Der Korg der die Synthwelt umkrempelte

Korg microKorg im Test- Analog-Modeling-Synthesizer (*2002)

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Microkorg_Beitragsbild

Wenn Sie bislang geglaubt haben, ein Instrument mit Miniaturtasten müsse eine Kaufhaus-Tischhupe oder – schlimmer noch – der „Schlüssel zum Charterfolg“ in Form eines Mega-Cyber-MIDI-Studios sein, dann kennen Sie Korgs neuen Bonsai-Synth microKORG noch nicht.

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Denn im microKORG steckt wesentlich mehr als man auf den ersten Blick vermuten mag, auch wenn eine 4-fache Polyphonie Hardcore-User nicht gerade in euphorische Stimmung versetzen dürfte. Aber der microKORG kann wesentlich mehr, er kann auch 16-Band-Vocoder sein, besitzt integrierte Effekte und kann externe Audio-Signale rhythmisch synchron verarbeiten. Bei genauerer Betrachtung der Synthesizer-Struktur findet man weitgehend Korg’s Retro-Synth MS2000 vor.

Natürlich gibt’s hier und da ein paar Abweichungen, so besitzt der microKORG keinen Step-Sequenzer, dafür aber einen Arpeggiator mit Step-Sequenzer-Qualitäten. Mitgeliefert wird ein aus Kunststoff gefertigtes Schwanenhals-(Elektret)Mikro, das sich in der Mitte der Rückseite aufpflanzen lässt. Ebenfalls ist ein spezieller Miniklinke-Anschluss (Condenser) dafür vorgesehen. Also den Schalter auf MIC legen, den Pegel ein- stellen und eines der vorbereiteten Vocoder-Presets anwählen, und schon können Sie Ihre Sounds zum Sprechen bringen oder Roboter-Stimmen erzeugen – all das viel einfacher als beim MS2000. Das Mikro neigt bei Plopp-Lauten manchmal zur Übersteuerung, reicht aber für typische Vocoder-Anwendung allemal aus.
Dank Miniaturtasten (anschlagdynamisch) bekommt man auf kleinstem Raum drei Oktaven plus zwei Handräder. Die Verarbeitung von Gehäuse und Bedienelementen ist gut, die Tasten lassen sich griffig spielen. Mit seiner geringen Größe ist der microKORG auch als Reiseutensil geeignet, mit sechs 1,5-Volt- Batterien verspricht der Hersteller 4 Stunden Betriebszeit.

Sounds spielen

Die 128 im RAM gespeicherten Presets sind nach Stilrichtungen geordnet. Einfach mit dem fetten Wahlschalter einen Bereich anwählen, eine Programm-Nummer selektieren, und schon geht’s los. Die Werkprogramme sind so installiert, dass man gleich auch einen Eindruck bekommt von den vielseitigen Modulations- und Echtzeit-Möglichkeiten, die sich im Zusammenhang mit den Handrädern und den fünf Potis ergeben können. Zwei Effekt-Sektionen – Delay und Modulationseffekte wie Phaser und Flanger – und ein 2-Band-EQ geben den Sounds den letzten Schliff.

Sounds editieren

Auch wenn nicht jeder Parameter mit einem eigenen Regler zu kontrollieren ist, lässt sich der microKORG übersichtlich editieren. Im normalen Spielbetrieb kann man den Klang mit Hilfe der fünf Potis ändern: Filter Cutoff, Resonance, EG/Attack, EG-Release und Tempo. Die wichtigsten Klangkorrekturen kann man also problemlos mal schnell durchführen. Wer tiefer einsteigen möchte, wählt mittels EDIT SELECT jeweils einen Parametersatz an, um mit Hilfe der fünf Potis Änderungen vorzunehmen. Damit es nicht zu Regelsprüngen kommt, greifen die Regler den jeweils aktuellen Parameterwert ab, bevor sie Wirkung zeigen.

Der Edit-Mode gewährt den Zugriff auf sämtliche Funktionen und Parameter des microKORG. Wer mehr Komfort beim Editieren wünscht, benutzt das Editor-Programm (Mac/PC) von Korg (zu finden auf der Korg- Homepage und auf der diesem Heft beiliegenden CD-ROM).

Synthesizer

Da wie gesagt die Klangerzeugung in diesem Bereich weitgehend identisch ist mit dem MS2000 (Test in KB 05/2000), möchte ich mich hier auf die wichtigsten Merkmale konzentrieren. Das auf Korg OASYS-Technologie basierende Analog-Modeling-System ist wie ein klassischer Analog-Synthesizer aufgebaut: 2 Oszillatoren, ein resonanzfähiges Multimode-Filter, ein Amplifier, jeweils Filter- und Amp-Envelopes (ADSR) sowie zwei LFOs.

Mit vier Stimmen ist die Polyphonie schon recht knapp, sodass man sich im LAYER-Mode schon Gedanken machen muss, wie man die Stimmen auf die beiden Klanganteile (TIMBRES) verteilt. Zur Wahl stehen z. B. 2+2; 3+1; 3(unisono)+1. Dass damit schon recht komplexe Sounds möglich sind, beweisen viele der Werk-Presets auf anschauliche Weise. Es gibt z. B. Pads mit einer zusätzlichen Arpeggio-Figur, oder per Arpeggiator realisierte Bassline plus Bassdrum/Snare-Beat. Der microKORG verhält sich im LAYER-Mode wie zwei identisch aufgebaute Synthesizer, wobei jedem TIMBRE sämtliche im Folgenden beschriebenen Parameter zur Verfügung stehen.

Oszillator 1 & 2

OSC 1 liefert zunächst die klassischen Wellenformen Sägezahn, Rechteck, Dreieck und Sinus. Jede Wellenform kann zudem moduliert werden, sodass sich jeweils ein Spektrum einer Wellenformart durchfahren lässt, was z. B. auch per LFO-Steuerung geschehen kann. Dreht man bei der Sinuswellenform an den CONTROL-Parametern, entstehen per Crossmodulation wiederum vielfältigste Spektren, die je nach Tonhöhe des OSC 2 und Modulationsstärke von glockenartig bis chaotischem Rauschen reichen.

Erzeugt der Oszillator 1 im VOX-Mode Vocalartige Sounds, darf man im DWGS-Mode zwischen 64 Wellenformen im PCM-Single- Cycle-Style wählen, darunter Orgeliges, Bässe, Vibes, E-Pianos und sogar Quartintervalle. Im Noise-Mode verwandelt sich OSC 1 in einen Rauschgenerator inklusive nachgeschaltetem Lowpass-Filter. Außerdem lassen sich über den Oszillator 1 externe Signale ein- schleifen, um sie mit den weiteren Sektionen zu bearbeiten. Dabei können zwei Signale integriert werden, deren Lautstärke-Balance justiert und moduliert werden kann. Dank synchronisierbaren LFOs kann man so z. B. auch rhythmisches Material überblenden. OSC 2 bietet lediglich Sägezahn, Rechteck und Dreieck ohne die Modulation der Wellenformen, jedoch wird hier noch Ringmodulation und Synchronisation mit dem ersten Oszillator geboten.

Die Oszillatorsignale können unabhängig gemixt werden, wobei nochmals ein Noise-Generator vorhanden ist. Wer sich wenigstens ein bisschen mit subtraktiver Synthese auseinandergesetzt hat, wird sich ungefähr ein Bild davon machen können, welch flexible Möglichkeiten allein in den Oszillatoren stecken. Dabei kann der microKORG kalt und schon richtig ätzend, dank Pulsweiten- oder Sägezahn-Modulation aber ebenso warm und fett klingen. „Schräge“, ereignisreiche und glockige Spektren gelingen mit Cross- und Ringmodulation, während Sie mittels Oszillator-Synchronisation das Skalpell ansetzen.

Filter

Das Filter arbeitet sauber und kann per Resonanz in die Selbstoszillation gefahren wer- den. Neben 12/24 dB Tiefpass bietet das Filter alternativ Bandpass und Hochpass an, jeweils mit 12-dB-Chrakteristik. Es lassen sich vielseitige Klangverläufe und Verhaltensweisen des Filters realisieren: Die Filter-Cutoff- Frequenz lässt sich per Controller, Velocity (s. u), Filter-Envelope, LFO und Key-Trackin modulieren, und die Envelope-Intensität ist ebenso wie das Keytracking bipolar einzustellen, sodass auch invertierte Wirkungsweisen zu erzielen sind – keine weiteren Fragen.

Amplifier

Die für das Filter genannten Modulations- quellen lassen sich selbstverständlich ebenso auf die Verstärkersektion anwenden, wobei der AMP-Sektion ein separater Envelope zur Verfügung steht. Besonderheit ist eine Distortion-Funktion. Leider bietet diese keine Regelmöglichkeiten, ist aber immer gerne als „Brachializer“ willkommen.

LFO 1&2

In Bewegung bringt man die Sounds mit Hilfe der beiden LFOs (Wellenformen: Säge- zahn, Rechteck, Dreieck, Sinus, S&H), die in Frequenz, Key Sync und Tempo Sync eingestellt werden können. Aufgrund der Tempo- Synchronisation erstellen Sie im Handumdrehen rhythmische Modulationen, sehr nett beispielsweise im Zusammenhang mit einem Arpeggiator-Layer oder per Audio-In eingespeisten Material.

Virtuelle Patches

Was beim legendären MS20 das Steckfeld, sind beim microKORG Virtual Patches, deren Aufgabe es ist, die feste „Verschaltung“ des microKORG zu ergänzen. So lässt sich beispielsweise die Tonhöhe der Oszillatoren auch per Envelope modulieren. Auch ließe sich etwa die Panorama-Position an die Ton- höhe oder eine LFO-Modulation knüpfen. Ja sogar die Modulation der Modulation ist möglich, z. B. durch die Steuerung der Geschwindigkeit des zweiten LFO durch LFO1. Vier solcher Modulationsverknüpfungen sind möglich, wobei als Modulationsquellen die Handräder, LFOs, Hüllkurven, Velocity und Keytracking zur Verfügung stehen, die sich auf eine feste Auswahl an Klangparametern anwenden lassen.

Vocoder

Der Vocoder des MS2000 wurde ebenfalls lückenlos übernommen. Einzige Vereinfachung ist die Kombination jeweils zweier benachbarter Frequenzbänder, es handelt sich also nach wie vor um einen 16-Band- Vocoder, der aber in acht „Kanälen“ regelbar ist. Mittels EDIT SELECT 2 können die Vocoder-Channels in 4er-Sets angewählt werden, um sie in Level und Panorama einzustellen. Im Vocoder-Betrieb dient der OSC1 weiter- hin als Klangerzeuger und liefert mit vollem Funktionsumfang ein max. vierstimmiges Trägersignal (externe Signale lassen sich aber auch verwenden).

Auch im Vocoder-Mode bieten sich vielseitige Modulationsmöglichkeiten, sehr interessante Effekte ergeben sich durch einen im Bereich von +/- 2 Oktaven einstellbaren Formantversatz (großer Roboter/kleiner Roboter) oder durch Regeln der Filter-Resonanz, was den Sounds einen extrem künstlichen Charakter verleiht.

Arpeggiator

Der Arpeggiator bietet sechs Möglichkeiten, Akkorde zu zerlegen, auch eine Trigger-Funktion ist an Bord, die einen auf der Tastatur gespielten Akkord repetiert. Mit LATCH, SWING, KEY SYNC, RESOLUTION (1/24 – 1/4), GATE TIME bekommt man hier alles, um wildeste Arpeggio-Eskapaden abzufeuern. Und mit dem Step-Arpeggiator legt der microKORG schon beinahe Step-Sequenzer- Qualitäten an den Tag. Arpeggien werden hier als 8-Step-„Sequenzen“ gehandelt, deren Schritte einzeln ein- und ausgeschaltet werden können. Mittels LAST STEP kann die Step-Anzahl sogar begrenzt werden, um etwa ungerade Sequenz-Motive zu realisieren – große Klasse!

Praxis

Sind Presets für manche Soundfreaks bereits ein rotes Tuch, dürfte bei wahren Puristen die einer Einordnung der Sounds in Stilbereiche wahrscheinlich für Zähneknirschen sorgen. Zum Glück darf man sich auf Grund mangelnder Edit-Möglichkeiten wahrlich nicht beklagen. Wer hingegen Presets benutzt, um z. B. schnell einen Sound einer bestimmten Sparte zur Hand zu haben, wird sich freuen, hier keine namenlosen Bänke durchsteppen zu müssen. Und – Hand aufs Herz – beschriftete Klebestreifen auf dem Bedienfeld zur Einführung eigener Sound-Kategorien haben auch einen gewissen Retro-Faktor ;-).

Für den Einsatz im MIDI-Setup fehlt dem microKORG nichts, sodass er auch als MIDI- Masterkeyboard mit integrierter Klangerzeugung eine gute Figur macht. Bedienfeld-Aktivitäten werden via MIDI übermittelt, die Parameter der Klangerzeugung sind per MIDI-Controller automatisierbar.

Viele Dinge wurden zugunsten einer einfachen Handhabung eingeschränkt, wie z. B. die Reduktion auf die gerade mal wichtigsten Effekt-Parameter, die Zusammenfassung der 16 Vocoderbänder auf 8 Kanäle sowie die Kontrolle der Parameter über zwei EDIT-SELECT-Schalter. Trotzdem bleibt der microKORG ein flexibler und leistungsfähiger Synthesizer, dessen Klangpotenzial die von den Presets vorgegeben Stilbereiche überragt. Von klassischen Lead-, Bass- und Pad-Sounds – und mit Einsatz der Modulationsmöglichkeiten – sogar bis zu sehr abgedrehtem Modular-Geblubber vermag der microKORG ein breites Klangspektrum abzudecken. Sehr gefallen hat auch der Arpeggiator, der irgend- wie aus allem Musik macht und dank Step-Funktion in Sachen Groove-Design einiges mehr drauf hat als ein konventioneller Arpeggiator.

Fazit

Mit seinen beleuchteten Tastern, Reglern im Minimoog-Design und dem schmucken Retro-Look ist der microKORG auch optisch eine kleine Sensation. Ansonsten besitzt der Korg-Bonsai sogar mehr als man von einem klassischen Analog-Synthesizer erwartet. Er dürfte vor allem diejenigen begeistern, die einen preiswerten, handlichen Synthesizer/Vocoder brauchen, nicht aber auf Flexibilität verzichten wollen. Dafür stehen die weitreichenden Möglichkeiten der Oszillatoren, gut klingende Filter und dank virtueller Patches Modulations-Möglichkeiten, die man bei dieser Handvoll Synthesizer wahrlich nicht vermutet hätte.

Dank der schlanken Maße und Gewicht passt der microKORG hervorragend ins Reisegepäck, DJ-Set oder Live-Elektronik-Set – neben Laptop und Drumcomputer. Mit dem mitgelieferten Mikrofon können Sie gleich losvocodern, und der Hersteller schenkt einen Editor dazu – und das alles zum Einsteigerpreis von 670 Euros. Da kann man nicht meckern.

Anmerkung: Der microKorg erfreut sich nach wie vor einer großen Fangemeinde und ist nach wie vor zum Straßenpreis von etwa 350 Euro erhältlich!

Hersteller / Vertrieb: Korg & More, Marburg
Internet: www.korg.de
Unverb. Preisempfehlung: ca. 350,-


Profil:

Konzept: Analog-Modeling-Synthesizer
Struktur Synthesizer: 2 Oszillatoren + Rauschgenerator: Sägezahn, Rechteck, Dreieck, Sinus, Vox, DWGS, Noise (plus Lowpass), 2 × Audio-In; PWM-Funktion, Ring-Modulation, Sync Multimode-Filter: Lowpass 12/24 dB, Bandpass 12 dB, Highpass 12 dB Filter-EG: ADSR; Amp-EG: ADSR, LFO 1 & 2 (synchronisierbar zu Arpeggiator und MIDI-Clock)
Vocoder: 8 Channels (jeweils zwei Frequ.-Bänder), regelbar in Level und Panorama, Formant-Shift, Resonanz, Hold
Effekte: FX1: Delay: Stereo-, Cross-, L/R-Delay FX2: Chorus/Flanger, Phaser, Ensemble
Arpeggiator: Up, Down, Alt1/2, Random, Trigger, Step-Arpeggiator
Anschlüsse: Audio-In 1: Condenser (Miniklinke) Dynamic 6,3 mm Klinke), Audio-In 2 Line (6,3 mm Klinke), Audio-Out (L/mono, R), Headphone, MIDI-In, -Out, -Thru; Netzteil 9V (mitgeliefert), Batteriefach (Unterseite, 6 × 1,5 Volt)
Besonderheiten: kostenloser Editor per Download
Maße / Gewicht: 52,4 × 7 × 23,2 cm / 2,2 kg
Lieferumfang: Schwanenhals-Mikrofon, Netzteil
Hersteller / Vertrieb: Korg & More, Marburg
Internet: www.korg.de
Unverb. Preisempfehlung: (ursprünglich) 640,– Euro


MicroKORG – Tutorials

Fette polyphone Sounds mit dem microKORG

Modulationen

Mit seinen vier Stimmen ist der microKORG bekanntlich kein Polyphonie-Wunder, also sind ökonomischere Methoden gefragt. Mit nur wenigen Kniffen produziert aber auch der microKORG schwebungsreiche und komplexe Sounds, ohne den Chorus-Effekt dafür zu bemühen.

Für eine einheitliche Ausgangssituation initialisieren Sie einen Sound. Sie betätigen [SHIFT] und dazu [PROGRAM 3]. Jetzt bitte noch mal mit [PROGRAM 3] die Funktion bestätigen – fertig.

  1. Schwebungen mit nur einem OSC!

Der alte Trick: Pulsweiten-Modulation. Dabei wird die Rechteck-Wellenform gedehnt und gestaucht, was einen schwebenden Sound erzeugt. Gebraucht wird die Modulation durch einen LFO, was Sie im Prinzip mittels CONTROL 2 im OSC1 regeln können, aber wir wollen uns hier bereits auf einen später notwendigen Trick vorbereiten und verknüpfen den LFO2 über ein PATCH. Wählen Sie mittels EDIT SELECT 2 [PATCH 1] an, und stellen Sie [SOURCE] auf LFO 2 und [DEST] auf Control-1. Stellen Sie unter [MOD INT] zunächst einen Wert zwischen 20 und 40 ein. Als passende Wellenform für den LFO 2 bietet sich die Dreieck-Schwingung [TRIANGLE] an.

Versuchen Sie nun, mit den Parametern MOD INT und LFO SPEED dem Klang die gewünschte Schwebung zu geben.

TIPP: Probieren Sie neben der Rechteck-Wave auch mal die Modulation der Sägezahn-Wellenform.

  1. Schwebung homogenisieren

Je nach Tonbereich wirkt sich die Pulsweitenmodulation unterschiedlich aus. Ist die Schwingung im Bass gerade richtig, darf es im oberen Bereich gern etwas mehr sein. Die Lösung: Modulation der LFO-Geschwindigkeit durch das KBD TRACKING!

Für diese Anwendung wird als Modulationsziel nur LFO 2 angeboten – daher der kleine Umweg, die Wellenform-Modulation von OSC1 über PATCH 1 zu erledigen (vgl. Punkt 1.). Routen Sie in PATCH 2 nun die [SOURCE: KBD TRACK] auf [DEST: LFO 2 FREQUENCY] und versuchen Sie mittels Justage der Modulationsstärke [MOD INT] und der Geschwindigkeit des LFO 2 eine Einstellung zu finden, die die Schwebung gleichmäßig über den Tonbereich verteilt.

  1. Mehr Schwebung mittels Pitch-Modulation

Ausgehend vom vorigen Beispiel geht nun der OSC 2 auf Sendung. Er bietet zwar keine PWM, kann aber das Sound-Gemisch weiter anfetten. Eine leichte Verstimmung [DETUNE] kann schon den gewünschten Effekt erzielen. Mittels Pitch-Modulation lässt sich der Schwebungseffekt zusätzlich variieren. Für diesen Zweck routen Sie über ein weiteres PATCH den LFO 1 auf OSC 2 TUNE.

Das Experimentieren mit MOD INT und LFOSPEED ist auch hier angesagt. Lassen Sie das Tuning des OSC2 nur leicht driften!

  1. Geben Sie den LFOs ein „Analog-Feel“

Bei dieser Art von Pulsweiten- und Pitch-Modulation sollten Sie beide LFOs von der KEY-ON-Synchronisation entkoppeln: [KEY SYNC auf OFF], denn das jeweilige Zurücksetzen der LFO-Schwingung bei KEY ON würde die Modulation immer wieder abrupt auslenken.


Mehr fette polyphone Sounds

Intervallschichtungen/Virtual PWM

Direkt im Anschluss an die letzte Tutorial-Folge finden Sie hier noch mal Tipps, wie Sie dem microKORG problemlos weitere polyphone Sounds und fette Pads entlocken.

Mit der vorigen Folge haben Sie bereits die Voraussetzung für dieses Tutorial geschaffen: schwebungsreiche Klänge mit Pulsweitenmodulation, zwei leicht detunten Oszillatoren und Pitch-Modulationen. Diese Sounds erweitern wir jetzt mit breiten 5th-Pads und „virtueller” PWM.

  1. Komplexität durch Intervall-Schichtung

Mit diesen Pads geben Sie Ihrem Mix das gewisse Etwas. Ausgehend vom Pulsweiten-Modulation-Sound stimmen Sie den OSC2 auf eine Quarte oder eine Quinte: [SEMITONE 5 bzw. 7]. Unzählige Atmo-Sounds oder abgespacte Lead-Sounds und Pads bedienen sich solcher Intervallschichtungen, die Online-Audio-Clips zeigen Ihnen einige Beispiele. Wenn Sie Oszillator 1 mit modulierendem Rechteck oder Sägezahn einsetzen, haben Sie eine obertonreiche Ausgangssituation gewählt. Da der zweite Oszillator keine Wave-Modulation bietet, empfiehlt sich daher die Sägezahn-Wellenform, um ein Klangspektrum zu bekommen, das sich nicht zu sehr vom OSC 1 abhebt. Vielleicht senken Sie die Lautstärke des OSC 2 im Mixer etwas ab, um das Intervall mehr in den Gesamtklang einzubetten.

  1. Zwei Sounds ohne Layer

Bleiben wir noch bei der Intervallschichtung. War im ersten Beispiel ein eher homogener zusammenklang der beiden Oszillatoren gefragt, geht es diesmal um genau das Gegenteil. Der zweite Oszillator soll lediglich das Intervall als „aufgesetzte Tonhöhe” erzeugen. Wie macht sich das bemerkbar? Richtig: bei Filtersweep-Sounds soll sich der zweite Oszillator unauffällig verhalten, sodass wir nun im Gegensatz zum OSC 1 für OSC 2 als obertonarme Wellenform „Dreieck” wählen. Auch hier spricht natürlich nichts gegen die Pitch-Modulation des OSC2. Im Audio-Clip hören Sie einen Pad-Sound, der auf Grund LFO-Modulation richtig schön „cheesy” klingt.

  1. virtuelle Pulsweitenmodulation mit OSC 2

Eigentlich geht das natürlich nicht, denn eine Wellenform-Modulation wie beim OSC 1 ist hier nicht vorgesehen. Kombinieren Sie aber Sync und Ring Modulation [OSC MOD auf r-S], entsteht eine sehr ähnlich klingende Modulation – je nach Setting kann das Ganze aber auch recht brüchige oder chaotische Formen annehmen. Am besten, Sie probieren es selbst einmal aus. Für die Schwebungen in OSC 2 ist die Wellenform-Modulation in OSC 1 verantwortlich, nur können Sie diese variieren, je nach dem, welche Wellenform und Tonhöhe Sie für OSC 2 einstellen. Um z.B. einen leicht modulierenden Pad-Sound zu erstellen, wählen Sie für OSC 2 die Dreieck-Wellenform und stimmen ihn sehr tief herunter [Semitone]. Auch die über ein PATCH zugeführte Pitch-Modulation sollten Sie etwas entschärfen.

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