Herb und sein Einfluss auf Moog

Herbert Deutsch im Alter von 90 Jahren verstorben

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herb deutsch moog prototyp
Herb Deutsch an einem Moog-Prototypen

Es gibt Menschen, deren Namen weitgehend unbekannt bleiben, obwohl die Ergebnisse ihrer Arbeit weitreichenden Einfluss hatte … und hat. Herb Deutsch, der am 9. Dezember 2022 verstarb, war solch ein Mensch, denn den meisten Synthesizern-Spielern blieb sein Wirken und seine Zusammenarbeit mit Bob Moog unbekannt.

Herbert A. (Herb) Deutsch war Komponist und Musiker, der in den Sparten Jazz, Fusion, elektronischer und experimenteller Musik tätig war. Später wurde er sogar Professor für Musik an der Hofstra University. Daneben arbeitete er auch mit Bob Moog zusammen, als dieser gerade bei der Entwicklung der ersten (Modular)-Synthesizer war.

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Herb Deutsch interessierte sich Anfang der 60er Jahre für das Theremin und erwarb einen Bausatz von Bob Moog. Als die beiden sich bald darauf persönlich begegneten, merkte man schnell, dass man auf der selben Wellenlänge schwang und es entwickelte sich in der Folgezeit ein reger Austausch über Theorien und die Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung. Dabei wurden unter anderem Konzepte für die Aufgabenteilung von Modulen (VCO, VCF, VCA usw.) entwickelt sowie das für und wider eines Keyboards erörtert.

1964 kam Herb Deutsch die Werkstatt von Bob Moog, wo dieser gerade erste Versuche mit einem Keyboard und einem Oszillator unternahm. Hierbei fiel Deutsch auf, das dem Klang Dynamik und die Möglichkeit zur Artikulation fehlte. Er erklärt Moog anhand des Beispiels einer Trompete, wie wichtig die Attack-Phase für den Ausdruck sei. Nachdem Moog einen kurzen Moment darüber nachdachte, hatte er eine Idee, schickte Deutsch los um eine Türklingel zu kaufen, mit deren Technik ein innerhalb einer halben Stunde eine Schaltung mit steuerbaren Attack und Decay improvisierte.

Das war nur das bekannteste Beispiel, wie Herb Deutsch Einfluss auf die Entwicklungen bei Moog nahm. Der Input des Musikers war enorm wertvoll für die spätere Konzeption und Gestaltung der Instrumente. Außerdem gab er mit den Synthesizern Konzerte, womit er deren Tauglichkeit für einen musikalischen Kontext als auch für die Bühne öffentlich demonstrierte. Eines der wichtigsten Konzerte war der Auftritt im New Yorker MOMA im Jahr 1969. Die dabei eingesetzten Synthesizer wurde erst wenige Tage vorher fertiggestellt.

Herb Deutsch wandte sich in den folgenden Jahren seiner Musikerkarriere wie auch seiner akademischen Laufbahn zu. Doch der Kontakt zu Bob Moog bleib natürlich erhalten und auch nach dessen Tod im Jahr 2005 arbeitete er gelegentlich mit Moog Music zusammen.

Es ist schwer zu sagen, wie die Entwicklung der Moog-Synthesizer ohne die Ideen von Herb Deutsch verlaufen wären. Mehr noch, da viele nachfolgende Synthesizer-Entwickler direkten Bezug auf den Minimoog und die Modularsysteme nahmen, kann man seinen Einfluss nicht hoch genug bewerten. Das nächste Mal, wenn ihr an einer Hüllkurve dreht, wäre es nett, wenn ihr für einen Moment an Herb denkt.

Auf seiner Website, die ihr unter diesem Link erreicht, findet ihr weitere Informationen, Videos und einige Musikstücke von Herb Deutsch.

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