Mal laut, mal leise

Yamaha Silent Pianos – Hybrid-Pianos

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Kopfhörer aufsetzen und sein akustisches Instrument jederzeit spielen, wann immer man will: Diese simple Idee stand bisher im Mittelpunkt der Silent Pianos von Yamaha. Jetzt haben die Japaner die unter der Haube werkelnde Digitaltechnik deutlich überarbeitet und um neue Funktionen ergänzt.

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Silent-Pianos
Yamahas Silent Pianos folgen der seit den 90er-Jahren realisierten Idee der Hybrid- Pianos: Es sind vollwertige akustische Instrumente mit einer zusätzlichen digitalen Klangerzeugung, auf die per Hebel oder Pedal umgeschaltet werden kann: Dann werden die Hammerköpfe vorm Auftreffen auf den Klavierseiten gestoppt und stattdessen optische Sensoren aktiv, die die Tasten- und Hammerbewegungen an die samplebasierte Klangerzeugung weiterleiten.

Was die Silent Pianos nicht bieten sind eingebaute Soundsysteme für den Digitalpiano-Klang. Es gibt jedoch Stereoausgänge zum Anschluss an externe Verstärkeranlagen.

Beim Digitalteil unterscheidet Yamaha die einfachere SG2- und die neue, aufwendigere SH-Variante. Diese Silent-Systeme sind jedoch nicht separat, zwecks Einbau in ein vorhandenes Instrument, erhältlich. Stattdessen bietet Yamaha zahlreiche der hauseigenen akustischen Klaviere und Flügel wahlweise als Silent-Modelle an. Die Silent-Variante SG2 verbaut Yamaha ausschließlich in den Einsteiger-Klavieren der B-Serie sowie im Einsteiger-Flügel GB1. In allen anderen Klavieren und Flügeln kommt das SH-System zum Einsatz (Modelle aus den G-, CX- und Premium- S-Serien, weitere auf Anfrage). Der Aufpreis zum Silent Piano differiert recht stark: So beträgt er beim Einsteiger-Klavier B1 mit SG2- System 1.620 Euro (akustisch: 3.680 Euro, silent: 5.300 Euro), beim preiswertesten SH- Modell, dem Klavier P116 nunmehr 2.060 Euro (akustisch: 6.340 Euro, silent: 8.400 Euro). Wir betrachten beide Silent-Systeme unter der Voraussetzung, dass beim potenziellen Spieler bereits die Entscheidung für ein Klavier oder einen Flügel von Yamaha gefallen ist – eine Kaufberatung in Sachen akustischer Pianos würde den Rahmen unseres Tests bei Weitem sprengen.


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Silent SG2
Die kleine SG2-Box links unterhalb der Klaviatur beschränkt sich auf das Wesentlichste für den Einstieg in die Digitalpiano- Welt. Yamaha bedient sich für den digitalen Flügelsound des AWM-Stereo-Samplings, das heute noch in manchen Einsteiger-Homepianos des Herstellers eingesetzt wird. Die nackten Daten des SG2-Chips – 30 MB ROM, 10 Klänge, 64 Stimmen – lösen bei Digi-Piano- Kennern natürlich keine Begeisterungsstürme aus.
Dennoch, der SG2-Silent-Sound – ein sauberes, ausgewogenes Multisample von einem Yamaha CFIIIS-Flügel – besitzt bewährte Yamaha-Homepiano-Qualität. Ein perfekt mikrofonierter Flügel erklingt hier über Kopfhörer, der sich auch über die echte Klaviermechanik ziemlich ausdrucksstark spielen lässt. An eine kleine Brillanz-Regelung ist ebenfalls gedacht worden. Die weitere Soundausstattung umfasst zwei E-Pianos (DX7 und Fender Rhodes), Cembalo, Vibrafon, Celesta, je eine Kirchen- und Jazz-Orgel und natürlich Streicher und Chor. Die Klangqualität ist durchweg okay, allerdings ist der Flügel der technisch weitaus gelungenste Sound.

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(Über-) Flügel-Sound

Spitzenklasse ist der digitale Flügelsound, für den ein Yamaha CFX-Konzertflügel – den es auf Anfrage übrigens selbst als Silent Piano gibt – gesampelt wurde. Es handelt sich um einen vollmundigen und sehr dynamisch spielbaren, makel- losen digitalen Flügelklang, wie man ihn qualitativ von Yamahas Top-Homepianos her gewohnt ist. Selbst im Ausklang wirkt er für mein Empfinden außergewöhnlich realistisch. Saiten- und Dämpferresonanzen sowie Dämpfergeräusche bereichern ihn überzeugend. Dass dieser Klang exklusiv für das Silent-System erstellt wurde hat seinen Grund in der besonderen Bedeutung, die dem Kopf- hörerklang bei diesem Instrumentenkonzept zukommt:

Der CFX wurde binaural gesampelt, was in diesem Fall bedeutet: unter Verwendung eines Kunstkopfs, mit zwei Mikrofonen zusätzlich zur weiteren Flügel-Mikrofonierung. Das klangliche Ergebnis dieser Kunstkopfstereofonie kann anschließend vor allem bei Verwendung eines Kopfhörers perfekt erlebt werden. Im Fall des SH-Systems wird der Spieler denn auch mit einem sehr räumlichen, lebendigen Klangbild unter den Höhrermuscheln belohnt. Man erahnt beim Spielen mit geschlossenen Augen in der Tat ein bisschen die Abmessungen des 2,75 Meter langen CFX – ein tolles virtuelles Erlebnis!
Die Polyfonie wurde auf hohe 256 Stimmen aufgebohrt, was dem Klangbild im Spiel mit expressivem Haltepedal-Einsatz auch hörbar zugute kommt. Der SH-Sample-ROM- Speicher ist 256 MB groß, was sich gegenüber Gigabyte-großen Softwareflügeln immer noch bescheiden ausnimmt; einen qualitativen Vergleichsansatz bieten die nackten Zahlen jedoch nicht, denn Yamaha betreibt einen sehr hohen Aufwand in Sachen Sample- Nachbearbeitung, -Optimierung und auch bei der Komprimierung des Rohmaterials.

Besser ausgestattet

19 Sound-Presets umfasst die SH-Klangerzeugung. Zur weiteren Auswahl zusätzlich zu den Klängen aus dem SG2-System gehören beim SH auch ein Wurlitzer E-Piano, ein weiteres Cembalo (oktaviert) sowie drei neue Kirchenorgel-Varianten und ein Synth-Pad. Es gibt jedoch auch eine Einschränkung: Die Sounds lassen sich nicht mehr frei layern. Wenigstens gibt es die wichtigsten „Dual- Sounds“ als feste Presets: Der Flügelklang jeweils kombiniert mit Strings, Synth-Pad und Rhodes-E-Piano findet sich in den VOICE- Speichern 17 bis 19. Die Klangqualität der Zusatzsounds ist gut, jedoch nicht überragend. Die Akustikflügel-Voice ist klar der wertigste und aufwendigste Klang im Sample- ROM. Neu sind auch vier ACOUSTIC-PROCES- SING-Parameter: Dahinter verbergen sich einstellbare Saiten- und Dämpferresonanzen sowie die Key-off-Sample-Lautstärke und das Nachklingen der Sustain-Samples. Sieben Preset-Tuningskalen und eine User-Skala wurden dem SH-System ebenso spendiert wie ein kleines MIDI-Menü mit den wichtigsten Parametern, außerdem fünf Dynamikkurven.
Hardwareseitig sind bei den Flügeln Standard-Klinkenausgänge und auch separate optische Sensoren an den Hämmern hinzugekommen: Zusätzlich zu den Tastensensoren liefern sie weitere Daten über die Bewegung der Mechanik, damit selbige noch präziser als bei den Klavier-Modellen erfasst werden kann – und damit die digitale Klangerzeugung im Silent-Modus entsprechend sensibler und dynamischer reagiert.

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iPad-Apps

Des Weiteren hat Yamaha für die Zielgruppe der Freizeit-Pianisten zwei nette Apps für das iPad im Angebot: Über das Yamaha i-MX1- Interface oder ähnliches Equipment an die MIDI-Buchsen eines Silent-Systems angedockt, können sich Spieler mit dem Apple-Tablet und der Software „Piano Diary“ Übungspläne gestalten und via Aufnahmen Fortschritte festhalten und vergleichen.
Die interessantere App aber ist „NoteStar“: Klaviernoten werden hier im „Screen Flow“ auf dem iPad angezeigt, sodass ein Umblättern während des Spielens entfällt. Zugleich erklingt auf Wunsch ein dazu gehörendes Audio- und/oder MIDI-Arrangement, dessen Mix der Pianist für Playalong-Zwecke anpassen darf. Entsprechende Songs sind allerdings kostenpflichtig.

Der Aufpreis vom rein akustischen zum Yamaha-Silent-Modell liegt zwar – je nach Instrumentenklasse – mindestens auf dem Niveau dessen, was für ein Mittelklasse-Digitalpiano zu berappen ist; Aufwand und Sorgfalt, mit dem der Hersteller seine akustischen in Hybrid-Pianos verwandelt, können sich allerdings sehen lassen. Erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich vom akustischen in den digitalen Modus wechseln lässt. Das Ganze überzeugt vor allem deshalb, weil alles so erfreulich unspektakulär funktioniert. In beiden Systemen gibt es nur einen einzigen digitalen Flügelklang, der jeweils einem natürlichen, vergleichsweise unaufdringlichen Klangbild verpflichtet ist. Die typische Grundcharakteristik der Yamaha-Flügel und ihre Klangästhetik kommen dabei sowohl im SG2- wie auch im SH-Sound schön zum Tragen.

Die Veränderungen des Spielgefühls halten sich in wirklich engen Grenzen, sodass man den Wechsel mitunter gar nicht bewusst wahrnimmt. An einem Instrument mit SH-System wird in Sachen Ausdrucksmöglichkeiten und Dynamik dann im Bereich dessen, was mit einer digitalen Klangerzeugung möglich ist, ein Spitzenniveau erreicht.
Leben müssen Spieler eines Silent Pianos mit SG2-Sytem damit, dass Letzteres gemessen an aktuellen Digitalpianos ausstattungsmäßig nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Dies betrifft hauptsächlich die recht geringe Polyfonie und das fehlende Metronom. Wer häufig Sounds wie E-Pianos und Streicher nutzen will, dürfte sich zudem an der umständlichen Bedienung stören. Mit diesen Einschränkungen hat Yamaha beim brandneuen SH-System freilich aufgeräumt. Vor allem aber gibt es hier einen digitalen Flügelklang erster Güte, der es beispielsweise auch mit denen der hauseigenen, rein digital tönenden Avant-Grand-Modelle locker aufnehmen kann und somit in der 1. Liga ganz oben mitspielt. „Ruhe, bitte!“ muss also nicht unbedingt negativ gemeint sein, wenn es einem Silent-Piano-Spieler zugerufen wird.
Im Lieferumfang aller Silent-Instrumente ist ein Kopfhörer enthalten. Neu bei Yamaha ist das Modell HPH-200, das zunächst mit SH-Silent-Pianos, laut Auskunft von Yamaha demnächst aber auch mit SG2- Modellen ausgeliefert werden soll.


SHSG2:
+ überzeugendes Piano-Multisample
+ sorgfältige Integration mit Tasten- und Pedal-Sensoren
+ Layer-Sounds
+ MIDI-Recorder/Player
– kein Metronom
– nur 64 Stimmen

SH:
+ Piano-Multisample erster Güte
+ sorgfältige Integration mit Tasten-, Hammer- und Pedal-Sensoren
+ MIDI- und Audio-Player/Recorder
+ hohe Polyfonie
– kein freies Layern möglich

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