Yamaha MX-Serie: Musikstudio to go!

Yamaha MX-Serie im Test – Transportabler Allround-Synthesizer mit USB-Audiointerfac

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Yamaha MX49 Synthesizer_06

Man könnte die Yamaha MX-Serie als Mini-Motif bezeichnen, die zwar ohne eigenen Sequenzer, dafür aber inklusive Steinberg Cubase Ai samt perfekter Integration daherkommt.

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Das Angebot an Einsteiger-Synthesizern ist momentan dünn gestreut. Es gibt zwar ein breit gefächertes Angebot in der 1.000-Euro-Workstation-Mittelklasse, doch der ambitionierte Musiker, sei es ein Gitarrist, ein Schlagzeuger oder ein Sänger, der gerne seine eigenen Playbacks ohne zu großen Kostenaufwand produzieren möchte, steckt sein Geld natürlich lieber in sein Hauptinstrument als in einen teuren und für seine Bedürfnisse viel zu üppig ausgestatteten Synthesizer. Genau in dieser Sparte siedelt sich das Konzept des MX49/61 an. Er soll dem Musiker ein solides Fundament an brauchbaren Sounds zur Verfügung stellen, ohne dabei komplett auf einen Rechner angewiesen zu sein.

Echte Musiker bevorzugen auch oft auch ein echtes Instrument, um kreativ sein zu können. Natürlich kommt dann irgendwann auch der Punkt, wo das Ganze aufgenommen und als Arrangement strukturiert werden muss. Diesen Zweck erfüllt das bereits im Lieferumfang enthaltene Cubase Ai, welches perfekt auf den MX49 abgestimmt ist und dadurch problemlos von den Drehknöpfen und Tastern des MX ferngesteuert werden kann. Dass dieser dann auch noch als USB-Audiointerface genutzt werden kann, setzt dem gesamten Konzept ein weiteres Sahnehäubchen obendrauf. Das i-Tüpfelchen ist aber, dass die Klänge des MX ohne analoge Audioverkabelung direkt in den Rechner übertragen werden können. Derartige Leistungsmerkmale findet man sogar selten in der 1.000-Euro-Liga. Wie der MX49 klingt und ob sich er sich wirklich so einfach bedienen lässt, soll uns der folgende Test zeigen.

AWM Klangerzeugung

Die Klangerzeugung des MX basiert auf einer Auswahl von ca. 166 MB Wellenformen, die aus dem Motif XS stammen. Die Polyfonie beträgt 128 Stimmen. Über 1.000 verschiedene Klänge stehen zur Verfügung, und sie sind für eine optimale Übersicht in folgende Kategorien sortiert: Piano, Keyboard, Organ, Guitar, Bass, Strings, Brass, Sax/Woodwinds, Syn Lead, Pad/ Choirs, Syn Comp, Percussion, Drum, Sound FX und Ethnic. Jede dieser Kategorien hat einen eigenen Taster, wodurch man nicht durch lästige Untermenüs blättern muss, sondern die gewünschte Sparte per Knopfdruck direkt erreicht – eine Stärke von Yamaha-Geräten und ein kleiner, aber wichtiger Punkt, der maßgeblich zur Haptik und Bedienbarkeit des Gerätes beiträgt.

Hat man eine jener Sparten gewählt hat, kann man entweder durch das große Jog-Wheel oder die darüber platzierten Decrease- und Increase-Taster die Klänge nacheinander durchschalten, bis man den gewünschten Sound gefunden hat. Und das geht in der Regel sehr schnell. Die 16 PARTS und deren Zuweisungen der Klänge sind in 127 PERFORMANCES unterteilt. Welche Performance momentan aktiv ist, lässt sich jederzeit über das rote Display ablesen.

Hardware der Yamaha MX-Serie

MX49 steht als Synonym für 49 Tasten. Der MX61 bietet, wer hätte es gedacht, eine Klaviatur mit 61 Tasten. Ansonsten ist die Ausstattung der beiden Instrumente identisch. Die Klaviatur bzw. deren Dynamikabstufung ist meines Erachtens nicht wirklich gelungen, denn der gewöhnungsbedürftige Druckpunkt erschwert das Spielen leiser Passagen ein wenig. Mit ein bisschen Velocity-Feintuning in Cubase Ai ist das aber in den Griff zu bekommen. Die Steuerung diverser Parameter wird über vier Drehregler realisiert, die vierfach belegt sind, insgesamt können 16 verschiedene Parameter gesteuert werden. Ein Drehregler steuert die Gesamtlautstärke des Gerätes. 47 Taster mit verschiedenen Funktionen bilden den Grundstock der Bedienelemente. Das blaue, hintergrundbeleuchtete LC-Display mit zwei Zeilen und 20 Zeichen pro Zeile ist für das Anzeigen der jeweiligen Parameter zuständig. Ergänzt wird es durch ein dreistelliges rotes Display, welches die aktuell ausgewählte Performance anzeigt.

Ein griffiges Pitchbend- sowie ein Modulationsrad liegen in alt-ehrwürdiger Yamaha-Tradition vor. Auf der Rückseite des Gerätes befinden sich der Kopfhörerausgang, der Summenausgang (L/R) sowie Anschlüsse für ein Sustain- und ein separates Schweller-Pedal. Besonders hervorzuheben ist hier der kleine Stereoklinken-Aux-Eingang, worüber iPod & Co durchgeschleift werden können – wie ich finde, ein weiteres schönes Feature in dieser Preisklasse. USB-to-Host- sowie USB-to-Device-Buchsen runden hier das Gesamtbild ab. MIDI-Files im Format 0 sowie Wave-Dateien können direkt von einem USB-Stick abgespielt werden. Das lässt einen dann doch schmunzeln, da sich das Einsatzgebiet dieses kleinen transportablen Burschen mit gerade mal 3,8 kg dadurch in unermessliche Weiten ausdehnt. Der MX61 stemmt gerade mal 4,8 kg auf die Waage und ist daher leicht zu transportieren. MIDI-In und -Out sind glücklicherweise auch mit an Bord, wodurch der MX auch in einen bereits vorhandenen Gerätepark integriert werden kann.

Effekte

Die Effektsektion unterteilt sich in einen Hall- und einen Chorus-Block, welche anteilig auf die 16 Parts angewendet werden können. Es gibt neun verschiedene Hall-Effekte mit 42 Presets und 17 Chorus-Typen mit 88 Presets. Vier Insert-Effekte können auf die Parts verteilt werden, wobei jeder Part nur einen Insert-Effekt nutzen kann. Es stehen 48 verschiedene Effekte zur Verfügung, die in 267 Presets organisiert sind. In den Insert-Effekten verbergen sich die sogenannten VCM-Effekte, die eine besonders gute Abbildung von Vintage-Effekten bieten, da sie deren Schaltkreise und deren Klang simulieren. Diese beinhalten Equalizer, Flanger, Phaser und WahWah-Effekte. Dank eines Master-EQs mit fünf Bändern kann das Summensignal schnell angepasst werden.

Yamaha MX49 Synthesizer_05
Die rund 1.000 Sounds basieren wie bei der MOX-Serie auf den Wellenformen des Motif XS. Die hellen Beschriftungen zeigen die Funktionen für die DAW-Steuerung an.

USB-Integration

Der MX avanciert zu einer kompletten Fernbedienung (Remote) für Cubase, wenn er per USB an den Rechner angeschlossen wird. Die Bedienung des Sequenzerprogramms wird einfacher und intuitiver, wenn man die Drehregler und Taster des MX nutzt. Dazu muss man lediglich den „DAW-Remote“-Taster betätigen. Es bedarf keiner Programmierung – die Parameter sind bereits zugeordnet und funktionieren dadurch direkt und ohne Stress. Die Parts können in Cubase Ai während des Komponierens entweder als MIDI- oder als Audiodaten (!) aufgenommen werden.

Ja, richtig gelesen: Der MX kann seine Klänge direkt digital über USB ausgeben. Normalerweise benötigt man dafür ein Audiointerface, aber da der MX dieses bereits eingebaut hat, lassen sich die Daten direkt übertragen – das bietet nicht mal der MOX-6. Natürlich ist es auch möglich, Audiodateien aus dem Rechner über den MX abzuspielen. Falls das Instrument offline, also ohne Computeranbindung, verwendet wird, können Wave- und MIDI-Dateien wie schon erwähnt auch direkt von einem USB-Stick ausgelesen werden. So kann man eine komplette Mixsession oder Submixes wie Background-Vocals oder Drums & Bass aus Cubase heraus exportieren und live on Stage vom USB-Stick als Playbacks einfliegen.

Praxis

Mit seiner Ausstattung lässt sich der MX-49 flexibel einsetzen. Dank cleverer DAW-Integration bietet er zum Einsteigerpreis eine gute Basis für ein kleines Recording-Setup, das sich schnell und einfach transportieren und in Kombination mit einem Audio-Laptop hervorragend auch als Live-Setup einsetzen lässt. Und wenn man den Rechner nicht mitschleppen will oder kann, nutzt man halt den USB-Abspieler oder schließt über den AUX-In einen MP3-Player an – sehr praktisch zum Üben, für die Bandprobe oder das Einfliegen von Playbacks. Das Arbeiten mit dem MX macht richtig Spaß: Er befindet sich direkt nach dem Einschalten im Multi-Mode, wodurch unabhängig von der Anzahl der genutzten Parts eine gleichbleibende Klangqualität gewährleistet wird.

Das Instrument lädt durch seine strukturierte und leicht zu verstehende Oberfläche sofort dazu ein, die verschiedenen Klänge zu erforschen. Man wählt die gewünschte Kategorie, und schon kann es losgehen. Wahl – weise können Klänge auch im Split- oder Layer-Modus gespielt werden. Die Layer-Funktion hat mir sehr viel Freude bereitet, da man in Windeseile neue Sounds kreieren kann. Es ist im MX nicht möglich, einen Klang von der Grundwellenform her aufzubauen. Die möglichen Parameter beschränken sich auf Filter und AMP sowie deren Hüllkurven, zusätzlich steht noch ein LFO zur Verfügung.

Daher stellt der Layer-Modus meines Erachtens eine gute Alternative zur Klanggestaltung dar, da die Synthese bzw. deren zu editierende Parameter reduziert wurden. Für meinen Geschmack packt das Filter nicht ganz so kraftvoll zu wie bei den großen Workstations von Yamaha. Insgesamt klingt Yamahas Einsteigerklasse aber prima. Hier gibt’s nichts zu meckern. Die bewährten Drumsets kennt man schon aus vorherigen Modellen wie dem RS 7000, Motif und Motif XS. Sie bieten ein gutes Gerüst für verschiedenste musikalische Stilrichtungen. Es gibt praktischerweise eine stilistisch ausgefeilte Auswahl von 208 verschiedenen BegleitRhythmen, die spontan zu kleinen Jamsessions inspirieren. Zusammen mit dem Arpeggiator kann man sehr schnell beindruckende Resultate erzielen – und darum geht es doch letzten Endes. Das Editieren am Gerät ist mit einem 2-ZeilenDisplay natürlich gewöhnungsbedürftig, aber schnell nachzuvollziehen.

Fazit

Es gab bis dato noch kein Gerät am Markt, das eine derart große Vielzahl an Features zu einem so geringen Preis geboten hat. Man bekommt hier also quasi eine Hardware zum Softwarepreis geboten. Bei Tastatur und Gehäuse wurde ein wenig gespart, dennoch stimmt unterm Strich die Qualität bei einem unschlagbaren Preisleistungsverhältnis. Wer seine eigenen Playbacks oder Klang – kollagen erstellen möchte, ohne dabei jeden Schritt mit dem Computer gehen zu müssen, der sollte sich MX49 und/oder MX61 unbedingt einmal anhören.

Plus/minus

+ große Auswahl an Sounds
+ tolle Kategorie Funktion
+ intuitive Layer- und Split-Funktionen
+ pfiffiger Arpeggiator
+ komplette Integration in Cubase Ai
+ Aux-In für externe Klangquellen
+ Abspielen von MIDI-Files und Wave-Dateien vom USB Stick
+ bidirektionales Audio-Streaming via USB

– Dynamikabstufung der Klaviatur

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Sounds können von den Grundwellen her aufgebaut werden mit dem Voice Editor von John Melas

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