Günstig und gut?

Thomann Digitalpianos DP-32 und DP-51 im Vergleichstest

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(Bild: Dieter Stork)

Ein komplettes Digitalpiano inkl. Standgehäuse und Dreifachpedal, das mit einem Preis von 444,-Euro sogar noch die Halbtausender-Grenze tunnelt – kann dabei etwas Gescheites herauskommen?

Das Musikhaus Thomann bietet zwei Hausmarken (Brands) an: Zum einen die Hemmingway-Instrumente und zum anderen die Thomann DP-Modelle. Die neusten Modelle sind das DP-32 und das knapp über 500 Euro liegende DP-51.

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Das DP-32 ist in zwei Gehäusefarben zu haben: traditionell Schwarz (B) und stylish Weiß (WH). Das Erscheinungsbild ist nüchtern und zweckmäßig, das Gehäuse entspricht dem in dieser Preisklasse üblichen Standard mit den Kunststoff-ummantelten Holzimitat-Gehäuseplatten. Wie oben erwähnt, sind drei Pedale sind im Gehäuse fest verbaut: Piano, Sostenuto und Forte.

Die Bedienoberfläche ist auf zwei kleine Bereiche aufgeteilt: Rechts der Tastatur befinden sich Ein-/Ausschaltknopf und der Volumenregler. Auf der linken Seite gibt es sieben Buttons für Metronom Ein/Aus, Play (Sequenzer), </> zur Parameter-Eingabe, einen Taster für die Auswahl eines der 60 internen Übungssongs sowie Taster zum Starten und Stoppen derselben. Sehr wichtig ist der Function-Button: Wird dieser gedrückt gehalten und danach eine Taste auf der Tastatur betätigt, kommt man an eine Vielzahl weiterer Funktionen. Da ist die Übersicht in der deutschen Bedienungsanleitung hilfreich, die es übrigens auch als Download auf der Produktseite der Homepage gibt.

Die Bedienoberfläche des DP-32 ist zweigeteilt und liegt links und ...
... rechts neben der Tastatur.

Die Lautsprecher strahlen nach unten ab, und damit teilt auch das DP-32 das Schicksal der meisten Bodenstrahler (auch von anderen Herstellern), dass es eher gedeckt und indirekt klingt. Die Brillanz wird vom Abstrahlverhalten des Fußbodens beeinträchtigt – bedingt durch diese Bauweise. Daran kann man sich gewöhnen, denn das fällt vor allem im Vergleich zu teureren Pianos auf, die über ein aufwendigeres Lautsprechersystem verfügen. Es gibt eine automatisch aktive Funktion, die für eine gehörrichtige Anpassung der Bässe und Höhen bei niedrigerer Lautstärke sorgt und den Klang verbessert.

Der Klavierklang ist das Hauptkriterium beim Kauf eines Digitalpianos, und der klingt beim DP-32 ansprechend und ist mit 128-stimmiger Polyfonie gut ausgestattet. Auch die Hammergeräusche sind hörbar und verleihen dem Klang Authentizität. Der Obertongehalt ist ein wenig eingeschränkt, und beim sehr genauen Hinhören merkt man, dass die Töne in der Ausklingphase geloopt sind und es hörbare Übergänge zwischen einzelnen oberen Tastenabschnitten gibt – aber das ist in dieser Preisklasse auch nicht anders zu erwarten und fällt beim Spielen von einfachen Klavierstücken nicht störend auf.

Die Qualität der Tastatur zusammen mit der Möglichkeit, die Klänge in unterschiedlichen Lautstärkeund Klangschattierungen zu spielen, ist das zweite zentrale Kriterium. Die Tastatur des DP-32 basiert auf einer einfachen Hammermechanik, die sich positiv von normalen Keyboard-Tastaturen oder halbgewichteten Synthi-Tastaturen unterscheidet. Die Klavierklänge lassen sich gut dynamisch spielen, sodass Einsteiger hier auf einem preisgünstigen Instrument die musikalische Gestaltung problemlos umsetzen können. Bei virtuosen Passagen kommt die Tastatur an ihre Grenzen, aber das DP-32 ist eben als Einsteigermodell gedacht.

Das DP-51 besitzt gegenüber dem DP-32 eine wesentlich größere Bedienoberfläche oberhalb der Tastatur. (Bild: Dieter Stork)

Die Leistung der beiden 10-Watt-Lautsprecher ist ausreichend, auch bei voller Lautstärke ist keine Verzerrung zu hören. Und noch ein wichtiger positiver Punkt: Fünf verschiedene Anschlagskurven stehen zur Verfügung, um das eigene Anschlagsverhalten an die Tastatur anzupassen.

Neben den drei Klavierklängen sind 13 weitere Sounds an Bord, die mittels Durchsteppen des Parameter-Buttons oder durch Kombination der Function-Taste mit den untersten 16 Spieltasten erreicht werden. Diese machen in der Preisklasse eine durchaus gute Figur, sowohl E-Piano (Rhodes), Cembalo und die Orgeln sind mehr als brauchbar, die Strings klingen sogar besser als beim teureren DP-51 und eignen sich nicht nur als Layer, sondern auch als eigenständiger Sound.

Selbst in dieser Preisklasse verzichtet Thomann nicht auf weiterführende Features: Alternativ können die Modi Split, Dual (Layer) oder Twinova (Split mit zwei gleich transponierten Piano-Abschnitten) genutzt werden. Jeweils fünf Reverb- und Chorus-Typen, der Split-Punkt sowie das Volumen des Dualklangs und der beiden Split-Sounds können ebenso eingestellt werden wie die Oktavlage des unteren Split-Sounds. Weitere Funktionen, die man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwartet, sind Transponierung, Fine Tuning, Metronom Settings (auch TAP-Tempo-Funktion), fünf eigene Songs (je eine Spur) sowie Stummschalten der linken und rechten Hand im Songmodus. Allerdings ist die Bedienung ein wenig tricky, weil die weiterführenden Funktionen mithilfe des Function-Buttons und einer Spieltaste angewählt und verändert werden.

Als Hardware-Ausstattung sind zu nennen: zwei Kopfhöreranschlüsse, je ein Stereo-6,3-Klinke-Aux-In und -Out, und selbst an einen USB-Anschluss für die MIDI-Anbindung an den Computer wurde gedacht – das ist lobenswert. Mit einem Gewicht von 38,5 kg und den Maßen von 1.320 x 815 x 440 mm ist das DP-32 gut zu handhaben.

DP-51
DP-32

Fazit 1

Ein komplettes Digitalpiano zum Preis eines Keyboards der unteren Mittelklasse, gut dynamisch spielbar mit Zusatzfunktionen wie Split und Dual – hier macht ein Einsteiger sicherlich nichts falsch.

Das DP-51 kostet 95 Euronen mehr, dafür erhält man ein Gehäuse mit zwei Extra-Stützen für die Tastatur, was den optischen Reiz der beiden Modelle in Schwarz (B) und Weiß (WH) erhöht. Und wer noch mal 100 Euro drauflegt, bekommt die schwarz polierte BP-Version – das sieht dann schon recht edel aus.

An Gemeinsamkeiten haben beide »Digitalos«: 128-stimmige Polyfonie, 60 Übungsstücke, fünf Songs, je fünf Reverb- und Chorus-Typen, Dual, Split, Twinova und Metronom. Bei den zusätzlichen Anschlüssen kann das DP-51 mit MIDI-I/O punkten.

Im Vergleich zum DP-32 fällt die größere Anzahl der Bedien- und Anzeigenelemente auf, inkl. eines 3-Ziffern-Displays. Zur Verfügung stehen zusätzlich Buttons und Regler für: Volume, Brilliance, Play/Stop, Record, Duet (Arpeggiator), Style, Song, Start/Stop, Fill A/B, Metro, Tempo, Transpose, Dual, Twinova, Lower (Split) sowie acht Buttons für die insgesamt 40 Klänge. Außerdem erleichtern die über der Tastatur aufgedruckten Zusatzfunktionen die Orientierung – diese werden mithilfe des Shift-Buttons und einer Spiel-Taste angewählt: Hier seien vor allem die drei Touch(Anschlagsdynamik)- und fünf EQ-Einstellungen genannt.

Die Leistungsdaten der Lautsprecher zeigen: Mit 2 x 40 W für die nach unten abstrahlenden Lautsprecher und mit 2 x 25 W für die den Spieler beschallenden Lautsprecher hat das DP-51 mehr Dampf unter der Haube. So ist es auch kein Wunder, dass der Klavierklang direkter und druckvoller daher kommt als beim DP-32. Mit dem Brilliance-Regler kann man die hohen Frequenzen an den Raum anpassen, allerdings wird dadurch der Klavierklang nicht nur offener und brillanter, sondern einige Töne erhalten bei stärkerem Anschlag eine gewisse drahtige Schärfe. Mit den Touch- und EQ-Einstellungen kann man zusätzlich dosieren, wie stark sich der Anschlag auf den Klang auswirkt.

Die K8-Tastatur mit drei Sensoren ist angenehm gewichtet. Sie ist nicht zu schwergängig, arbeitet präzise und ermöglich ein gutes dynamisches Spiel, sodass das Spielverhalten und die »Klangausbeute« für diese Preisklasse wirklich gut sind. Besonders der Klavierklang profitiert von dem Zusammenspiel der Klang- und Tastaturkomponenten.

Bei den zusätzlichen Sounds gibt es mehr Schatten als Licht: Das E-Piano (Rhodes) klingt gut, aber Streicher, Gitarren, Orgeln und Clavinet spielen nicht in der gleichen Liga wie der Klavierklang. Einige Fragezeichen hinterlassen die angebotenen Begleitautomatik-Styles: Es handelt sich um 50 reine Klavierbegleitungen, die zur Unterlegung einer Melodie oder
als Anregung für eigene Begleitungen genutzt werden können – m. E. wären eine bandtaugliche Begleitung mit Bass und Drums praxisgerechter gewesen.

Fazit 2

Mehr Bedienkomfort und ein besserer Gesamtklangeindruck durch das aufwendigere Lautsprechersystem sind die beiden wichtigsten Pro-Argumente für das 59 kg schwere DP-51.

Das 20 kg leichtere DP-32 punktet vor allem bei der Preisdifferenz mit einer Ersparnis von 130 Euro und kann für sich in Anspruch nehmen, günstig und gut zu sein.


Hersteller: Thomann
Internet: www.thomann.de

Preise
DP-32 (B, WH): 444,– Euro
DP-51 (B, WH): 539,– Euro
DP-51 (BP): 639,– Euro

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