Must Have Soul Classics

20 Soul Klassiker, die man gehört haben muss

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Wer sich mit dem Sound der 60’s auseinandersetzen will, sollte diese Soul Klassiker gehört haben!

Besonders interessant sind die Adaptionen der aktuellen Alben von z. B. Amy Winehouse oder Mayer Hawthorne, die den Sound von damals mit heutigen Produktionsmethoden realisiert haben oder wie Jamie Lidell völlig neue Klangwelten mit Soul verbinden.

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Das Erbe des Soul

Das starke Erbe des Soul begründet sich vor allem durch Kontinuität: Musikalisch liegt hier die Basis eines wesentlichen Anteils der heutigen Pop- und Rockmusik. Diese Kontinuität ist auch personell nachzuvollziehen – eine Unzahl von Studiomusikern, Cracks und Legenden ihres Faches, die von den 70er- und 80er-Jahren an das Recording-Business geprägt haben und es teilweise heute noch tun, haben ihre musikalischen Wurzeln in den späten 60er-Jahren. So wurde Soul zu einer klaren Formensprache, die man als Musiker beherrschen musste und die man auch heute einordnen können sollte, um stilkonform zu arbeiten und/oder daraus etwas Neues zu entwickeln.

Und ganz oft ist Soul drin, selbst wenn es nicht draufsteht: Wer käme beispielsweise auf den Gedanken, Daft Punks Mega-Hit Get Lucky unter „Soul“ zu filen? Oder wenigstens unter Disco und Funk, die zweite Säule des Songs und beides Töchter des Soul? Ein weltweiter Nr.1-Hit braucht offenbar kein Genre Prädikat – auch wenn Pharrells Falsett purer Soul ist.

Die eigentliche Sensation des Songs ist aber das herrlich nervöse Gitarrenriff: Neil Rodgers, Gründer der Funkband Chic (Le Freak – vgl. JAM Playalong 216) und Produzent von so ziemlich jedem Megastar der 80er- und 90er-Jahre, bringt mit dieser Linie Erinnerungen an sein We Are Family hoch, mit dem er Sister Sledge 1979 zum Welthit verhalf (s. JAM Playalong 314 in diesem Heft). Der Rest der Studiocrew ist übrigens auch kein Zufall: Nathan East am Bass durfte z. B. selbst auch schon für den Philly-Souler Barry White ran.

Die Ursprünge des Soul

Die wichtigsten Quellen des Soul liegen im R&B und Gospel. Anfang der 60er-Jahre bildeten sich zwei musikalische Epizentren: Detroit und Memphis. Die hier ansässigen Plattenfirmen mit ihren angeschlossenen Studios Motown und Stax gelten als die wichtigsten Kristallisationspunkte des Stils. Ein wesentliches Merkmal beider Soulschmieden war, dass sie überwiegend mit festen Sessionbands und mit einem kleinen Stab an Produzenten und Komponisten arbeiteten, und diese sollte man auf jeden Fall kennen.

Das Tamla/Motown Label

Motown wurde als R&B-Label von Berry Gordy in Detroit gegründet, wobei der Name von Motor-Town abgeleitet wurde, eine Reminiszenz an die durch die Autoindustrie geprägte Metropole. Anfang der 60er-Jahre schwenkte Gordy auf Soul um, und sein Label wurde ein wichtiger Impulsgeber für die Weiterentwicklung des Soul bis hin zum Psychedelic Soul oder New Jack Swing. Berry Gordy beließ es nicht bei einem Label Motown, bei dem Stars wie Diana Ross & The Supremes, The Four Tops und The Jack – son 5 unter Vertrag standen, mit Tamla (Stevie Wonder, Marvin Gaye, The Marvelettes, The Miracles), Gordy (The Temptations, The Contours, Martha And The Vandellas) und weiteren Labels war Berry Gordy der Hecht im Karpfenteich.

Von 1961 bis 1971 hatte Motown 110 Top-10-Hits, wie z. B. Stop! In The Name Of Love (The Supremes), The Tears Of A Clown (Smokey Robinson And The Miracles) und I Was Made To Love Her (Stevie Wonder). Die wichtigsten Motown-Komponisten und -Produzenten waren Smokey Robinson, A&R Chef William „Mickey“ Stevenson (z. B. CoAutor von Dancing In The Street) und das berühmte Kreativ-Trio Brian Holland, Lamont Dozier und Eddie Holland (Stop In The Name Of Love, Reach Out I’ll Be There). Last but not least war Norman Whitfield (I Heard It Through The Grapewine) hauptverantwortlich für den „Psycho Sound“ Anfang der 70er, der uns z. B. den Klassiker Papa Was A Rolling Stone der Temptations beschert hat.

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Dozier hatte übrigens 1980 als Co-Autor von Phil Collins einen weiteren Megaseller: Two Hearts als Soundtrack zum Film Buster – er arbeitete später auch mit Simply Red zusammen. 1972 wurde die Motown-Hausband The Funk Brothers von der Nachricht überrascht, dass Berry Gordy Jr. mit seinem Label von Detroit nach Los Angelos umgezogen sei – einige erfuhren es lediglich durch eine Notiz an der Studiotür. Da bereits ab Mitte der 60er-Jahre ein kleiner Teil der Aufnahmen in Los Angelos abgewickelt wurde, u. a. für die Jackson 5, stand hier der illustre Kreis der sogenannten „Wreckling Crew“ bereit, zu denen Earl Palmer (Dr), Carol Kaye (Bass), Tommy Tedesco (Git) und Larry Knechtel (Keys) gehörten – aber auch die beiden Crusaders-Musiker Joe Sample (Piano) und Wilton Felder (Bass) gehörten zur Studioclique.

Memphis Soul und Stax Record

Die Musik des Labels Stax Records, auch als „Memphis Soul“ bezeichnet, wird zur Strömung des Southern Soul gezählt, der – wer hätte das gedacht – auf den Süden der USA verweist. Southern Soul speist sich aus den Quellen des Blues, des Country, des frühen Rock’n Roll und vor allem aus dem Gospel der schwarzen Kirchengemeinden. Wichtige Vertreter dieser Richtung sind z. B. Ray Charles und James Brown, die aus Georgia stammen, während New Orleans die Basis von Allen Toussaint oder Rufus Thomas ist. Manchmal wird auch der Begriff „Deep Soul“ für diese Richtung eingesetzt, er bezieht sich allerdings etwas mehr auf die noch stärker Gospel-orientierte Seite des Southern Soul. Als weitere Labels des Southern Souls sind zu nennen: Goldwax Records von O.V. Wright und James Carr, Hi Records mit dem Sänger Al Green und Jewel Records in Shreveport/LA mit den Sub-Labels Paula und Ronn.

Übrigens: Shreveport wird oft als „Southern Soul Capital“ bezeichnet, im Schmelztiegel der Region ArkLaTex wird auch heute noch viel Blues, R&B und Soul produziert mit Musikern, die in Europa kaum bekannt sind, wie Vick Allen, Floyd Taylor, TK Soul oder O.B. Buchanan – da lohnt sich das Googeln auf jeden Fall. Im Memphis Soul war das Tempo ein wenig erdiger und langsamer, und die Sounds röhrten etwas rauer als bei den Motown-Kollegen.

Dieser einfach gehaltene, ursprüngliche Sound wurde durch einen Orgel-ähnlichen Einsatz der Bläsersektionen geprägt. Als „Hauskomponisten“ fungierten Isaac Hayes und Dave Porter: Fast alle Sam&Dave-Titel stammten aus ihrer Feder. Auch der Sänger Eddie Floyd (Knock On Wood) war ein erfolgreicher Autor. Die ersten Sessionmusiker und Komponisten der Stax-Studios kamen aus der Nachbarschaft, u. a. der legendäre Soul-Organist Booker T. Jones. Als erste Studioband prägten die „Mar-Keys“ mit Steve Cropper an der Gitarre und Donald „Duck“ Dunn am Bass den Studiosound.

Mit dem Instrumentaltitel Last Night landeten sie 1960 sogar einen Top-10-Hit. Interessanterweise waren es fünf weiße Musiker, die anfänglich den Sound der schwarzen Lead-Vokalisten Sam&Dave, OtisRedding, Eddie Floyd und Wilson Pickett prägten. Offiziell bestand die Gruppe von 1958 bis 1971, aber bereits 1962 verließen Steve Cropper und Donald Dunn die Band und bildeten mit Booker T. Jones und Al Jackson, Jr. (Drums) die dann maßgebliche Studiocrew Booker T.& The MG’s.

50 Jahre nach den Stax-Produktionen gewann Booker T. 2010 den Grammy für das beste Pop-Instrumental-Album. Auch Isaac Hayes am Piano gehörte zum Umfeld der Band, er hatte später Erfolg als Komponist des Titelsongs Shaft (JAM Play – along 157) zum gleichnamigen Film. 2001 spielte er Fender Rhodes bei Alicia Keys’ Album Songs In A Minor und arrangierte die Streicher- und Flöten-Passagen. Für die Bläsersätze waren die nicht minder legendären Memphis Horns verantwortlich, die später u. a. mit Peter Gabriel, Sting und U2 auf Tour und im Studio waren.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es ist schon ein bisschen enttäuschend, dass in einem Artikel über das Genre Soul kein einziger der Funk Brothers namentlich genannt wird.

    Ein Hinweis auf Motown’s Bass-Legende James Jamerson sollte in diesem Zuammenhang eigentlich nie fehlen. Und speziell für Keyboarder lohnt sich es sich, einen Blick auf das musikalische Schaffen von Joe Hunter, Earl van Dyke und Johnny Griffith zu werfen.

    Sehr sehens- und hörenswert sind auch die großartigen Musik-Dokumentationen “Standing in the Shadows of Motown” sowie “The Wrecking Crew”.

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