Konzert um mich unterhalten und inspirieren zu lassen. Meine Live-Shows lassen sich dementsprechend wohl auch eher mit einer stilvollen Filmpräsentation vergleichen, wie man sie manchmal bei Installationen in einem Museum findet. Dabei herrscht idealerweise ein Gleichgewicht zwischen auraler und visueller Dimension – beides benötigt Zeit und vor allem den richtigen Raum für die bestmögliche Präsentation.

Surahcai-Work-Studio-2

Hast du echte Lieblingsteile in deinem Equipment ohne die du nicht leben könntest?

Zur Hölle ja! Da gibt es einige die mir richtig viel bedeuten. Dazu kommt, dass es meist auch Geräte sind die von vielen unterschätzt werden, weil sie entweder zu alt sind oder einfach nicht mehr in Mode. Ein Beispiel wäre der L-1 Microcompressor der bei mir direkt in ein Thermionic Culture Vulture Super 15 läuft und zu meiner aktuellen Produktion Instinct and Memory den zentralen Signalpfad zusteuert.

Man merkt mit diesem Setup auf der einen Seite schnell, dass es damit nicht besonders schwer ist Signale massiv und schmutzig klingen zu lassen, auf der anderen Seite erreicht man bei Bedarf aber auch einen kristallklaren Sound. Ich könnte dir jetzt noch dutzende solcher erprobten Spezial-Setups aufzählen aber ich glaube damit sprenge ich am Ende noch deinen Artikel.

Vor Kurzem hast du mit BL_K NOISE in Kooeration mit Moe Espinosa dein eigenes Label gegründet. Was können wir für die Zukunft erwarten?

2016 werden Moe und Ich an einem neuen Album unter dem Arbeitstitel Sentence arbeiten. Unter dem Alias Hypoxia wird Moe außerdem noch ein weiteres interessantes Album veröffentlichen. Darüber hinaus sind mehrere Live-Shows geplant, deren Termine zur Zeit noch nicht final feststehen.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.